Amtsblatt für dis Stadt Witöbaö
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Nro. SO.
Württemberg.
Stuttgart, 8. Juli. Der Kommandant von hier, Generalmajor Graf v. Scheler, tritt morgen einen längeren Urlaub in die Schweiz au.
Stuttgart, 9. Juli. (Unglücksfall.) Beim Aushauen des Fleisches glitt einem Metzger in der Eberhardstraße das Messer aus der Hand und zerschnitt ihm eine Schlagader im Schenkel. Der Verwundete starb auf dem Wege zum Spital.
— Mit Giltigkeit vom 1. Juli d. I. ist zum westdeutschen Seehafenausnahmetarif der Nachtrag 4 erschienen. Aus Anlaß des am 14.—16. Juli in Cannstatt stattfindenden 9. württ. Landesfeuerwehrtags ist durch Entschließung des kgl. Ministeriums der auswärtigen Angelegenheiten, Abt. für die Vcr- kehrsanstalten, vom 10. April d. I. für die an dem Feste teilnehmenden Mitglieder des württ. Landesfeuerwehrverbandes eine Fahrpreisermäßigung in der Weise gewährt worden, daß auf den württ. Stationen am 13., 14. und 15. Juli d. I. zur Fahrt nach Cannstatt in 3. Klasse einfache Fahrkarten 3. Klasse mit dem Rückfahrstempel versehen, verabfolgt werden, welche zur Hin» Und Rückfahrt mit fahrplanmäßigen, sowie den besonders eingelegten Zügen innerhalb der für gewöhnliche Rückfahrkarten vorgesehenen Gellungsdauer von 10 Tagen berechtigen. Voraussetzung ist dabei, daß diejenigen, welche auf diese Ermäßigung Anspruch machen, durch ihre Uniform als Feuerwehrmänner bei der Fahrkartenlösung und bei den Schaffnern sich ausweisen. Die gleiche Vergünstigung wird auch für den über die badische Strecke Pforzheim-Mühlacker sich bewegenden Verkehr von Stationen d r Nagold- und Enzbahn nach Cannstatt gewährt. Schnellzüge können gegen Zukauf der gewöhnlichen Zuschlags- oder Ergänzungskarten benützt werden, mit Ausnahme der Schnellzüge 74 und 79 der Remsbahn, welche am 15. Juli nur zur vollen Schnellzugstaxe benützt werden können. Kurz vor oder nach diesen Zügen werden außerordentliche Personenzüge laufen. Den Feuerwehrmännern wird dringend empfohlen, auf Strecken, auf welchen laut besonderer Bekanntmachung außerordentliche Züge laufen, diese zu benützen. " -
Metzingen, 7. Juli. (Hagelschlag.) Heute Nachmittag zwischen 3 und 4 Uhr ging hier ein Gewitter mit Hagelschlag nieder, wie es unsere Stadt seit Jahren nicht erlebt hatte. Eine halbe Stunde lang fiel nußgroßer Hagel, welcher an den schönstebenden Weinbergen und den in der Richtung Nmhausen» Dettingen liegenden Feldern großen Schaden anrichtete. Insbesondere aber wurde die Stadt selbst mit
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genommen, denn an den meisten öffentlichen Gebäuden, wie Kirche, Rathaus, Schulen u.s. w. sind die meisten Fenster eingcschlagen; auch die zahlreichen Fabriken wurden in dieser Beziehung arg mitgenommen, wie überhaupt beinahe jedes Haus geschädigt wurde. Die schönstehenden Gartengewächse sind total vernichtet und wurden geradezu in den Boden hineingeschlagen. — (VomBlitz erschlagen.) In dem benachbarten Neuhausen wurde ein vom Felde heimkehrender älterer Mann vom Blitze erschlagen.
Leonberg, 8. Juli. Gestern nachmittag nach 3 Uhr entlud sich über unsere Gegend ein Hagelwetter, das die schönen Hoffnungen unserer Weingärtner und Landwirte sehr herabdrückte und teilweise ganz vernichtete. Von Westen her rückte eine dichte Wolkenmasse gegen die Stadt und den Engelberg vor. Verbunden mit einem wolkenbruchartigen Regen prasselten etwa 25 Minuten lang die Hagelkörner in ungewöhnlicher Größe auf Gebäude und Fluren nieder. Durch den Engelberg aufgehalten, bog das Gewitter, nachdem es zum zweitenmal die Stadt berührt hatte, gegen Höfingen und Hirschlanden ab. Als nach 30 Minuten die Sonne wieder hervortrat, beleuchtete sie ein trauriges Bild. Die Gegend glich teilweise einer Winterlandschast. Die Felder und Weinberge am Nordabhang des Engelbergs sind vollständig vernichtet. Auf einzelnen Aeckern steht kein Halm mehr, in einzelnen Weinbergen nur noch die Pfähle, des Schadens in Gärten und an Gebäuden gar nicht zu gedenken. Andere Lagen haben weniger gelitten. Nenningen, Eltingen, Hirschlanden sind ebenfalls vom Hagelschlag betroffen. Nur wenige Besitzer sind hier versichert. Vorerst ist es unmöglich, die Höhe des angerichteten Schadens ziffermäßig auSzudrücken.
