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Rom, 18. Jan. Wie soeben bekannt wird, wurden nahe bei Spezia ganze Scharen Insurgenten eingefangen. Alle bisher aufge- fundenen Toten und Verwundeten wurden als vorbestraft erkannt. In Catania beschlagnahmte die Polizei eine Menge Dolche mit der Inschrift: „Hoch De Felice!" (Führer des sizi- lianischen Arbeiterbundes.)
— Das Kriegsgericht in Algier verurteilte «inen Soldaten namens Bazin zum Tode, weil er sich erfrecht hatte, beim Verhör (wegen «iner Disziplinarsache) zwei Knöpfe von seiner Uniform wegzureißen und statt jeder Antwort dem Präsidenten an den Kopf zu werfen.
Rio de Janeiro, 20. Jan. Peixoto setzte den Kommandanten von Santacrus ab, der Unterstützungstruppen für die Aufständischen, in die Bai einließ. Admiral Saldanha warf die Rcgierungstruppen zurück, von denen 120 Mann fielen und befestigte die Bastionen.
Unki-HMndrr.
„Aneinander gekettet."
Amerikanischer Kriminal-Roman von O. v. Ellendorf.
(Nachdruck verboten.)
(Fortsetzung.)
„Well," sagte der Major pikirt, es scheint, als ob unser Freund der Squire äußerst gut informirt ist; nur das nimmt mich Wunder, daß gerade er, der Mann, der stets allein lebt, Niemand empfängt und sich nur um sich selbst kümmert, diese Informationen geben kann."
Unzweifelhaft war der Major eifersüchtig auf den Friedensrichter geworden und mit Recht, denn mußte er, als erste Person in der Gemeinde und Freund in der Familie, nicht eben so gut von diese» Vorgängen unterrichtet sein? —
Seine Verstimmung aber erreichte ihren Gipfelpunkt, als der Doktor bemerkte:
„Pah! Ganz Alexandria kennt diese That- sachen und diskutirt sie öffentlich."
Mr. Blants Lippen bewegte» sich in diesem Moment, als ob sie sich öffnen und sagen wollten: „Ich kenne noch ganz andere Geschichten." Aber sich selbst beherrschend, fuhr er in seinem Dialoge fort:
„Die Anwesenheit Arthur Strattons in der Villa veränderte die Lebensweise so gut wie gar nicht und es schien, als ob Mr. und Mrs. Jefferson in Arthur Stratton einen Bruder gefunden hätten. Merkwürdiger Weise aber reiste während dieser Zeit Mr. Jefferson häufig nach New-Dork, um, wie es hieß, die zerrütteten Verhältnisse seines besten Freundes zu ordnen.
So verging ein Jahr und Glück und Frieden schienen in der Villa zu thronen, als plötzlich eines Abends Mr. Jefferson, der einem Feste beigewohnt hatte, in höchst bedenklichem Zustande nach Hause gebracht wurde. Der Doktor, welcher zu Rate gezogen wurde, konstaiirte eine Lungenentzündung. Jefferson aber war jung und stark wie eine Eiche, weßhalb sein Zustand keine große Gefahr befürchten ließ und in der That, nach 14 Tagen schien er völlig wieder hergestellt. Jedoch bald kam ein Rückfall und kurz daraus der zweite, dessen Verlauf das Schlimmste ahnen ließ. Annies Liebe und tiefer Schmerz und Strattons innige Freundschaft waren grenzenlos, denn niemals wohl wurde ein Kranker mit ähnlicher Auf- opserung^grpflegt, denn Gattin und Freund
wichen Tag und Nacht nicht von dem Krankenbette. Allen Freunden und Bekannten, die ihn besuchten, versicherte er, wenn er nicht krank geworden, er wohl nimmer erkannt haben würde, wie so innig man ihn liebe und verehre."
„Dasselbe sagte er auch mir," fiel der Major ein, „und mehr denn hundertmal meiner Frau, Mrs. Curtis, sowie meiner Tochter Marion."
„Kein Zweifel," fuhr Mr. Blaut fort. Nichtsdestoweniger schien Jeffersons Krankheit den besseren Aerzten ein Rätsel zu sein, dessen Lösung eine schwere Aufgabe war, denn er selbst behauptete, daß er nicht sehr leide, während er zu einem Skelett, einem Schatten sich verändert hatte.
Schließlich in einer Nacht zwischen zwei und drei Uhr verschied er in den Armen seiner Annie und seines Freundes, nachdem er bis zum letzten Augenblick sein klares Bewußtsein, den Gebrauch seiner geistigen Kräfte und eine bewunderungswürdige Ruhe behalten hatte.
Eine Stunde vor seinem Ableben berief er seine ganze Dienerschaft an das Sterbebett, das schon zahlreiche Freunde umstanden, ergriff dann die Hand seiner Gattin und legte sie in die des Freundes Mr Stratton, und ließ Beide darauf schwören, daß sie einander ehelichen würden, wenn er nicht mehr sei. Annie sowohl wie Stratton protestirten dagegen, Jefferson aber bestand mit solcher Hartnäckigkeit auf seinem Entschluß, daß sie endlich nachgaben, besonders, da er mit Thränen im Auge sagte, das Verharren auf ihrer Weigerung verbittere ihm seine Todesstunde. Der Gedanke an die eheliche Verbindung zwischen seiner Witwe und dem Freunde schien fortwährend seine Seele zu besckäftigen, denn auch in seinem Testamente, welches in der Nacht vor seinem Tode aufgesetzt, wies er seinen Advokaten Cajns Grant a», in demselben besonders h-rvorzuheben, diese Vereinigung sei sein schönster Traum und er nun überzeugt sei, daß das junge Paar sich seiner innig nnd liebevoll stets erinnern weide." —
„Hatten Mr. und Mrs. Jefferson keine Kinder? fragte der examirende Beamte.
