600

Landesverrat nach Z 92 des Strafgesetzbuchs sollte die Decke fertig werde», so hatte sie

liege nicht vor, da es eine besondere Hand­lung sei, die in dem Spionagegesetz unter Strafe gestellt sei. 'Bei Abmessung der Strafe sei erwogen worden, daß die Angeklagten zwar in uneigennütziger Absicht, blos um ihrem Vaterland zu dienen, gehandelt haben; ander­seits seien aber die besondere Gefährlichkeit und der weite Umfang der Spionage berück­sichtigt worden. Die Untersuchungshaft wird nicht angerechnet. Die Verurteilten werden ohne Verzug nach der Festung Magdeburg verbracht.

Rom, 18 Dez. Zahlreiche Deputierte katholischer Gesellschaften wohnten gestern einer Messe des Papstes bei. Nach ders-lben hielt der Papst eine Ansprache, in welcher er be­tonte, daß Rom, trotz aller Anstrengungen der Kirchenfeinde, von der Vorsehung als Zen­trum der katholischen Welt ausersehen sei. Der Papst selbst sah sehr wohl und frisch aus.

Newyork, 18. Dez. Gestern abend kurz nach 10 Uhr herrschte in Rio de Janeiro eine Panik. Peixoto hatte die Insurgenten angegriffen. Die auf der Cobra-Jnsel postier­ten Batterien Gamas erwiderten sofort und überschütteten 50 Minuten lang Rio mit cin.m Geschoßhagel. Die Theater hatten die Vor­stellungen beendet und viele Theaterbesucher befanden sich auf den Straßen. Viele Per­sonen sollen getötet sein. »

Unkki-Halttickkr.

Weihnachtsglocken.

.Erzählung von Leo van Husen.

(Nachdruck verboten.)

Feierlich tönten die Glocken vom Kirch- thurme durch die Luft. Der Waid trug ihren Klang weit hmaus bis an das Ende des kleinen Städtchens, um allen Menschen kund zu thun, die Stunde, in der der Heiland geboren, sei wiedergckommen um die Men­schen zu mahnen, Gott zu danken, Leid und Kummer von sich zu werfe» und dem Weih- nachtsengel Herzen und Thüren zu öffnen. Es war, als ob die Erde die Heiligkeit dieser Stunde empfände, so ruhig lag sie in ihrem weißen Kleide da. Der Schnee, der sie seit gestern morgen bedeckr hatte, glitzerte bei klarem Mondschein wie tausenv Diamanten, die Sterne schauten fast »och strahlender wie sonst auf sie nieder, kein Wind regte sich, die ganze Natur athmete Ruhe und Frieden.

Und wirklich, es schien, als ob es heute kein Leid auf der Well gäbe, überall sah man fröhliche, erwartungsvolle Gesichter und manches Auge, das von Thräuen gefüllt war, jetzt beim Klange de: Weihnachtsglockeu versiegten seine Zähren, ein Lächeln verklärte die vergrämten Gesichter, und mancher müde Mund flüsterte glücklich:

Es ist ja Weihnacht heute."

Ganz am Ende des Städtchens lag ab­seits von der Straße ein kleines Häuschen. Die Läden vor den Fenstern waren nicht geschlossen, und staunend schaute der Mond in das Zimmer. Hier dachte man, wie es schien, nicht an die Heiligkeit des heutigen Abends. Beim Schein einer Lampe saß, den Kopf dicht über die Arbeit gebeugt, ein Mädchen, und nähte eifrig. Doch wie blaß war das zarte Gesichtchen, wie schmerzlich der Zug um den seinen Mund, und wie trostlos und doch so sehnsüchtig konnten die dunklen Angen blicken, die sich jetzt eifrig n die Arbeit vertieften. Heute Abend noch

versprochen, dann wollte sie der kranken Mutter für den Erlös der Ai beit stärkenden Wein kaufen und schneller bewegte sie die weißen Hände, denn der Abend rückte immer näher heran.

Da klang auch zu ihr der ernste Ton der Weihnachtsglockeu, leise und kaum ver nehmlich, aber doch wie mahnend, daß es jetzt nicht mehr Zeit zur Arbeit, sondern, daß die Stunde der Freude für die ganze Welt gekommen sei. Doch das Mädchen wollte die Mahnung nicht verstehen, und versuchte den sich ihr anfdrängeiiden Gedanke» zu entfliehen, indem sie rastlos die Nadel auf und nieder gleiten ließ.

Jetzt aber trug der Wind den Schall lauter an das Ohr der Einlamen, und die Arbeit auf den Schoß sinken lassend, schlug sie die durchsichtigen Hände vor das Antlitz und weinte bitterlich.

Wozu erinnerten die Glocken sie daran, daß es Glück und Freude gab auf der Welt; warum trug der Wind den Schall auch zu ihr, für die es doch kein Glück mehr gab. Mahnte doch der Klang sie auch daran, daß auch sie das Glück einst gekannt, daß sie es besessen hatte. Langsam versiegten ihre Thränen und ihre Gedanken suchten die Zeit da sie mit Wonne den Weihnachts­glocken gelauscht, da ihr Ton sie hatte auf- jnbeln machen.

