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fest, daß am 11. Januar die erste Lesung des Tabaksteuergesctzes stailfindet. Nach dieser folgt die Beratung des Weinsteuergesetzes. Alle Vorlagen werden wahrscheinlich der Stem­pelsteuer-Kommission überwiesm werden, wes­halb die Beratungen einige Monate beanspruchen.

Hamburg, 21. Dez. (Fahrkarten­prozeß.) Das Landgericht verurteilte 22 Schaffner zu Gesang, rsstrafen von 3 Mo­naten bis zu 2 Jahren 3 Monaten, ver­hältnismäßigem Ehrverlust, 19 Viehhändler zu 1 bis 6 Monaten Gefängnis und den entsprechenden Geldstrafen, 2 Diehändler nur zu Geldstrafen, 5 Schaffner und 2 Vieh­händler wurde» freigesprochen.

Wien, 19. Dez. Die Wirkung des Pilsner Bier-Boykotts durch die Wiener Wirte ist bedeutend, während früher täglich 12 Wag­gons Bier nach Wien gingen, sank der Be­darf nunmehr auf einen Waggon herab.

Auf dem Bahnbof in Salzburg wurden Zettel mit der Drohung gefunden, daß der Bahnhof auf Weihnachten in die Luft gesprengt werden solle.

Paris, 18. Dez. In Folge von Droh­briefen werden die Bogenöffnungen der Gallerte des 1. Stockwerkes des Börsenpalais durch engmaschiges Gitterwerk äbgesperrt, um jeden Wurf in den Börsensaal zu verhindern; es wurden auch die Wachtposten verstärkt.

Paris, 18. Dez. Anstatt daß man hier die Milde des Urteils des deutschen Reichs­gerichts gegen die beiden französischen O fiziers- spione dankbar anerkennt, (in Frankreich wären unter denselben Verhältnissen deutsche Offiziere nach dem Gesetz erschossen worden) ist die chauvi­nistische Presse auf dem bcstmWege, eine Deutschen- bezw. Preußenhetze ins Leben zu rufen. Der Jour'' schreckt: Man könne von jedem in Frankreich lebenden Deutschen sagen, daß er in seiner Sphäre die Aufgabe ein.s Spions erfülle. Die Polizei wöge deshalb alle Deut­schen genau überwachen; für die Franzosen sei Mißtrauen gegen Alles, was aus Deutschland komme, patriotische Pflicht.

Die Spielbank in- Monte-Carlo wird, wie Genueser Blätter melden, seit rem jüngsten Bombenaitentate in Paris scharf b - wacht, da es heißt, die Anarchisten wollen dieselbe schon in den nächsten Tagen in die Luft sprengen. Polizeiagenten bewachen nun die Zugänge zur Bank und jeder daselbst Eintretende muß sich vorher ausweisen.

Athen, 18. Dez. Der deutsche Ge­sandte ist von seiner Regierung beauftragt worden, gegen die Einziehung der den Staats­gläubigern verpfändeten Einkünfte zu prote­stieren; auch der französische und der englische Vertreter erhoben Einspruch.

Anna ist ein Kind und nicht im Stande, die Tragweite ihrer Handlungen zu über­sehen. Ich habe mein Kind nicht erzogen um Strümpfe zu stricken, oder in der Küche zu stehen, sie ist gewohnt, sich bedienen zu

wohl kommen würdest?" Jetzt erklang die Hausglocke, und weckte das Mävchen aus ihren Träumen. Sie fchrack zusammen, daß sie nun gesessen und der entschwundenen Zeit nachgehangen, anstatt fleißig zu sein. Ge­

lassen, und könnte sich nie in kleine Ver- wiß kam jetzt ein Bote, um die fertige Arbeit

TntkrhModrs.

Weihnachtsglocken.

Erzählung von Leo van Husen.

(Nachdruck verboten.)

(Schluß.)

Doch wie sehr, wie bitier hatte sie sich getäuscht. Als Hans Erhard sich am fol­genden Tage bei Herrn Vinzer melden ließ empfing ihn dieser sehr kühl und als er seine Bitte vortrug, ibm Anna als sein geliebtes Weib zu geben, da lachte Herr Vinzer spöt tisch auf und fragte:

Und womit wollen Sie Ihr geliebtes Weib ernähren, mein Herr? D>e Liebe allein stillt den Hunger nicht."

Hans erwiederte: Wenn ich auch keinen übermäßigen Luxus treiben kann, Anna liebt mick, und wird auch in bescheidenen Verhält­nissen mit mir glücklich sein.

hältnisse schicken. Unterbrechen Sie mich nicht, junger Mann, fuhr er fort, als Hans Erhard ihm ins Wort fallen wollte.^ Selbst wenn, wie Sie behaupten, Anna sie liebt, die Liebe wird schwinden, und der Hunger bleibt, es wird bei Ihnen nicht anders sein, als bei hundert andern Menschen. Darum schaffen Sie sich erst eine Stellung, um meine Anna standesgemäß ernähren zu können. Wenn sie dann noch frei ist,steht einer Verbindung mit Ihnen nichts im Wege."

