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sammlungslokal. Sämtliche Truppen im Kohlenbecken sind marschbereit.

Antwerpen, 16. Okt. Eine Feuers- brunst zerstörte in der vergangenen Nacht die Niederlage von Josson und die Maga­zine von Felix Coulemann am Kanal Amidon. Die Niederlage enthielt eine große Menge Waren. Das Kaffeelager ist völlig vernichtet. Erst des Morgens gelang es der Feuerwehr das Fcner ans seinen Herd zu beschranken. Von den Hafen- bassins^ ist keines in Mitleidenschaft ge­zogen. Menschen sind nicht verletzt worden.

Veroneser und Mailänder Blätter bringen ganze Spalten über den unge­heuren Schneefall, der in der letzten Woche die Landstriche in den Voralpen heimgesucht hat. In Cammarata diBedonia erreichte der Schnee die beträchtliche Höhe von 30 Centimeter, die Obstbäume sind durch die Kälte sehr beschädigt Wie der Piccolo" von Cuneo meldet, sind die Militärbaracken am Colle del Mnlo meter­tief eingeschneit. Seit Menschengedenken, schreiben die Blätter, hat es in dieser Jahreszeit in Italien nicht so stark ge­schneit und gefroren.

London, 16. Okt. Nach Berichten aus englischer Quelle wird die Lage der Portugiesen an der Delagoa Bai immer kri­tischer. An 30000 rebellische Kaffer stehen jetzt vor Lorenzo Marquez, das sich in vollständigem Belagerungszustand befindet. Falls die Eingeborenen zum Angriff auf die Stadt schreiten, ist diese den Kaffern auf Gnade und Ungnade überliefert. Nach einer Mitteilung des Korresp. einer der deutschen Kreuzer der ostafrikanischen Station zum Schutze der deutschen Reichsangehörigen nach der Delagoabai beordert worden.

London, 16. Okt.Limes" melden, daß Japan folgende Friedensbedingungen ge­stellt hat: Kriegsentschädigung, Unabhängigkeit Koreas, Annexion von Formosa, bedeutende Reformen der Verwaltung Koreas. Ausschluß Chinas von der Einmischung in dieselbe.

Times" meldet aus Tientsin, 15. ds.: In Peking ist ein kaiserlicher Erlaß erschiene», wonach die chinesische Negierung volle Ver­antwortlichkeit für den Schutz der Ausländer übernimmt. Das Geschwader hat die Docks wieder verlassen, die Reparaturen sind beendet, die Pulvervorräthe erneut.

Tokio, 13. Okt. Ein offisielles Tele­gramm aus Soeul meldet: Japan ist gegen­wärtig Herr auf Korea. Die japanischen Truppen säubern Korea von Vagabunden und Räubern. Es steht fest, daß England nach Kräften an der Beilegung des Krieges arbeitet und daß Rußland Japan nicht gestatten werde, Korea zu annektieren.

^Schanghai, 15. Okt. Der bereits gemeldete Aufruhr wird vollkommen be­stätigt. Die Rebellen sollen ziemlich gut bewaffnet sein. Die Behörden versuchten, den Aufstand zu unterdrücken, hatten aber keinen Erfolg. Zwei Mandarinen wur­den getötet. Es wird befürchtet, daß die Rebellen gegen Wutschang vorrücken, dessen Garnison an die Küste geschickt worden ist. (Wutschang liegt am Dang-tse-Kiang und ist die Hauptstadt der Provinz Hu-Pe.)

Ostafrika. Im Nyassa - Distrikt herrscht, wie derKz.-Ztg. berichtet wird, eine Heuschreckenplage. In einigen Ge­genden ist die Ernte vernichtet. Bei Ky kuin und Ukambani war es, als ob sich eine Ueberschwemmung über das Land

ergösse. Augenzeugen sagen, daß die Felder einer rollenden See glichen. Die Erde war dick mit den Tieren bedeckt. In den zwischen der Küste und Uganda gelegenen Landstrichen herrscht großer Mangel an Nahrungsmitteln. Die Karawanen werden Mühe haben, in das Innere zu dringen und der Verkehr wird eine Zeit lang stocken.

Der Gräfin Jache.

4) Von H. Waldemar.

(Fortsetzung.)

Milli, fast sollte iw Dir zürnen," ent­rang es sich endlich ihren blutleere» Lippen, daß Du mir bisher so wenig Vertrauen schenktest. Du behandelst Breden ebenio wie alle Herren, ni e sollte ich denn ein tieferes Interesse vermuthen? Und dann, Milli legtest Du nicht seinen Galanterien zu viel Werth bei?"

Nein das that ich nicht, wenigstens nicht so lange Du Dich weniger um ihn bekümmertest. Als er aber in Dir eines Tages die Gelehrte entdeckte, war es mit Allem plötzlich vorbei!" rief Milli erregt und bitter.Bei Eurer Unterhaltung war ich allerdings überflüssig und dann, was scherte es den Grafen, daß er durch seine Liebenswürdigkeit mein armes Herz gefangen nahm, daß ich im Wachen und im Träume» nur ihn, seine edle Männlichkeit sein hoch­herziges Wesen vor Augen sehe? Was ist ihm, dem Siegesbewußten, ein gebrochenes verzweifelndes Mädchenherz, wenn nur er

-nein, nein, ich rede im Wahnsinn,

er ist edel und gut."

Erschöpft ließ sie sich wieder in sihren Sessel fallen und schloß die Augen.

