treu zu Deutsch-Oesterreich hielten, werden von ihnen hart bedrängt. Das zum Polizeichef von Znaim be­stellte Mitglied der dortigen Narodni, Bydo Maresch, fuhrt ein wahres Schreckensregiment. Charakteristisch für den vormärzlichen Polizeigeist, der nun'in Znaim unter dem tschecho-slomakischen Regime herrscht, ist, daß einem Schüler des Gymnasiums wegen einer harmlosen politischen Aeußerung 25 Stockstreiche gegeben wurden.

Der südslawische Staat immer noch im Werden.

Agram, 21. Dez. (Wien. Korr.-Bur.) Der Thron­folger Alexander hat den ehemaligen Finanzministcr Sio- jan Protic mit der Bildung des Kabinetts des Staates der Slowenen, Kroaten und Serben beauftragt. Die Lösung der Krise wird für heute erwartet.

Die südslawisch-italienischen Gegensätze.

Laibach, 21. Dez. (Laibach. Korr.-Bur.) Der Aus­schuß des hiesigen Nationalrats für das besetzte Gebiet sandte der jugoslavischen Regierung in Belgrad ein Tele­gramm, in dem u. a. im Namen der Iugoslaven von Görz, Triest und Istrien, sowie der besetzten Teile Krams lind Kärntens verlangt wird, daß die Regierung den italienischen Ansprüchen auf jugoslavisches Gebiet mit allen Kräften entgegentrete. Ein Kompromiß hinsichtlich der jugoslavischen Gebiete -könne unter keinen Umständen anerkannt werden.

Die bescheidenen italienischen Ansprüche.

Bern, 20. Dez. Der italienische Marineiniuister hält laut Popolo d' Italia eine Besetzung von Fiume nicht für eine Notwendigkeit, sondern sieht in ihr nur eine Garantie für die Lage in der Adria und die kon­kurrenzlose Entwickelung Triests. Er betont, daß für Italien besonders die Besetzung yon Valona sehr wichtig sei. Aber die Italiener haben nie irgend welche Er­oberungsabsichten gehabt. Sie wollen nur östreich-un- qarisches Land und die ganze Ostküste der Adria. Das Nationalitätenprinzip der Südslawen. Albaner und Griechen hat dabei nichts zu sagen.

Die ganze Welt unter Englands Diktatur.

Kopenhagen, 20. Dez.National Tidende" mel­det: Wie bekannt, verbot England jede Ausfuhr von Rohstoffen von Deutschland an Bord deutscher Schiffe. Durch Verhandlungen des dänischen Ministers des Aeu- ßern erhielt Dänemark nunmehr von England die Er­laubnis, Rohstoffe aus Deutschland auf dänischen Schif­fen auszuführen. Dies wird zur Folge haben, daß in nächster Zeit 40000 Tonnen Kohle, die für dänische Rechnung in deutschen Häfen liegen, nach Dänemark iibergeführt werden.

Die deutsche Flotte soll versenkt werden.

Amsterdam, 20. Dez. Nach einem Telegramm derAssociated Preß" haben, wie ein hiesiges Blatt meldet, die amerikanischen Delegierte» bei der Friedens­konferenz beschlossen, dafür einzutreten, daß die ausge- lieferten feindlichen Kriegsschiffe versenkt werden, damit nicht bei ihrer Verteilung Zwistigkeiten entstehen. Sir Eric Geddes soll diesem Plan bereits zugestimmt haben.

Die Vergrößerung der amerikanischen Handelsflotte durch den Raub deutscher Schiffe.

Bern, 20. Dez. Der amerikanische Pressedienst schreibt, das Washingtoner Schiffsamt hat in seinem Be­richt au den Kongreß die Vollendung des früher bewil­ligten großen Bauprogramms für die Handelsmarine empfohlen. Aus dem Bericht ist zu ersehen, wie die ungeheure jetzt im Betrieb stehende Flotte nicht nur durch die Beschlagnahme der in den amerikanischen Häsen inter­nierten deutschen Handelsflotte vermehrt wurde, sondern auch durch Ankauf internierter deutscher Schiffe, die durch neutrale Staaten wie Columbien, China, Brasilien, Uruguay Penr und Siam beschlagnahmt worden waren. Die Reparaturkosten der ehemaligen deutschen und öster­reichischen Schiffe belaufen sich auf mehr als 3 Millionen Dollars.

Dunkle Reulermeldungen über Wilsons Haltung.

