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Dmtc- u-rst lnzeigeblatt für den OberamtsbezaL: o-atw.
93. Jahrgang.
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Donnerstag, den 19 Dezember 1918.
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Der Reichskongreß der A.- und S.-Räte in Berlin — Die äußere Lage.
* In Berlin streiten die A.- und S.-Rate sich immer noch nutzlos herum, und vergessen, wie ein Mitglied selbst zugibt, über dem Reden das Handeln. Das Handeln aber ist sehr schwer durchführbar, weil die verschiedenen Anschauungen nicht unter einen Hut gebracht werden können. Die Berliner wollen die Offiziersabzeichen ab- schassen, und überhaupt jegliche Autorität der Offiziere beseitigen. Unliebsame Offiziere sollen von den S.-Näten verabschiedet werde». Um diese Fragen wurde stundenlang herumgestritten. Inzwischen veranstaltete Liebknecht wieder eine seiner beliebten Straßenkundgebungen mit ein paar Tausend zusammengetrommelten Arbeitern, die Abordnungen in den Sitzungssaal mit der Drohung schickten, wenn man sie nicht verlasse, würden nächsten Tages 25000-1 Arbeiter streiken. Es wurde also zwecks Vermeidung von Störungen ein eigener Empfangssaal für etwaige neu hinzukommciide Abordnungen eingeräumt. U 'd schon Kain wieder eins große Abordnung von Arbeitern nch roten Fahnen und Plakaten. Die Abord- r ug verlangte die gesamte Macht der sozialisti- fi sn Regierung in den Händen des Vollzugsrats v.einigt, die Beseitigung des Rats der Volksbeauftragten * Ebert und Genossen), Bewaffnung des Proletariats zum Schutz der Revolution. Nachdem noch der Dolksbeaus- tragte Dittmann erklärt hatte, der Berliner Voilzugsrat 'habe bei den Truppen keine Autorität, wurde der Reichs- regierung mit großer Mehrheit das Recht zugesprochen, die gesamte gesetzgebende und vollziehende Gewalt zu übernehmen. Dieser Beschluß schien der Liebknechtgruppe nicht zu behagen, denn Liebknecht soll erklärt haben, es sei Zeit, dem ganzen Unfug des Rätekongresses ein Ende zu wucherst Deswegen wird von Liebknecht und den Spartakusleuten beabsichtigt die Arbeiter heute aus Kur Betrieben herauszuholen, um gegen den Rätekon- , :eß und die Nationalversammlung zu demonstrieren. ' kan sicht, solche von gewaltsamen Unterbrechungen bs- emslußte Sitzungen können wahrhaftig nicht wertvoll sein. ! nd wenn die Bolksbeauftragten noch weiterhin ihren Standmmkt vertreten wollen, so müssen sie von Berlin ihre Regierung fortverlegen.
Wie die Entente über die Räteregierung denkt, das hat sie setzt Klipp und klar zu verstehen gegeben. Weder die Franzosen noch die Engländer anerkennen die A.- und S.-Rate, weil sie für ihre eigenen Länder keine Vorgänge schaffen wollen. Es scheint aber doch, daß die französischen Sozialisten sich jetzt aufraffen wollen, g'gen die immer toller werdenden Forderungen ihrer Er- i bsrungspolüiker, die eine großzügige Propaganda an- snebcn, um Dcutschcknd zu einem Staat dritten Rangs herunt r »drücken. Nicht nur Elsaß-Lothringen, das jetzt mit den brutalsten Mitteln französisiert wird, sondern das ganze linke Rheinuser wollen die Franzosen dauernd ''chatten, dazu wollen sie, worauf wir schon vsrschie- l .nchich vermiesen haben, den Polen unsere wert- ' oiNen Provinzen im Osten, Oberschlesicn, Posen und ' 6s,tpreußen mit Danzig verschachern, um so die Polen . auernd gegen uns verwenden zu können. Mit den deutschöstreichischen Gebieten wird es genau so gemacht. Nicht nur daß die Tschechen mit Erlaubnis der Entente deutschböhmische Städte besetzen, die Südslawen nieder- iütreichische, die Italiener deutsche Gebietsteile Südtirols, man will die Dentschöstreicher dadurch vom Abschluß an Deutschland abhalten, daß man einen Wirtschaftsboykott gegen Deuffchland in der Schweiz insceniert. der zum Äiverk haben soll, nur soviel Rohstoffe an Deutschland zu liefern, als wir für den Innenmarkt brauchen. Es ist klar, daß wir auf diese Weise als Industrieausfuhrland zu enstieren aufhören müssen und daß wir dann nickt mehr in der Lage sein werden, unsere gesamte Bevölkerung namentlich aber die Arbeiterschaft zu beschäftigen, wodurch wieder unerbitterlich die großen Auswanderungen kommen würden, die wir in unserm Volksinteresse vermeiden sollten. Wie sich alle diese Forderung !- mit dem Programm Wilsons vereinbaren laffen, das müssen uns diejenigen erklären, die bisher als Schwind
ler den Weltruhm aller Zeiten sich erworben haben. Die Alliierten haben außer diesen zweifellos den Stempel ihrer berühmten Versöhnlichkeit tragenden Absichten noch dem Präsidenten eine Schadens, ersatzsumme von 280 Milliarden Franken präsentier!. Also man muß sagen, sie wissen was sie wollen. Bei uns aber streitet man um Offiziersabzeichen, wo der größte Militarismus, der je die Welt beherrscht hat. dazu benützt wird, ein 75 Millionen Volk zu versklaven!
