521
liches Nebengewerbe sehr zu empfehlen, da sie überhaupt sehr leicht die Bienenweide bedeutend verbessern und dadurch noch höhere Erträge aus derselben erzielen könnten. Neben dem eigentlichen Nutzen, den die Bienenzucht dem Bienenzüchter gewährt, hat sie noch allgemein n Nutzen für die Wohlfahrt des ganzen Landes. Durch die Bienenzucht wird der nationale Wohlstand bedeutend vermehrt. Wir alle wissen aus eigener Erfahrung, daß alle Pflanzen in ihrer Blütezeit nur dann Früchte ansetzen können, wenn der weibliche Teil der Blüte von dem Blütenstaub der männlichen bestäubt wird. Diese Befruchtung kann nur stattfinden durch Wind und Wetter. Jedoch wie oft geschieht es nicht, daß in dem großen Haushalte der Natur Verhältnisse cintreten, welche die Befruchtung auf diesem Wege verhindern und dann würden unsere Bäume und ein sehr großer Teil der landwirtschaftlichen Pflanzen gar keine Früchte bringen. Man klagt dann über schlechte Erträge. Aber die Weisheit Gottes schuf die Bienen, Hummeln, Hornisten, Wespen rc gewissermaßen als Befruchtungshelfer, aber vorzugsweise die Bienen, weil nur diese infolge ihrer Honig-und Wachserzeugung von den Menschen in größeren Gesellschaften gepflegt und überwintert werden, daher auch zu der Hauptblütezeit der meisten Kulturgewächse in größerer Menge fliegen. Betrachten wir doch einmal die lieben Immen, wie sie unermüdlich zu dieser Zeit von einer Blüte zur andern fliegen, um Blumenstaub und Honig zu sammeln zu ihrer und ihrer Brut Ernährung. Sie bestäuben sich mit dem Blumenstaube den ganzen Körper, sie kleben Klümpchen davon an ihre Hinterfüße, und so kann es denn gar nicht anders sein, als daß sie den männlichen Blütenstaub auf die weibliche Einzelblüte übertragen und auf diese Art die Pflanze befruchten. Die Erfabruog hat es bewiesen und von Niemand kann es bestritten werden, denn es ist Thatache, daß Ernten an Obst- und Feldfrüchten in bienenreichen Gebenden viel besser sind als in Gegenden, wo keine Bienen gehalten werden, und daß der Einfluß der Bienenzucht auf die Befruchtung der Pflanzen von sehr großer Bedeutung ist.
(Schluß folgt.)
Der Hrästn Mche.
,,B) Von H-Waldemar.
(Nachdruck verboten.)
(Fortsetzung.)
Ein Besuch sollte nur stets im Gedächt- uiß bleiben, oder vielmehr sollten mir die Einzelheiten später wieder einfallen. Ich meine den Besuch bei meiner Stiefmutter. Sie empfing uns freundlicher, wie ich gedacht, nachdem wir sie von der Hochzeits- seierlichkelt ausgeschlossen hatten. Milli verlor bald ihre Schüchternheit und plauderte in ungezwungener Weise mit der Gräfin und deren Freundin, welche bei ihr zu Besuch war. Nach einer halben Stunde brachen wir wieder auf, um auch noch andere Besuche in der Nachbarschaft zu erledigen. — Wir saßen schon im Wagen, als Milli ihr Büchelchen mit den Visitenkarten vermißte." Ich sprang wieder heraus und eilte die teppichbelegten Treppen empor in das Empfangszimmer. Doch ehe ich die Portiöre theilte, welche dasselbe mit dem Entree verband, hörte ich, wie die Gräfin sagte: „Milli ist recht hübsch, ihr Lärvchen verräth aber wenig Geist und Charakter.
Wie konnte mein Herr Sohn so geblendet sein!" — Diese Worte fielen nicht auf unfruchtbaren Boden. Die Thatsache an sich konnte mich nicht sehr erschüttern, da ich mir Aebnliches in den letzten Tagen klar gelegt und mir vorgenommen hatte, noch auf Milli ei»zuwirken, da ich es aber aus» sprechen hörte von einer Seite, welche mir, wie ich wohl wußte, sehr wenig geneigt war, und die es in solch spöttischem Tone aus- fprach, das war es, was mich verstimm» und verdrießlich macht. Wie ich wieder in den Wagen kam, was ich vorher zur Gräfin gesprochen, was sie geantwortet, weiß ich nicht mehr, ich erinnere mich nur, Laß Milli unaufhörlich die Gräfin löbtt und nicht müde wurde, sie zu bewundern, bis ich ihr, vielleicht nicht allzufreundlich, bedeutete, darüber zu schweigen. Wie ein erschrockenes Kind drückte sie sich in die Wagenecke und sprach keine Silbe mehr. — Das war der Beginn der Stimmung, in der Du mich heute siehst. Zwei lange Jahre habe ich es stillschweigend getragen; wem sollte ich auch klagen? nun zum ersten Male kommt cs mir über die Lippen.*
Breden hielt erschöpft inne und bedeckte die Augen mit seiner Hand.
„Was kann ich Dir zum Tröste sagen, Gert, das Dich nicht verletzte? ' fragte Elisabeth weich. „Milli ist glücklich in ihrer Art, und daß Du sie so gemacht, danke ick Dir herzlickst. Sit ahnt nichts von dem Zwiespalt Deiner Seele, Gert, wenigstens scheint es mir so. Leider ist das schöne Verbältnis zwischen uns Schwestern seit Eurer Verheiratung nicht mehr dasselbe. — Werde nicht heftig, Gert. Muß ich Dich versichern, daß ich ganz genau weiß, wie Dü keinen Theil daran bast? Aber Milli ist völlig verändert, so daß ich schon reichlich mit mir zu Rathe ging, ob es nicht bester sei, ich bliebe nicht bei Euch, meine Kenntnisse kann ich überall verwerten."