(WTB.) London, 20. Dez. (Reuter.) Zu dem Be­such des Präsidenten Wilson in London: Der Präsident will handelnd austreten. Die Umstände erlauben kein Hinausschieben. Die Nachrichten aus Deutschland zei­gen, daß es absolut notwendig ist, die Bevölkerung mit Lebensmitteln zu versorgen und di« Industrien wieder in Gang zu bringen, wenn die Ordnung gewahrt bleiben soll. Wilson kam mit bestimmten politischen Grundsätzen nach Europa und ist fest entschlossen, sie bei der Rege­lung, an der er teilnimmt, durchzuführen. Die Alliierten haben diese Grundsätze formell angenommen und die Uebergabe Deutschlands fand unter diesen Bedingungen statt. Wilson hat aber sicher in Paris einige Wider­sprüche zu der allgemeinen Annahme und einige Forde­rungen entdeckt, die in den verschiedenen Ländern, Eng­land nicht ausgenommen, aufgestellt wurden. Wilson ist ein außerordentlich entschlossener Geschäftsmann und wünscht zu wissen, ob ein Frieden nach seinen Grund­sätzen kommen wird, oder ob die nationalen Einzelinter­essen überwiegen werden.

China unter dem Druck der Entente.

(SLB.) Amsterdam, 20. Dez. Nach demAllg Hdlsbl." meldet dieTimes" aus Peking, daß der all- üemeine Wunsch der Alliierten, die Deutschen aus China

Ämtllch» Bekanntmachung«».

Bekanntmachung.

Zwecks Aufarbeitung der Rückstände findet vom 23. Dezember 1918 bis einschließlich 2. Januar 1919 die Ausgabe von Entlassungsanzügen, sowie eine persönliche Abholung der Marsch- und Entlassungsgelder nicht statt.

Die Gelder können nach wie vor unter Beifügung sämtl. militärischen Ausweise (Soldbuch. Militärpaß, Ent­lassungsschein usw.) durch die Post angefordert werden.

Calw, den 19. Dezbr. 1918. Bezirkskommando.

Die Ortsbehörden werden beauftragt, Vorstehendes in den Gemeinden auf ortsübliche Weise bekannt zu gebe».

Oberamtmann: Gös.

Die Schultheißenämter werden an die Erledigung des oberamtlichen Erlasses vom 4. Dezember 1918, Calwer Tag­blatt Nr. 286, betreffend

Kriegsgefangene

erinnert.

Calw, den 18. Dezbr. 1918. Oberamtmann : Gös.

Bekanntmachung des Ministeriums des Innern be­treffend unrechtmäßiger Erwerb von Heerespferden und anderem Heereseigeutum.

Aus Ersuchen des Kriegsministeriums wird darauf hin­gewiesen, daß der unrechtmäßige Erwerb von Pferden der Heeresverwaltung und von anderem Heereseigentum nicht bloß die Anfechtung des Kaufes, sondern auch Belangung wegen Hehlerei zur Folge hat. I. V.:

Stuttgart, den 11. Dez. 1918. Haag.

nach ihrem Lande zurückzuschicken, jetzt die Form einer organisierten Aktion annimmt. Fn Honkong wurde be­schlossen, keine Deutschen in der Kolonie zu dulden. Auch die Chefs der Regiernngsämter in Peking haben beschlossen, alle Deutschen aus ihrem Dienst zu entlassen. (Jetzt kommt es immer mehr zum Ausdruck, warum die Alliierten Krieg geführt haben. Nicht gegen den deutschenMilitarismus", sondern gegen den deutschen Unternehmungsgeist. Und der wird jetzt in der ganzen Welt bekämpft. Die Schriftl.).

Vermischte Nachrichten.

Der neue Staatssekretär des Aeußern.

Berlin, 20. Dez. Als Nachfolger von Dr. Sols ist der bisherige Gesandte in Kopenhagen Graf von Brockdorff-Rantzau zum Staatssekretär des Aeußern ernannt worden.

Streik im Ruhrgebiet.