Zur MsWWandL- Md Sriedeursrage.
Ablehnung der A.<- und S.-Räte durch die Entente.
Berlin, 18. Dez. Gegenüber vereinzelt laut gewordenen Zweifeln ob der bekannt gewordene ablehnende Stellungnahme der Entente gegenüber den A.- und S.-Räten geben wir in Folgendem eine Darstellung des Sachverhalts: Am 12. ds. Mts. traf in Trier bei der deutschen Waffenstillstandskommission folgendes Telegramm ein: Staatssekretär Erzberger, deutsche Waffenstillstandskommission: A.- und S.-Rat Kreuznach fragt, ob für das feindlicherseits besetzte bezw. in diesen Tagen zu besetzende Gebiet die ungehinderte Ausreise- und Rückkehrsmöglichkeit für die zu der am 16. Dezember in Berlin stattfindenden Tagung der A.-- und S.-Räte zu entsendenden Delegierten gewährleistet ist. Direkte aufklärende Nachricht erwünscht. Auswärtiges Amt. In Anbetracht der hohen Bedeutung dieser Anfrage beauftragte der Vorsitzende der deutschen Waffenstillstands- Kommission Staatssektretär Erzdergcr ein Mitglied der Kommission sich sofort mit dem O. K. der Alliierten in Trier ins Benehmen zu setzen, um eine Entscheidung in der wichtigen Frage umgehend herbeizuführen. Es fand einn Besprechung zwischen dem deutschen Herrn und einem Vertreter des alliierten O. K. statt, als deren Ergebnis Staatssekretär Erzberger mitteilte, daß die En- lente unter keinen Umständen die A.- und S.-Räte anerkenne. Staatssekretär Erzberger fragt an, ob der Bescheid, wie er im Telegramm vorlag, tatsächlich der Auffassung des Marschails Fach und somit der Alliierten entspreche. Marschall Fach wurde das Telegramm deutsch und in französischer Uebersetzung vorgelcgt. Schon bei der Kenntnisnahme des ersten die Anfrage des A- und S -Rats in Kreuznach wiedergebenden Satzes gab Marschall Foch seine ablehnende Stellung zu erkennen. Zu dem Passus der Nichtanerkennung der A.- und S.-Räte durch die Entente erklärte er ausdrücklich, daß dieser Bescheid seines Vertreters völlig feiner und der Alliierten Auffassung entspreche. Der englische Admiral Weyß gab seinerseits sofort die Uebereinstimmung mit Foch durch die Bemerkung „accorcl" Ausdruck. Damit war eine völlig kompetente Antwort in der Angelegenheit vorliegend. Konnte die Ablehnung der A.-u. S.-Räte in Kiel durch den englischen Admiral allenfalls noch als eine Privatmeinung desselben betrachtet werden, so steht jetzt fest, daß die Entente als solche die A.- u. S.-Räte nicht anerkennt.
Die angeblichen Vorschläge der amerikanischen Friedensdelegierten.
(WTB.) London, 18. Dez. (Reuter.) „Daily News" schreiben: Die grundlegenden Argumente der amerikanischen Delegation in Paris werden folgende sein: 1. Der Völkerbund muß ein Teil des Friedensvertrags darstellen. 2. Freiheit der Meere muß eines der hauptsächlichsten Indizien des Friedens sein, das festgesetzt werden muh, damit Amerika nicht eine Flotte bauen muß, die groß genug ist, um Sicherheit gegen jedes willkürliche Vorgehen durch das eine oder andere Volk zu schaffen. 3. Die Ansprüche, die an Deutschland gestellt werden sollen, müssen festgesetzt werden, und es muß bestimmt werden, inwieweit und auf welche Weise Deutschland bezahlen kann und muß. 4. Die Präliminarfriedensverhandlungen können vertraulich sein; aber die endlichen Beschlüsse der Konferenz müssen öffentlich gefaßt werden. ^>. "Me Friedensdelegierten müssen als Vertreter einer neuen Welt, nicht als deren Beherrscher zusammen kom
men. Jede "andere Handlung würde einen Frieden bedeuten, der Haß hinterlassen und dem bald wieder neue Kriege entspringen könnten. — Wie verlautet, sind die amerikanischen Delegierten dafür, Deutschland in den Völkerbund aufzunehmen, wenn auch unter der Bedingung einer Probezeit. Es wird ferner von einem schon fertig ausgearbeiteten Programm Lloyd George, Clemen- ceaus und Orlandos gesprochen; aber man nimmt an, daß ihre Verabredungen nur vorläufigen Charakter tragen und bezwecken, eine feste Grundlage für die Beratungen zu schaffen. Wie verlautet, behandeln diese Verabredungen u. a. auch die Frage der Schadenvergütung.
