496

dortiges Dampfbad besuchten, beim Baden im Bassin durch heiße Wasserdämpfe der­art betäubt, daß sie ertranken, ehe ihnen Hikfe zu Teil ward.

Der oberste Sanitätsrat sprach sich bezüglich der neuen Serumbehandlung bei Diphterie dahin aus, daß er die aufmerk­samste Prüfung des Heilserums dringend empfehle, doch sei bei der Anwendung des neuen Mittels, dessen Nebenwirkungen und Indikationen noch nicht hinreichend er­forscht seien, die größte Vorsicht nötig. Die Heilversuche seien auf die Heilstätten zu beschränken, die eine wissenschaftliche Würdigung der Behandlung verbürgen. Der Bezug von Serum sei noch sehr schwierig, weshalb Vorsorge zu treffen sei, daß nur solches Serum Verwendung finde, das unter der Gewähr anerkannter Fach männer und unter Beobachtung der gesetz­lichen Vorsichtsmaßregeln abgegeben werde-

London, 16. Okt. DieCentral News" versichern aus verläßlichster Quelle, daß in letzter Nacht Japan Vorschläge betreffs einer Beilegung des Krieges ge­macht wurden. Japan lehnte jedoch die dafür aufgestellten Bedingungen, zu denen China seine Zustimmung gegeben hatte, ab. Zum Präsidenten des japanischen Landtags wurde Kusumoto, zum Vizeprä­sidenten Schimado gewählt. Die feierliche Eröffnung des Landtags wird durch den Kaiser selber erfolgen- In Tokio ist eine große Anzahl Kriegsgefangener an­gekommen.

Meldung aus Wiju: Beide Armeen stehen sich noch an den Ufern des Jalu- flusses gegenüber. Jamagata erwartet schwere Artillerie, ehe er zum Angriff über­geht. Bon Spionen wird die chinesische Streitmacht auf 25,000 Mann geschätzt.

Ein Bild von der Stimmung in Peking entwirft ein Ende August ge­schriebener Brief an denStandard": Die Erniedrigung Chinas in den Augen aller europäischen Nationen, die völlige Kriegsunbereitschaft, die ersten Nieder­lagen und die allgemeine bange Furcht, daß weiteres nationales Unheil droht alles das hat im ganzen Lande eine Er­bitterung gegen die Beamtenwelt erzeugt, der man die ganze Schuld zuschreibt. Sind die Beamten es doch, die dem Volk das Mark aussaugen und dann von der erhobenen Blutsteuer wenig oder gar nichts für Zwecke des öffentlichen Wohles ver­wenden. Bon allen Seiten des Volkes ertönt dasselbe Klagelied- Munition, die in enormen Mengen auf den Fracht­scheinen steht, ist nirgends zu finden. Kanonen auf den Forts von Futschau, von denen alles abnehmbare Metall von Räubern gestohlen worden ist, Garnisonen, die nur auf den Zahlungslisten der Be­amten stehen, Entlassung von Kanonieren und ausexerzierten alten Soldaten, weil sie zu teuer zu stehen kamen und ersetzt durch junge grüne Kulis. Unterrichtete Personen behaupten, daß die ganze chine­sische Marine nicht mehr als 25 Geschosse für jede Kanone besitzt. Es wird ein wohlbeglaubigter Fall erzählt, wo die Ladung aus einem angekauften Torpedo gestohlen wurde. Besonders stark ist die Erbitterung in Canton und Shanghai, wo die Chinesen im Verkehr mit den Euro­päern ansaugen selbst nachzudenken. In

Hanghai ist kürzlich ein ärgerlicher Fall .iS Licht gezogen worden, in den der Neffe

des Bizekönigs Li-Hung-Ttschang tief ver­wickelt ist. Die Sache kann ihm und seinen Spießgesellen leicht Amt und Kopf kosten. Diese Gesellschaft hat anfangs des Jahrs chinesisches Reis an Japan verkauft. Er ging mit Erlaubnis des Bizekönigs zoll­frei aus, weil die 250,000 Pikuls angeb­lich zum Besten der Hungernden auf Korea verwandt werden sollten. Bei einer so gewaltigen Transaktion war natürlich die Mitwirkung des chinesischen Residenten 'auf Korea, Auan, nötig. Aber wäre der ^ Krieg nicht ausgebrochen, so möchte die Sache wohl niemals aus Tageslicht ge­kommen sein. Jetzt werden die Anstifter des Handels und andere reiche Beamte allgemein alsVerräter" gebrandmarkt. !Das Volk verlangt, daß die Schuldigen der Gerechtigkeit überliefert werden.

! Barcelona, 15. Okt. Einigen hic- sigen Fischern ging gestern ein ungeheurer Delphin ins Netz und wurde ans Land geschleppt und getötet. Das Seeungetüm ist fünf Meter lang und wiegt über 2000 Pfund. Im Magen des Tieres fand man eine große Menge von Meerpolypen und Tintenfischen.

Petersburg, 16. Oktober. Die heute eingetroffenen Nachrichten aus Livadia stellen das Befinden des Zaren als den Umständen entsprechend befriedigend hin. Die Frage einer späteren Uebersiedlung von Korfu nach Algier werde ernstlich ventiliert, doch solle erst Professor Leyden darüber entscheiden.

