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AmLsbtcltL für die StcröL WiL'dbcrd.
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Vkro. 11.
Scrrnstclci, 26. Januar 1865.
31 . Jahrgang-
Württemberg.
S t u tt g a r t, 23. Jan. Zur Feier des Geburtsfestes des Kaisers Wilhelm II. findet, wie in früheren Jahren, ein allgemeines Festbankett statt, und zwar am 27. Jan. im Festsaal der Liederhalle. Reden, allgemeine Gesänge und Musikvorträgc werden den Abend ausfüllen. Zu der Feier sind sämmtliche Einwohner hiesiger Stadt mit ihren Familien-Angehörigen geladen.
— Wie der „Staats-Anz." mitteilt, hat Se. Mas. der König genehmigt, daß aus den Erträgnissen der König Karl-Ju- biläumstiftung von 1894/95 als Beihilfe zur Linderung der durch Gewitterschaden im Jahr 1894 verursachten Notstände die Summe von 8000 ^ der Zentralleitung des Wohlthätigkeits-Vereins zur Verteilung überwiesen wird.
— Nach dem „Deutschen Volksblatt" wurde vom kath. Stiftungsrat Stuttgart beschlossen, statt der geplanten Notkirche eine massive, in einfacher Form gehaltene Kirche in der Stöckachgegend zu erbauen. Die Bausumme ist auf 140000^! veranschlagt; der Bau, dessen Ausführung Reg.- Baum. Pohlhammer leitet, soll bis Ende nächsten Jahres fertig gestellt werden.
Birkenfeld. Verhaftet wurde dieser Tage der etwa 60 Jahre alte Taglöhner
K .von Gräfenhausen. Er wurde
gefänglich nach Neuenbürg eingeliefert. Nachdem er schon früher von der Strafkammer Karlsruhe wegen Jagdvergehen zu mehrmonatlicher Gefängnisstrafe verurteilt wurde, ist er nun dringend verdächtig, rückfällig geworden zu sein. Er soll in der Nähe der Birkenfelder bezw. Gräfenhausener Gemarkung (überhaupt nicht jagdberechtigt) dem Wild nachgestellt haben.
Alten steig, 23. Jan. Für einen Walddorfer Bürger, C. Walz, Gemeinderat daselbst, nahm die Fahrt zur hiesigen Wählerversamn.lung am letzten Sonntag einen traurigen Ausgang. Infolge Scheu- ens der Pferde wurde er aus dem Schlitten auf einen Steinhaufen geworfen, wodurch er sich so schwere Verletzungen zuzog, daß er gestern daran starb,
Alten steig, 24. Jan. Gestern abend um 4 Uhr brach aus bis jetzt noch nicht aufgeklärter Ursache bei Ochsenwirt Kolmbach in der hiesigen obern Stadt Feuer aus. Der Feuerwehr gelang es aber bald, dank der neu eingerichteten Wasserleitung den Brand zu löschen. Dos Gebäude und teilweise auch das Mobiliar
wurden erheblich beschädigt; eine Kuh und ein Schwein, die im Oualm beinahe erstickt waren, mußten sofort geschlachtet werden. Der Besitzer ist versichert.
— In Neuweiler, Postbezirk Tei- nach, wird am 1. Februar 1895 eine Post- hilfstelle in's Leben treten.
Zuffenhausen, 25. Jan. Der Zug Nr. 331 überfuhr gestern Abend in Zuffenhausen bei Posten Nr. 1 ein Fuhrwerk, wobei der Wagen zertrümmert und das Pferd verletzt wurde. Ein Fuhrmann war nicht zu finden. Das Fuhrwerk soll dem Tierarzt von Weilimdorf gehören, dem das Pferd in Zuffenhausen durchge- gangcn sein soll.
Mühlacker, 21. Jan. Der Gauturntag des unteren Neckars hat beschlossen, sein diesjähriges Turnfest dahier abzuhalten.
Reutl ingen, 23. Jan. Vergangene Woche wurde eine energische Razzia auf die Stcuerdefraudanten abgehalten, und zwar mit Erfolg. Es wurden, wie man der Horb. Ehr. schreibt, mehrere hiesige angesehene Bürger mit Strafe von 25,000 bis 80,000 M. bedacht. Die Nachforschungen haben im Geheimen über ein Jahr gedauert, ehe genügend Beweise vorhanden waren.
