behörden angewiesen, dahin zu wirken, daß wie den Staatsbeamten, so auch den Angestellten der Amtskör- perschasten und Gemeinden eine wiederholte einmalige Tennmgszulage von den Körperschaften gewährt ivird.

Keine Sonderiügr für Urlauber.

Bon der Eeneraldirektion der Staatseisenbahnen wird tms geschrieben: Für die über Weihnachten und Neujahr uns den württrnib. Standorten beurlaubten Soldaten können diesmal nicht wie sonst Sonderzüg« gefahren werden. Es bleibt nichts übrig, als sie auf fahrplanmäßige Züge zu ver­weisen, und es wird deshalb nötig werden, einen Teil dieser Züge an den für die Militärbeförderung hauptsächlich in Be­tracht kommenden Tagen für den Zivilverkehr zu sperren, Bekanntgabe der gesperrten Züge ist nicht möglich. In­folge der bezeichnet«» Maßnahme werden die allgemein frei­gegebenen Züge noch mehr als bisher überfüllt und es kann eine auch nur einigermaßen geordnete Bewältigung des Ver­kehrs noch weniger als seither in Aussicht gestellt werden. Bor unnötigen Reisen wird daher dringend gewarnt.

Di« Stuttgarter evangel. Gemeinde zur Kirchenfrage.

ep. Zur Besprechung der Kirchenfrage versammelten sich am 17. und 18. d. Mts. viele Hunderte von Männern und Frauen der evangel. Gemeinde von Stuttgart. Von der Bolkskirche, warum wir sie wollen und wie wir sie wollen, sprach als erster Redner Prälat l). vr Scheell. Ihren eigenartigen Wert sieht er in folgendem: Die Volks­kirche allein umfaßt das Ganze des evangel. Volks als Freikirche zerfiele unsere Kirche in einzelne Richtungs- oder gar Standeskirchen und vermag das ganze Volksleben mit khristlichm Geist zu durchdringen. Die Volkskirche sorgt für wahrhaft volkstümliche Einrichtungen. Vor allem aber kön­nen wir unsere religiöse Heimat nur in der Volkskirche fin­den, der jeder Evangelische wie seine Väter äußerlich und von Rechtswegen auch innerhalb zugehort. Prof. I)r- Faut stellte als 2. Redner das Verhältnis von Staat und Kirche im Lauf der Geschichte seit der Reformation dar und zeich­nete scharf die schwerwiegenden Nachteile, die neben man­chen Vorzügen --- die staatliche Gebundenheit für die Kirche hat: Die Staatskirche wird für alles mit verantwortlich ge­macht, was der Staat tut oder unterläßt: das hat ihr die Arbeitermassen entfremdet. Dis Staatskirche kann nicht so, wie sie will und soll. Volksgewissen sein. Der Pfarrer steht im Verdacht, nicht anderes als Agent des Staates zu sein, besten Zwecke er in erster Linie zu fördern hat. Und das Kirchenvolk fühlt sich in der Staatskirche ni^i recht zur Mit­arbeit und Mitverantwortung verpflichtet. Darum ist es erfreulich, daß wir jetzt vor einer Neuordnung dieses Ver­hältnisses stehen, die aber nur nach Maßgabe der deutschen Bedürfnisse, nicht nach fremdem Vorbild zu vollziehen ist. Besonders eindrucksvoll war der dritte Vortrag:Was nun?" von Or. Lempp. Da von der Landesversamm­lung die Zukunft unserer evangel. Kirche und unseres evang. Volkes abhängen werde, habe jeder, der auf seine Kirche noch etwas halte, zu prüfen, ob die Partei, der er seine Stimme geben will, bereit ist, der evangel. Kirche ihren Fortbestand als Volkskirche zu sichern. Dazu ist notwendig eine gerechte Ausscheidung des Kirchenguts bezw. eine Abfindung der Kirche mit einer ausreichenden Rente, Erhaltung des kon- fest. Religionsunterrichts als lehrplanmätzigen Faches in den öffentlichen Schulen und Gewährung der Rechte einer öffent­lichen Körperschaft an die Kirche. Um Klarheit zu schaffen, ist von kirchlicher Seite an die Parteien die Anfrage ergan­gen, wie sie sich zu diesen drei Punkten stellen; die Antwor-

lett werden iekannl -«geben werden. Zuletzi ist er aber nicht die Gunst der Parteien, nicht eine Parlamentsmehrheit, die über die Zukunft der evangel. Kirche entscheidet, sondern der Herr der Kirche selbst, in dessen Hand sie auch heute noch wie wir glauben ein brauchbares Werkzeug ist.

Die Forderungen der Frauen

iu der demokratischen Partei.

