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Amtsblalt für die Stadt Witöbaö.

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Er cheini Dienstag, Donnerstag u Samstag.

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stellungen nehmen alle Postämter entgegen.

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Uro 2.33.

Donnerstag, 13. Wovernber 1894.

3V. talingang

Württemberg

Stuttgart, 13. Nov. Auf gestern Bormittag 11 Uhr hatten die hiesigen Anarchisten wiederum eine öffentliche Ver­sammlung als Fortsetzung der am ver­gangenen Mittwoch aufgelösten im Gasth. z. „Hirsch" einberufen. Der Referent Niehden-Berlin hatte nach der „Tagw." kaum 10 Minuten über das Thema „Inter­nationale Reaktionsgelüste" gesprochen, als die Polizei dieselbe aufhob. Zwischenfälle kamen nicht vor. Eine nachherige Zu­sammenkunft, sog. „Diskussionsstunde" ver­fiel ebenfalls der Auflösung, weil sie als Fortsetzung der Versammlung betrachtet wurde.

Stuttgart, 13. Nov. Die evange­lische Landessynode nahm heute einen Antrag Ellen mit 38 gegen 18 Stimmen an. Derselbe besagt, daß in Zukunft die Landessynode je nach 3 Jahren zu einer ordentlichen Tagung zusammentreten soll. Die zweite ordentliche Versammlung soll für die Folge ausfallen, wenn das Kirchen­regiment mit Zustimmung des Synodal­ausschusses eine Einberufung nicht für nötig hält.

Heilbronn, 12. Nov. Die Unter- spchung wegen des an der Witwe Schutz­mann begangenen Raubmords richtet sich nun auch gegen ein im Hause der Ermor­deten wohnendes Ehepaar. Dasselbe wuröe am Samstag verhaftet. Der 28 Jahre alte Mann, ein früherer Hausknecht, jetzt Kutscher, soll durch sein Benehmen und durch seine Reden mit Beziehung auf den Mord den Verdacht auf sich gelenkt haben.

Neuenbürg. Mit dem Wehrbau der Firma Genßle u. Co. wird es nichts werden. Die K. Kreisregierung hat das Gesuch der genannten Firma um die Er­laubnis zum Bau einer Stauanlage ab­gewiesen. Damit dürfte dieser die Ufer­bewohner sehr beunruhigende Plan end- giltig fallen gelassen fein. Wohl jeder rechtlich Denkende wird mit der Entscheid­ung der K. Kreisregierung zufrieden sein

Hirsau, 12. Nov. Unser Kloster ist durch Fürsorge des hiesigen rührigen Ver­schönerungs-Vereins jüngst um ein wert­volles Besitzstück reicher geworden, eine in geschnitztem eichenem Rahmen gefaßte Orientierungstafcl im Blaßstab von 1: 300, 1,10 Meter hoch, 1,40 Meter breit, worauf mittels verschiedenartiger Farben sowie durch Buchstaben und Zahlen die einzelnen Klostergebäude, bezw. Ruinen,

nach Alter, Bestimmung u. s. w. kenntlich gemacht sind. Der Blick des durch den Kameralamtsbogen eintretendenWanderers fällt sofort auf dieses zur Linken an der Wandung aufgehängte treffliche Veran- schaulichnngsmittel. Der Plan ist von dem hiesigen Schullehrer Götz gefertigt, der in uneigennütziger Weise seine künst­lerische Hand dem Verein und eben damit einem edlen Zweck zur Verfügung gestellt hat.

Rundschau.

Karlsruhe, 9. Nov. Aus dem Zellen­gefängnis in Bruchsal entsprang vor einiger Zeit ein Sträfling, obwohl es mit einer hohen Ringmauer umgeben und durch Schildwachen fortwährend beobachtet ist. Man erzählt von dem Entwichenen, daß er während der vier Jahre seines Auf enthalts in dem Gefängnis aus der Sta- niolumhüllung des ihm gewährten Schnupf­tabaks sich Schlüssel anfertigte, mit denen er nachts die Thüren öffnete. (! ?) Er stieg dann in dem Orte Hambrücken, Ist- Stunden von Bruchsal entfernt und etwa 1500 Einwohner zählend, in das katholische Pfarrhaus ein und entwendete 2000 Mk., sowie eine Soutane des Pfarrers, mit der er seine Zuchthauskleider zudeckte. Bis jetzt ist er noch nicht wieder einge­fangen.

