Amtsblatt für die StcröL Witöbccö.
Lgemewer Anzeiger für Kilöbad nnd Amgeimng.
AmLsbL'cctL für die StcröL Witöbccö.
Erscheint Lieustag, DonuerSlag u Samstag.
Der AbonnementS-Preis beträgt incl. dem jeden SamStag beigegebenen Aklnftrlrte« Ko««tag»»katt für Wildbad vierteljährlich 1 10 monatlich
40 Pfg.; durch die Post bezogen im Oberamts- Bezirk 1 30 ^ : auswärts l -F 45 Be
stellungen nehmen alle Postämter entgegen.
kM»
Mi»?
MM
Der Znsertionspreis beträgt für die kleinspaltige Zeile oder deren Raum bei Lokal-Anzeigen 8 Pfg-, bei auswärtigen 10 Pfg. Dieselben müssen spätestens den Tag zuvor morgens 8 Uhr aufgegeben werden. Bei Wiederholungen entsprechender Rabatt. Stehende Anzeigen nach Uebereinkunft. — Anonyme Einsendungen werden nicht berücksichtigt.
Nrv 13S.
Dienstaa, 20. Wovernbev 1894.
30. ^ak^gang
Wü rttemberg
Stuttgart, 17. Nov. Dem Vernehmen nach übersteigen die Leistungen Württembergs an das Reich die Ueber- weisungen d>s Reichs an Württemberg für das kommende Etatsjahr thatsächlich um annähernd 700,000 Mark. — Wie dem „Schw. B," versichert wird, soll der Ivürttembergische Finanzetat 1895—97 mit einem ganz beträchtlichen Defizit schließen Der Fehlbetrag soll größer sein, als derjenige der letzten Etatsperiode.
— Für das deutsche Sängerfest, das im Jahr 1896 in Stuttgart abgehalten wird, haben die bürgerlichen Kollegien 30,000 Mk. aus der Stadtkasse zum Garantiefond bewilligt.
Calw, 16. Nov. Die auffallend milde Witterung der letzten Wochen hat die schönste Herbstflora noch wachgerufen. Ueberall findet man sowohl in Gärten, auf Wiesen und Ruinen noch blühende Pflanzen, die von den Bienen fleißig besucht werden. Im Walde und an sonnigen Abhängen trifft man vollständig reife Erdbeeren und blau gereifte Heidelbeeren. Die warme Witterung kommt auch den Obstbäumen vortrefflich zu statten, indem das junge Holz noch gut ausreifen kann. Sämtliche Feldgeschäfte können vollends ausgeführt und die Fntterkräuter noch zweckmäßig ausgenützt werden.
Balingen, 18. Nov. Zur Bestreitung der Kosten, der im Jahr 1893—94 durch Baurat Ehmann von Stuttgart hergestellten Wasserleitung, welche 12 Kilometer weit hergeführt werden mußte und die Stadt Balingen mit ihren 3500 Einwohnern ausgiebig mit Wasser versieht und dabei noch ein Reservoir mit 340 Kubikmeter Inhalt speist, sucht der Gemeinderat ein innerhalb 70—80 Jahren rückzahlbares Darlehen von 300,000 Mk, aufznnehmen.
Ulm. Das 50jährige Jubiläum als Dienstbote feierte hier Margarete Walter, welche 1844 bei dem Besitzer des Hahnengarten, Hrn. Dürr, in den Dienst trat und 36 Jahre treu und ehrlich sich in dessen Familie verhielt. Als vor vierzehn Jahren die Tochter sich mit Kleiderhändl. Zeiß vermählte, ging „s Grelle" mit Der Ehrentag derselben, wurde mit einem Familienfestessen gefeiert. Die Jubilarin erhielt von dem König von Württemberg das silberne Olgakreuz und bezieht seit einem Jahr dis Altersrente.
— Die Berliner Seifenschwindler, die zehnmal so viel Waren schickten, als bestellt waren und sich bei Reklamationen auf die betrügerisch abgefaßten Bestellscheine beriefen, sind vom Landgericht Ul m zu strengen Strafen verurteilt worden. Es erhielten die Kaufleute Emil Wissing 2 Jahre Gefängnis, Mosesmann 2 Jahre Gefängnis, Julius Kohn 1 Jahr 8 Monate Gefängnis, Moritz Kohn 1 Jahr 6 Monate Gefängnis, Lobeck 9 Monate Gefängnis und Bernhardt 4 Monate Gefängnis^
Rundschau.
