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die Bemühungen einiger italienischen Offiziere, den Man» aus dieser fürchterlichen Lage zu befreie», blieben leider fruchtlos, so daß der arme Landsmann buchstäblich bei lebendigem Leibe gebraten wurde, ohne daß ihm auch nur'die geringste Hilse geleistet werden konnte. Obwohl die Gendarmen und die zufällig im Zuge befindlich geweienen geretteten Offiziere wahre Wunder bei den Rettungsversuchen verrichieten, mußten sie doch Dutzende von Menschen dem qualvollen Flammentode überlassen, weil sie zu den Unglückliche», welche durch Wagentelle festgekUmmt waren, nicht heraukommen konnten. Viele Passagiere wurden an Stricke», die man ihnen zugeworfen hatte, aus dem Flammenmeer herausgeholt, die meiste» von ibnen hatten jedoch bereits schwere Brandwunden erlitten.
- Es werden nunmehr Stimmen laut, welche der Direktion der Adriatischen Eisenbahn einen großen Tcll der Schuld an dem großen Unglück beimessen. Der Stationsvorstand von Pimiio, dem Orte des Unglücks soll 40 Stunden im Dienst gewesen sein, als das Entsetzliche geschah und sowohl schriftlich als zul-tzt telegraphisch der Direktion die physische Unmöglichkeit angezeigt haben, den Dienst weiter zu versehen. Eine der Hauptursachen des Unglücks war nämlich die übermäßige Länge des Güterzuges; derselbe bestand aus 70 Wagen und 2 Lokomotiven, so daß die Benützung des Ausweichegeleiies, das nur 40 Wagen beherbergen kann, unmöalich war. Im Uebrigen scheint von den Bahnangestellten sowohl als vom Personal der beiden Züge alles gethan worden zu sein, was ihnen ihre Pflicht vorichrieb Nach offiziellen Reichlichen beträgt die Zahl der Toten 43, davon sind 40 verbrannt, die der Verwundeten 20, darunter 15 sehr schwer. Em entsetzliches Schicksal hatte der Heizer Valtora. Mit einem Fuße eingeklemmt zwischen Tender und Wagen, blieb der Aermste in dieser Stellung, mit dem Kopse nach unten hängend, während ein Strahl kochenden Wassers aus dem Maschinenkessel ihm fortwährend das Gesicht bespülte. Alle Bemühungen, ihn aus seiner entsetzlichen Lage zu befreien, blieben erfolglos; die Eisenteile hielten ihr Opier unbarmherzig fest. Erst nach drei Stunden gelang es, die Umklammerung so weit zu lösen, daß man ihn fortschaffen konnte. Beide Beine waren total zerquetscht und zum Teil zwischen den Eismteilen stecken geblieben. Noch bis zum zweiten Abend hat der Bedauernswerte unerhörte Schmerzen ertragen müssen, bis ihn endlich der Tod erlöste. So lange es Eisenbahnen gibt, hat in Oberitalien kein so großes Unglück stattgcfunden.
Ver mischtes.
In Bonndorf schlachtete ein Bauer ein 3 Jahre altes Mutterschwein, welches, geschlachtet, das gewiß seltene Gewicht von 500 Pfund hatte. Der Speck dieses Tieres war 13 Centimeter oick
— Dr. Sigl erzählt in seinem „Bayr. Vaterland": Mehrere Krieger von Obertauf kirchen ließen in der Filialkirche Steinkirchen ein hl. Seelenamt halten für den verstorbenen Marschall — Mac Mahon. Ein ehemaliger Unteroffizier gab während der heiligen Wandlung 6 Schüsse ab. Wird das die Franzosen freuen und — den Marschall auch, wenn ers im „Mühlvorfer Anzeiger" liest! Oh Michel!