— Zur Warnung gereicht folgender Fall, den die „Karlsr. Ztg." erzählt: Gestern starb der Landwirt Johann Fischer an einer Bleivergiftung. Er hatte eine schadhafte Mostpresse vor etwa 3 Wochen am Auslauf mit Blei ausschlagen lassen und von dem Moste, der durch den Aus­lauf geflossen war, getrunken.

Baden-Baden, 12. Nov. Mildem Bau der Bahn Bühl-Bühlerthal wird im nächsten Frühjahr begonnen werden, um die Bahn sobald als möglich dem Betrieb übergeben zu können. Abgesehen von dem großen Vorteil den diese Bahn dem im Bühlerthal stark betriebenen Holzhandel und dem Weinbau bringt, bietet dieselbe dem Touristen eine willkommene Ergänz­ung der Fahrgelegenheit bis an die Berg­abhänge. Für die Luftkurorte Wieden­felsen, Plättig, Sand, Hundseck, Herren- wies ist die Bahnverbindung nicht zu unter­schätzen.

Berlin, 12. Nov. Das „Kl. I." meldet ans Wien, aus dem Bluwschacht des Kvhlenwerks der Leipziger Kredit­anstalt in Wiese bei. Bruck in Böhmen

fand am Samstag Abend eine Explosion schlagender Wetter statt. 19 Arbeiter wurden getötet, sechs Leichen wurden ge­borgen, die übrigen liegen in der brennenden Grube.

— Das Denkmal, welches die württ. Offiziere ihren im Kolonialdienst gefallenen Kameraden, Hauptleute Kling undKränzler, Lieutenants Günther und Frhrn. v. Varn- bühler aus dem hiesigen Garnisonfriedhose errichtet haben, ist gestern Nachmittag in Anwesenheit des württ. Gesandten Frhrn. v. Barnbühler, vieler hoher Persönlich­keiten und Offizieren enthüllt worden. Der Kolonialrat des Auswärtigen Amtes war durch den Geheimen Legationsrat v. Kaiser vertreten.

Dresden, 12. Nov. Ein „ehrlicher Freund" wurde hier in der Person des Viktualienhändlers und Nachtwächters F. G. Hantschke zu einer Gefängnisstrafe von 2 Jahren juiid 3 Jahren Ehrverlust verurteilt. Derselbe erhielt von einein befreundeten Manne, der eine längere Gefängnisstrafe zu verbüßen hatte, ein Los der Braunschweiger Lotterie ausge­händigt , um einen etwaigen Gewinn einzuziehen. Auf das Los fiel die Prämie von 300,000 Mk. und der Gefangene er­hielt vom Losverkäufer als Anteil die Summe von 32 400 Mk., die Hantschke einkassierte, jedoch nicht ablieferte, sondern als Anzahlung für eine Mietkaserne be­nützte, die er sich schleunigst gekauft hatte.

Leipzig, 10. Nov. Das Reichsge­richt hob das vom Mannheimer Gericht am 27. Juni gefällte Urteil auf, durch welches Kaufmann Traumann und drei Inhaber der Firma Salomon Maas von der Anklage der Untreue freigesprochen worden waren. Hingegen wurde die Revision des Staatsanwalts gegen die in Mannheim am 21. Juni erfolgte Frei­sprechung des Wilhelm Maas und des Dr. Max Maas von der Anklage der Untreue und der Unterschlagung ver­worfen.

Hamburg, 43. Nov. Seit heute Nacht um 3 Uhr wütet ein orkanartiger Südweststurm, dervieleSchädenanDächern, Schornsteinen, Fenstern nnd kleinen Fahr­zeugen auf der Elbe angerichtet hat; der Lloyddampfer „Preußen," der bei der Werst von Blöhm und Boß liegt, wurde lcstge- rissen und hat mehrfach Schaden verursacht während er selbst unbeschädigt blieb. Die Tclephvnlinie nach Lübeck ist unterbrochen.