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Dienstag, 2. JuLi 1893.
31. Jahrgang.
Württemberg.
Stuttgart, 30. Juni. Es wird sehr bemerkt, so meint der „Albbote" daß die Mitglieder der neuen Ständeversammlung noch keine Einladung zum Hofe erhalten haben, während es sonst Sitte war, daß sie bald nach der Eröffnung des Landtags zu einem Diner, sei es in die Wilhelm« oder in den Weißen Saal des Kgl. Residenzschlosses, je nach der Jahreszeit, geladen wurden. Man wußte sich zuerst das Abgehen von dieser hergebrachten Hebungen nicht recht zu erklären. Neuerdings hört man, geben Personen, die dem Hofe nahe stehen, als Grund hiefür — und diese Aeußerungen sind natürlich auch in Abgeordnetenkreise gedrungen — einen Artikel an, welcher vor einiger Zeit im Hauptorgan der führenden Partei in der Kammer zu lesen war und der sich in nicht gerade taktvoller Weise mit einer von Sr. Majestät dem König im Schwarzwald abgehaltenen Auerhahnjagd beschäftigte.
(König Karl Jubiläums-Stif- tung.) Se. Königl. Mas. hat, wie der „St.-Anz." mitteilt, durch Entschließung vom 26. Juni d. I. genehmigt, daß von den verfügbaren Erträgnissen der König Karl Jubiläums-Stiftung in nachstehender Weise verwendet werden: für die Notleidenden 'im Balinger Ueberschwemmungs- gebiet 5000 Mk., für den staatlichen Fonds zur Tragung der Nachschußpflicht der gegen Hagelschaden Versicherten 1500 Mk., woneben die Verwendung eines weiteren Betrags von 5100 Mk. für die Unterstützung von Hagelbeschädigten aus den Erträgnissen des Jahres 1895/96 Vorbehalten bleibt. Außerdem werden u. a. gewährt: dem Verein für Arbeiterkolonien in Württemberg 2000 Mk. Die Medaille der König Karl Jubiläums-Stiftung für tüchtige Arbeiter und Bedienstete, welche in einem und demselben Geschäft bezw. Betrieb langjährige, treue und ersprießliche Dienste geleistet haben, wurde an die 49 Bewerber, von welchen 56 in gewerblichen und 3 in landwirtschaftlichen Betrieben seit mehr als 40 Jahren beschäftigt sind, verliehen.
Stuttgart. 26. Juni. Das zur Erinnerung an das Heimgegangene Königpaar Karl und Olga von Württemberg hier errichtete Denkmal wurde gestern, am Tage der Thronbesteigung des Königs- Karl, mit kurzem Festakt euthüllt. Die Weiherede hielt der Präsident des Ver
eins zur Förderung der Künste Prinz Hermann zu Sachsen-Weimar; Oberhofmarschall Frh. v. Wöllwarth übernahm das Denkmal als Vertreter der Krongut- verwaltuug mit dem Versprechen treuer Obhut. Das Denkmal befindet sich im botanischen Garten der königlichen Anlagen. In der herrlichen Parkümrahmung macht es einen schönen und würdigen Eindruck. Es ist nach den Entwürfen von Professor Halmhuber und Hofbildhauer Curfeß hier ausgeführt. Es stellt sich als eine halbkreisförmige, mit Spitzen versehene Nische dar, von Kehlheimer Sandstein mit einem harmonischen Aufbau, in dessen Mitte die Reliefmedaillons des Königs Karl und der Königin Olga angebracht sind, bekrönt durch einen kränzespendenden Genius. Die Pfeilerreihe läuft zu beiden Seiten in Eckpfeiler aus, welche mit Emblemen des Krieges und des Friedens gekrönt sind. Unten sind zwei Stufen vorgelagert, auf denen die württembergischenWappenthiere, Hirsch und Wwe, ruhen. Die Figuren und Medaillons sind in Bronzeguß hergestellt. Die Kosten des Denkmals betragen ungefähr 50000 Mark; hiervon wurden ca. 30,000 Mark durch freiwillige Beiträge von der Bevölkerung hier und im Lande aufgebracht.