— In Rixdorf beantragten die sozialdemokratischen Gemeindeverordneten, armen Kindern, die ohne Frühstück zur Schule gehen
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müssen, solches auf Gemrindekosten in der Schule zu verabfolgen. Es wurde von anderer Seite bemerkt, daß nach angestellren Ermittelungen bisher ungefähr 50 Kinder ohne erstes Frühstück zur Schule kommen. Unter diesen 50 befanden sich aber nur 12 Kinder, deren Eltern aus Not nicht in der Lage waren, ihnen Frühstück zu gebe», in allen übrigen Fällen mußten die Kinder ohne Frühstück in die Schule gehen, weil — ihre Mütter noch schliefen!
— Das B- T. überrascht am Schluffe eines launigen Versicherungsarti-kels seine Leser mit der Frage: Wer war der erste Versicherungsagent? — Antwort: Der Landvogt Geßler. Denn ec sagte zu Tcll: Wohl Teil, des Lebens Hab ich Dich versichert!
— Eine interessante Entscheidung ist dieser Tage vom Reichsgericht getroffen worben. Ein süddeutscher „Honigfabrikant" hatte bis vor kurzer Zeit seinen von ihm fabnzirten „Schweizer Alpmhonig" zum Verkaufe angepriesen. Sei» Fabrikat wurde jedoch vom Landgericht einer Prüfung unterzogen, wobei es sich herausstellte, daß der gepriesene „Schweizer Alpenhonig" aus Ch'le bezogen war, ein Kunstprodukt sei und 58 Prozent Glykose -- aus Kartoffel- oder Släckezucker — enthalte, im übrigen aber aus einem Absud verschiedener Kräuter bestehe. Das Landgericht glaubte den Begriff „Honig" dahin definieren zu müssen, daß darunter der von den Bienen gesammelte B.ütensaft zu verstehen sei und verurtheilte den Honigfabrikanten zu 3 Wochen Gesängniß und 1000 Mark Geldstrafe. H er- gegen legte der Honigfabrikant Revision beim Reichsgericht ein, weil nach semer Ansicht der Begriff „Honig" vom Landgericht unrichtig definiert worden sei. Das Reichsgericht trat jevoch den Ausführungen des Angeklagten entgegen und bestätigte das Urtheil des Landgerichts in allen Punkte». Diese reichsgerichtliche Entscheidung über den Begriff „Honig" wird eine Warnung sein für alle diejenigen, welche sich mit dem Verkauf von sogenanntem Tafel- und Schweizerhonig befasse». Der Bienenzüchter dagegen wird sein Bienenprodukt zu schützen suchen und alle diejenigen zur Anzeige zu bringen, welche eine derartige Schmiere unter dem Namen „Schweizer- oder Tafelhonig" in den Handel bringen.
Aus Monaco, lieber die Finanzen der Spielhölle, dieser Schmach des christlichen Europas, bringt die „Staatsbürger - Ztg." nach dem letzten Geschäftsbericht folgende Mitteilungen: Der Gewinn des letzten Jahres beträgt über 23 Millionen Franks, 38 Prozent pro Aktie, das Kapital der Gesellschaft 30 Millioneil Frcs. In den letzten 6 Jahren wurde eine Million dem Reservefonds zugeführt, der iw Jabre 1913 so hoch sein wird wie das Gesellschaftskapital. Der Fürst von Monaco, der eine Jüdin, eine geborene v. Heine, zur Frau hat, erhält eine jährliche Konzessionsabgabe von 1250000 Frcs. Außerdem bestreitet die Spielgesellschast noch sämtliche Regierungskosten des Fürstentums. Dem Theater zahlt die Gesellschaft jährlich 250 000 Francs, das Kurorchester kostet ebensoviel, und die Beamten und Angestellten der Gesellschaft, darunter über hundert Croupiers, kosten M/s Millionen jährlich. An die Presse zahlt die Gesellschaft 800 000 Francs. Unter den Ausgaben stehen auch die Kosten für die Entfernung unglücklicher Opfer des Spiels. Die Gesamtausgaben der Gesellschaft betragen jährlich 1 M/s Millionen. — Welche kolossalen Summen müssen in dieser Spiel- Hölle umgesetzt werden, wenn allein die Bank mit Gewinn und Unkosten 3M/r Millionen
jährlich davon bezieht? Wie lange wird man diesen Unfug noch dulden?
