' Vermischte Nachrichten.

Erneuter Bergarbetterstretk in Oberschlefien.

(WTB.) Beuthen i. Oberschi., 28. Dez. Der ober- jchlesische Bergarbeiterslreik ist erneut im Aufleben. Bei ver gestrige» Frühschicht fehlten die Belegschaften von .Dedwig-Wunsch-Grube", Ludwig-Glllck-Abwehrgmbe". .Castellengo-Grube" und derSchlesischen Grube" voll­ständig. Deutschland aber hat keine Kohle.

Wilson in London.

(WLB.) London, 26. Dez. Präsident Wilson wurde «ach seiner Ankunft von. der Bevölkerung in den bunt beflaggten Straßen lebhaft begrüßt und begab sich dann mit dem Herzog von Connaught zu dein Buckingham­palast. Nach halbstündiger Begrüßung der vor dem Palast versammelten Menge erschien Wilson auf dein Balkon, umgeben vom König, der Königin, Frau Wilson, Prinzessin Mary und dem Herzog von Connaught und dankte der Londoner Bevölkerung für ihren Empfang.

(WTB.) Berlin. 28. Dez. LautB. L.-A." meldet derN. R. C." aus London: Bei Wilsons Einzug in London zeigten zwei gutgekletdete Frauen ein großes Leinwandplakat mit den Worten:Die Hände weg von Nußland!" Die Menge entriß es aber den Frauen. " »>->- --

Aus Stadt und Land.

Ealw» den 28. Dezember 1918.

Fravonrersammlimg.

* Di« Deutsche Demokratische Partei Calw hatte am StÄsshanstag imBadischen Hof" eine allgemeine Frauen- »ersammluag veranstaltet, in der Frau Margarete Hopf (Stuttgart) über das Frauenwahlrecht sprach. Zm Auftrag Her Partei entbot Verwaltungsaktuar Staudenmeyer den überaus zahlreich erschienenen Frauen den Willkomm- Arutz zur politischen Betätigung. Er gab einen kurzen Ueber» blick über di« Ereignisse der letzten zwei Monate, über die Verhältnisse und Mißstände. die zur Revolution geführt haben, und kennzeichnete die neue Lage, mit der auch die Frauen jetzt zu rechnen haben. Gerade die bürgerlichen Frauen »nützten geschlossen zur Wahlurne treten, um die An­schauung des Bürgertums bei dem zukünftigen Neuaufbau de» Vaterlands zur Geltung zu bringen. Die Referentin gab sodann in vornehmen, sachlichen, von feinem weiblichem Pakt getragenen Ausführungen den Zuhörerinnen eine treff­liche Aufklärung darüber, warum sie wählen müssen, und «nter welchen Gesichtspunkten sie in erster Linie ihr Wahl- »r<yt ausüben sollen. Das Wahlrecht bedeute für die Frauen «ine schwere Verpflichtung, einen sittlichen Zwang. Der sittlich hochstehende Mensch müsse sich durch den inneren Zwang noch mehr verpflichtet fühlen, als durch den äußeren. Darin, daß die Frauen jetzt das Recht erhalten haben, über die Geschicke des Vaterlandes mttzubestimmen, liege für sie eine große Verantwortung. Die Frauen der Anhänger der Sozialdemokratie seien viel besser in das politise Leben ein­geführt worden als die bürgerlichen Frauen, und sie werden