(WTB.) Affen, iS. Dez. Heber die Streikbewegung im Ruhrgebiet wird uns von zuständiger Seite mitgeteilt: Es zeigt sich immer mehr, daß die Ausstaudsbewegung nur das Werk einzelner radikaler Elemente ist, die vor keiner Ge­walt zurückschrecken. Einzelne Trupps ziehen von einem Schacht zum andern und suchen die Belegschaften von ihrer Arbeit abzuhalten. Die große Zahl der Bergleute ist mit der Streikbewegung und den maßlosen Lohnforderungen keines­wegs einverstanden. Obwohl die Zechenverwaltungen be­reits großes Entgegenkommen zeigen und beispielsweise den Häuern Schichtlöhne von 17 -tt zubilligten, werden Schicht­löhne von 20 und Weihnachtsgratifikationen bis zu 1000 gefordert. Außerdem die Herabsetzung der Schichten ,uf 6 Stunden. Eins solche Lohnerhöhung ist für die Zechen­verwaltungen nicht durchführbar. So betrug beispielsweise im letzten Geschäftsjahr bei der Harpener Vergban-AE. der Reingewinn 13,8 Millionen -4t, wogegen die jetzt geforderte Lohnerhöhung 48 Millionen -4t betragen würde. (Deutfch- lnad aber hat keine Kohlen. Es scheint, daß auch hier Ententegeld im Spiele ist, denn so unsinnige Forderungen können von vernünftigen Menschen nicht gestellt werden.)

Ein fürstlicher Schieber

(WTB.) Berlin,- 21. Dezbr. Aus Wien wird dem B. L.-A." gemeldet: DerAbend" macht Mitteilun­gen, wonach Erzherzog Leopold Salvator durch die Lie­ferung von Trockengemüse an das Militärärar, und zwar zu Preisen, die über den Großhandelspreis über ein Drittel oder das Doppelte hinausgingen, einen Ge­winn von 20 Millionen Kronen erzielt habe. Der Erz­herzog war bei diesen Lieferungen lediglich Zwischenhändler.

Diemoralischen" Verpflichtungen der Alliierten gegenüber Rußland.

London, 18. Dez. In seiner Antwort auf einen Brief eines Korrespondenten erklärt der Staatssekretär für den Krieg Lord Milner über das Vorgehen der Alliierten in Rußland u. a.: Man könne ganz sicher sein, daß die Regierung an nichts weniger denke, als daran, britische Soldaten einen Tag länger in Rußland zu lassen, als zur Erfüllung der moralischen Verpflichtungen, die England auf sich genommen habe, notwendig sei. Er glaube, daß dies der leitende Grundsatz aller Alliierten sei. Wenn die Alliierten Rußland sofort verlassen würden, würde die Barbarei, die gegenwärtig nur in einem Teile des Landes herrsche, sich über das ganze Land mit Ein­schluß der weiten Gebiete von Nord- und Mittelasien ausbreiten. Die letzte Folge würde sich als eine viel größere Inanspruchnahme des britischen Reiches darstellen, als die Aufstellung, die England jetzt auf sich genommen

habe. In den letzten Worten läßt Lord Milner durch» blicken, daß er für das englische Weltreich fürchtet, für Indien usw. Deshalb müssen die Alliierten in Rußland Ordnung schaffen. Moralische Verpflichtungen?! Dis Engländer und Alliierten fühlen nur moralische Verpflicht­ungen, wenn es sich um ihre Interessen handelt. Die Schristleituug.

Die Verluste Serbiens.

Bern, 20. Dez. Wie der Progreß de LiM aus Belgrad meldet, hat Serbien nach einem Bericht des Kriegsministeriums durch Krankheit oder Verwundung 332 000 Mann verloren.

Wilson und der Pavst.

Bern, 20. Dez. Nach einem Pariser Telegramm der Epoca wird Wilson vom 29. Dezember bis 2. Januar in Rom weilen und bei dieser Gelegenheit auch den Papst besuchen.

Aus Stadt und Land.

Calw, den 21. Dezember 1918»

.Kriegs-Auszeichnung.

Wilhelm Oesterle aus Altheng stett, bei einem Inf.-Reg., hat zur Silb. Verdienstmedaille das Eiserne Kreuz erhalten.

Postschalterstunden.

* Morgen sind die Postschalter von 1112 Uhr und von 34 Uhr geöffnet.

Vom Rathaus.

