brach im Maschinenhaus gegen 1 Uhr aus unv griff bei der leichten Bauart des Gebäudes rasch um sich. Trotz des energischen Eingreifens der Bahnhoffeuerwehr, der Freiwilligen Feuerwehr und der Feuerwehr der Maschinenbauanstalt brannten das Maschinenhaus wie alle dazu gehörigen Gebäude bis auf den Grund nieder. Die Dampffeuerspritze war ebenfalls in Thätigkeit gesetzt. Der Brand dauerte mehrere Stunden. Die sämtlichen Maschinen sowohl die Dampfmaschinen sowie die Dynamomaschinen, sind total ruiniert und können nicht mehr verwendet werden. Der entstandene Schaden dürfte eine Million Mark betragen. Die elektrische Beleuchtung des Zentralbahnhofs ist vollständig gestört und muß wieder Gas für die Beleuchtung verwendet werden. Die Kessel, in denen Wasser war, konnten durch beständiges Ueberschütten mit Wasser erhalten werden, das Kesselhaus selbst ist zerstört. Wie der Brand entstanden, ist noch nicht festgestellt. Da unter den Dampfkesseln kein Feuer war wird angenommen, daß der Brand wahrscheinlich durch Funken entstanden ist, die sich in der Verschalung der Wände gefangen und dort unbemerkt fortgeglimmt haben. — Für die elektrische Beleuchtung des Zentralbahnhofs soll zunächst eine provisorische Anlage geschaffen werden, weil der Landtag schon die Mittel für eine Zentralanlage bewilligte, von der aus der Zentralbahnhof, der neue Güterbahnhof, wie der Bahnhof in Durlach mit elektrischem Licht versehen werden sollen. In dem Kesselhaus standen 3 Dampfkessell, 4 Dampf- und 20 Dynamomaschinen.
Mannheim, 11. Mai. Eine grausige That verübte die von ihrem Manne getrennt lebende Frau des Fabrikarbeiters Keller in Ludwigshafen. Sie schloß ihre beiden Kinder, Mädchen im Alter von 2 und 5 Jahren, in eine Stube ein, nachdem sie einen in der Nähe des Bettes aufgeschütteten Haufen Hobelspäne in Brand gesetzt hatte. Bald darauf bemerkten Hausgenossen vom Hof aus, wie das ältere Mädchen am Fenster emporkletterte und laut um Hilfe rief. Die Thür wurde erbrochen und das Feuer, das schon einen gefährlichen Umfang angenommen hatte, gedämpft. Das jüngere der Kinder ist durch die Brandwunden bis zur Unkenntlichkeit entstellt und liegt hoffnungslos darnieder, das sältere hat leichtere Verletzungen erhalten. Das Weib wurde verhaftet.
Tauberbischofsheim, 9. Mai. Da seit der Inhaftierung des jungen B. die Brände hier sich nicht wiederholten, glaubt man in demselben trotz seines Leugnens, den Brandstifter erwischt zu haben. Der Schaden beträgt weit über 100,000 Mk. Der Verhaftete wird im Juni vor das Schwurgericht gestellt.
Markdorf, 11. Mai. In der Nacht auf heute wurde dahier die Chaise des Schiffwirts Specht von Meersburg mit dem Gespann — einem Schimmel und einem Braunen — gestohlen.
Leipzig, 10. Mai. Das Reichsgericht verwarf heute die Revision, welche der bekannte „Schlofer von Dorlisheim," Jost, der Mitangeklagte Dr. med. Gross? und die Ehefrau Wolf gegen das Urteil der Strafkammer des Landgerichts i» Zaber» eingelegt hatten, durch welches sie am 13. März wegen Betrugs und beziehungsweise Betrugsversuches und Beihilfe verurteilt worden wa'en.
Wien, 11. Mai. Das Cistercienserstift Nein kaufte das Gebiet der Luglochgrotte an,
vermutlich behufs Absperrung. Der an der Rettungsaktion beteiligte Pfarrer Dr. Gasparitz und Pater Bruno gehören dem Stifte an.
London, 15. Mai. Nach Nachrichten aus Rio Grande herrscht unter der dortigen Bevölkerung wegen der Rüstungen der Insurgenten zu neuen Kämpfen unbeschreibliche Panik. Zahlreiche Einwohner flüchten.
Ed in bürg, 12. Mai. Als heute das in Queens Ferry eingetroffene britische Kriegsschiff „Galathea" Salutschüsse zu Ehren ves deutschen Geschwaders abgab, wurde beim 10. Schuß der Artillerie Instruktor Lawrence infolge eines noch unaufgeklärten Unfalls getötet, einem andern der Arm abgerissen.
Aus Smyrna wird der Nat. Z. geschrieben: En Diebstahl von Gegenständen im Werte von ungefähr 2000 türk. Pf. St., welcher unlängst in Makri an einem engl. Touristen verübt wurde, erregte besonderes Aufsehen dadurch, daß als Anstifter des Verbrechens und Mitschuldiger der dortige griechische Konsularagent überführt wurde. Derselbe war von dem gefänglich eingezogenen Diebe, dessen Anteil an gestohlenen Banknoten er ihm unter der Behauptung, daß die Pgpiere wertlos seien, vorenthalten wollte, angezeigt worden.
St. Petersburg, 11. Mai. Es hat sich herausgsstellt, daß der in der vorigen Woche verhaftete Studenr Anarchist ist und beabsichtigte, beim Kirchgang des Zaren eine Bombe zu werfen. Ein Verhafteter hat bereits ein Geständnis abgelegt.