hKhtzlk geschlossen für diese Partei eintreten. Die Frau solle ihr Wahlrecht dazu benützen, vor allem die weiblichen Gesichtspunkte bei der Regelung de» Staatslebens in die Gesetzgebung hinzuarbeiten. Bisher habe der Mann auf allen Gebieten die Gesetze geinacht. Es müsse jetzt für einen gerechteren Ausgleich gesorgt werden. Und Frauenforde­rungen seien letzten Ende» immer Menschheitsforderungen. Di« Forderungen der Frauen sollen der Gleichstellung in ver­mögensrechtlicher und staatsrechtlicher Beziehung gelten, dis. Frau soll dieselben Bildung»- und Betätigungsmöglichkeiten haben. Sie sollen so viel als möglich bei der sozialen Für­sorge, der sozialen Gesetzgebung, der Jugendfürsorge heran­gezogen werden. Der soziale Schutz der Mutter und des Kindes »nässe mehr als bisher Platz greisen, denn jedes ein­zeln« Menschenleben stelle jetzt ein kostbares Kapital dar. Auch müßten die Frauen für eine großzügige Wohnungspoli­tik eintreten aus hygienischen und sittlichen Gründen. Sie müßten gegen die gefährlichen sittlichen und physischen Herde der Prostitution und de» Alkoholismus zu Feld« ziehen, so­wie gegen dt« sogen, doppelte Moral des Mannes (kn sexu­eller Beziehung). Der neue Staat werde den berechtigten Forderungen der Frauen entgegenkommen müssen. Was die Stellung der Frau zum Wahlrecht selbst anbelangt, so ver­urteilte di« Rednerin mit Nachdruck die Anschauung vieler Frauen des Bürgertums, daß sie, falls ihre Familie in ge­sicherter Lebensstellung sich befind«, nicht nötig hätten, zu wählen. Die Eemeinsamkeit des staatlichen Zusammenleben» verlange neben der Gleichberechtigung und dem Gemein­schaftsgefühl den Dienst aller an allen. Und alle politischen Fragen greifen ins tägliche Leben ein. Wenn die soziali­stischen Ideen siegen würden, dann würde eine unerträgliche Gleichmacherei eintreten, jeder gesunde Egoismus würde untergehe»!. Die Fra« habe von jeher an idealer Hingebung und Opferfreudigkeit den größten Teil geleistet und sie werde jetzt auch dem Vaterland in seiner höchsten Not den Dienst nicht versage«. Das Weibliche und Mütterliche solle sie in die Politik mitbringen, glaubensstarken Optimismus und Idealismus. Nicht die Politik verderbe den Charakter, sondern der Klatsch und die Putfchsucht, von der Politik werde dir Frau bei richtiger Anwendung nur höchsten Ge­winn für ihren Charakter haben. Politische Meinungsver­schiedenheiten würden in der Eh« selten sein, denn jeder politischen Anschauung liege eine bestimmte Lebensauffas­sung zugrunde. Es seien Kräfte am Werke, die uns in noch größeres Verderben führen würden. Man rechne mit dem Versagen der bürgerlichen Frauen. Um aber Ordnung und Recht im Deutschen Reich wieder einzuführen, gebe es nichts Vornehmeres und Besseres, als diesen Dienst dein Vater­lands. Nachdem der Vorsitzende der Rednerin den Dank der Versammlung ausgesprochen hatte, "gab Handelsschuldtrektor Fischer einen interessanten historischen Rückblick über die Entwicklung der Frauenbewegung. In der Hauptsache sei die Frauenbewegung auf die Umwälzung der wirtschaftlichen Verhältnisse zurückzufllhren, auf die dauernde Zunahme der weiblichen Erwerbstätigkett in und außerhalb dem Haufe. Der Liberalismus habe dem Frauenstimmrecht bald seine Sympathien entgegengebracht. Die demokratische Partei vertrete den Standpunkt, daß entsprechend den Aufgaben, die

