Amtsblatt für die Stadt Wikdbaö.

str Ai!

Er cheinr Dienstag, Donnerstag u. Gamstag.

D«' AbonnementS-Preis beträgt incl. dem jeden S -mStag beigegebenen ALnstrirtr« SoaatagsSkatt fär Wildbad vierteljährlich 1 10 monatlich

40 Pfg.; durch die Post bezogen im OberamtS- «ezirk 1 30 ^ ; auswärts 1 -K 45 Be­

stellungen nehmen alle Postämter entgegen.

Der Jniertionspreis beträgt für die kleinspaltige Zeile oder deren Raum bei Lokal-Anzeigen 8 Pfg., bei auswärtigen 10 Pfg. Dieselben müssen spä- testens den Tag zuvor morgens 8 Uhr ausgegeben werden. Bei Wiederholungen entsprechender Ra­batt. Stehende Anzeigen nach Uebereinkunft. Anonyme Einsendungen werden nichtberückstchtigt.

Nro. S7.

Württemberg.

Stuttgart, 25. Juli. Die von Ulm hierher versetzten Dragoner rückten um '/,12 Uhr in der Kaserne ein. Auf dem Kasernen­hof hielt Generalmajor v. Müller eine zündende Ansprache, welcher ein dreifach donnerndes Hurrah folgte. Die Dragoner wurden in Berg von Offizieren der hiesigen und Ludwigsbur­ger Garnison abgeholt.

Dem Vernehmen nach ist die Kgl. Münze zur Zeit mit der Ausprägung von 10 Mill. Mk. in Zweimarkstücken aus Rechnung der Reichsbank beschäftigt. Es ist dies die erste Prägung dieser Münzsorte in der Stutt­garter Münze seit dem Jahr 1876, wo die Prägungen auf Reichskosten beendigt wurden. Die Stuttgarter Münze wird zum erstenmal Zwanzigmarlstücke mU dem Bildnis Königs Wilhelm II. in Umlauf bringen.

Höfen, 26. Juli. Gestern ist der auch in weiteren Kreisen bekannte Besitzer des Gast­hofs z.Ochsen" Gg. Lörcher nach kurzem Kranksein verschieden. Der Verstorbene war ein äußerst tüchtiger und umsichtiger Geschäfts­mann und hatte sich vermöge seines ehrenhaften Charakters und leutseligen Wesens allgemeiner Achtung und Beliebtheit zn erfreuen. Die Beerdigung findet Freitag den 27. Juli nach­mittags 4 Uhr statt.

Teinach, 25. Juli. Soeben endet, vom schönsten Sommrrrvetter begünstigt, unser Jakobi- volkSfest mit seinem Eselswettrennen, Sack­hüpfen, Kletterbaum und dem eigentümlichen Hahnentanze. Seine Spuren verlieren sich in da- graue Altertum und es bildete vielleicht ursprünglich ein Opfersest zu Ehren der Brunnen­gottheiten oder auch Donars, an dessen Stelle später der heilige Christoph trat. Je mehr derartige Volksfeste und leider auch die Volks­trachten und Volksüberlieferungen verblassen, desto verdienstlicher dürfte eine Sammlung und Sichtung des sie betreffenden historischen Ma­terials sein und könnte möglicher Weise eine gemeinsame Grundlage solcher Bräuche Nach­weisen. Es sei in dieser Beziehung an den Hahnentanz von Markgröningen, von Urach, an den Güllertanz (,,Güller"-Hahn) am El­sässer Kocherberg, an das Jakobifest auf dem Dreisesselberge im bayr. Walde, an das in Sachsen und Franken üblicheHahnenschlagen" und dergleichen erinnert.

Calw, 24. Juli. In der verflossenen Nacht um 10 Uhr brach in dem Wohn- und Oekonomiegebäude des Kutschers Fr. Moros in der Stuttgarter Straße ein Brand aus, der so rasch um sich griff, daß der rasch herbei­geeilten Feuerwehr nur die Aufgabe zufallen konnte, die bedrohten Nachbargebäuve zu retten, was dank ihrer eifrigen und geschickten Thätig- keit auch vollständig gelang. Das ergriffene

Scrrnstcloi, 28. ZirLi 1894.

Gebäude mit seiner Fahrnis und den Vor­räten brannte vollständig nieder, nur das Vieh wurde gerettet. Nach zweistündiger Thätigkcitkonnte die Feuerwehr entlassen werden. Der Abgebrannte ist versichert; die Entstehungs­ursache ist unbekannt.

Horb, 21. Juli. Gestern wurde in hie­siger Stadt mit der Einrichtung der Elektrischen Beleuchtungsanlage begonnen. Kunstmühlen­besitzer Schneider ist Unternehmer des Elek­trizitäts-Werkes. Die erforderliche Dynamo­elektrische Maschine enthält 30 Pferdekräfte und versorgt etwa 300 Glühlampen. Außer dieser Maschine wird noch eine große Akku­mulatorenbatterie ausgestellt, durch welche es möglich ist, 200 weitere Glühlampen zu speisen. Bis 1. Oktober soll die neue Beleuchtungs­anlage dem Verkehr übergeben worden. Sie! wird von derFirma Reißer-Stuttgart eingerichtet.