Rundschau.
Mannheim, 10. Juli. Aus der Sal. Maas'schen Konkursmasse ist für Ende September die Teilzahlung von 20 pCt. an die Gläubiger in Aussicht genommen.
Mainz, 9. Juli. Wie verlautet, soll das „Deutsche Bundesschießen" mit einem Defizit von 8—10 pCt. für die Garantiezeichner seinen Abschluß finden.
Aus dem südlichen Odenwald, 7. Juli. Schon voriges Jahr wurden in unserer Gegend mehrere Hirsche geschossen. Seitdem haben sich nun diese Tiere derart vermehrt, daß in diesen Gemarkungen Wald- Michelbach, Schönmattenwang rc. von denselben großer Schaden auf dem Felde verursacht wird. Man arrangirte nun gestern ein Treibjagen, aber mit wenig Erfolg.
30. latilMng.
Frankenthal, 9. Juli. Weinhändler Ludwig Feist von Mußbach wurde von der Strafkammer nach heute verkündigtem Gerichtsbeschluß wegen Urkundenfälschung, Betrug und einfachen Bankerott zu 2*/r Jahr Gefängnis verurteilt. Die Aktiven Feist's betrug gen über 1 Million 300 000 Mk., die Passiven über 2 Millionen 500 000 Mk.; bei Ausbruch des Konkurses zirkulirten noch für 800 000 Mk. Gefälligkeitswechsel.
Leipzig, 9. Juli. Der Staatsanwalt hat nunmehr gegen den Rittergutsbesitzer Crome in Wäldigen, der seit längerer Zeit unter dem Verdacht, seinen Stiefsohn, einen in Coblenz dienenden Fähnrich, ermordet zu haben, hier in Haft war, die Anklage wegen Mords erhoben. Wie der „L. G." meldet, wird der großes Aufsehen erregende Fall in der nächsten Session des Schwurgerichts zur Verhandlung kommen.
Leipzig, 10. Juli. Der Postdieb Ullrich, der vor einiger Zeit Wertbriefe in Höhe von 150 000 Mk. veruntreute, wurde zu 7 Jahren Zuchthaus und 10 Jahren Ehrverlust verurteilt.
Berlin, 10. Juli. Das „Tageblatt" will wissen, daß die Schmähbriefe, welche sich neuerdings wieder mit der Gräfin Hohenau befassen, von einem hochgestellten Cavalier und seiner Geliebten herrühren.
Hamburg, 9. Juli. Infolge Blitzschlags verbrannten am Samstag Abend im Magazin der Norddeutschen Jutespinnerei Schiffbeck 5000 Ballen Jute. Magazin und Hallen sind versichert, >der Betrieb ist ungestört.
Königsberg, 10. Juli. Sämtliche Drotschkenkutscher streiken wegen der heute in Kraft tretenden für das Publikum günstigen polizeilichen Bestimmungen.
Lemberg, 7. Juli. Nach Warschauer Meldung richteten ungewöhnlich heftige Stürme in den letzten Tagen in der Gouvernements Warschau, Kiew, Wolhynien große Verheerungen an. Die Drahtverbindung ist größtenteils unterbrochen. Gestern mußten über 500 zurückgebliebene drahtliche Nackrichten mit der Post befördert werden. Reitende Boten überbrachten einen ganzen Stoß Depescken aus Lodz »ach Warschau. Der Drahtverkehr von Warschau nach Petersburg war bis gestern gestört, die Depeschen wurden in Moskau und Odessa umielegra- phir».
Pest, 7. Juli. Die Petersburger Polizei hat die hiesige davon verständigt, daß in Pest ein russischer Nihilist namens Konstantin Gron- kowski lebe. 200 Nihilisten seien verhaftet wegen einer Verschwörung gegen daß Leben des Zaren. Viele Briefe Gronkowskis seien