Saulgau, 22. Jan. Heute früh 2sts Uhr brach, wie schon gemeldet, in den oberen Räumen der Dampfbrennrrei von Jul. Blauw Feuer aus, das sich mit großer Schnelligkeit über die ganze Brauerei mit angebauter Scheuer verbreitete. Die umliegenden Wohn-, Mälzerei-, Wirtschafts-und Oekonomiegebäude konnte durch die eifrige Thätigkeit der hies. Feuerwehr, die unterstützt war durch die Leistungen der allgem. Wasserversorgung, unbeschädigt gerettet werden. Das Sudwerk wurde ebenfalls verschont; man hofft in etwa 14 Tagen den Betrieb aufnehmen zu können. Der Schaden an Gebäuden, Malz, Hopfen, Maschinen, Futter Stroh rc. dürfte sich auf über 100 000 belaufen. Ueber die Entstehung ist noch nichts bekannt; der Feuerherd war in der Nähe der Bräuerwohnungen.
Rundschau.
Mannheim, 23. Jan. Dahier wurde heute der 16 Jahre alte Hermann Braun von Beiertheim bei Karlsruhe festgcnommen, welcher am 15. d. M. seiner Mutter 2000 Mark gestohlen hatte und nach Mannheim
geflüchtet war, woselbst er sich in einem Privathaus einlogirt hatte. Bei seiner Festnahme fand man nur noch 1200 Mark in seinem Besitz.
Sipplingen (A. Ueberlingen), 22. Jan. Veilchen im Schnee! Hier- selbst ist auf einem Rain das erste diesjährige Veilchen gepflückt worden.
— Die hessische zweite Kammer hat mit 30 gegen 17 Stimmen entgegen der Regierung den Antrag auf Einführung einer staatlichen Klassenlotterie in Hessen genehmigt.
München, 21. Jan. Im Bayerischen Walde hat ein genmltiger Schnee- sturm gehaust, dem mehrere Menschenleben zum Opfer gefallen sind. Ein Bauer aus Schorndorfried blieb auf dem Heimwege von Rodnig in der Nähe des Wachtelhofes stecken und erfror. In dem Weiler Zwecking bei Thyrnau wurde ein Dieust- knecht erfroren aufgefunden. In Rodnig selbst werden drei Maurer vermißt, welche man in dem Schneesturm verunglückt glaubt. Ebenso wird ein Bauer von Hermannsdorf vermißt. Auch in Neuöttnig wurde ein taubstummer, lediger Schlosser von dort auf der Tittmoninger Landstraße erfroren aufgefunden. Er scheint in Folge Müdigkeit ein geschlafen zu sein und so den Tod durch Erfrieren gefunden zu haben.
Berlin, 22. Jan. (Reichstag.) Der Reichstag begann heute die 1. Lesung der Zolltarifnovelle. Staatssekretär Posadows ki begründet die Vorlage. Die Erhöhung des Aetherzolls auf 125 Mk. sei zum Schutze der inländischen Industrie nötig, weil die Aether- fabrikanten jetzt einen höher versteuerten Branntwein verarbeiten müssen. Die Zollerhebung von Kakaobutter aus 45 Mk. dient zum Schutze der inländischen Chocoladeindustrie. Die Zollerhöhung auf Honig und Baumwollsamenöl sei nicht durch agrarische Tendenzen veranlaßt. Falls die Vorlage schnell erledigt wird, kann das amtliche Warenverzeichnis im April oder Mai erscheinen, was im Interesse des Han- delsstandes äußerst wünschenswert wäre. (Beifall). Stumm (Neichsp.) beantragt die Ueber- weisung der Vorlage an eine 14gliedrige Kommission. Er fordert und begründet eingehend den Quebrachoholzzoll. Von den deutschen Lederfabrikanten hätten sich 1100 dagegen ausgesprochen,- 400 aber dafür und darunter gerade die großen Gerbereien. Auch dis Schwierigkeit der Einführung eines Quebracho- hollzolles gegenüber den bestehenden Handelsverträgen scheine nicht unüberwindbar. Vud- deb-rg (Freis. Volksp.) spricht sich gegen den Zoll aus. Bei der Vorlage scheine das stska-