der modern« Staat au die Fracken stelle, diesen auch da« Mitwirkungsrecht am Staatsleben eingeräumt werden müsse., Der Redner gab dann längere Ausfiihrungen über pje Stellung der Partei zu den grundlegenden staatsrechtlichen, politischen und wirtschaftlichen Fragen, die beim Aufbau de» neuen Vaterlandes berücksichtigt werden müsse», um dann die wichtigsten Programm punkte der Partei kurz zu bchpre-' chen. Bezüglich der Stellung zur Kirche gab der Vorsitzen d», noch weites Aufklärungen. Die Partei streb« ein Verhält­nis zwischen Staat und Kirche an,, bei dein die Kirche den Charakter als öffentlich-rechtliche Körperschaft erhält. Das» -, Kirchengut soll ihr entweder zur Selbstverwaltung übergeben oder soll sie die Erträgnisse davon zur Nutznießung hdben. Der Religionsunterricht solle mit der Schule verbunden sein, es solle aber der Lehrer nicht gegen sein Gewissen zur Er­teilung von Unterricht gezwungen werden, und auch « die Elter»» sollen darüber entscheiden, ob di« Kinder dem Unter» richt beiwohnen sollen oder nicht. Nachdem der Vorsitzende die Frauen nochmals auf di« große Verantwortung hinge­wiesen hatte, die sie bei Nichtausübung des Wahlrechts auf sich laden, wurde die Versammlung geschlossen. Eine ^ größere Anzahl von Frauen hat sich zur Bildung eintt ^ Frauengruppe Calw eingeschrieben. ' '

Eisenbahnfahrten nur mit Erlanbnisfchein zulässig.

Die Forderungen der Feinde Deutschlands nach der Abgabe von Lokomotiven zwingen lautStaatsanzeiger" das Ministerium der auswärtigen Angelegenheiten, Ber­kehrsabteilung zum Erlaß folgender Bestimmungen:

Vom 2. Januar 1919 an werden aus allen Statio­nen der ivürttembergischen Staatsbahnen Fahrkarten des gewöhnlichen Verkehrs in Personen- und Schnellzügen an Zivilpersonen nur gegen Vorzeigung eines Reise-Er- ^ laubnisscheins abgegeben, der auf Antrag des Reisenden vom Vorstand der Fahrkartenausgabe oder dem von ihm beauftragten Beamten ausgestellt worden ist. Ausge- , , nommen von der Verpflichtung zur Vorzeigung eines besonderen Reise-Erlaubnisscheins sind nur folgende Reisende: .. tu.,

s) Inhaber von Zeitkarten (Monatskarten, allge­meine und besondere Schülerkarten), M ,

b) Inhaber von Arbeiterfahrkarten (Arbeiterwochen­karten. Arbeiterrückfahrkarten),

c) Inhaber von Freikarten und Freischeinen bei dienstlichen Reisen,

cl) Reichs-, Staats- und Gemeindebeamte, die den Dienstlichen Anlaß ihrer Reise durch Vorzeigung einer entsprechenden Bescheinigung ihrer Behörde am Schalter Nachweisen.

Auch diesen Reisenden kann jedoch die Beförderung nicht gewährleistet werden.

Der Reise-Erlaubnisschein wird nur ausgestellt, wenn der Reisende die unbedingte Notwendigkeit und Dring­lichkeit der Reise durch schriftliche Unterlagen oder sonst­wie glaubhaft nachweist.

Für die Schrifü. verantwortl. Otto Seltmann, Calw. Druck und Verlag der A. OelschlSger'schen Buchdruckerei. Calw.

. . ^

Verloren

Stadtschultheißenamt Ealw.

Betr. Abwurf von Flugblättern.

Nr. 43029. K. 18. W. K. 2.

In dem kürzlich von der Flieger-Ersatz-Abteilung 10 in Böblingen Hier und auswärts abgeworfenen Flugblatt ist behauptet worden, es würden drei Fliegerabteilungen ausgestellt und mobil gemacht. Diese Be­hauptung entspricht nicht den Tatsachen; sie ist vermutlich aus die Anordnung «>rückzuführen, daß in denjenigen Korpsbezirken, die im Frieden kein Slieger-Bataillon hatten, ein Fliegerhorst zusammenzustellen sei. Ein solcher Fliegerhorst ist auch für Württemberg vorgesehen. Von einer mobilen Verwendung des Fliegerhorstes ist selbstverständlich keine Rede. Das Vorgehen der Flieger-Ersatz-Abtellung mußte die Oeffent- lichkeit trreführen und war unzulässig. Das Kriegsministerium hat jeg- Lche Flüge zu Uebungs-, Schul- und Propagandazwecken verboten.

