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6 Gänse sowie 400 Haufen Frucht wur­den ein Raub der Flammen.

Frankfurt a. M., 27. Aug. Bei dem gestrigen Niederradfahren um die Meisterschaft von Europa siegte Lehr- Frankfurt auf einer Strecke von 10 000 Metern.

München, 27. Aug. In dem Neu­bau in der Türkenstraße 60 brach heute mittag Feuer aus; der Neubau stürzte teilweise ein, drei Arbeiter wurden ver­schüttet; bisher ist ein Arbeiter schwer­verletzt hervorgezogen. Die Rettungsarbeit dauert fort.

In Asch heim (Bayern) ist der ver­heiratete Sattlcrbauer Brunwald nebst zwei seiner Kinder Infolge Genusses von giftigen Schwämmen gestorben.

Wiesbaden, 26. August. Die Kalt­wasserheilanstalt Dietenmühle, Aktiengesellschaft, wurde von Bauunternehmer Philipp Helfmann in Frankfurt für 590,000 Mark angekaukt. Der neue Besitzer will den Kurbetrieb einstellcn und nur Hotel und Restaurant welterführen. Das inmitten der Kuranlagen gelegene Terrain soll in Bauplätze parzelliert werden.

Köln, 27. Aug. Im benachbarten Kalk meldete ein Lumpenhändlerden plötz­lichen Tod seiner Frau an. Die Behörde schöpfte Verdacht und ordnete die Ob­duktion der Leiche an, wobei es sich heraus­stellte, daß der Ehemann im Streit seine Frau erwürgt hatte, die Verstorbene war Mutter von fünf Kindern. Der Mörder wurde verhaftet.

Berlin, 27. Aug. Aus Myslowitz wird gemeldet: Die Choleraerkrankungen und Todesfälle in der Grenzstadt Bendzin mehren sich. Die Stadt ist jetzt vollstän­dig abgesperrt; um dieselbe ist ein Militär­kordon von Kosaken gezogen. Auf der Bahnstation Sosnowice sind ebenfalls mehrere Cholera-Todesfälle vorgekommen, welche auf Einschleppung aus' Bendzin beruhen.

Halberstadt, 27. Aug. Starke Ge­witterregen und Hagelsturm richten im Harz­gebirge großen Schaden an.

Straßburg, 25. Aug. Bei dem großen Brande der Spinnerei Dreyfuß u. Comp, in Mülhausen wurden 7 Personen teilweise sehr schwer verletzt. 700 Personen sind brotlos geworden. Der Schaden beträgt 2 Millionen Mark.

Bremerhafen, 27. Aug. Kapitän Pohle vom Lyoddampfer Werra hat die hundertste Ozean reise vollendet. Der Kaiser verlieh ihm den Kronen-Orden 4. Klasse.

Wien, 27. August. Beim gestrigen Militärkonzert im Brauhausgarten zu Liesing, einer Wiener Sommerfrische, insultierte ein Sozialdemokrat die Militärkapelle, als dieselbe den pa­triotischen Radetzkymarsch intonierte. Es entstand eine furchtbare Schlägerei, wobei Tische, Sessel, Gläser und Gaslaternen ertrümmert und viele Personen verwun- et wurden. Das ganz e, 2000 köpfige Pu­blikum nahm gegen die Sozialdemokraten Stellung.

Wien, 27. Aug. Das Schwurgericht verurteilte den Arbeiter Drexler, welcher sich alsAnarchist aus Ueberzeugung" bekannte und zugab, ein Sprengverbrechen in einem belebten Kaffeehaus Wiens ge­plant zu haben, zu 4 Jahren schweren Kerkers, sowie den Arbeiter Krajiceck we­

gen Hochrufen auf die Anarchie zu ein­monatlichem Gefängnis.

Interlacken, 27. Aug. Das Hotel Viktoria ist vollständig niedergebrannt. Hunderte von Fremden sind obdachlos. Der Schaden ist groß. Menschen sind bei dem Brande glücklicherweise sind ver­unglückt.

Brüssel, 27. Aug. Die Blätter mel­den, die belgische Waffenindustrie habe aus Japan bedeutende Bestellungen erhalten.

Aix-les-Bains, 27. Aug. Schloß Tresserve, das Cornelius Herz s. Zt. dem früheren italienischen Botschafter Menabrea ab­gekauft hat, ist heute vollständig niedergebrannt.

Temesvar, 28. Aug. Bei einem Marsch der Truppen in's Manöver wur­den 20 Soldaten vom Sonnenstich be­fallen; drei sind tot und sieben bewußtlos.

(Frkf. Ztg.)

Rom, 27. August. Bei Abbaffanta wurde ein Postwagen von maskirten Räu­bern vollständig aus geplündert. Einem der Passagiere, einem Steuereinnehmer, nahmen die Räuber allein 13000 Lire ab.

London, 27. August. Obwohl die chine­sische Gesandtschaft inzwischen seit der angeb­lichen Niederlage der Japaner offizielle Nach­richten erhalten hat, so ist doch in keiner der­selben etwas von dem großen chinesischen Sieg erwähnt. Auch auf der japanischen Gesandt­schaft hat man keinerlei Nachricht; man be­hauptet dort nach wie vor, es habe sich nur um unbedeutende Vorpostengefechte gehandelt und die japanischen Truppen befänden sich noch in ihren alten Stellungen.

