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Genersl -Anzeiger str Kildbad und Umgebung.

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Württemberg.

S. Mas. derKönig hat dem in Ruhe­stand versetzten Schullehrer Hahn in Zwerenverg, OA. Calw, die Verdienstme­daille des Friedrichsordens verliehen.

Bei der im Mai und Juni d. I. in Stuttgart vorgenommenen höheren Lehre­rinnenstaatsprüfung ist u. Ä. zum Unter­richt an höheren Mädchenschulen für be­fähigt erklärt worden: Helene Bofinger in Enzklösterle.

Gestorben: 4. Juli zu Liebenzell Stadt­schultheiß Wilh.Schn eider, 31 Jahre alt.

Stuttgart, 3. Juli. Die Ver­handlungen über den Nachtragskredit für de durch die schreckliche Katastrophe heim­gesuchten Ueberschwemmten haben, wie zu erwarten war, zur einstimmigen Annahme des Nachtragskredits geführt. Es läßt sich nunmehr auch einigermaßen übersehen, wie weit die Privat- und Staatshilfe den Unglücklichen Linderung schaffen wird. Die Sammlungen der Privathilfe werden wohl die Höhe zwischen 600000 und 700000 Mk. erreichen. Fügt man noch einen wesentlichen Teil des Staatsbeitrags von 400000 Mk. der natürlich in seiner ganzen Höhe dem Bezirk Balingen nicht überwiesen werden kann bei, so darf als positiv sicher angenommen werden, daß von dem auf 1695798 Mk. geschätz­ten Schaden mindestens 1 Million durch Privathilfe die natürlich dem Bezirk Balingen, für den ausdrücklich gesammelt wurde, ganz zukommt und Staatshilfe gedeckt werden wird. Das ist ein Ergebnis, welches deutschem Wohlthätigkeits-Sinn und deutschem Gemüt für alle Zeiten ein strählendes Zeugnis ausstellt.

Stuttgart, 3. Juli. In der heutigen Sitzung der Kammer der Abgeordneten steht das Ortsvorstehergesetz auf der T.-O. Zum Wort geme det sind Haußmann-Ba- lingen, Sachs, Schumacher, Rcmbold, Geß u. a. Haußmann spricht zu Gunsten des bestehenden direkten Wahlrechts. Die Kom­mission sei zu einer weitgehenden Ueber- einstimmung gelangt, daß die Lösung der Regierung nicht die richtige sei. Auf die Einführung des bürgerlichen Gesetzbuches könne man mit der Aufhebung der Lebens- länglichkeit nicht warten.

Stuttgart, 3. Juli. Die Abgeord­netenkammer lehnte mit großer Mehrheit die Regierungsvorlage ab, in welcher das direkte Wahlrecht für die Ortsvorsteher­wahlen eingeschränkt wird und nahm einen Antrag an, der die Regierung ersucht, einen neuen Entwurf vorzulegen, wonach

Scrmstcrg, 6. JuLi 18S5.

in allen Gemeinden des Landes eine pe­riodische Wahl der Ortsvorsteher auf Grund des bestehenden direkten Wahlrechts ein­geführt wird.

Neuenbürg. Die beschwerdeführenden Umwohner des hiesigen Amtsgerichtsgebäudes sind cntgiltig mit ihren Beschwerden wegen des Umbaues abgewiesen worden. Der Um­bau hat bereits begonnen.

Calw, 2. Juli. Ein Gang in die Umgebung der Stadt zeigt mit welch furcht­barer Kraft der gestrige Sturm gehaust und welche schauerliche Verheerungen er in Feld und Wald angerichtet hat. In unserem Stadtwald sind der Rudersberg und die Aichhalde am meisten betroffen. Hunderte der schönsten und größten Tan­nen sind entwurzelt oder abgegnickt. Auf den Feldern hiesiger Markung gegen Stam- heim hin sind 2 /» des Ertrags durch den Hagel Vernichter.

