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London, 16 Nov. Der Central-News ^ wird aus Tientsin gemeldet, daß der Kaiser von China gestern das gesammte diploma­tische Corps innerhalb seines Palastes in Audienz empfing. Diese Audienz er­regt Aufsehen. Die Friedensvermittlung der Vereinigten Staaten von Nordamerika ist ebenso ohne Erfolg gewesen, wie die­jenige der andern Staaten.

London, 16. Nov. DieTimes" meldet, daß der chinesische General Lien, mitteilt, er sei am 11 Nov. im Gebirge von den Japanern angegriffen worden habe aber dieselben zurückgeschlagen. Am 12. Nov. hätten die Japaner bedeutend verstärkt ihn wiederum angegriffen, seien aber abermals von ihm geschlagen und verfolgt worden.

Chsina. Admiral Jto meldet aus Talienwaw, daß alle von den Chinesen gelegten Torpedos zerstört worden, und daß verschiedene Torpedoboote, Apparate und ein wichtiger Mineplan den Japanern sin die Hände gefallen seien.

Aus Scha n gh a i wird berichtet: Ge­neral v. Hanneken, der China den Frieden um jeden Preis anriet, hat Peking ver­lassen; ebenso 100 Haremsdamen, ver­schiedene Staatsminister und viele wohl­habende Einwohner. Das chinesische Volk verlangt überall den Sturz der Dynastie und des verderbten Mandarinentums. Auch die europäischen Gesandten treffen Anstalten, Peking zu verlassen. In der -ganzen Mandschurei ist der Winter ein­getreten. In Talienwan fielen den Japanern 80 Geschütze, darunter viele Krnpp'sche, und eine Menge Schießvorrat in die Hände. Die Nachricht von der Einnahme Port Arthurs durch die Japaner scheint noch unsicher zu sein. Das japa­nische Parlament ist auf den 2. Dez. ein- berufen.

Der Gräfin "Jache.

Von H- Waldemar.

(Nachdruck verboten.)

(Fortsetzung.)

Muß ick) G-rt immer an der Seite -haben, Herr Graf? Bin ich nickt alt genug, mir m-iue Wege selbst zu wählen? Uebng-us gestehe ich Niemand, außer meinem Gemahl, das Recht zu abfällig über mein Thun und Lassen zu urtheilen!"

Graf Vreden biß sich auf die Lippen, in verhaltenem Aerger. Er verbeugte sich tief, um den ehrlichen Zorn zu veibergen, der ckus feinen Augen blitzte.

Ihre Worte, Frau Gräfin, geben mir viel zu denken und lassen mich an Gerts er verstummte unter dem Blick, der ihn aus Millis Augen traf und ihn warnte, seiner Zunge Zügel anzulegen. Im Grunde wußte er ihr Dank dafür, denn es wäre allzeit eine peinliche Situation geworden, würde sie im Uumuth hier von ihm schei­den.

Deshalb rief er:Empsehle mich, Frau Gräfin!" sprang in seinen Wagen und durch einen leichten Zungenschlag angefeuert, sausten seine Pferde weiter.

Kaum waren Milli die gereizten Worte entschlüpft, bereute sie dieselben auch schon, ffa, als er davonfnhr, machte sie eine Be­wegung, als wolle sie ihn znrückhalten. Wie hatte er gesagt?Ihre Worte geben

.mir viel zu denken." Ja, er hatte Recht und sicherlich mußte er sie verachten, weil sie den Wünschen ihres Gatten so wenig Rechnung trug, weil sie heimlich einen Um­gang pflegte, der ihr sofort untersagt wor­den. Und doch, sollte sie, soweit gekommen, wieder umkehren, sollte sie sich das Ver­gnügen versagen, mit ihr gleichgestimmten Nature» zu verkehren, da er es doch auch nicht thäle?

Noch ehe Milli eigentlich zu einem Ent­schluß gekommen, fuhr der Wage» die Rampe hinauf und hielt vor der kleinen Freitreppe des Rosenhauses.

Dieser Witwensitz der Gräfin Brede», der ältere», war ein kleines Juwel. Was äußere und innere Ausstattung betrifft, war das Kostbarste hier zusammengetragen, was nur liebende Hände beschaffen konnten. Dasselbe war erbaut unter dem Großvater des jetzigen Graf Brede», der es seiner Ge­mahlin zum Geschenk machte und als stän­digen Witwensitz bestimmte. Das Rosen­baus welches seinen Name» den junzähligen Rosen verdankt-, die es umgaben uns au seinen Mauern sich emporrankten, war im Villenstil erbaut und hatte an seiner rechten Seite einen kleinen achteckigen Thurm, wel­cher der Gräfin als Observationspunkt diente, denn von sernen oberste» Fenstern und na­türlich auck vo r der Plattform bot sich dem entzückten Ange eine prächtige Aussicht viele Meilen in die Runde, aber auch alle Wege, die nach Schloß Vreden führten, waren von da aus zu übersehen, so daß die Gräfin Wilma stets wissen konnte, wenn sie es da­rauf anlegte, wer dort ein- und ausging. A» die lucke Seite der Villa schloßen sich die Wo »Häuser an, welche durch eine Thür mit den Gemächer» der Gräfin verbunden waren. Diese Thüre, welche elner früheren Gräfin Brede» gedient halte, um ungestört und ungesehen sich an dem Werden und Blühen der seltenen Exemplare zu erfreue», war nur leicht zngemauerl. und von innen mit einem Schrank verstellt, da Gräfin Wilma behauptete, der feuchte Duft der Gartenerde und der balsaunsche der un­zähligen Blumen verursachte ihr Kopfschmerzen. Daher mochte es auch kommen, daß sie höchst selten nur die Warmhäuser besuchte und daß der Gärtner wohl Ursache hatte, zu klagen und zu sagen:Für wen arbeite ich das ganze Jahr hindurch? Für wen mühe ich mich ab, die seltensten Pflanzen zu ziehen und zu erhalte», die Häuser iinnier mehr mit dem Ausertesendsten zu füllen? Die Frau Gräfin setzt keiner, Fuß in mein Reich, kein anerkennerides Wort kommt vor, ihren Lippen, kaum daß sie den Duft einer der vielen Ro^en einatmet, die ich täglich in die Villa schicken muß."