Heilbronn, 26. Juli. Der Landtags­und frühere Reichstagsabgeordnete Georg Härle ist nach längerem Kranksein heute Vormittag 9 Uhr gestorben.

Heidenheim, 24. Juli. Eine schreck­liche Kunde durcheilt unsere Stadt. Eine junge Frau ertränkte sich heute Nachm, mit ihren 2 kleinen Kindern, einem Knaben und einem Mädchen, im Kanal bei Neubolheim. Als der Mann um 6 Uhr von der Fabrik heimkam und die schauerliche That seiner Frau vernahm, schoß er sich eine Kugel in den Kopf. Häusliche Zwistigkeiten sollen die Ur­sache des schrecklichen Familiendramas sein.

Göppingen, 25. Juli. In Bad Voll ereignete sich gestern Abend ein größeres Unglück. Eine Anzahl Arbeiter, die in dem 50 Meter tiefen Schwefelbrunnen arbeiteten, wurden durch giftige Gase betäubt. Drei von ihnen sind todt, vier schweben in Lebens­gefahr. Die Arbeite/hatten während einer Ar­beitspause einen Löthofen im Schwefelbrunnen zurückgelassen. Durch dessen Dünste in Ver­bindung mit dem Brunnengas entwickelten sich die giftigen Gase.

Ulm, 24. Juli L.G.R. Pfizer erklärt heute, daß er sämtliche Richter des Oberlandesgerichts als Richter des Disziplinarhofes wegen Be­fangenheit ablehnen werde.

Ulm, 25. Juli. DieUlmer Schnell­post" meldet: Auf das morgigeZiel" (gleich­zeitig mit dem Abmarsch der gelben Dragoner) sollen sich 120 weibliche Dienstboten mehr ab­gemeldet haben, als sonst auf diesen Tag. Die meisten gehen nach Stuttgart. Viele trugen Sträußchen von Kornblumen und gelben Rosen.

Ravensburg, 24. Juli. Vor dem hiesigen Schwurgericht wird gegenwärtig ein Monstreprozeß verhandelt. Angeklagt sind 82 Personen wegen Verletzung der ZZ 113, 115,

30. laki-gang.

125, 73 und 74 des Reichsstrafgesktzbuchs. Es handelt sich um die Zusammenrottungen und Ausschreitungen von Rekruten, deren Schauplatzam 16. und 17. April unser freund­liches oberschwäbisches Stäbchen war. Die Anklage welche in Kategorien, vielfach mehrere Vergehen bezw. Verbrechen in Konkurrenz um­fassend, gestellt ist, lautet auf Widerstand gegen die Staatsgewalt. Verbrechen bezw. Vergehen des Aufruhrs und Landfriedensbruchs unter Gewalt, um Amtshandlungen zu erzwingen. Erstaunlich ist die Menge der Schulknaben und Personen unter 18 Jahren, so daß ein­gerechnet die Rekruten, die natürlich die Mehr­zahl bilden, die Menge der Delinquenten einen ungewöhnlich jugendlichen Eindruck macht. Die Verhandlung, welche unter begreiflichem An- r drang des hiesigen Publikums stattfindet, dürfte mehrere Tage in Anspruch nehmen, da allein von Seiten der Staatsanwaltschaft als Be­lastungszeugen 46 Personen geladen sind, abgesehen von den zahlreichen Zeugen, welche die Verthcidiger in Aussicht gestellt haben.

Rundschau.

Heidelberg, 25. Juli. Vom hiesigen Bataillon, das heute 4'/, Uhr zum Felddienst ausrückte und um 11'/, Uhr zurückkchrte, er­litten 35 Soldaten auf dem Rückmarsch Hitz- schlag. Mehrere Soldaten sollen gestorben sein.

Berlin, 24. Juli. DieKreuzztg." schreibt: Mit großer Befriedigung hören wir, daß Prinzessin Mix sichentschieden weigert, die feierliche Formel der Abschirmung ihres bisherigen Bekenntnisses auszusprechen." Die evangelische Kirche wird also wenigstens nicht öffentlich von der Prinzessin verworfen werden, wie die griechische Kirche in ihrer Ueberhebung bei solchen Gelegenheiten verlangt.

Aus H e r s f e l d (Wests.) wird gemeldet: Der Thäter des kürzlich hier an einer älteren Frau verübten Lustmords ist entdeckt. Es ist ein Idjähriger Schneiderlehrling, welcher nach seiner Verhaftung die That eingestanden hat.

Paris, 25. Juli. DerPolit Lorr." zufolge sind die Preise der ordinären Wein- sorten auf den französischen Märkten, nament­lich im Süden des Landes, so tief gesunken, wie es in früheren Jahren niemals der Fall war. Selbst in Sicilien und Apulien haben die Weinpreise in den ungewöhnlich ungünstigen Jahren 1892 und 1893 keine so niedrige Notierung erreicht, wie Heuer in Frankreich. In den Departements Aude und Herault wurde beispielsweise der Hektoliter um 10 bis 7 Fr. verkauft, speziell in Narbonne sank der Preis selbst auf 6 bis 5,5 Fr. und fand daselbst bis zu letztem Preise ein Abschluß von 3000 Hektoliter statt. Der Wein-Import aus Spanien ist auf ein Minimum herabgesunken und jener