Vier lange Jahre waren seitdem verflossen. Sie war als die Tochter des reichen Kauf­mann Vinzer allgemein gefriert und um­worben, nichts wurde ihr versagt keiner ihrer Wünsche blieb unerfüllt, und ihr son- mges, heileres Temperament gewanu ihr alle Herzen im Sturme. Wie mancher Mann hatte ihr Herz und Hand angeboten, doch fsie konnte sich lrotz des Drängens ihres Vaters nicht entschließe», eine» ihrer Ver­ehrer zu erhören, hatte sie stets erwidere

Da Plötzlich war er gekommen, dem ihr Herz noch immer heiß entgegenschlug. Hans Erhard war ein junger Kaufmann in be­scheidenen Verhältnissen. Sein ernstes, männ­liches Wesen hatte sie gleich beim ersten Mal entzückt, er trug seinen schönen, blonden Lockenkopf so stolz, und seine blauen Augen sprachen so beredt von innerer Befriedigung obgleich er nicht viel irdische Schätze besaß, und mir sehr einfach mit seiner alten Mutter leben mußte; die Stütze und der Stolz ihrer alten Tage. Anna hatte gleich bemerkt, daß auch sie ihm gefiel, immer wieder suchte sein Bick den ihren, und endlich an einem seeligen Abend, sie wußte selbst nicht wie es gekommen war, hatte sie i» seinen Armen gelegen, er hatte ihr glühendes Gesicht mit unzähligen Küssen bedeckt, und sie hatten sich ewige, unverbrüchliche Treue geschworen. Hans hatte nun gemeint, er wolle erst in die Fremde um seine Kenntnisse zu erweitern und erst dann um Annas Hand bei den Eltern bitten. Diese jedoch bestimmte ihn davon abzulassen:

Mein Vater wird dich auch so nicht ab­weisen, ich liebe Dich, ist das nicht genug?

So hatten die beiden Liebenden beschlossen daß Hans am ersten Weihnachtstag um Anna anhalte» solle: Wie seelig Hanen die Weihnachlszlocken Anna damals gemacht, mit welcher Wonne hatte sie ihren glückver­beißenden Klängen gelauscht, wie hatte sie Gott gedankt, für daß Glück, das er ihr geschenkt. Die vielen Kostbarkeiten, die die Ettern ihr am Abend überreichten, hatten kaum Wert für sie, das schönste Chnstge- schenk würde ja morgen kommen. (Schluß f.)

Vermischtes

Die Stadt Ch'cago wird an den Nachwehen der Weltausstellung noch längere Zeit zu leiden haben, und zwar an Nach­wehen verschiederttlichster Ar'. Augenblicklich wmmt die Stadt eine Art Generaliäuberung vor. Von der Zeit der Ausstellung her befinden sich dort zahlreiche Fremde, die, während die Sache im Gange war, Gelegenheit genug fanden, von ihrem Witze zu leben, nun aber zu einer vollständigen Gemeingefahr geworden sind. Die öffentliche Sicherheit rst schwer bedroht uns Raub- und Mordanfälle gehören zu den täglichen Vorkommnissen. Um dem zu steuern, hat die Polizei sich veranlaßt ge­sehen, zu außerordentlichen Maßregeln zu greifen. Die Stadt wird künftig von Mitter­nacht bis Morgens unter förmlichem Belager­ungszustände stehen. Scharen von Polizisten die meisten in Ziv.l, werden d e Straßen durchziehen, und jeder, der auch nur einiger­maßen verdächtig erscheint, wird sofort festge­nommen werden, wenn er sich nicht zur Ge­nüge über seine Person und sein Geschäft und was er in der Nacht auf der Straße zu suchen hat, ausweisen kann. Die Poli­zisten haben allerdings Befehl erhalten, bei Durchführung dieser Kriegsmaßregein höflich und nach bestem Willen zu verfahren, gleich- zechg wird jedoch durch die ihnen erteilten Ich warte auf die Liebe- Weisungen j-der, der in einer Gaffe, einem ?Hofe oder Garten betroffen wird und nicht sofort die Hände in die Höhe hebt, wenn er angerusen wird, für vageliret erklärt und darf auf der Stelle niedergeschoffen werden. Angenehme Zustände im Lande der Freiheit.

Bei unserem Besuch in Pforzheim kamen wir auch in das Haushaltungsgeschäft von Madlener Leopoldstr. 26 (das bemalte Haus) und waren angenehmüberrascht über die so reich­liche Auswahl der besonders für Weihnachten geeigneten und für den Haus- und Küchenbedarf nützlichen und erfreulichen Artikel. Nicht minder finden sich viele Gegenstände für Kinder vor. Comptoir-Artikel sind auch gut vertreten. Lam­pen und Vogelkäfige interessierten uns auch, die wir sehr schön und billig fanden. Wir können den Einkauf in diesem Geschäft nur empfehlen.

Cheviot und Lodens M. 1.75 pn. küsten.

Velour u.KammgarnsM. 2,35 pn. dilelen.

nadelfertig ca. 14 om. breit versenden in einzelnen Metern an Jedermann. Erstes Deutsches Tuchausstellungsgeschäst

Fabrik-DcpSt.

Muster bereitwilligst franko ins Haus-

namentlich wenn sie von anerkannter Güte, sind Damen jederzeit kein sehr willkommener Gegenstand. Sehr zu empfehlen ist es daher, seinen Weihnachtsgeschenken

loilkll-

I/QI auch einen Carton her besten Toiletteseise" das ist Hoei-ing's Solle mit äör Luis, beizufügen. Letztere kommt nämlich für die diesjährige Weihnachten in hochfeinen Cartons, die an Eleganz und Schönheit nichts zu wünschen übrig lassen, und ein sehr repräsentables Geschenk bilden, okne Lreiserkökung zum Verkauf. Mit einem solchen Carton, der 3 Stück dieser renom­mierten Seife enthält, wird der Geber nur frohe und zufriedene Empfänger sehen, Erhältlich in Wildbad bei A. Held, Fr. Schmelzle, Engros-Verkauf Doering L Co. Frankfurt a. M«