110
direnden Admiral Frhrn. v. d. Goltz folgendes Telegramm gesandt: Von inniger Trauer über die Katastrophe auf dem Schiff Brandenburg erfüllt, bringe ich Ew Exzellenz in'meinem und im Namen der kaiserl. und königlichen Kriegsmarine die Gesühie treuer kameradschaftlicher Teilnahme tiefbewegt zum Ausdruck mit der Versicherung, daß wir in Leid und Freud mit unseren deutschen Waffenbrüdern eines Herzens sind.
Wien, 1. März. Die Defraudationen mehren sich in erschreckender Weise. Soeben ist eine neue Veruntreuung entdeckt worden, die drei Beamte an der Allgemeinen Arbeiter- Kranken- und Unterstützungskaffs verübt haben. Dieser Verein ist wohl der größte der Monarchie und zählt gegenwärtig etwa 100,000 Mitglieder. Die Höhe der von den Beamten unterschlagenen Summen ist noch nicht festge- stcllt; dieselben betragen jedenfalls viele Tausende von Gulden. Einer der Defraudanten legte sich von dem Gelds eine außerordentlich reichhaltige Bibliothek an. Die Schuld daran, daß die Veruntreuungen ausgeführt werden konnten, trägt die mangelhafte Kontrolle.
Wien, 4. März. Hiesige Blätter melden aus Fiume, zu Ehren der Anwesenheit des österreichischen und deutschen Kaisers entsende Italien 3 große Kriegsschiffe, die vor Fiume Anker werfen.
Bern, 3. März. Tie beiden Deutschen, die mit schweizerischen Offizieren in Streit geraten waren, sind nicht Offiziere wie einzelne deutsche Blätter gemeldet haben, sondern Kaufmann Groß aus Schorndorf in Württemberg und sein Schwager Arnold, ebenfalls Kaufmann. Bei der Gesandtschaft in Bern ist keine Klage von ihnen eingereicht, noch irgendwelche Mitteilung dort abgegeben worden.
— In Nizza ist am 1. März der Uhrmacher Lippelin als Anarchist verhaftet worden. Aus den bei ihm gefundenen Schriftstücken schließt man, daß er an der Ermordung des Generals Seliwerstock beteiligt gewesen sei. Er soll mit Paul Reclus, der vor dem Attentat Henrys in Nizza verweilte, und sich dann nach Italien begab, in Verbindung gestanden haben,
— Gegen 20,000 Personen sollen gegenwärtig in Barcelona an der Grippe krank darniederliegen.
— Eine seltsame Unterbrechung erfuhr, wie aus Nom gemeldet wird, die letzte Montagsvorstellung im dortigen Manzonitheater dadurch, daß der Schauspieler Mironi wegen Diebstahls von der Bühne weg verhaftet wurde, bevor er seine Rolle beendigt hatte.
London, 3. März. Die Demission Gladstones wird nun doch in den nächsten Tagen erwartet.
Petersburg, 1. März. Die Behauptung, der Finanzminister habe den russischen Bahnen.verboten, Bestellungen für ihre Bedürfnisse in Deutschland zu machen, ist völlig unbegründet. Ein Auftrag für Lieferung von 40 Lokomotiven ist bereits deutschen Fabriken zugegangen.
— Die Petersburger Hotels sind der „Times" zufolge jetzt gefüllt von deutschen Handlungsreisenden und sonstigen Geschäftsleuten, welche nach Petersburg gekommen sind, um den neuen Handelsvertrag so zeitig wie möglich ausnützen zu können. Dieser Vertrag sei die einzige Frage der auswänigen Politik, um welche die Russen sich augenblicklich kümmerten.
St. Petersburg, 2. März. Der Gesundheitszustand des Herrn von Giers hat sich derart gebessert, daß Bulletins nicht mehr ousgegeben werden.
Rio de Janeiro. Die Präsidentenwahlen vollziehen sich ganz ruhig. Sicher ist, daß Moraes Präsident, Pereira Vizepräsident
wird.
Nukkichalkklidks.
„Aneinander gekettet.
Amerikanischer Kriminalroman v. O- Ellendorf.
(Nachdruck verboten.)
(Fortsetzung.)
Darauf kniete Skecrett nieder, untersuchte den sandigen Uferrand, das, stille, trübe Wasser, das Rohr und die Wasserblumen. Dann, einige Schritte zurückweichend, warf er einen Stein in den Teich, um zu sehen, was für eine Wirkung derselbe auf den Morast äußerte und kroch dann auf Händen und Füßen den Weg nach dem Hause zurück.
Auf der Tour fand er viele Beweise für seine Annahme, daß ei» schwerer Körper durch das Gras und die Blumen geschleift worden und beobachtete genau, nach welcher Richtung die Stengel und Halme gebrochen waren.
Darauf, als er zu den Pinie», deren Aeste sich über das Wasser neigten und in deren Nähe Mr. Blant noch verweilte, zu- rückkehrte, erhob er sich und sagte: „Meine Meinung bestätigt sich, — Mr. Strattons Leiche wurde an den Haaren bis zum Teiche geschleift."
„Sind Sie dessen gewiß?" fragte Mr. Blant. Diesmal war es unmöglich, den zögernden Ton der Frage zu mißdeute», der Alte war noch unentschieden und lehnte sich an das Urteil des Detektivs, wie an seinen Führer. „Sicher," bestätigte Skerrett.
