Amtsblatt für die Stadt Witöbaö.

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Nro. S7.

Samstag, 19. War 1894.

30. tatiiMNg.

Württemberg.

Stuttgart, 16. Mai. Die bürgerlichen Kollegien der Stadt Heilbronn sollen beab­sichtigen, mit dem Oberbürgermeister Hegel­maier des Disziplinarhofs Unterhandlungen anzuknüpfen, um ihn gegen Gewährung einer angemessenen Pension zu veranlassen, sein Amt nicht wieder zu übernehmen. Darüber kann ja kein Zweifel bestehen, und dies ist in der mündlichen Versammlung prägnant hcrvorge- trcten, daß bei der außerordentlich verbissenen Stimmung eines Teils der Gemeinderatsmit- gliedcr ein ersprießliches Zusammenarbeiten mit dem Oberbürgermeister nicht mehr möglich ist.

S. H. Prinz Herrmann zu Sachsen- Weimar mit Prinzessin Gemahlin werden heute in Begleitung des Kammerherrn Grafen Zep­pelin mit Zug 12.55 zum Besuche der Großh. badischen Herrschaften nach Karlsruhe abreisen und dort einige Tage verweilen.

Stuttgart, 15. Mai. (Deutscher Lehrer­tag.) Die von 230 Ausstellern aus allen Gauen des deutschen Reiches, Oesterreichs und der Schweiz reich beschickte Schulausstellung in der, städtischen Gewerbehalle wurde am Samstag vormittag 11 Uhr feierlich eröffnet. Vom königlichen Hause waren erschienen, der König, Prinzessin Pauline, Herzog Albrecht mit Gemahlin, Herzog Robert, Prinz Hermann von Sachsen Weimar nebst Gemahlin; von dem K. Staatsministerium die Minister des Unterrichts, des Innern und der Finanzen; ferner der Oberbürgermeister Nümelin, und Mitglieder der städtischen Kollegien. Nachdem sich die andern Mitglieder des königlichen Hauses eingefunden hatten, erschien pünktlich um 11 Uhr der König und die Prinzessin Pauline, von Mitgliedern des Orts-Aus­schusses der allgemeinen deutschen Lehrer­versammlung und des Ausstellungs-Komites begrüßt. Hierauf nahmen die fürstlichen Herr­schaften in der Rotunde der Gewerbehalle Platz, während der Sängerchor unter Leitung des rühmlichst bekannten Dirigenten Krug- Waldsee,O Schutzgeist alles Schönen" von Mozart anstimmte. Nachdem die letzten Töne des Cborgesangcs verklungen waren, ergriff Oberstudienrat Oesterlen, der Vorsitzende des Ortsausschusses, das Wort, um den König und die erschienenen Mitglieder des königlichen Hauses, der Staatsregierung und der städtischen Behörden willkommen zu heißen und für das Interesse zu danken, welches der König und die Staatsregierung der Schule stets entgegen­gebracht haben. Die gegenwärtige Ausstellung stelle einen Ausschnitt alles dessen dar, was Wissenschaft, Kunst und Gewerbe für die Schule geleistet haben. Der König erklärte hierauf mit lauter und weithin vernehmlicher

i Stimme die Ausstellung für eröffnet, worauf der König und die erschienenen Herrschaften sich unter Führung des Oberstudienrates Oesterlen und des Oberinspektors Senfft zu eurem Rundgang anschickten, auf welchem be­sonders die Teilausstellung des Lehrer-Vereins für Naturkunde (der Wald und seine Be­deutung für den Menschen) das Interesse des Königs und der höchsten Herrschaften fesselte.

Die Bott warthalbahn, die erste Eisenbahn in Württemberg mit einer Spuren- weite von 0,75 m., ist am 10. ds. dem öffentlichen Verkehr übergeben worden, nach­dem Tags zuvor eine Festfahrt stattgefunden, an welcher die Minister Freiherr v. Mittnacht, Dr. v. Riccke und v. Pischeck teilnahmen. Die neue Schmalspurbahn führt von Marbach von Süd nach Nord zunächst im Murrthal bis Stelnheim, dann durch das stark bevölkerte, fruchtbare und schöne Bottwarthal bis Beil­stein. Die Fortführung bis Heilbronn ist in Aussicht genommen.

Unterreichenbach, 17. Mai. Die Maul- und Klauenseuche ist hier wieder er­loschen, desgleichen in Calw und Sommen- hardt.

Rundschau.