Stuttgart, 26. Juni. Der gestern vom hiesigen Schwurgericht zum Tod verurteilte Mörder Martin Mauth von Leidringen, O.A. Sulz, an welchem aller Wahrscheinlichkeit nach das erste Todesurteil unter König Wilhelm II. zur Vollziehung gelangen wird, ist ein äußerst roher Patron, eine gefühllose Bestie in Menschengestalt. Der Bursche nimmt seine Verurteilung ganz leicht und als selbstverständlich auf, von Reue keine Spur; er gefällt sich vielmehr darin, über seine ' Zukunft ganz rohe Spässe zu reißen. So soll er sich einem Wärter gegenüber geäußert haben: „Was wurd d'r Petrus sag«, wenn i mit am Kopf unterm Arm nufkomm!"
Stuttgart, 27. Juni. Nach einer vorläufigen Zusammenstellung betrug die Zahl der aus Anlaß der Berufs- und Gewerbezählung vom 14. d. M. aufgenommenen ortsanwesenden Bevölkerung in Stuttgart 73422 männliche und 77 909 weibliche Personen, zusammen 151331 (gegen 139 817 nach der Volkszählung vom 1. Dez. 1890). Sonach betrug die Gc- famtzunahme 11513 Personen, 8,23"/o
gegen 11,05°/» Zunahme vom Jahre 1895 bis zum Jahre 1890.
Stuttgart, 27. Juni. Soeben ist im Druck erschienen der Kommissionsantrag für die Vorlage, betreffend die Bestellung der Ortsvorsteher in größeren Stadtgemeinden (Referent: Konrad Haußmann). Nach demselben soll der Entwurf der Regierung kurzer Hand abgelehnt und die Regierung vielmehr ersucht werden, den Ständen in Bälde den Entwurf eines Gesetzes vvrzulegen, durch welches für sämtliche Gemeinden des Landes eine periodische Wahl der Ortsvorsteher auf Grund des bestehenden direkten Wahlrechts der Gemeindebürger eingeführt wird unter sachgemäßer Regelung der Aufgaben der Gemeindc- beamten, insbesondere der polizeilichen Strafbefugnisse, übrigens unter Belassung der Geschäfte der freiwilligen Gerichtsbarkeit bei den Gemeinden. — Bonden Abgeordneten Kloß, Glaser, Schre'mpf,Betz u. Schumacher sind folgende Anträge eingegangen: I. Die Negierung um Einbringung eines Gesetz-Entwurfs zu ersuchen, durch den die Privatfeuer- versichcrungsgesellschaften verpflichtet werden, an die einzelnen Gemeinden, je nach dem Grade der Ausbildung des Feuerlöschwesens derselben einen im Wege der Verordnung festzusetzenden Beitrag bis zur Höhe von 6°/» ihrer Prämieneinnahmen zu leisten. — II. Die Regierung um Einbringung eines Gesetzentwurfs zu bitten, durch den unter Abänderung des Art. 15 der Bauordnung, die Behörden der größeren Gemeinden ermächtigt werden, die Anlieger an solchen Ortsstraßen und Plätzen, deren Herstellung durch öffentliches Verkehrsbedürfnis notwendig geworden ist, im Wege der Ortsbaustatuten zu sämtlichen Kosten der ersten Einrichtung heranzuziehen.
Feuerbach, 29. Juni. Heute Vorm. 11 Uhr ist die Laborirhütte des Pyrotechnikers Lünig, die im Walde auf der Feuerbacher Haide steht, in die Luft geflogen. Der erwachsene Sohn des Besitzers wurde bedeutend verletzt. Wegen Gefahr eines Waldbrandes ist die Feuerwehr zur Rettung der brennenden Umzäunung auf den Brandplatz abgerückt.
H eilbronn, 25. Juni. Am 24. Juli soll hier ein Maffenkonzert, ausgeführt von sämtlichen hies. Gesangvereinen, zu Gunsten der Ueberschwemmtcn stattfinden.
Vom Neckar, 29. Juni. In voriger Woche durchzog eine Zigeunerbande die verschiedenen Thäler unserer Gegend. Viele Augenzeugen erklären nun übereinstimmend, daß sie genau beobachtet hätten, daß die braunen Landstreicher mit einer solchen Geschicklichkeit bei Tag und bei