In der vorgestrigen Sitzung der Ortsarmenbehörde und des Eemeiuderats, der auch Dekan Zeller und Stadt- pfarrcr Heberte anwohnten, kamen 1485 -4t Stifungs- zinfen und Gaden zur Verteilung. Direktor Weber stiftete für Kriegerhinterbliebene 200 -4t und für den städt. Hilfs- ausfchutz 100 -tt. Elfterer Betrag wurde sofort in Gaben von je 10 »tt an Kriegerwitwen verteilt. Dekan Zeller brachte sodann zur Sprache, daß es manchen heimgekehrten Soldaten an Betten fehle, weil die Kinder größer ge­worden seien und ein eigenes Bett benötigen. Es herrsche in dieser Beziehung vielfach ein Notstand, dem auf irgend eine Weise abgeholsen werden sollte; der Hilfsausschutz solle die Sache in die Hand nehmen und für Ankauf von Betten bestrebt sein, da ein Ankauf von Betten und Möbeln für manche Kriegerfamilien gegenwärtig ein Ding der Un­möglichkeit sei. Die Betten sollen aber nicht als Armen- unterstützung, sondern als Kriegsfürforge verabreicht werden. GR. Bäuchle unterstützt mit warmen Worten diese An­regung und bemerkt, daß es ein Gebot der Sittlichkeit sei, wenn für Betten und eine wohnliche Einrichtung gesorgt werde und daß man den Soldaten beweisen muffe, daß man ein mitfühlendes Herz für ihre Sorgen habe und bereit sei, den Notständen abzuhelfen. Es wurde sodann die Stadt- pslege beauftragt, etwa 20 Betten bei den aufgehobenen Militärlazaretten aufzukaufen. Dr. Autenrieth hat feine Stelle als Leichenschauer gekündigt. Einstimmig wird für dieses Amt Dr. Pfeilsticker, der seine Praxis wie­der aufnimmt, vom 1. Januar 1919 an gewählt. Der Vor­sitzende, Amtsverweser Eöhner, bringt einen Erlaß de» neuen provis. Regierung betr. der Regelung der Aufgaben der Arbeiter-, Bauern- und Soldatenräte zur Kenntnis­nahme und schlägt im Anschluß daran vor, den bereits be­stehenden Milchausschuh zu einem Lebensmittelausschuß zu erweitern und in diesen die vom Arbeiterrat vorgeschla­genen Mitglieder aufzunehmen. Der Eemeinderat stimmt diesem Vorschlag sowie den näher präzisierten Aufgaben des Lebensmittelausschuffes zu. Für die Wahlen zur Landes­und Nationalversammlung müssen die nötigen Vorbereitun­gen getroffen werden. Der Vorsitzende schlägt vor, die Stadt in drei Bezirke einzuteilen. Der links der Nagold ge­legene Stadtteil soll in zwei Bezirke geteilt werden, in einen südlichen und nördlichen; die Abgrennzung bildet der Weinsteg, Biergaffe und Kirchenberg. Der dritte O zirt umfaßt den Stadtteil rechts der Nagold. Der Bezirk I wählt auf dem Rathaus, der Bezirk II im Gebäude des Realprogymnastums an der Kirche (beide Bezirke wie seit­her) und der Bezirk HI im MädchenschulgeLäude in der Badgaffe. Als Wahlvorsteher werden für Bezirk l Stadl­schultheißenamtsverweser Eöhner und als dessen Stellver­treter ER. Dreitz, für Bezirk II als Wahlvorsteher Bürger- ausschußmitglied Zügel und als dessen Stellvertreter ER. Marquardt, für Bezirk III als Wahlvorsteher ER. Bäuchle und als dessen Stellvertreter ER. Schönlen aufgestellt. Die Wahlhandlung dauert von moigens 9 llhr bis abends 8 llhr, Dem Oberholzhauer und städt. Waldvorarbeiter Benja min Dittus von Alzenberg wird für 50jährige Treue und fleißige Dienste eine Prämie von 50 Mark bewilligt. Meh­rere Gesuche um Aufnahme in das Bürgerrecht geben zu keiner Erinnerung Anlaß. Vom Forstamt Hirsau werden der Stadt 850 Raummeter Holz zur Verfügung gestellt; mit dem in den städt. Waldungen aufb/--j»n Holz wird unge­fähr das gleiche Quantum wie im letzten Jahr zur Verfüg­ung stehen. Der Preis des Holzes ist gegenüber dem Vor­jahr nicht viel verändert. Das Gaswerk hat nur noch einen geringen Vorrat an Kohle. Es wird in den nächsten Tagen mit der Vergasung von Holz begonnen werden. Den Schluß der Sitzungen bildeten Mitteilungen von Be­hörden, Pflegerbestellungen, Rechnungen und Dekreüiren.

Für die Schriftl. verantwort!. Otto Seltmann, Calw. Druck und Verlas der A. Oelschläger'fchen Buchdruckerei. Caln>