Pforzheim, 12. Mai. Vor einigen Tagen wurde der Sohn eines Gastwirtes in dem benachbarten Jspringen von einem anfangs unbekannten Thäter erschlagen. Mehrere Ver­haftungen wurden vorgenommen; jetzt hat es sich herausgestellt, daß der Totschläger ein 22 Jahre alter mehrfach vorbestrafter Gold­arbeiter namens Theodor Granget von Jspringen ist, der im Aufträge eines Metzgers, welcher ihm 5 Glas Bier versprochen, den Mord ver­übt und die That eingestanden hat.

Die an der Alb unterhalb Karlsruhe gelegene Appenmühle mit sehr ansehnlicher Wasserkraft und etwa 10 sta Gelände ist von , der Stadt um den Preis von 280 000 Mk. 'angekaust worden; die Genehmigung des Bürgerausschussts ist noch einzuholen, wird jedoch nicht versagt werden, da die Mühle von großem Wert für die Stadt ist. Je nachdem ist der Besitz der Mühle zur Anle­gung des 'Rheinkanals notwendig, oder aber, wenn hiesür ein anderes Projekt gewählt wird, kann die Wasserkraft elektrisch nach der Stadt übertragen werden.

Baden, 16. Mai. Der Großfürst Peter Nikolajewitsch mit Gattin, Prinzessin von Montenegro, ist zu längerem Aufenthalt hier eingetroffen. Samstag kam der russ. General Gurko aus Warschau mit Familie und Be­dienung (19 Personen) hier an; derselbe hat im Parkhotel Wohnung genommen. Seit

einigen Tagen weilt die k. k. Kammersängerin Bianca Bianchi zu ihrer Erholung hier im Hotel Friedrichsbad.

Maxau, 15. Mai. Eine Familie von 4 Personen aus Durlach, die einen Aus­flug gemacht hatte, fuhr in einem Schiffchen im Hafen. Plötzlich schlug das Schiffchen um und alle 4 Personen fielen in das Wasser, wurden aber von dem Bäcker Heinrich Schmitt aus Niederhochstadt (Pfalz) gerettet.

Villingen, 15. Mai. Das Lotterie­glück hat hier zwei Leute aufgesucht, denen es zu gönnen ist. Ein städtischer Holzhauer und ein Militärinvalide haben in der Darm­städter Pferdemarktlotterie 5000 Mark ge­wonnen.

Vom Kaiserstuhl, 14. Mai. Der Regen hat in den Rebbergen wahre Wunder gethan. Der Schaden, den eine Raupe ange­richtet, ist nicht so bedeutend als angenommen wurde. In Jhringen gibt es bereits reife Kirschen, auch in Bischoffingen in wenigen Tagen.

Berlin, 17. Mai. DerVorwärts" veröffentlicht einen Aufruf, worin die Arbeiter wegen des Vorgehens der Brauereien ,'zum Boykott gegen 7 große Brauereien aufge­fordert werden. Gleichzeitig werden auf näch­sten Freitag 9 öffentliche Volksversammlungen einberufen.

Paris, 12. Mai. Die Prinzessin 'von Sagan hatte sich bereit erklärt, die Angelegen­heit ihres Sohnes zu ordnen, doch nur unter der Bedingung daß er Frankreich verlasse und etwa in Florenz mit 25 000 Franken jährlicher Rente lebe. Graf Talleyrand-Pörigord soll diese Bedingung abgelehnt haben.

Paris, 17. Mai. Aus Buenos-Ayres wird gemeldet, daß die Einführung einer Bör- sensteuer wahrscheinlich sei. Nachrichten aus Rio Grande zufolge nähert sich General Sa- ravia an der Spitze von 4000 Mann der Stadt. Ein großes Gefecht scheint bevorzu­stehen.

Der König von Schweden ist mit Ge­folge in Monaca eingetroffen und im Schloß abgestiegen, wo er zwei Tage bleiben wird. Abends findet ein großes Mahl statt, an dem der Präfekt von Nizza und andere französische Beamte theilnehmen. Es verlautet, der König werde guch für zwei Tage nach Paris kom­men.

Brüssel, 15. Mai. In Nivellcs hat ein gewisser Huet, einer der belgischen Mit­kämpfer von 1830, in einem Alter von 84 Jahren, das er sehr rüstig trägt, zum zweiten Mal ein Ehebündnis mit einer Zweiundzwanzig- jährigen geschloffen. Am Mittwoch fand untkx