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Nro. 27.

Dienstcrg, 6. März 1894.

30. lalirgang.

Württemberg.

Stuttgart, 2. März. Die Straf­kammer des Landgerichts verurteilte gestern den 17jährigen Gustav Zehendcr von hier wegen Mord- und Raubversuchs, begangen an seiner Tante und Pflegemutter, zu 7 Jahren Gefängnis:

Der König empfieng heute den tür­kischen Brigadegeneral Grumbko Pascha. Später statteten der König und die Königin den Her­zoginnen Elsa und Olga anläßlich ihres heu­tigen Geburtsfestes einen Glückwunschbesuch ab.

Zu den aus Anlaß der Vermählung des Prinzen Johann Georg von Sachsen mit der Herzogin Maria Jsabella von Württem­berg (Schwester des Herzogs Albrecht) mitte April hier stattsind.-ndcn Festlichkeiten wird am hiesigen Hofe König Albert von Sachsen erwartet.

Stuttgart. Die am Samstag hier verhafteten 4 Anarchisten sind nach ihrer ge­richtlichen Vernehmung wieder auf freien Fuß gesetzt worden.

Tübingen, 1. März. (Tagesordnung für die Schwurgerichtssitzung im 1. Quartal 1894.) 1) Am Montag den 5. März und

den folgenden Tag, Anklagesache gegen Eva Marie Faas, geb. Hoffmann, von Gleiszellen, Bezirksamts Landau, zuletzt wohnhaft in Lic- benzell, wegen Mords. 2) Mittwoch den 7. März und den folgenden Tag Anklagesache gegen den Bäckergesellen Adolf Pius Diemer von Neckarsulm wegen zweier Verbrechen des mit schwerem Raub verbundenen Mords. 3) Samstag den 10 März Anklagesache gegen den verheirateten Zimmermann Otto Johner von Weiler, Oberamts Rottenburg, w-gen be- trüglichen Bankerotts. 4.) Montag den 12. März Anklagesache gegen die verheirateten. Schuhmacher Joh. Georg Lenzerer von Bleich­stetten und Joh. Rupp von Mittelroth, beide wohnhaft in Urach, wegen versuchter Brand­stiftung.

R u tt öscha tt.

Pforzheim, 1. Mürz. Ueber die Ty- phuscpidimie in Pforzheim, welche einen größe­ren Umfang annahm, schreibt derPforzh. Beobachter":Eine große Beunruhigung be­mächtigte sich der Gemüter in hiesiger Stadt, als sich in letzter Woche die Zahl der zur Anmeldung gekommenen Typhusfälle ins Un­gewöhnliche steigerte, und noch größer wurde die Unruhe, als mit ziemlicher Gewißheit amt- licherseits sestgestellt wurde, daß die Häufung von Typhusfüllen in Zusammenhang zu bringen sei mit den Wasserleitungsverhältnissen hiesiger Stadt. Es mag wohl angebracht sein, über die Verhältnisse der oberen Größelthalwaffer- leitung hier Aufklärung zu geben; die Anga­

ben hier, die ohne jede Voreingenommenheit, ohne jedes Vorurteil gegeben sein sollen, ent­sprechen vollkommen den Thatsachen. Ein Urteil möge sich jeder selber bilden. Als nach der überraschenden Häufung von Typhusfällen die Größelthalwasserleitung einer genauen Be­sichtigung unterzogen wurde, ergab die Unter­suchung folgenden Befund. An einer Stelle, an der die städtische Wasserleitung auf eine längere Strecke parallel neben dem Mühlkanal, der die kleine städtische Mühle im Größelthal treibt, hergeht, waren das Zementrohr des Mühlbachs wie das Rohr der städtischen Was­serleitung durchstoßen und vermittelst einer Stauung, wie einer kleinen Rohrverbindung konnte zu Zeiten großen Wassermangels Wasser aus dem Mühlkanal in die etwas tiefer lie­gende Wasserleitung überführt werden. Das Wasser des Mühlkanals läuft in zur Hälfte offenen Zementröhren und kommt direkt aus einem Sammelweiher, der durch Stauung im Größelbach gebildet wird. Den Zufluß zum Sammelweiher bildet einesteils der Größelbach, andernteils eine Abzweigung, mit der einige in der Nähe liegende Wiesen gewässert zu werden pflegen. Dieses Wasser, welches also auch noch zum Sammelweiher und durch den­selben in den Mühlkanal bezw. in die Wasser­leitung kam, floß über die Wiesen, die zeit­weise gedüngt werden. Außerdem fließt Wasser, das in den oberen Teil des Größelbachs ge­langt, über Wiesen, auf denen ein Schafpferch seinen Stand hat, und auf denen öfter Schafe weiden. Auch fließt aus dem Größelthal- wirtshaus eine Doh!e mit Abwasser direkt in den Größelbach. Das ausgemauerte Größel- bachbett zwischen der Sommerwirtschaft und dem Backhaus selbst diente offenbar auch zur Aufnahme der verschiedensten Gegenstände, soi fanden sich in ihm alte Stiefel, Lumpen, ein Ofenrohr rc. Alles dies hat zur Folge, daß das Wasser in dem Sammelweiher nicht wohl auf vollkommene Reinheit bezw. Reinlichkeit Anspruch machen kann. Es ist auch thatsächlich nachgewiesen, daß das Wasser in dem an den Seiten abgeflachten Weiher einen unsauberen Eindruck macht, es zeigt eine grünliche Farbe; cs steigen Blasen auf, die auf Gasentwicklung aus dem Schlammgrund des Bassins hindeuten. Es wird einleuchten, daß ein solches Wasser zu einer Nutz- und Trinkwasftrleitung durch­aus nicht geeignet ist. Die Untersuchungen sind aber noch nicht abgeschlossen und man muß erst das Ergebnis namentlich der bakteriologischen Untersuchung abwarten. Der Stand der Ty- fuserkrankungen vom 10. Febr. bis Ende des Monats ist 74 angemeldete Erkrankungsfällc. In 47 Straßen der Stadt 2 Tote. Vielfach schwere Erkrankungen. Im klebrigen die ganze Stufenfolge der Erscheinungen nach Zeit und Grad der Infektion. Im städt. Krankenhaus'