„Du willst doch nickt als Erzieherin in der Welt herumziehen?" rief Breden so entsetzt, daß Elisabeth unwillkürlich lachen mußte.
Leidet es De n Stolz nicht, Gert, daß die Schwester Deiner Gemahlin in abhängiger Stellung ist?"
„Nein; aber ich könnte es auch nicht ertragen. Dich zum Spielball der Laune» Anderer gemacht zu sehen, Dich, welche dazu bestimmt scheint, die Perle einer jeden Häuslichkeit zu werden. Daraus wird nichts, Elisabeth, das schlage dir völlig aus dem Sinn. So lange nicht ein Anderer Dich uns entreißt, so lange bleibst Du bei uns. Ich werde Milli eindringlich ihr Benehmen Vorhalten, denn auch mir fiel ihre kurze, um nicht zu sagen, unartige Art auf, mit der Sie Dir begegnet, und doch sollte sie Dir dankbar sein, denn Deine Anwesenheit allein, Dein Verständnis für Alles, was Mick bewegt, mich beschäftigt, verleiten mich, wieder länger in Millis Gesellschaft zu bleiben. Du weißt gar nicht, wie öde der Winter hingeschlichen, wie ich mich freute, daß wir mit jedem Tage uns dem Frühling näherten, de: es erlaubt, daß man die meiste Zeit tm Freien verbringt, anstatt daß ich mit einem Büche bei Milli saß, die mich unzählige Male mit Nichtigkeiten unterbrach, bis ich ärgerlich das Buch zukiappte und in meine Gemächer ging."
Breden hielt seufzend inne und durchmaß mit großen Schritten das Gemach, dann blieb er plötzlich vor Elisabeth stehen und sägte fast rauh:
„So rede doch! Ich könnte versucht sein, zu glauben, Du nähmest auch nicht den geringsten Anteil an mir und meinem Geschick."
„Du thust mir Unrecht, Gert," erwiderte das junge Mädchen sanft und so leise, daß er sich zu ihr niederbeugen mußle, um sie zw verstehen. Du mußt zugeben, daß es für mich sebr schwierig ist, hier zu urteilen, dort die Schwester, welche ich gehegt und gepflegt, mein Liebling, den Du anklagst, und hier Du selbst —- ' ^
„Nun?"
„Dem ich ein besseres Loos gewünscht hätte," schloß sie fest.
„Elisabeths"
Sein Tön li-ß sie erschauern, aber sie sagte sich, daß es an ihr liege, die Täuschung von ihm zu nehmen, darum fuhr sie fort: „Verstehe mich recht, Gert, ick beklage Dich, weil ich aus Erfahrung weiA. wie bitter es ist, nicht verstanden zu werdet. In Deinem Fall liegt aber viel Selbver- fchuldung, denn nicht allein, daß Pu MM kanntest, bevor Du sie zu Deiner Gemahlin machtest, sondern Du ließest Dich durch Andere beinflusseu, und das ist es, was ich bei Deinen sonstigen Charaktereigcnschafte« uicht begreifen kann und was ich tadcklr. Warum legtest Du den gehässigen Worten Deiner Stiefmutter so viel Gewicht bei? Glaubtest Du nicht, daß sie dieselben sprach, nur, weil sie wußte, daß Du noch einmal zurückgekehrt warst und daß Du sie unbedingt hören mnßtest? War cs nicht ihre Absicht. Dich in dem zu treffen, was Dir dos Liebste war? Und leider ist es ihr auch g«^ lungen, Dich Milli zu entfremden," schloß sie traurige» Tones.
„Nein, das vermochte sie nicht, Elisabeth," versetzte Breden eifrig, aber ich gebe zu, daß ich unzufrieden wurde und mehr an Milli auszusetzen wußte, wie vor unserem Besuch."
(Fortsetzung folgt.)
Vermischtes. ^
(Ein König auf dem Veloziped.) Wenn man den norditalienischen Blätteru glauben darf, so hätte König Umberto die Muße der Villegiatur in Monza zum Studium des Fahrrades benutzt. Schon in 2 Stunden soll der König das Belo- zipedfahren erlernt haben. Dagegen brauchte die Königin dazu 2 Tage, aber auch sie — wie die Prinzen — sitzt heute fest im Sattel und macht im Parke gnße Fahrten. Den Anstoß zu dem Veloziped-Kultus in der königlichen Familie gab bekanntlich die Prinzessin Lätitia, die in Turin öffentlich auf dem Bicycle umher zu reiten pflegt.
— Einem charakteristischen Beitrag zum Kapitel von unlauterem Wettbewerb liefert ein Vorfall, den der „Konfektionär" erzählt. In dem Schaufenster eines Kleiderladens war ein elegantes Herrenbeinkleid, in auffallender Weise ausgelegt und mit dem Preise von 3 Mk. ausgezeichnet. Ein Kunde verlangte das betreffende StüF. Das ging aber nicht so glatt; erstens war jene Sorte, mit Ausnahme des im Fenster befindlichen Stückes „gerade ausverkauft," zweitens war ganz oben in der Ecke des Preisschildes noch die Zahl 95 angebracht, welche man unter zu Hilsenahme eines Vergrößerungsglases ganz gut sehen konnte, und endlich war der Preis von Mk. 3.9L selbstverständlich nur für ein Hosenbeine