Amts- und Anzeige-Matt für Wildbad md Umgebung.
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stellungen nehmen alle Postämter entgegen.
MW
Der Jnsertionspreis beträgt für die kleinspaltige Zeile oder deren Raum bei Lokal-Anzeigen 8 Pfg., bei auswärtigen 10 Pfg. Dieselben müssen spätestens den Tag zuvor Morgens 8 Uhr aufgegeben werden. Bei Wiederholungen entsprechender Rabatt. Stehende Anzeigen nach Uebereinkunft. — . Anonyme Einsendungen werden nicht berücksichtigt.
S.
AiensLcrg, 23. Icrnuar 1894.
30. ^slipgang
Württemberg.
Stuttgart, 20. Jan. In das deutsche Zentralkoinite für die Weltausstellung in Antwerpen vom Jahr 1894 wurde aus Württemberg Generalkonsul Bengert-Stuttgart gewählt. Der Besuch von seiten der württembergrschen Industrie dürste, wie man aus industriellen Kreisen mitteilt, nicht besonders stark werden, eine wenig zu billigende Erscheinung, die durch eine gewisse Ausstellungsmüdigkeit und die Nähe der geplanten Berliner Weltausstellung begründet wird.
Heilbronn, 20. Jan. Als Käufer der „Heilbronner Ztg." werden die Herren Kraft und Wulle beide langjährige Angestellte der Druckerei der Neckarztg., genannt; die Kaufsumme soll 30,000 Mark betragen. Bestätigung bleibt abzuwarten.
Neuenbürg, 18. Jan. Auf die im Juli v. I. von der Spar- u- Vorschußbank in Wildbad angeregte und bei den Industriellen und Geschäftsleuten der Orte Wildbad, Calmbach, Höfen und Neuenbürg in Umlauf gesetzte Eingabe an die K. Generaldirektion der Posten und Telegraphen um Ausdehnung des bestehenden Telcphonnetzes des oberen Enzthales auf die Orte Enzklösterle, Calmbach und Höfen und um Gestattung des telephonischen Verkehrs zwischen den obigen L Orten um die jährliche, für den Telephon- Anschluß zur Erhebung gelangende Abonnements-Gebühr von 100 Mark, ohne weitere Leistung, ist nun letzter Tage der Bescheid der Kgl. Generaldirektion eingelaufen. Dieselbe spricht in ihrem Erlasse die Geneigtheit aus, das Telephonnetz auf die Orte Calmbach und Höfen auszudehnen, lehnt aber die Ausdehnung auf Enzklösterle ab und zeigt auch insofern bezüglich des zweiten Punktes der Eingabe wenig Entgegenkommen, als sie nur bereit ist, für eine Jahrespauschalsumme von 125 Mark den Verkehr zwischen den 4 Orten, Wildbad, Calmbach, Höfen und Neuenbürg für die Abonnenten oieser Orte, ohne weitere Leistung für die einzelne telephonische Verbindung, zu gestatten. Wenn man in Anbetracht des Umstandes, daß der Telephon-Anschluß den Abonnenten der obigen Orte im Verhältnis zu solchen an größeren Plätzen in Ermangelung des hier stattfindenden regen örtlichen Verkehrs nur ganz geringe Vorteile bieten wird, wohl hätte erwarten können, daß die K. Generaldirektion einigermaßen als Ersatz für diesen Ortsverkehr den unentgeltlichen Verkehr zwischen den obigen 5 Orten hätte geben können, so glauben wir doch, daß die durch die Unterzeichnung der Eingabe zum Anschluß Verpflichteten sich von solchem durch die Erhöhung des Abonnements um 25 Mark N'cht abhalten lassen sollen. Dagegen glauben und hoffen wir, daß dieselben
es zur Bedingung ihres Anschlusses machen werden, daß sowohl die Kunstmühle in Calmbach, der Windhof in Wildbad, als auch der Ort Enzklösterle mit der Sprollenmühle in das Telephonnetz und den unentgeltlichen Sprech- Rayon einbezogen werden. Die rege Agitation gegen das auch unserer Ansicht nach viel zu hohe Abonnement für den Telephonanschluß von 100 Mk. an allen größeren Orten wird uns wohl schon in kurzer Zeit eine wesentliche Ermäßigung der proponirten Jahressumme von 125 Mk. bringen. Dagegen glauben wir kaum, daß der von der Nächstliegenden Telephonstation Wildbad ziemlich entfente Windhof und Ort Enzklösterle, ebenso die Kunstmühle in Calmbach, deren aller Einziehung ins Telephonnctz also ziemlich erhebliche Kosten verursacht, auf spätere Vorstellungen hin Anschluß erhalten würden, wenn man nicht schon von vornherein für den Mitanschluß dieser Orte sorgen wird. Wir haben hiebei hauptsächlich die Interessen des bei dieser Angelegenheit sehr in Betracht kommenden, die Hauptnährquelle unseres Bezirks bildenden Holzhandels im Auge. Die immense Bedeutung dieses Industrie- ».Handelszweiges unseres Bezirks für alle Kreise derselben fordert das größtmögliche Entgegenkommen seitens der Staatsbehörden gegenüber demselben. Wenn wir daher bei unseren Voraussetzungen davon ausgegangen sind, daß die Vorteile der Telephonverbindung für die Angehörigen des Holzhandels dadurch erhöht werden müssen, daß die Kgl. Forst- und Revierämter in Neuenbürg, Calmbach, Wildbad und Enzklösterle und das Kgl. Kameralamt in Neuenbürg ebenfalls Telephonanschluß erhalten, so glauben wir damit einer durchaus berechtigten Bitte Ausdruck gegeben zu haben, deren Erfüllung der Staatsverwaltung kaum nennenswerte Kosten, dem Holzhandel aber eine Reihe von Geschästserleichterungen bringen wird. (E.)