Französisch angelsächsische Völkerbundsgedanken.
(WTB.) Bern, 17. Okl. Die französische Presse befaßt sich mit dem zwischen Poincare und Wilson gewechselten Trinksprüchen und hebt übereinstimmend, wie Havas schon mitteilte, hervor, daß die amerikanisch-französische Einigkeit fester als je geschmiedet sei und völlige Uebereinstimmung zwischen Wilson und Poincare herrsche. Der „Temps" bemerkt, nach Wilsons und Poincares Ansichten könne eine Liga der Nationen nur in zwei Stufen gestellt werden. Zuerst müßten die Ententeländer und die Vereinigten Staaten die Festigkeit der freundschaftlichen Beziehungen und die Garantien gegen neue Kriege herbeiftihren. Dann erst würde man Deutschland Mitteilen können, in welcher Meise es in die Liga der Nationen ausgenommen werden könne. Ts werde das in erster Linie von den Deutschen selbst ab- hvngen. Sie müßten beweisen, daß sie die neue Weltordnung aufrichtig annehmen. Bisher sei es nicht gestattet, - nen ein Rcur^ugnis auszustellen. „Journal des Debats" erklärt unter gewitzen Einschränkungen der Zustimmung zu Wilsons Friedenspolitik, daß Wilson von Frankreich eine Sicherstellung des Dauerfriedens wünsche. Die „Humanite" hebt hervor, daß zwischen den beiden Trinksprüchen ein großer Unterschied bestehe. Während Poincare von de« Liga der Nationen unter Vermeidung des Aussprechens des Wortes selbst nur vorübergehend sprach und erklärte, daß die künftige Allianz der Nationen ausschließlich die krieg- s,-enden Mächte der Entente Umsätzen mutze, im übrigen auch sagte, daß dieser Krieg seiner Ansicht nach der letzte sei, war Wilsons Antwort über diesen Kardinalpuntt klar und fest. Wilson habe daran erinnert, daß der Krieg gewonnen werden mußte, damit der künftige Weltfrieden gesichert sei, daß außerdem eine Grundlage für die Arbeit und das Glück der zahlreichen Völker und Nationen, die am Kriege teilgenommen haben, gelegt werden müsse, welche nach dem Sturz des Absolutismus und des Militarismus an einen dauernden Frieden mitzuarbeiten berufen sein würden.
Wilsons Rolle bei den Frirdensverhandlungen.
Oberst House, der Vertraute des amerikan. Präsidenten und Amerikas Bevollmächtige! in Europa, nimmt noch einmal Gelegenheit, über die voraussichtliche Nolls Wilsons bei der Neuordnung in Europa zu sprechen. Nichts liegt dem Präsidenten Wilson ferner, sagte er, als die Rolle eines Diktators in dem europäischen Frieden spielen zu wollen. Wilsons Programm besteht darin, die amerikanische Stimme durch seinen Einfluß den liberalen völkerbund- freundlichen Strömungen innerhalb der Entente zur Verfügung zu stellen. Daß in London und Paris radikale und imperialistische Tendenz im Kampfe liegt, ist kein Geheimnis. Wir hoffen, daß unsere militärische Macht genügen wird, um der Vernunft die Oberhand zu sichern. Die Gerüchte, daß die Länder in Besprechungen der letzten Tage einen englifch-franzöfifch-italienifchen Block gegen Wilson zustande gebracht hätten, erscheinen mir vollständig aus der Luft gegriffen. Amerika würde an einem Gewaltfrieden im alten Stil, etwa in der Form des Friedens von Brest- Litowsk, nicht teilnehmen, Amerika würde ihn nicht unterzeichnen und einen moralischen Protest erheben, und der Liberalismus der ganzen Welt würde sich einem solchen Protest anschließen.
Die Belgier verlangen Luxemburg.
(WTB.) Brüssel. 17. Dez. Havas-Reuter. Der Senat hat die Antwortadresfe auf die Thronrede er»-