Der Leiter des Kriegswesens: Fischer'

Beschlagnahmungen durch Soldatenräte.

Es ist in letzter Zeit vielfach vorgekommen, daß seitens der Eoldatenräte Beschlagnahmungen vorgenommen wurden, die behördliche Anordnungen durchkreuzt und Weiterungen (Verkehrsstockungen, Stör­ungen in der Lebensmittelversorgung usw.) nach sich gezogen haben.

Es ergeht daher hiermit an die Soldatenräte die nachdrückliche Weisung. Beschlagnahmungen unter allen Umständen zu unterlassen, da diese nur von den gesetzlich hiezu befugten Dienststellen vorgenommen 'werden dürfen.

Stuttgart, den 21. Dezember 1918.

Der Letter des Kriegswesens: Fischer.

Kirchliche Versammlung

Am Montag, 80. Dezember, findet Nachmittag 1'/, Ahr

im Bereinshaus in Ealw eine Versammlung

statt, in welcher der neuernannte Generalsuperintendent Prälat l) Schöll die Vertreter der Kirchengemeinden des Bezirks begrüßen und

über die kirchliche Lage und Aufgabe

sprechen wird. Einyeladen sind sämtliche Mitglieder der Kirchengemeinde- sräte des Bezirks Calw sowie alle anderen eo. Männer und Frauen, weiche sich jür kirchliche Fragen interessieren.

Deka« Zeller.

ging auf dem Wege von Neu- nach Altbulach eine

Damenuhr.

Der ehrliche Finder wird ge­beten. diese gegen gute Belohnung abzugeben bei

Michael Reutter, Altbulach

Oberreichenbach.

Eine gute

Fahr- und Nutz-

Kuh

verkauft

Benjamin Mohr. Altburg.

Einen schönen 13 Mon. alten

M

setzt dem Verkauf aus

Friedrich Bolz.

Ein gutes

Fr. Herma««, Reubulach.

unter 2 die Wahl hat zu verkaufen

AE

Alle vom 18. Dezember 1918 bis 11. Januar 1919 hier neu. anziehenden Personen, welche vor dem 12. Januar 1899 geboren: sind, namentlich auch die aus dem Heeresdienst Entlassenen, wolle» sich sofort beim Anzug zur

WWerllftc sSr die LMdMersiminliW

anmelden. Vordrucke find beim Stadtschultheißenamt erhältlich.

In der Zeit vom 2. bis 11. Januar 1919 neu Anziehende haben eine Abmeldebescheinigung über Streichung in der Wählerliste ihres bis­herigen Wohnorts vorzulegen.

Bei der Wahl dürfen nur diejenigen abstimmeu, welche in die Wählerliste ausgenommen find.

Es werde» daher auch diejenigen Wahlberechtigten, welche seither H etwa eine Anmeldung noch unterlassen haben, in ihrem eigenen Interesse dringend aufgefordert, sich sofort anzumelde».

Ealw, den 23. Dezember 1918.

Stadtschultheißenamt. G ö h n e r.

Calw.

Durch den Mangel an Gaskohle veranlaßt müssen wir zu stärkerer. Vergasung von Holz als bisher übergehen. Wo demzufolge bei ein­zelnen Brennstellen ein Nachlassen der Leuchtkraft des Gases beobachtet wird, wolle dem Gaswerk Anzeige gemacht werden, damit Abhilfe ge-i troffen werden kann.

Die Gasabnehmer werden wiederholt aufgefordert, das Kochest auf Gas zu unterlassen, da bet dem geringeren Heizwert des Holzgases der Gasverbrauch in vermeidbarer Weise gesteigert wird.

Den 27. Dezember 1918. ^

Städt. Gaswerk: Frey.

Kaufe ständig

Fleisch

«».'' M.

jeder Art,

zu Fischfutterzwecken

Ankauf amtlich erlaubt.

A. Vropp Rohrdorf-Nagolb

Telefon 60.