Arme Milli," sagte Elisabeth leise und sanft,ich ahnte nicht, daß der allerdings angenehme Umgang mit dem Grafen auch Dir Herzeleid bringen würde."

Beruhigend strich sie der geliebten Schwester die wirren Löckchen aus der Stirne.

Milli faßte die liebkosende Hand und zwang Elisabeth, sich zu ihr herabzubeuzen. Lange blickte sie in deren klare, dunkle Augen, van» sagte sie: »Nein. Du täuschest mich nicht, Schwesterchen, Du hast keinen Theil daran, daß Breden mich nicht liebt. Du nicht. Verzeihe mir die Worte, die ich im Unmuthe zu Dir sagte."

Von ganzem Herzen, meine thenre Milli."

Der Tag des Pikniks brach an und Milli, welche vernommen, daß auch Breden mit seinem Freunde daran theilnehmen würde, freute sich kindlich auf das bevor­stehende Vergnügen.

Als sie frisch und blühend am Morgen jenes Tages in das Frühstückszimmer trat und mit ihrem Lächeln alles bezauberte, ahnte Niemand, welche Kämpfe sie vor wenigen Tagen ausgestanden, es wußte Nie­mand, mit welchen Gefühlen sie diesem Piknik entgegenginz. Nur Elisabeth, die treue Schwester, sah an der ungeheuren Lebhaftigkeit Millis, an dem Flackern und Lprühen der blauen Augen, welche Unruhe das junge Mädchen beseelte. Und eist, nachdem sich die Gesellschaft auf den Weg gemacht, nachdem jede Dame ihren Kavalier hatte und Etisabeth ihre Schwester unter Bredens Schutz wußte, erst dann konnte sie

sich Lanterns interessanter Unterhaltung widmen. Elisabeth hatte schon immer Breden beneidet, um die Wunder, die er auf leinen Reifen erschaut, aber die Bilder, die Lautern vor ihrem Auge entrollte, stellte» alles Andere in tiefere Schatten. Auch die eigene selbstbewußte und doch nachlässige Art, wie der Graf erzählte, fesselte sie nicht am weiiiasten, und wenn er in kurze», aber um so treffendere» Worten eure Löwen­jagd erklärte, wenn sie das Blitze» seiner grauen Auge», das Vibriren der geschwun­genen Nasenflüget beobachtete, mußte sie sich gestehe», daß sie noch nie interessantere Schilderungen vernommen. Aber nicht sie allein genoß in vollen Zügen, was diese Stunde ihr bot, sondern auch Laurern fühlte sich von ihrer ruhige» Weise, wie sie ihn zu ermuntern veistand, wie sie immer wieder andere Gebiete berü rte, derart gefesselt, daß ec es bedauerte, als die Gesellschaft auf dem allgemeinen Versammlungsplatz an- gelangt war.

Wäbrend die Unterhaltung zwischen Laurern und Elisabeth jedesmal stockte, während sie wie alte Bekannte verkehrten, wollte bei Breden und Milli sich die alte Vertraulichkeil nicht so bald einsteken. Beide waren besangen durch das, was ihre Herze« bewegte, und trotzdem es in Beider Herze» das gleiche war, so dauerte es doch lange, bis Milli ihre natürliche Heiterkeit und Breden eine» herzliche» und doch unbefan­gene» Ton gefunden hatte».

Sie empfanden gewiß große Freude, Herr Gras, als Sie ihren Freund jo un­erwartet trafen?" fragte Milli endlich nach minutenlanger Pause.

Sicherlich," erwiederte Breden, ich war um so mehr erfreut, als ich ihn noch im Innern Afrikas vermuthete."

Wird er längere Zeit hier verweilen?"

Ich glaube wobl, Fräulein Milli, aber leider kann ich seine Gegenwart nicht mehr lange genießen, den» dringende Geschälte rufen mich ab, ich muß übermorgen Sche- veiininge» verlassen."

Breden heftete forschend seinen Blick auf Millis Gesicht. Er sah zu seinem Ent­zücken, wie sie tief erbleichte, wie es krampf­haft um ihren kleinen Mund zuckte, ehe sie die wenigen Worte hervorbriugen konnte: Sie wollen fort?"

So würde Sie meine Abreise berühren, Fräulein Milli?" fragte Breden in unter­drücktem Jubel.Werden Sie mich ver­missen?"

Langsam kehrte die Farbe in Millis Antlitz zurück, sie hatte Zeit sich zu fassen und ihm ruhig zu antworten:

Gewiß, Herr Graf, ich werde Sie ver­missen, denn wir alle mochten Ihren Um­gang sehr gerne."

Aber Sie, Milli, wie denken Sie da­rüber?"

Eigentlich hätte ich nicht nöthig, auf diese Frage zu antworten, da bekanntlich Gedanken zollfrei sind, aber ich will gnädig fei», Herr Graf, so hören Sie: Die anderen Herren werde» wohl dafür sorgen, daß ich Sie bald vergessen muß."

Milli lachte übermüthig; aber es war ein gezwungenes Lachen, das merkte Breden wohl, auch bewies ihm ein rascher Blick in die blauen Augen, welche ihn so heraus­fordernd anblitzten, daß es mit dem Ver­gesse» wohl nicht so rasch gehen würde. Eine rasche Entgegnung schwebte ihm auf der Lippe, aber er unterdrückte sie in Anbe­tracht der kurzen Zeit, welche ihm noch ver*