Kopenhagen, 27. Aug. Großes Auf­sehen erregt hier d e Verhaftung eines Apo­thekers. Eure Apotheke kann h'.er nur eröffnet werden vermittelst eines königlichen Privilegiums, das sehr schwer zu erhalten ist, aber auch ge­wöhnlich seinen Inhaber in sehr kurzer Zeit zu einem reichen Manne macht. Der Apotheker Möller hatte sein Privilegium dazu gebraucht, eine Reihe gemeiner Betrügereien auszuüben, indem er teils die Medikamente verfälschte, teils andere Medikamente als die auf dem Re­zept vorgeschriebenen geliefert hat. Die Sache erregt um so größere Entrüstung, als die Be­trügereien zum Nachteile von Arbeitern und armen Leuten, die das betreffende Quartier bewohnen, verübt worden sind.

N Petersburg, 27. Aug. Ein furcht­barer Wirbelstnrm, der das Asow'sche Meer heimsuchte, verursachte ungeheure Schäden und Unglücksfälle. Ganze Dör­fer am Meeresstrande wurden von den Wogen fortgerissen. Mehrere Dampfer sind mit Mann und Maus untergegangen. Die Zahl der Opfer ist noch nicht fest- gestellt.

Charkow, 28. Aug. Die Wollwäscherei- Aktiengesellschaft W. Alexijew, das bedeutendste Geschäft dieser Art in Rußland, ist samt allen Vorräten niedergebrannt. Der Schaden be­trägt etwa 2 Will. Rubel.

Philippopel, 28. Aug. Im Rhodope­gebirge hat ein Bergsturz stattgefunden, durch den ein ganzes Dorf verschüttet wurde. Die Einwohner konnten sich noch rechtzeitig retten, so daß kein Verlust an Menschenleben zu be­klagen ist. Die niedergestürzte Bergmassc wird auf 10,000 Tonnen geschätzt.

Aus Askohama wird gemeldet: Die japanische Flotte kreuzt in der chinesischen See, um die chinesische ausfindig zu machen und zu verhindern, daß der Tribut in Reis nach dem Norden gelangt. Die Zahl der jetzt auf Korea stehenden japanischen Truppen wird

mf 3550,000 Mann geschätzt. Täglich kommen neue Verstärkungen an. Die erste japanische Kriegsanleihe von 30 Mill. Doll, ist von japanischen Banken und Kapitalisten gezeichnet worden.

Der moralische Nutzen der Bienenzucht.

Den Nutzen der Bienenzucht als Hebel zur Volksveredlung schildert der schweiz. Bienenzüchter Petrus Jacob folgender­maßen :

Die Bienenzucht ihrer Natur nach, weit entfernt Jemanden zu schädigen, im Gegenteil nachgewiesenermaßen eine im höchsten Grade allgemein wohlthätigc und gemeinnützige Beschäftigung, ist ein mäch­tiger Hebel zur Veredlung des Menschen, und würde sie volkstümlicher, d. h. von Vielen betrieben, so würde sie ganz sicher als große Kraft an der Veredlung des Volkes Mitwirken.

Die Biene giebt täglich Anlaß zum Denken, führt in die tiefen Schachten göttlicher Gesetze. Der Bienenzüchter wird nicht gedankenlos die Schöpfung durch­schreiten, nicht über jeden Ameisenhaufen lästern, in der Meinung, er sei nur da, um dem Mäher die Sense zu verderben, sondern er wird die Ameisen als seine Freude im Dienste des großen Haushalts der Natur begrüßen und bei sich selbst denken: Da wohnt auch ein Staat mit einer vom Finger Gottes in unauslösch­lichen Zügen geschriebenen Verfassung, die unverbrüchlich gehalten wird.

Beim freudigen Summen der Bienen im Walde wird er sich bemühen, auf die Ursachen des Honigflusses zu kommen und er wird neue Millionen von Wesen finden, die sich ihres Lebens freuen und durch ihr Dasein ihren Schöpfer preisen. Ein Wunder führt zum andern bis an die Schranken, wo das Wissen und Erkennen aufhört, wo der Glaube an eine höhere, unsichtbare Macht, an einen Gesetzgeber beginnen muß, der, nach unfern Begriffen, der Kleinsten gedenkt, das größte ordnet, die Wolken führt, dem Sturmwinde und den Wellen des Meeres gebietet, im Rollen des Donners, im Feuer des Blitzes und der Berge zu uns spricht und für uns Menschenkinder so väterlich sorgt. An diesem nie trübenden, nie versiegenden Born des Lebens angelangt, will ich die Schilderung über den Nutzen der Bienen­zucht also schließen: Mustern Sie die Bienenfreundc in Gedanken durch. Sie werden wenige Trunkenbolde, wenige spiel­süchtige, wenige an Leib und Seel herunter­gekommene, an besseren Regungen des Gemüts bankerott gewordene Kreaturen unter ihnen finden.

Nein! die Lasterhaften haben weder Geld noch Zeit hiefür. Ihr Herz und Gemüt ist für solche unschuldige Freuden unempfänglich, erstorben und verkrustet, wie ein ausgebrannter Krater. Ebenso werden sie wenige finden, die ihren Gott verloren, sich selbst an dessen Stelle ge­setzt haben. Was gehen da an ihrer Seele für Gesichter vorüber? Nicht Engel zwar. Es sind meistens fleißige, thätige, für ihre Familie besorgte Hausväter, fühlende und empfindende, durch das Band edler auf­richtiger Freundschaft, die da ist die Würze des Lebens, umschlungene Gemüter, wahre