Calw. Ein weiterer Bericht über das Unwetter meldet: Hunderte von schönen kräftigen Obstbäumen liegen entwurzelt oder geknickt am Boden; was noch steht ist großenteils der Blätter beraubt und schwer durch den Hagel beschädigt. Die Ernte ist so gut wie vernichtet, Hopfen­anlagen zerstört, die Gärtnereien voll­ständig ihres Schmuckes beraubt und die Glashäuser zerschmettert. Und erst die umliegenden Wälder! Hunderte der stärksten Stämme liegen entwurzelt am Boden oder in halber Höhe abgekuickt und zerfetzt, überall sind die Wege mit abgeschlagenen Zweigen rc. bedeckt. Der dadurch verursachte Schaden läßt sich vor­erst gar nicht feststellen. An den Häusern sind tausende von Fensterscheiben zerschmet­tert (die beiden Spinnereien Tanneneck haben allein ca. 1700 Scheiben eingebüßt), Kamine und Kaminplatten heruntergestürzt und die Dächer eingeschlagen, eine Scheuer hat den Giebel ganz verloren, versch ebene Häuser wurden fast vollständig abgedeckt, auch die katholische Kirche wurde durch das am Dach eingedrungene Regenwasser er­heblich im Innern beschädigt. An vem Fa­brikgebäude der H.H. Staelin in Kentheim sind sämtliche Fenster, in den beiden Fabrik­gebäuden nahezu tausend, auf dem Bahn­hof und in der Stadt viele Hunderte zer­trümmert. Den größten Schaden erleiden die hieß Gärtnereien von Mayer, Karch, Klöpfer. Ersterem sind an 3 Warmhäusern sämtliche Fenster auf der Südseite einge­schlagen, ebenso alle Frühbeetfenster mir allein etwa 3000 Scheiben. Die Zier­pflanzen und Gemüse sind zerfetzt.. Und

31. Jahrgang.

das alles das Werk von noch nicht 5 Minuten es ist fast unbegreiflich! Die Badanstalt in der Nagold ist teilweise eingestürzt und da bei der großen Hitze viele Badgäste anwesend waren, so mußten solche, teilweise nur mit dem Hemde bekleidet, sich in die nahe Handelsschule flüchten, unter Hin­terlassung ihrer Kleider und Stiefel, wo­bei einige der Flüchtlinge Verletzungen durch herunterfallende Ziegel davontrugen. Heuwagen wurden vom Sturm umgestürzt und die Ladung teilweise in die Lüfte ent­führt; viele im Feld und auf der Straße sich befindliche Personen wurden durch die Hagelstücke teilweise empfindlich verletzt. Wer zur Zeit des Hagelschlags im Freien war, litt entsetzlich. Biele Leule kamen mit blutüberströmten Gesicht zur Stadt Frau Bauer (z. Badhotel Tein ach), welche mit Kindern und einem Fräulein im Wagen nach Calw fuhr, schwebte für Augenblicke in höchster Lebensgefahr. Bei Kentheim gingen die Pferde durch und rannten, als sie plötzlich die Straße von Bäumen verlegt fanden, nach einem Ver­suche diese zu überspringen, direkt der Nagold zu. Zum Glück schreckte eines der Pferde noch dicht am Ufer zurück so daß der Wagen hier zum stehen kam. In Alt­bulach sind die Felder total verhagelt. Oekonom Goez auf Hof Dicke schreibt: Die ganze vielversprechende Ernte auf dem beinahe 300 Morgen großen Gut ist gleich Null. Der Schaden an den gut- gehaltenen Obstbämen, sowie der am Wohnhaus gelegenen Anlage ist unermeß­lich, ähnlich sieht es in dem benachbarten armen Holzbronn aus."

Nagold, 3. Juli. Ein schreckliches Hagelwetter durchzog gestern Nachmittag zwischen 3'/^ und 3'/r Uhr einen Teil unseres Amtsbezirks und insbesondere ist es unsere Nachbargemeinde Rohrdorf, deren Markung binnen weniger Minuten derart verhagelt wurde, daß der ganze zu erhoffende Erntesegen vernichtet ist. Die Fluren einer über 400 Morgen großen Fläche sind zerstört und der Schaden be­trägt, abgesehen von demjenigen an Obstbäu­men zwischeu40 000 bis50 000 ^Leider sind hiedurch meistens kleine Leute, deren Besitz vorher verschuldet ist, betroffen. Hoffnungs­los greifen die unbemittelten Leute zurSense, um wenigstens die Neste ihrer Halmfrüchte als Biehfutter zu verwerten, trostlos müßten solche der Zukunft entgegensetzen, wenn nicht der Edelsinn und die Opferwilligkeit ihrer Mitmenschen, welche von solch har­tem Schicksal verschont blieben, hilfreich