Todtmoos (Baden). Die Firma Krupp in Essen hat das Wirtshaus und das dazu gehörige Gut „Lindau" hier angekauft. Es soll ein Kurhaus für die Angestellten der Krupp'schen Werke darauf erstellt werden. Der Kaufpreis betrug 80,000 Mark.
München, 16. Nov. Nach einer Meldung aus Innsbruck hat der verhaftete Maurer Meier in Ambras eingestanden, den vor einiger Zeit gemeldeten doppelten Frauenmord begangen zu haben. — In der Bondertannstraße hat sich gestern Abend ein pensionierter Beamter erschossen.
Erfurt, 17. Nov. Das benachbarte reiche Dorf Dachwig, ein Flecken von etwa 1500 Einwohnern, ist von einem furchtbaren Brandunglück betroffen worden.Heute früh 4 Uhr ging in der Nähe der Kirche der gewaltige Brand auf, der, gejagt vom heftigsten Sturme, sich binnen kurzer Frist über eine große Zahl von Gehöften verbreitet hatte. Im Ganzen brannten bis 1 Uhr Nachmittags 26 Gehöfte mit 130 Baulichkeiten nieder.
Erfurt, 18. Nov. In dem Sensationsprozeß gegen den Oberförster Gerlach, und dessen Ehefrau wegen Mißhandlung j des Dienstmädchens Köhler, deren Tod infolge dessen eingetreten, wurde Gerlach zu 4 Jahren Gefängnis, seine Frau zu 4 Jahren Zuchthaus und Ehrverlust auf die gleiche Dauer verurteilt.
Berlin, 15. Nov. In der Löwe- schcn Gewehrfabrik zu Martinikenfelde ist am Samstag ein partieller Ausstand ausgebrochen. Zunächst streiken nur die in der Laufbranche beschäftigten Arbeiter, ca. 400. Die Ursache der Arbeitsniederlegung ist in einer Herabsetzung des Akkordtarifs zu suchen; es soll sich um eine Reduzierung von 20—25 Prozent handeln. Die in Spandau wohnhaften Arbeiter der Fabrik
haben sich an dem Streik nicht beteiligt.
— Die deutsche Regierung lehnte das Anerbieten Chinas, eine Vermittlung in dem chinesisch-japanischen Konflikt herbeizuschaffen, ab. Nur wenn beide krieg- führende Mächte darum nachsuchten, könnte eine Verständigung herbeigeführt werden.
Berlin, 16. Nov. In einer Versammlung der Sozialdemokraten des zweiten Reichstagswahlkreises hielt Bebel einen Bortrag über den Frankfurter Parteitag. Er erklärte, dieser habe auf ihn einen peinlichen Eindruck gemacht; noch nie, so lange die Partei bestehe, sei er so enttäuscht zurückgekehrt. Die kleinbürgerliche partikularistische Strömung verwässere die Partei. Der bayerische Partikularismus und Opportunismus, welchen v. Bollmar systematisch fördere, sei mit dem Parteiprinzip unvereinbar. Das Spottwort von dem bayerischen internationalen Sozialismus sei berechtigt. Er tadelte ferner, daß Leute, die von der Sozialdemokratie keine Ahnung haben, mit Parteiämtern betraut werden. Personen, wie der badische Abgeordnete Stegmüller wären früher in der Partei unmöglich gewesen. Wenn das so weiter gehe, würde Redner gezwungen sein, seine Thätigkeit in der Parteileitung niederzulegen. Zum Schluß beantragte Bebel eine Resolution, die bedauert, daß der Parteitag den Vertretern der Landtage nicht bestimmte Direktive gegeben und sich partikularMschen Strömungen überlassen habe. Diese Resolution wurde mit Beifall angenommen.
Aus Mühlhausen (Elsaß) wird der „Frkf. Ztg." über das neue Mühlhauser Postgebäude geschrieben: Selten wohl mag die so oft mißbrauchte Redensart, daß ein Gebäude ein Schmuck für die ganze Sadt bildet, so berechtigt sein wie hier. Der ganze Bau ist des bekannten Baukünstlers würdig, des Straßburger Postbaurats Bettcher, der allen von ihm entworfenen Postbauten im Elsaß einen künstlerisch wirksamen und immer der Eigenart des Ortes auf das glücklichste angepaßten Charakter zu geben verstanden hat. In hervorragender Weise ist dann bei der Ausschmückung des Baues mit dem Architekten der Bildhauer Ricgger aus Straßburg Hand in Hand gegangen.
Bremen, 14. Nov. Der Steuermann Spree von dem Bremer Schiffe „Paul Isenburg" ist wegen Mißhandlung des Matrosen Petersen zu 8 Jahren Zuchthaus vom Schwurgericht verurteit worden.