Stuttgart, 17. Dez. In der letzten Sitzung des Frauenausschusses der D. demokr. Partei wurde unter denr Vorsitz von Frau Olga Kauffmann beschlossen, für das Hauptprogramm der Partei folgende Forderungen siir die Frau zu stellen:

1. Aktives und passives Frauenwahlrecht zu den gesetzgebenden und öffentlich-rechtlichen Körperschaften, zu den Organen der Selbstverwaltung und den Berufsver­tretungen. Zulassung der Frau als Schöffe und Ge­schworene. 2. Aushebung der gesetzlichen Bestimmungen, welche die Frau privatrechtlich und prozeßrechtlich gegen­über dem Manne benachteiligen. 3. Einheitlicher Auf­bau des Schulwesens, gleiche Bildung und Berufsmög­lichkeiten für die gesamte männliche und weibliche Ju­gend. Schaffung eines besonderen Strafrechts für die Jugendlichen. 4. Gleicher Lohn für Mann und Frau bei gleicher Leistung. Grundsätzliche Gleichstellung der weiblichen Angestellten mit den männlichen in allen Be­ziehungen, insbesondere auf Berufsvorbildung, Rechts­verhältnisse, gesetzliche Interessenvertretung, soziale Ver­sicherungen und Gehaltsfestsetzungen. 5. Hebung der Bolksgesundheit durch weitgehende Reform des Woh­nungswesens. Schutz der Arbeiterinnen und der Jugend­lichen mit Einschluß der Heimarbeit. Ausbau der Sozial­versicherung, Reichswochenhilfe, Mutterschutz, Säuglings­schutz, Reform des HebamMenwesens, Bekämpfung der Volkskrankheiten. Tuberkulose, Trunksucht, Anstellung staatlicher Fürsorgerinnen. Zum Schluß wurden ge­meinsam mit den Vertreterinnen der Frauenorganisationen des Landes Agitations- und Organisationssragen durch- gesprochen.

SCB. Stuttgart, 19. Dez. Der Ständische Ausschuß der Zweiten Kammer hat sich in seiner Sitzung vom 17. Dezember unter Verwahrung gegen die Verhinderung eines Zusammentritts des Landtags und unter Hinweis auf den Erlaß der früheren Regierung vom 9. November 1918 dahin ausgesprochen, daß unter den gegebenen Verhältnissen die schleunigste Einberufung einer verfassunggebenden Landesversammlung als der einzig mögliche Schritt zur Wiederherstellung verfassungs­mäßiger Zustände erscheint.

(SCB,) Stuttgart, 19. Dez. . Es ist uu n aehmueu. die Spur der Einbrecher, die aus der Buchdruckerei Greiner u. Pfeiffer eine große Anzahl Stuttgarter 20- Markscheine (iu Höhe von über 300000 M.) gestohlen haben, ausfindig zu machen. Es wurde auch bereits der größte Teil des Geldes wieder beigebracht. Die Diebe, die mit den Gepflogenheiten der das Notgeld herstellen- dcu Druckerei genau vertraut waren, haben sich sofort Anzüge, goldene Uhren und andere Dinge angeschafft, um die Scheine möglichst rasch an den Mann zu bringen.

SCB. Ludwigsburg. 19. Dez. Der erste Vor­sitzende des hiesigen Soldatenrats, Reiner, hat bis auf weiteres die Geschäfte des von seinem Amt zurückgetrc- tenen Garnisonsältesten, Generalmajors von Gleich über­nommen und zugleich erklärt, daß sämtliche» Militär­personen das Tragen des Degens, bis weitere Anord­

nungen eiiffreffen, gestattet ist. Auch Freiherr »Sst Wächter, Major beim vtab der Inspektion der Ersatz- Abt. Ill gibt seinen Rücktritt vom Amt bekannt.

S.C.B. Ulm, 19. Dez. Unter dem Vorsitz von Stabsarzt Dr. Hölscher hat sich hier ein Bund der Of­fiziere und Militärärzte der Garnison und deren Um­gebung gebildet, der alle Angehörigen des aktiven, in­aktiven und Beurlaubtenstandes ohne Rücksicht auf Be­kenntnis und Politik umfaßt, als Ziel die Vertretung der Interessen der Offiziere und Militärärzte und deren Hinterbliebenen verfolgt. Der Soldatenrat des Ersatz- Bataillons 120 hat sich für die Verprügelung, die ihm auf derBurg" Soldaten des heimgekehrten Infanterie- Batls. 120 zuteil werden ließen, gerächt. Er hat den Kommandeur, Major von Soupin, und andere Offiziere abgesetzt, ihnen keine Lebensmittelmarken verabfolgt, son­dern die Zumutung an sie gestellt, täglich persönlich die ihnen zustehende Mannschaftskost auf derBurg" zu holen.