Der Man» hatte Recht. Die Gräfini liebte es wohl, wenn ihre Gäste bewundernd^ über ihren Reichtum südlicher Flora sprachen, sie freute sich, daß man sie deswegen be­neidete, aber trotzdem vermochle sie ihnen nicht mehr Geschmack adzngewiniieii. Da­gegen streifte sie stundenlang i» dem ein-i sauren Tannenwald umher, ohne andere» Schutz, wie den einer dänische» Dogge welche ihr sehr zugethan war und deren Schutz sie sich lieber anheim gab, wie dem-', jenigen irgend eines ihrer Dienerschaft, oder^ sie jagte auf ihrem Goldfuchs dahin, wenn; die trübe Stimmung, daß sie hier so ein­sam ihre Tage vertrauern mußte, allzusehrs überhand in ihr nahm. Der Haß hatte nicht alle gute Eigenschaften in ihr erstickt, es gab Augenblicke in ihrem jetzigen Lebe»,

in denen sie sich ärmer und verlassener dünkte, wie das ärmste Bettelweib an der Landstraße. In jenen guten, einsichtsvollen Momenten beklagte sie es tief, daß sie selbst in jugendlichem Uebermuthe sich alles fernere Familicngiück verscherzte.

(Fortsetzung folat.)

Werteste WcrcHrrcHten.

Heilbronn, 18. Nov. Der gestern nachmittag um 5 Uhr 20 Minuten von hier nach Biethigheim abgehende Güter- zng Nr. 720 ist beim Einfahren auf die Station Nordheim entgleist, wobei drei Güterwagen umgeworfen wurden, Die Reisenden, des 7- Uhr. 55. Minuten hier abgehenden Zuges mußten umsteigen; der Schnellzug 8 Uhr 18 Minuten konnte wieder passieren. Verletzt, wurde, bei. dem Unfall' niemand. Der Materialschaden ist nicht sehr bedeutend.

Varna. Der Standard berichtet unterm 17. ds. über das Blutbad in Armenien folgendes: Unter der Bevölker­ung in Moneh in Armenien wurde in Folge der Weigerung, Steuern zu zahlen, von türkischen Truppen ein Blutbad an­gerichtet. Bei Ankunft der Truppen legte die Bevölkerung die Waffen nieder. Der ' Gouverneur beschloß indessen, ein Beispiel aufzustellen und befahl den Truppen, auf die Einwohner zu feuern. In 25 Ort­schaften wurden einige tausend getötet. Der englische Konsul setzte an Orr und Stelle einen Bericht an den Sultan auf. j Der Gouverneur der Provinz beschuldigt .den Konsul, die Bevölkerung aufgereizt zu haben und deshalb für die Folgen j verantwortlich zu sein. Eine amtliche ! Note der türkischen Botschaft erklärt, ar- § menische Räuber, Aufständische vom Stamm der Kurden steckten mehrere muselmännische Dörfer in Brand und richteten Berwüst- !uugen an; die an Ort und Stelle ent­sandten regulären Truppen stellten die j Ordnungwiederher. Times glaubt, der Sul- ^ tan werde eine Kommission nach den Orten entsenden, wo das Blutbad vorgekommen. Die armenische Gesellschaft in London richtete ein Schriftstück an Lord Kimberley worin es heißt, die bulgarischen Greuel hätten sich in Armenien wiederholt. Sechs­tausend bis zehntausend Personen seien ermordet, mehrere hundert Frauen und Mädchen mißhandelt und durch Bajonnet- ftiche getötet worden. 30 Ortschaften seien vollständig zerstört, mehrere Personen seien in deneigenen Häusern lebendig mit Kceosin getränkt und verbrannt worden. Die türkischen Soldaten ließen diese Grausam­keiten zu.

London, 17. No. Zu den Greuel- thaten in Armenien wird gmeldet, daß in einem Dorfe, bei Bitlis 400 Frauen miß­handelt, ui Stücke gepackt, andere mit Säuglingen ausgespießt, mit Petroleum begossen und verbrannt wurden im ganzen sind 25 Dörfer zerstört u. 10600 Personen von den aufständischen Kurden getötet worden.

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