-- Wer nach Rußland reisen will, muß sich in seiner Heimat einen Ausweis über seine Religion verschaffen. Ohne einen solchen visieren die russischen Kon­sulate die Pässe nicht. Pässe für Reisende jüdischer Religion werden gar nicht visiert.

Shanghai, 18. Okt. Hier ist das völlig unbestätigte Gerücht verbreitet, Port Arthur sei von den Japanern eingenommen und Hauptmann Hanneken liege im Sterben in Folge von Blutzersetzung nach Ver­wundungen.

Lokales. f

Wildbad^ 19. Okt. Die Herbst-' Kontrollversammlung für die Mannschaften des Beurlaubtenstandes der Gemeinden Wildbad, Calmbach, Enzklösterle findet am Mittwoch den 7. November, nachmittags 3 Uhr, bei der Trinkhalle in Wildbad statt. Es haben hieran teilzu­nehmen die Reservisten, die Dispositions­urlauber, die zur Disposition der Ersatz­behörden Entlassenen und die Halbin­validen, welche noch im reservepflichtigen Alter stehen.

5)

Der Hrästn Mache.

Von H- Waldemar.

(Fortsetzung.)

Fräulein Milli," sagte er deshalb bittend zu seiner Begleiterin,warum quälen Sie sich und auch mich durck solche Worte, die nur darauf ausgehen sollen, mich zu ver­letzen. Sie erreichen ihre» Zweck nicht, denn ich weiß seit langer Zeit oder ich glaube zu wissen, daß in Ihnen ein anderes Gefühl iebt, das mich vor dem Vergessenwerden schützt. Habe ich richtig gesehen, den Glanz ihrer Auge» richtig gedeutet?"

Milli senkte den Kopf so tief, daß der Hut ibr Gesicht völlia überschattete, somit entging Bredeu die Röte, welches sich über dasselbe ergoß, aber auch der Strahl reinsten Glückes, das die lieblichen Züge noch um Vieles verschöuie.

Milli, Sie antworten mir nicht?" rief Vreden nach einer Weile,wie möge» Sie mich so quälen?"

Er beugte sich nieder und blickte unter den schützenden Schirm des großen Hutes, während er sagte:

Fast könnte ich neidisch werde» auf dieien Hut, der mir immer wieder den An­blick Ihres Gesichtes entsteht."

Da trai ihn ein B ick aus Millis blaue« Auge», so voll reiner Glückseligkeit, voll trunkener Liebe, daß er hätte jauchzen möge», aber er durfte nur ihren Arm, der t» dem seiuigen lag, zärtlich an sich Pressen, wollte er nicht die Aufmerksamkeit auf sich und Milli lenke». Aber selbst dieses armselige Zeichen seiner Liebe erfüllte ihn mit unaus­sprechlicher Seligkeit, denn er suhlte, wie Millis Herz heftig und laut pochte.

Breden hatte die Entfernung gut aus­gerechnet, denn kaum hatte er sich Gewiß­heit verschafft, trat die heitere Gesellschaft von allen Seiten herbei, um zu beraten, wo man sich niederlasse,i sollte. Es gab ei» solch wir, es Durcheinander, daß Milli nicht Gelegenheil fand, »nt Elisabeth einige Worte zu wechseln, und als sie endlich ein niedliches geschütztes Plätzchen erlangt halten, befand sich Lantern noch immer an Elisa­beths Seite und sie se bst hing noch an Vre­dens Arni. I» der lustigste» Stimmung nahmen die vier jo innig befreundeten Menschen das Mahl ein; die Unterhaltung stockte nie­mals, trotzdem Milli sanft still und in sich gekehrt daiaß; nur wenn sie, was selten geschah, Vredens Blicken begegnete, huschte eju leves, glückiickes Lächeln, aber auch eine liefe Nöthe über ihr Gesichtche».

Die kluge Elisabeth hatte auch ohne Aufklärung erraten, was vorgegangen, sie erwartete mit Ungeduld den Augenblick, da sie mit Lauter» umheiwandern und somit das junge Paar allein lassen konnte. Denn allein wollten sie sein, das bewies schon das Plätzchen, das Breden ausgesucht und das weit ab von der übrigen Gesellschaft zwischen hohen Buchen gelegen war. Als das andere Paar gegangen, erhob sich Breden und ließ sich zu Füßen Millis, welche auf einem Steine einen Sitz inprovisirt hatte, nieder.

So," sagte er mit leuchtenden Auge», jetzt sind wir allein; nun, theure Milli, lassen Sie mich ihre Antwort wissen. Nein, senken Sie den Kops nicht so tief, Milli, Sie können mir nicht entfliehen."

Will ich es denn?" hauchte sie leise.

So liebst Du mich, Milli, sprich?" rief er jubelnd, während seine Hände »ach den ihrigen faßten, und als ein leisesJa" von ihren Lippen ertönte, schloß er sie un­gestüm in seine Arme.

Also mein, doch endlich mein! O Milli, warum machtest Du es mir so schwer?"

Ich konnte Dir doch nicht entqegen- kommen und Du fragtest mich ja nicht," erwiederte sie einfach.

Wirst Du es bei mir ruhelosem Manne aushalten, Milli? Willst Du versuchen, mich au die Scholle zu binden, mir das -schloß meiner Väter gemütlich zu gestalte» ?"

Ich versuche und wage Alles, Geliebter!" sprach Milli innig und schmiegte sich an Bredeu.

USo liebst Du mich?"