„No Sir," crwiederte der Major.
„Mr. Stratton und die junge Witwe," fuhr Mr. Blaut fort, „trugen die tiefste Trauer, die größte Verzweiflung zur Schau und Mr. Stratton schien wie vernichtet und geberdete sich wie ein Wahnsinniger. Mrs. Jefferson schloß sich ein nnd weigerte sich, irgend Jemand, sebst ihre besten Freunde zu empfangen, und als man längere Zeit nachher Annie und Mr. Stratton sah, konnte man sie kaum wiedererkennen, so groß war die mit ihrem Aeußern vorgegangene Veränderung; schien doch Mr. Stratton um zwanzig Jahre gealtert und das schöne Auge Annies seinen Sternenglanz verloren zu haben. Das tiefe Weh, welches Beide »iederbeugte, fand allgemeine Teilnahme; zugleich aber war man neugierig zu erfahren, ob sie den letzten Wunsch des Entschlafenen erfüllen würden.
Der Staatsanwalt gab jetzt Mr. Blant einen Wink, mit seiner Mitteilung innezuhalten.
„Wissen Sie," fragte er plötzlich, „ob die Zusammenkünfte im Union Hotel nach diesem Ereignis aufhörten?"
„Ich vermute, ich denke so," erwiederte Mr. Blant.
„Und ich bin beinahe überzeugt davon," warf Mr. Brandon, der Arzt, ein. „An
maßgebender Stelle diskutirte man die Angelegenheit und es wurde behauptet, daß eine deftige Scene, eine Auseinandersetzung statt- gefundeu habe zwischen Mr. Stratton und der niedlichen fremden Dame, nach welcher man die beiden hinfort im Union Hotel in Washington nicht mehr gesehen."
Mr. Blant lächelte überlegen. „Baltimore liegt auch nicht aus der Welt — nur 45 Meilen von hier, die der Schnellzug in kaum einer Stunde zurücklegt und dort giebt es auch Hotels die Menge," sagte er nicht ohne Ironie.
Hatte Mr. Blant damit eine gänzlich bedeutungslose Meinung geäußert, oder waren seine Worte eine direkte Verdächtigung?
Mr. Clay ließ seine durchbohrende» Blicke auf dem Antlitz Blants ruhen, aber ohne Resultat, denn diese scharf markirten Züge verrieten nichts und so nahm er an, daß der Kollege ohne Absicht, in aller Einfalt eine inhaltlose Aeußerung gethan hatte, und er bat ihn, fortzufahren.
(Fortsetzung folgt.)
Berm ischtes
— In dem Dorfe E. bei Ludwigsburg kam jüngst der Fall vor, daß als ein Brautpaar sich gerade anschickte, in die Kirche zu gehen, um ihren Bund segnen zu lasten, der Storch ins Haus geflogen kam und den Eltern einen kräftigen Sprößling bescheerte. Jetzt soll Trauung und Taufe auf einen Tag festgesetzt sein.
— Seit der Vertreibung Napoleons I. aus Rußland wird alljährlich am Weihnachts- Abend in sämtlichen Kirchen des Reiches ein Dankgebct für die Befreiung Rußlands von der Invasion der Franzosen und der mit ihnen verbundenen 20 Völkerschaften verlesen. In diesem Dankgebet werden gleichzeitig diese Nationen verwünscht. Diesmal ist nun auf Verfügung des Metropoliten von Petersburg, natürlich im Einverständnis mit dem Spnod, die Verwünschung gegen die Franzosen aus dem Gebete gestrichen worden.
(Der Unterschied.) Nichts ist für die Findigkeit eines Reiseonkels unerreichbar. Saßen da jüngst verschiedene „Onkels" bei einander in eurem Städtchen des württember- gischen Schwarzwaldes und brachten u. a. auch die Rede auf zwei beliebte „Herbergsväter für Onkels", nämlich den Hotelier L. in W. . . und den Posthalter von G. Beide wurden nach Gebühr belobr und es wurde hervorgehoben, daß sie viele Aehnlichkeiten, namentlich in Beziehung auf die Zuneigung zu geistigen Genüssen aufweisen. „Und doch weiß ich einen Unterschied zwischen beiden," meinte einer der Onkels. „Loslegen, loslegen!" ertönte es aus der Mitte der Gesellschaft. „Der Unterschied meine Herren, ist der: „der Hotelier L. sauft heimlich und der Posthalter von G. sauft unheimlich". Das schallende Gelächter der Runde zeigte, daß der „Unterschied" richtig getroffen war.
(Beruhigend.) Es ist Mitternacht. Von der Thür eines Restaurants nimmt ein behäbiger Bürger seinen Weg durch eine schlechtbeleuchtete Gasse. Plötzlich tritt aus dem Dunkel ein Bettler auf ihn zu und bittet um ein Almosen. „Schockschwerenot," ruft der erschreckte Wanderer, „wie kommen Sie dazu, mich in der Nacht, um diese Stunde, anzubetteln? Wissen Sie, daß das einem nächtlichen Ueberfall gleichkommt und daß die Polizei — „Herrgott," unterbricht der Bettler den Erzürnten, „haben Sie sich nicht so, ick schnorre ja ooch am Dage."
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