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Urs. SS.

Dienstag, 31. Juki 1894.

30. taki'gang.

Württemberg.

Stuttgart, 27. Juli. Reichstagsabg. Liebknecht wird nach der Tagw. am 19. Aug. im hiesigen Zirkusgebäude einen Vortrag halten.

Stuttgart, 28. Juli. Die Steuer­behörden sind z. Zt. wieder scharf auf der Jagd nach Steuerdefraudanteu und schei­nen auch manchen glücklichen Fang zu thun. So erzählt man sich von einer sehr angesehenen Persönlichkeit, welche das hübsche Sümmchen von 60000 Mk. nach­zuzahlen habe; noch mehreren will man auf der Spur sein.

Die Familie des württembergischen Bundesratsbevollmächtigten Direktors v. Fischer siedelt nach Berlin über, wo Herr v. Fischer seinen dauernden Aufent­halt nimmt.

Auf dem deutschen Turnfest in Breslau errang Aug. Mayer-Stuttgart (Turnerbund) mit 61 Punkten den 12. Preis (Eichenkranz). Der erste Sieger Georg Weitz aus Hannover erreichte 65 Punkte. Im Ganzen wurden 153 Kränze au solche Sieger, die mindestens 50 Punkte errungen haben verteilt.

Hrn. KarlS chöt t le (i. F. Stutt­garter Möbel- und Parquettbodenfabrik von Georg Schüttle) ist das Ehrenamt eines Jury-Mitgliedes der Antwerpmer Weltausstellung zu Teil geworden.

- - Der Redakteur des Beobachters, Schmidt, hat gegen das Urteil der hies. Ferienstrafkammer in der Beleidigungs­klage des Oberbürgermeisters Na st von Cannstatt bei dem Reichsgericht in Leipzig Revision eingelegt.

Der Geschäftsführer der deutschen Turnerschaft, Dr. Ferdinand Gütz von Lindenau-Leipzigist heute hier angekommen. Er wurde von mehreren Mitgliedern der hiesigen Turnvereine und Rechtsanwalt Max Georgii, dem Sohne des verstarb, früheren Vorsitzenden der deutschen Turner­schaft, Rechtsanwalt Th. Georgii, auf dem Bahnhof begrüßt. Der Vorstand des Turngaus Stuttgart, Reallehrer Rau­schnabel, richtete an Dr. Götz die Bitte, er möge auf dem nächsten deutschen Turn­tag dafür eintreten, daß Stuttgart als Ort für das nächste deutsche Turnfest ge­wählt wird. Morgen wird Dr. Götz in Eßlingen mit dem oortigen Stadtrat und den Turnvorstüuden die Platzfrage für das Georgii-Deukmal beraten und die hie­zu nötigen Arbeiten vergeben.

Heilbronn, 28. Juli, lieber die letzten Tage Georg H ärle's wird ge­

schrieben:Indem Härle seine öffentliche Thätigkeit nach der Operation wieder auf­nahm, hatte er seine Kräfte überschätzt, besonders der Weg (und die Aufregung die damit verbunden war) nach dem Rat­haussaal brachteeinen Rückfall; ein Stein- und Blasenleiden trat hinzu und von da an hatte der würdige Greis fast keine schmerzfreie Zeit mehr. Der Tod Ludw. Pfaus hatte ihn tief ergriffen. Härle unternahm noch bei jedem guten Wetter in seinem Krankenstnhlwagen Ausfahrten. Noch gestern Abend suchte er vor der tro­pischen Hitze Kühlung in seinem schattigen Hausgarten. Heute frühNrat eine weitere schmerzhafte Verschlechterung im Befinden ein, so daß der Bürgersteig an seinem Haus mit Stroh belegt werden mußte, um den Hall der Tritte zu dämpfen. Um 9 Uhr hatte das edle Herz ausgehört zu schlagen. In den letzten Wochen hatte Georg Härle sich stark verändert, es trat das Interesse an den politischen und städti­schen Fragen, die ihn bisher lebhaft be­schäftigten, mehr und mehr zurück. Wir wissen alle, was wir an diesem Manne verloren haben.