Gündringen, 19. Jan. Gestern Nacht brannte die dem Werkmeister Rückgauer in Stuttgart gehörige Sägmühle im oberen Thal, die Priv. Knödel in Nagold im Betrieb hat, vollständig ab. Das anstoßende Fabrikgebäude und das nahe Wohnhaus wurden gerettet, lieber die Entstehung des Feuers läßt sich nichts Zuverlässiges angeben.
Geislingen, 20. Jan. Gestern wurde Stiftungspfleger H. verhaftet. In seiner Kasse wurde ein Fehlbetrag von über 10,000 Mark entdeckt.
R » ndscha u.
Mannheim, 18.Jan. Trotzdem schon seit einigen Tagen eine sehr milde Temperatur herrscht und gestern und heute nicht un
bedeutender Regen siel, macht das Eis des Neckars noch nicht die geringsten Anstalten^ loszubrechen. Die Schuld hieran trägt der niedere Wafserstand. So zeigte heute der Neckarpegel kaum 2 Dieter Wasser. Selbstverständlich kann die vollständige Wiederaufnahme der Rheinschifffahrt nicht eher erfolgen, als bis das Eis des Neckars abgetrieben ist. An vielen Stellen des Neckars fließt das Wasser über das Eis.
W einheim , 20. Jan. Ein schreckliches Unglück ereignete sich im Tunnel III bei der Fuchs'schen Mühle. Ein italienischer Arbeiter (Feuerwerker), mit Zurechtmachen und Laden der Dynamitpatronen beschäftigt, wurde auf unerklärliche Weise durch Explosion derselben bis zur Unkenntlichkeit verstümmelt. Der Getötete ist Familienvater und wird allgemein bedauert. Von den Mineuren, die in der Nähe beschäftigt waren, wurde jedoch Niemand verletzt.
Aus Bayern. 18. Jan. Dieser Tage ließ in Neichau in Bayern ein Mann den Metzger des Ortes in sein Haus kommen, damit er eine Kuh schlachte. Der Bauer hielt beim Schlachten die Kuh; in dem Augenblicke aber, als der Metzger mit dem Beile zum rötlichen Schlage ausholte, wich die Kuh erschrocken zurück, und statt diese zu töten, zerschmetterte der Metzger dem Bauern den Kopf.
Berlin, 18. Jan. Blättermeldungen zufolge sollen in Brüssel amtliche Berichte eingelaufen sein, wonach Emin Pascha noch am Leben sei und sich am Lualaba, dem ober» Laufe des Kongo, befinde. (Bekanntlich ist ein Araber, weil er Emin Pascha ermordet haben soll, bereits gehängt worden.)
— Großes Aufsehen erregt in Breslau das soeben eröffnete Testament des im Zuchthaus gestorbenen, für völlig vermögenslos geltenden Getreidehändlers Scheffler. Der Mann hinterläßt 500,000 Mark. Davon erhalten sämtliche Gefängnisbeamte bis zu 5000, die Heildieuer 2500, der Verteidiger, Rechtsanwalt Schreiber 3000 Mk.
Rom, 17. Jan. Aus Carrara wird gemeldet: Bewaffnete Banden durchziehen die Straßen, der Bevölkerung hat sich eine unbe- schreiblche Panik bemächtigt. Mehrere Dynamit- Attentate wurden rechtzeitig verhütet. Neue Truppen treffen noch immer ein. Die letzten Nachrichten lassen die Lage als sehr ernst erscheinen. Vor Mafia stießen Soldaten auf eine bewaffnete Bande von 200 Köpfen, die sich, ohne einen Schuß abzugeben, zurückzog, während es bei Carrara zwischen Militär und einer 600 Personen starken Bande zum Kampf kam, bei dem 8 Aufständische getötet und mehrere verwundet wurden.