— Ein seltsamer Wanderer hat vorige Woche den schneebedeckten Brenner überschritten, um nach dem sonnigen Italien zu ziehen. Es Es ist dies, so schreibt man der .Franks. Ztg.", dr 3 M ter hohe und 80 Zentner schwere Riesen-Elefant „Joli" der Ehlbeck'schen Menagerie, welcher vom Münchner Oktoberfest kommend, durch Tirol »ach Italien wan- derte und zwar zu Fuß, weil die Bahn die BesörderungdiesesUngethüms.das sich übrigens sonst ganz sanftmüthig erweist, nicht übernommen hatte. In den größ ren Ortschaften ließ sich Joli gewöhnlich auf einen oder oder mehrere Tage zu Gastspielen nieder. Der Weg über den Brenner, von Matrei bis Sterzig , 23 Kilometer, schien dem rüstigen Fußgänger ganz gut bekommen zu sein. Er war nur von ein m Wärter mit gewöhnlicher Peitsche begleitet; voraus ging ein Führer, der des Weges kommende Fuhrleute aufmerksam machte, daß die Pferde nicht scheu werden. Joli selbst trug eine oen Hals mit dem Fuß verbindende Kette.
Doktor: Fritz! Du hast Dir gewiß einmal wieder den Magen verdorben? — Fritz: „Nein, die Großmama hat mir'n verdorben."
Ge m e i n n tt 1z i g e s.
(Gegen Schnupfen.) Ein vor- i züglich s und schnell wirkendes Mittel gegen j Schnupfen soll folgendes sein: 1 Theelöffel >voll pulverisierter Kampher wird in ein mehr tiefes als weites Geiaß gethan und letzteres dann zur Hälfte mit kochendem Wasser gefüllt. Darauf setzt man eine gut paffende Düte von starkem Papier auf die Oeffnung, schneidet oben die Spitze der Düte ab, so daß man eben die Nase hineinstecken kann, und atmet 10 Minuten lang die Dämpfe ein. Nach 4—5 Stunden wiederhohlt man das Verfahren, und der Schnupfen ist fort.
— Ein wirksames Mittel gegen dir I » fluenzaist der Honig. Man nimmt .täglich einige Kaffeelöffel davon und läßt ihn > langsam sich auf der Zunge auflösen, so ist man ziemlich sicher, von der gedachten Krankheit verschont zu bleiben. Honig im Wasser gelöst uud durch die Nase aufgeschlürft beschleunigt den Heilungsprozeß. Die Ursache dieser Erscheinung liegt auf der Hanv: die Influenza äußert sich vorzugsweise in der Enizündung der Schleimhäute; die im Honig enthaltene Ameisensäure ist aber ein vortreffliches Mittel, diese Entzündung hintanzuhalten und zu bekämpfen. Natürlich muß der Honig echt sein, denn nur solcher enthält die gedachte Ameisensäure; die aus Syrup erzeugten Süßstoffe, die von unreellen Händlern als Honig v-.rkauft werden, sind, abgesehen von manchen, geradezu gesundheitlichen Beimengungen, die sie enthalten, auch sonst keine Vorbeugungsmittel gegen die in Frage stehende Krankheit.
(Verwendung der Vogelbeeren.) Nirgends werden so feine Liköre hergestellt, wie in Rußland, besonders in den russischen Ostseeprovinze». Gerade in den genannten Ländern erfreut sich die Vogelbeere einer großen Beliebtheit als Rohmaterial zur Be« reitnng euies feinen Tafellikörs. Die Beeren werde», wenn das Laub zu entfärben beginnt, geerntet. Die geernteten Beeren werden dann von den Stengeln gestreift. Im großen ge« langen dieselben dann zur Destillation, jedoch auch im kleine» läßt sich durch Ausdrücken ein vorzüglicher Likör gewinnen. Man legt die zerquetschten Beeren längere Zeit in fuselfreien Brantwein, filtriert abermals und zieht das 1 Getränk auf Flaschen.