New-Aork, 10. Mai. Der „Herald" meldet, in Caracas (Venezuela) habe Nachts ein Erdbeben stattgefunden. Die Städte Merida, Lagunillas, Chiguara und San Juan seien vollständig zerstört und etwa 10000 Personen umgekommen.
Lokales.
Wildbad, 14. Mai. Seine Majestät der König empfing am 10. ds. den K.Bade- arztDr. W eizs äcker in Audienz. An demselben Tag war der Generaldirektor der K. Posten und Telegraphen, Präsident v. Weizsäcker hier, um die Telegraphen- und Telcphonan- lage im K. Badhotel zu besichtigen.
Tnki-HMn-ks.
„Aneinander gekettet."
Amerikanischer Kriminalroman v. O- Ellendorf.
(Nachdruck verboten.)
(Fortsetzung.)
Die Künstlerin erwiderte die tiefe Neigung des eleganten heiteren Verehrers, so daß man hätte glauben sollen, es würde die Bekanntschaft zu einem beiderseits gewünschten festen Bunde für das Leben führen.
Die Dame erwartete ihn nicht so früh und schien verwundert, als sie die Anmeldung seines Besuches empfing. Er teilte ihr mit, daß es sein Wunsch sei, mit ihr zu frühstücken, und bat sie, ihrem Koch die größte Eile anzuempfehen.
Während des Mahles schien er in rosigster Laune zu sei». Doch als sie den Kaffee einnahmen, schlug er einen ernsteren Ton an und sagte zu ihr: „Alles dieses, meine Theure, war nur die Vorrede, Sie auf die Entgegennahme einer Neuigkeit gefaßt zu macken, die Sie in Erstaune» setzen wird: Ich bin total ruinirtl"
Sie sah ihn sprachlos an, als ob sie ibn nicht verstanden habe.
„Ruinirt," wiederholte er mit erzwungenem Lächeln, „so total ruinirt, wie nur einer sein kann."
„O, Sie eilauben sich einen Scherz mit mir, wollen mich ängstigen, das aber wäre zu grausam von Ihnen —"
„Ich sprach noch niemals in meinem ganzen Leben so ernst zu Ihnen wie heute, Rosa, und mein Bekenntnis, das Sie so befremdet, ist die reinste Wahrheit."
Die großen Augen der Sängerin blieben auf ihn geheftet.
„Mein Vermögen von fast fünf Millionen Dollars ist dahin, mein Haus und alle Wertgegenstände in de» Händen meiner Gläubiger und ich habe kein Heim und keine Existenz. Aber ich traure nicht darum, ich habe mein Leben genoffen, es gekostet in allen seinen Phasen und den Becher bis auf die Neige geleert."
„Aber — dann? —" stammelte sie.
„Was dann?" fragte er.
„Wünschen Sie zu wissen, ob Sie frei sind? Sicher sind Sie es!"
Sie wußte nicht, ob sie sich freuen sollte oder ihn bedauern.
„Ja," sagte er, „auch ich gebe Ihnen Ihre Freiheit zurück," und als sie eine Bewegung machte, die er mißverstand, fügte er hinzu: „O, betrüben Sie sich nicht um mich. — Außerdem weiß ich ja, daß ich Sie in guten Verhältnissen zurücklaffe. Die Einrichtung des ganzen Hauses schenke ich Ihnen und außerdem habe ich noch an Sie gedacht. Ick habe nämlich noch zehntausend Dollars bei mir, das ist Alles, was ich noch besitze und ich gebe sie Ihnen."
Er legte die Summe vor sie auf den Tisch, sie aber stieß das Geld mit Schaudern zurück.
„O — well — das ist ein gutes Zeichen, sagte ich mir doch immer, daß Sie ein edles Herz hätte», viel zu edel für das Jahrhundert des Egoismus uud des Goldfiebers, Sie müssen sich ändern, Signora."
Und sie hatte in der That ein gutes Herz, denn sie stieß seine Banknoten zurnÄ, und anstatt ihm die Thüre zu weisen, versuchte sie, ihn zu trösten und aufzurichten,
„Sie sind nicht einmal so arm, wie Sie glauben," sagte sie, „Sie verfügen noch immer über eine ansehnliche Summe."
„Aber, meine Theure, ich habe häufig einen solchen Betrag für einen Diamantschmuck ausgegeben, den ich verschenkt."
Sie sann nach und dann, als ob plötzlich ihr ein rettender Gedanke gekommen, erwiderte sie: „Das ist wahr, aber ich kann, wenn ich will, mich einschränken, und darum eben so glücklich sein."
Bei diesen Worten versuchte Sie das Geld in seine Tasche gleiten zu lassen.
„Was soll ich damit?"
„Könnte das Geld nicht noch mehr ein- bringen? Kann man damit nicht noch weiter spekuliren, keine Wetten bei den Rennen eingehen, oder am grünen Tische spiele»? Ich habe von Leuten gehört, die mit Nichts begonnen haben und reich wie Könige wurden, ohne Talent zu besitzen, oder so gebildet zu sein, wie Sie sind. Warum machen Sie es jetzt nicht wie Jene?"
Sie sprach so dringend, wie eben nur Frauen es vermögen, so überzeugend und durchaus uninteressirt. „Sie werden es thun, Arthur, nicht wahr?"
„Sie meinen es gut mit mir, Rosa," erwiderte er, augenscheinlich gerührt. „Aber Sie müssen das'Geld annehmen, es ist das letzte Geschenk, das ich Ihnen machen kann."
Aber Sie haben dann nichts mehr für sich, wieviel besitzen Sie noch außer dieser Summe?"