34, im Kinderspital 6 Verpflegte. In den letzten 2 Tagen Nachlaß. Wie zuverlässig verlautet, vertritt der Medizinalreferent im großherz. Ministerium des Innern, Obermedi- zinalrat Dr. Arnsperger ebenfalls die Ansicht, daß es höchstwahrscheinlich sei, daß durch die Zuteilungvon ungefaßtem und verunreinigtem Bachwasser" in die Wasserleitung Ansteckungs­stoffe unter die Bevölkerung gekommen seien. Es hac deshalb der städt. Ortsgesundheitsrat mit Rücksicht darauf, daß das Wasser Haupt- vermittler und Weiterträger von Krankheits­stoffen ist, beschlossen, vorsichtshalber die ganze Wasserleitung auslaufen zu lassen. Es wird dabei bemerkt, daß die bisherigen Untersuch­ungen des Trinkwafsers eine Verunreinigung des Wassers nicht ergeben haben.

Aus Kehl, 1. März, wird gemel­det: Seit gestern ist der Rhein um 1 Meter gestiegen. Auch von den Rhein-Nebenflüssen wird ein Anwachsen des Wassers gemeldet.

Mannheim, 2. März. Die Schloß­brauerei in Schwetzingen wurde zum Preise von 125 000 Mk. von einem Cannstatter Kon­sortium angekauft. Die Mannheimer Löwen­brauerei verzichtet auf das ihr zustehende Ver» kaussrecht gemäß einem diesbezüglichen mit 4 gegen 3 Stimmen gefaßten Beschlüsse des Aujsichtsraths.

Neustadt i. d. Pfalz, 4. März. Der zahlungsunfähig gewordene Weingroßhändler Fe ist wurde verhaftet.

Berlin, 1. März. Noch vor der Ab­stimmung über den russischen Handelsvertrag wird die Regierung bindende Erklärungen über die Aufhebung der Staffeltarife ab­geben.

Berlin, 3. März. DerVossischen Zeitung" zufolge teilt Graf Dönhoff in einer Versammlung zu Königsberg mit, Fürst Bis­marck habe ihm gesagt, die Ablehnung des russischen Handelsvertrags bedeute den Krieg mit Rußland.

Straßfurt, 2. Marz. Der Fischer- Verein für die Provinz Sachsen und Herzog­tum Anhalt hat zum Aussetzen in die Ge­wässer unserer Provinz folgende Fischbrut­massen angekauft: 267 000 Eier Bachforellen, 80 000 junge Aale, 47 000 Lachseier, 24,000 Zandereier und 12 000 Neschen.

Nienburg, 2. März. In Nienburg vergnügte sich der Postmeister Alemann mit seinem 12jährigen Sohne auf den überschwemm­ten Bodewiesen mit Schlittschuhlaufen. .Plötz­lich brach der Knabe an einer tiefen Stelle ein. Der Vater suchte ihn zu retten, brach aber dabei selbst ein und fand seinen Tod, während der Sohn sich zu retten vermochte.

Kiel, 1. März. Der österreichische Ad­miral Sterneck hat aus Anlaß der Katastrofe an Bord derBrandenburg an den komman-