(SCB.) Friedrichshofen, 18. Dez. Wie bereits vör eini­gen Tagen fuhr am Freitag wiederum ein Sonderzug mit französischen Kriegsgefangenen auf der Fahrt nach Radolf­zell hier durch, wo sie übernachteten, um gestern früh über Konstanz nach der Schweiz weiter befördert zu werden. Der Transport kam über Lindau aus dem Lager Lechfeld und be­stand aus insgesamt 783 Offizieren und Mannschaften. Auf dem hiesigen Bahnhof hatte der Zug zwei Stunden Aufent­halt. Auf dem Stadtbahnhof verließen Offiziere und Mann­schaften ihre Wagen und verbrachten in lebhafter, selbst­bewußter und herausfordernder Siegesstimmung' die Zeit größtenteils auf dem Bahnsteig, begafft von einem Publi­kum, bei dem auch der letzte Hauch von Nationalstolz erstor- ben zu sein scheint. Während des Aufenthalts auf dem Eüterbahnhof gelang es einer Anzahl dieser Gefangenen, in kleineren und größeren Trupps nach der Stadt zu gelangen. Dort überfluteten sie, wie dasSeeblatt" berichtet, alle er­reichbaren Läden und Wirtschaften, wo ihnen leider auch alles Wünschenswerte abgegeben wurde. Unver­antwortlich ist, daß es dieser buntscheckigen und anmaßenden Völkerschar ohne weiteres gelingen konnte, in das Stadt- innere zu gelangen und dort in Weinrestaurants und Wirt­schaften zu kneipen. Schamlos war das Verhalten mancher Frauen und Mädchen, die selbstverständlich bei dem ganzen Rummel nicht fehlen durften.

Evangelische Gottesdienste,

Sonntag (4. Adventssonntag), 22. Dez.: Vom Turm: l3S. Prcdigtlied: 137,Hosianna, Davids Sohn ... 9", Uhr: Predigt, Stadtpfr. Schmid. 1 Uhr: Christenlehre mit den Töch­tern der jünarren Abteilung im Vereinshaus. 2 Uhr: Weih­nachtsfeier der freiwill. Eonntagsschule. 5 Uhr: Abendttiusik des Kirchengesangvcreins als Willkommgruß für unsere heimgekchrten Krieges Dienstag (Hl. Abend), S3. Dezbr.: 4 Uhr im Der- etnshaus: Weihnachtsandacht mit Beichte. Dekan Zeller.

Katholische Gottesdienste.

Sonnlag (4. Adventsonntag), 22. Dezbr.: 8Uhr: Frühmesse- 9'/, Uhr: Predigt und Amt. 2 Uhr: Adventsandacht. Mon­tag, 8'/r Uhr: Gottesdienst in Liebenzell. Dienstag, 8'l, Uhr: Gottesdienst in W ldberg. Nachmittags von 3 Uhr an Beicht- gclegenheit in Calw. Mittwoch (Weihnachtsfest): 6 Uhr: Engelamt, nachher Kominunionausteilung. 7 Uhr: Hirtenmesse. 9', Uhr: Predigt und Hochamt mit Aussetzung. 2 Uhr: feier­liche Weihnachtsandacht. Donnerstag (Stephanustag). 8 Uhr: Frühmesse. 9^/r Uhr: Amt mit Evangelienverlesung. Freitag (Johannistag): Pfarrmcsse iiiit Segnung von Wein um 8 Uhr.

Für die Schrift!, verantwort!. Otto Seit mann, Calw. Druck und Verlag der A. Oelschläger'schen Buchdruckerei, Calw.

Einladung.

ZU Wahl eines Bauern-Rates

ladet sämtliche Landwirtschaft treibende Herretr von Calw auf Freitag Abend 7 Uhr in das Gasthaus zurSchwane" höflich ein.

Der Beauftragte: Oekonom Oettinger.

Henne

schwarz-weiß verlaufen.

Bille abzugeben

Lederflrahe 96.

Guterhaltene

Hirsau» den 20. Dezember 1918.

Todes-Anzeige.

Verwandten, Freunden und Bekannten die schmerzliche Nachricht, daß meine liebe Frau, unsere gute Mutter. Schwester, Schwägerin und Tante

Magdalena Häberle,

geb. Schraft»

im Alter von 48 Jahren nach langem Leiden saust in dem Herrn entschlafen ist.

Um stille Teilnahme bittet

Karl Häberle mit seinen 4 Kindern.

Beerdigung Sonntag Nachmittag um 1 Uhr in Hirsau.

Kllnzettzittzer

samt Iitherschule billig zu ver­kaufen. Näheres

Lederstrabe 166, 1 Treppe.

Einige noch sehr gut erhaltene spanische

Rollwände

sowie ein massiv eichen gebautes transportables

Häuschen

zu jedem Zweck geeignet verkauft

2. Bauz» Babnhofwirtschast Telefon 4.

Zrrie G-brn

für die WshMigru Anstalten des Landes

nehmen entgegen

Dekan Zeller. Stadtpsarrer Schmid.

Nenweiler» 19. Dezember 1918.

Todes-Anzeige.

Verwandten und Bekannten marken wir die schmerzliche Mitteilung, daß meine liebe Gattin, unsere gute Mutter, Schwiegermutter und Großmutter

Marie Rexer,

im Atter van 60 Jahren unerwartet rasch in die ewige Heimat abgerujen wurde.

2m Namen der trauernden Hinterbliebenen:

der Gatte: Jakob Rexer, Metzgermeister.

Beerdigung Samstag Nachmittag 1 Uhr.