Ist das Ihr letztes Wort?"

Mein allerletztes Wort!"

Und er war gegangen, und sie hatte nicht wieder von ihm gekört. Aber trotz der Mutter Bitten und des Vaters Drohen, erhörte sie Keinen der anderen Bewerber; sie hatte nur eine Antwort:

Ich warte auf Hans, er wird wieder­kommen."

Da plötzlich war ein großes Unglück über die Familie Viuzers bereingebrochen. Der Vater hatte durch unglückliche Lpeku- lationen sein Geld verloren, und um der Schande zu entgehen, machte er durch einen Ichnß seinem Leben ein Ende, die Familie in Not und Eiend zurückiassend. Die Ver­hältnisse gestalteten sich noch trauriger als man anfangs erwartet hatte, alles Geld, ja selbst die Lchmucksachen und Möbel wurden von den Gläubigern mit Beschlag belegt, und vollkommen mittellos standen die Glücksgewohnten da. Die guten Freunde zogen sich plötzlich zurück, nicht einer streckte den Verlassenen hilfreich seine Hand ent­gegen.

Anna behielt trotz allem Unglück den Kopf hoch; sie siedelte mit der kränklichen Mut­ter in das benachbarte Städtchen über, und versuchle durch ihrer Hände Arbeit das.Not- dürftigste zu verdienen. Manchmal überkam re eine endlose Sehnsucht nach ihrem ver­schwundenen Glück, dann ließ sie die Arbeit 'allen und schaute die Landstraße hinunter, als müßte ihr Hans komme», dock stets ging sie trostlos in's Zimmer zurück, sich selbst ob dieses thörichten Gedankens scheltend. Er wußte ja gar nicht, wohin sie sich ge- lücktet hatte und wenn er ihrer überhaupt noch dachte, würde er das arme mittellose Mädchen noch lieben?"

So waren drei Jahre des Elends und des Jammers dahin gegangen. Anna ar­beitete oft die Nächte durch, um der stets

kränkelnbenMutlerkräftigendeNahrung kaufen

zu können, ihre frischen, roten Backen ver­loren bald die blühende Farbe, ein trauriger Zug legte sich um den Mund, der sonst so gern zum Lachen bereit gewesen war.. Ob denn das Glück immer fern blkiben würde? Und leise flüsterten ihre Lippen:

Hans, mein Hans wenn Du wüßtest wie ich mich nach Dir sehne, ob Du dann

abzuholen. Sie überlegte einen Augenblick, was sie zu ihrer Entschuldigung vollbringen könne, da läutete es wieder, aber diesmal lauter und ungeduldiger. Schnell lief sie hinaus, um zu öffnen. Es war dunkel im Flur, und vom Schein der Straßenlaternen matt beleuchtet, erkannte sie jetzt eine männ­liche Gestalt. Sie öffnete unv hörte fragen:

»Bin ich hier wohl am reckte» Ort? Ich möchte zu Fräulein Anna Vinzer?"

Anna horchte auf. Die Stimme kam

ihr so bekannt vor, sollte wirklich.

sie wagte nickt, auszudenken, nein, nein, sie war noch halb in Träumen, die Weihnachts­glocken hatte» sie ganz verwirrt gemacht. Jetzt fuhr der Fremde fort:

Ich habe nämlich ein Christgeschenk zu bringen, das heißt, wenn man es noch an­nimmt. Es kommt eigemlich einige Jahre zu spät."

Anna's Herz klopfte zum Zerspringen. Ohne ei» Wort zu sagen, eilte sie in's Zimmer zurück, um Lickt zu machen. Der Fremde war ihr gefolgt und als Anna ihm jetzt beim Schein der Lampe in's Gesicht schaute, stieß sie einen Schrei des Ent­zückens aus:

Hans, Du bist endlich da!"

Er schloß dis Bebende in seine Arme, und bedeckte wieder ihr Gesicht mit glühenden Küssen, wie ehemals:Wie habe ich Dich ge­sucht, mein Liebling" sagte er endlich. Als ich von dem Unglück körte, eilte ich sofort in unsere Vaterstadt, Euch beiznsteheii, denn ich hotte in der Fremve ein hübsches Stück Geld erworben, doch Ihr wäret fort. Nie­mand wußte wohin, lange habe ich geforscht endlich habe ich Dich gefunden, mein süßes Lieb, und lasse Dich nun nie wieder. »

Strahlenden Auges schaute sie zu ihm empor, behutsam strich sie über seine Locken und Wange», wie um sich zu überzeugen, daß es kein Traum sei, der sie umfangen hielt. Dann schlang sie die Arme um seinen Hals und flüsterte:

O Hans, Du bringst mir das Glück, an das die Weihnachtsglocken mich mahnten."

Lächelnd schaute der Mond jetzt durch die Fenster, er hatte es ja gewußt, beim Klange der Weihnachtsglocken konnte kein Auge in Thränen stehen.

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