Härle's Leichenbegängnis war großartig uud feierlich. Es sprachen und legten Kränze nieder Schnaid-Lud- wigsburg für die Linke der Kammer und die Kammer überhaupt; Payer für die Volkspartei und deren Mitglieder im Reichstage, Hegelmaier Namens der Stadtgemeinde, Professor Baisch im Na­men der Fortbildungsschulen, Rosen gart für den Volksvereiu, Müller für Besig­heim und den 3. Wahlkreis, Drill Na­mens des Demokratischen Vereins Frank­furt u. Sonuemanns-Frankfurt; Betz jr. Namens der freisinnig-demokratischen Frak­tion des badischen Landtags, Bauer für den Bolksverein Bückingen, Ho ly für die Arbeiter-Bruckmanns, Strohmaier Na­mens der Turngemeinde und Wenzel im Namen der Schützengilde.

Bad Voll, 27. Juli. Heute Vor­mittag halb 10 Uhr fand unter überaus zahlreicher Beteiligung von Nah und Fern die gemeinsame Beerdigung der drei im Schwefelbrunnen Verunglückten auf dem Friedhof von Bad Voll statt. Der Zu­stand der 3 weiteren bei der Katastrophe verletzten Personen ist nunmehr ein ent­schieden besserer, so daß eine Gefahr für ihr Leben als ausgeschlossen gelten darf.

Calw, 28. Juli. Gegenwärtig er­scheinen die Ortschaften zwischen hier, Wild­

bad und Teinach wie ausgestorben. Jung und Alt zieht nämlich morgens früh aus in die Tannenwälder, um die in Menge hier wachsenden Heidelbeeren zu sammeln. Der Preis derselben ist 1,20 bis 1,50 Mk. pro Simri. Die Heidelbeerernte trägt diesmal den weniger bemittelten Schwarz­wäldern eine ansehnliche Summe Geldes ein. Etn Kind verdient pro Tag 110- Mk-, eine ältere Person 10-3 Mk.

Höfen, 28. Juli. Gestern Mittag 4 Uhr wurde dahier Hr. Ochsenwirt Zür­cher unter außerordentlich großer Betei­ligung von Leidtragenden aus den Enzthal- orten zur letzten Ruhe bestattet. Der Ver­storbene war überall als äußerst tüchtiger und umsichtiger Geschäftsmann bekannt; dies und seine sonstigen Eigenschaften wur­den in der Grabrede des Ortsgeistlichen, Pfarrer Maier, wie in einem warmen Nachrufe seitens eines anwesenden Kur­gastes, welcher im Namen der in dem gastlichen Hause verkehrenden Fremden herzliche Abschiedsworte sprach, ehrend hervorgehoben. Der Verstorbene, geboren in Calw im Jahre 1842, übernahm im Jahre 1867 infolge seiner Verheiratung das Gasthauszum Ochsen", welches er durch fortwährende Erweiterung zur jetzi­gen Blüte brachte. Ein Herzleiden, das sich schon länger bemerkbar machte und das er mit großer Selbstbeherrschung trug und zu dem in letzter Zeit noch weitere Krankheitserscheinungen traten, machten dem erst anfangs der fünfziger Jahre stehenden, so kräftig erscheinenden wacke­ren Manne ein allzufrühes Ende.

Langenbrand, 26. Juli. Die Staats­forstverwaltung hat den bisher in Aus­sicht gestellten Beitrag von 6000 Mk. zu dem Aufwand für der Bau der Nachbar­schaftsstraße Langenbrand-Höfen auf 8500 Mark, also auf den gleichen Betrag, wie er von der Amtskörperschaft am 5. v. M. verwilligt worden ist, erhöht.

Rottweil, 27. Juli. Die Begna­digung des znm Tode verurteilten Raub­mörders Paul Bailer von Burladingen zu lebenslänglicher Zuchthausstrafe wurde demselben heute Vormittag von dem 1. Staatsanwalt Friker im Amtsgerichts- Gefängnis eröffnet. Bailer zeigte sich hie­bei tief ergriffen. Derselbe wurde in das Stuttgarter Zuchthaus eingeliefert. Dem Stationskommandanten Dittus in Balingen, dem Landjäger Wolf in Onst­mettingen, ferner dem Bahnhofrestaura­teur Wahl in Bisingen und Postagenten