„Aber jene Fußspuren im Sande, hart am Ufer, deuten sie nicht auf einen Kampf zwischen mindestens zwei Personen?"
„Sie scherzen wohl, Sir," entzegnete Skerrett. „Diese Spuren würden einen Schulknaben kaum betrügen."
„Es scheint nur aber doch." —
„Hier kann kein Irrtum obwalten, Mr. Blant, denn alle diese Spuren rühren von einem und demselben Fuße her, Sie kennen bas leicht erkennen."
„Ja, ja, ich sehe es ein,"
„Sehr gut. Sehen Sie, wenn ein Kampf auf einem Terrain, wie das hier, stattfindet, so findet man immer die Spuren des Angreifers, wie auch des Opfeis. Der Angreifer der gezwungen ist, sich vorzubeuze», rühr auf den Zehen und die Spitzen seiner Schuhe zeichnen sich deutlich im Boden ab. Der Angegriffene aber stützt sich notwendig, auf den ganzen Fuß und vornehmlich auf die Absätze, die sich tief im Boden abdrücken. Was finden wir nun hier? — Eine Menge Abdrücke der Fußspitzen und keine der Absätze.
„Ich stimme jetzt vollständig mit Ihnen überein, denn ihre Argumente müssen den größten Zweifler bekehren," gestand Mr. Blant ein.
Ich bin noch nicht zu Ende," fuhr Skerrett fort. „Fest überzeugt, daß Mrs. Stratton nicht hier ermordet worden sein kann, fügte ich noch hinzu, daß sie nicht getragen, sondern geschleift worden ist. Es gibt nur zwei Arten, einen Körper zu schleifen; entweder an den Schultern, oder an den Füßen gefaßt. Im erstercn Falle werden die Füße zwei tiesgleiche Spuren hinterlassen, während im zweiten der herabhängende Kopf nur eine hinterläßt. Als ich den Boden untersuchte,
fand ich zwei parallellaufende Furchen und an beiden Seiten derselben das Gras in ziemlicher Breite niedergedrückt. Wie kam das? Weil es der Körper einer Frau war/ de» man über das Gras geschleift, eine Frau, vollständig angekleidet mit einem Wort Mistreß und nicht Mr. Stratton!"
Es dunkelte bereits und ein leichter Nebel breitete sich über Lje Landschaft. „Lassen Sie uns ins Haus gehen," sagte Mr. Blant, wie erwachend, „und sehen, wie weit Dr. Brandou in seiner postmortsm sxaininstiou vorgeschritten ist."
Als sie der Villa sich näherten, bemerkten sie Mr. Clay, welcher sie zu erwarie» schien.
„Ich überlasse Alles Ihrer Aufsicht, Gentlemen," sagte er, „denn, wenn ich den Oberrichler Elswoth noch sprechen will, muß ich mich sofort entfernen." — Sein Blick schien auf viel innere Genugthulilig zu deuten, als er die Worte sprach. Mr. Blant ver- bengie sich leicht. „Ich würde Ihnen sehr verbunden sein, Gentlemen, wenn sie die Affane bis zu ihrem Abschluß hier leiten und überwachen wollten, verfolgte Mr. Clay. Soeben teilte mir der Arzt mit, daß er in wenigen Minuten mit der Besichtigung zu Ende sein und de» Rapport morgen früh einsenden würde. Ueberdem verlasse ich mich darauf, daß Sie überall da, wo es nötig ist, die Siegel anlege», und einen Wächter über die Villa und den Park ernennen werden. Ich werde Ihnen einen Architekten schicken, um das Haus und die Umgebung zu zeichnen. Haben Sie weitere Entdeckungen gemacht, Mr. Skerrett?"
„Ich habe »och einige wichtige Thai-- sachen festgestellt, jedoch kann ich keine bestimmte Meinung äußern, bis ich Alles durchforscht habe," antwortete er, „meinen Rapport werde ich bis morgen Nachmittag fertig haben und denke, daß, obwohl der Fall ein sehr verwickelter —"
„Mr. Clay fiel ihm ins Wort: Ich finde gar nichts complicirtes in der Affaire und mir erscheint Alles als höchst einfach. Aber — ick dachte —"
„Ich bedaure, daß man Sie so voreilig belästigt hat, Mr. Skerrett, da wirklich kein genügender Grund vorliegt," fuhr der Staatsanwalt fort, denn die Beweise gegen die Jnhaftirten sind sehr gravtrend."
„Wie, Sir, haben Sie irgend welche wichtige Information erhalten?"
„Ich verwickelte den alten Ben in Widersprüche und schließlich bekannte er, daß er die Mörder sah."
„Die Mörder?" rief Mr. Blant erstaunt, „sagte er die Mörder?'
„Mindestens sab er einen derselben, obwohl er behauptet, ihn nicht gekannt zu haben. So weit sind wir nun."
„Und John Hood?" forschte Mr. Blant weiter. „Haben Sie ihn verhört?"
„O, was ihn anbelangt, so ist Alles in Ordnung. ' (Forts, folgt.)
Tuch- und Buxkinstoffe a M. 1.75 pp. Niiktsp.
versenden in einzelnen Metern direct an Jedermann
Erstes Deutsches Tuch-Versandtgeschäft
vettlinjxsr LV« ,».N.
Fabrik-Depot.
Muster umgehend franko.
.^leohnioum VHtiweiöa^
») AASttdivtzu-IvxeNievr-Sedol» d) VVer^wvlLter'Scduls.
— VoruLtsrrtodr