557

ein anderes, nicht mit Schwefel eingebranntes Faß überzufüllen.

3) Zu schwache, aber genügend, doch nicht saure Weine. Hat man Wasser ;u- gesetzt, war das Obst sehr gering oder bat die Stärke des Weines dnrch Kuhnen abge- noinnien, so setzt man der Flasche einen Eß­löffel voll, dem Hektoliter 1 ^ 22 I ganz fuselfreien Weingeist zu, oder man läßt ihn nochmals gähren. Der Flasche setzt man hiefür 2 Eßlöffel voll, dem Hektoliter 810 Pfd. Zucker und die oben angegebenen Mengen Hefe und Salmiak zu.

4) Zu wenig sauren Weinen setzt man dem Hektoliter 100 § Weinsäure oder noch besser 10 Proz. sauren Traubenwem zu. Genügt dies nicht, so wiederholt man den Zusatz.

Statt dessen kann man den Obstwein auch mit ganz frischer Hefe von Tranben- wein mischen und später wieder ablassen, auf die Flasche ein Trinkglas voll, auf den Hektoliter etwa 20 1 Weinhefe.

5) Zu wenig sauren und gleich­zeitig zu schwachen Weinen setzt man entweder unter 3 und 4 angegebenen Menge» Weingeist und Weinsäure, sauren Trauben­wein oder Weinhefe zu oder man läßt sie nochmals gähren und verwendet zu dem Zweck 0075 §, auf den Hektoliter 1620 Pfd. große oder kleine Rosine» und die unter 1. angegebene Menge Preßhefe und Salmiak. Dre kleinen Rosinen enthalten mehr Säure eignen sich als besonders für sehr wenig saure Weine.

6) Weine mit schlechtem Beigeschmack

mischt man am besten mit ganz frischer Hefe von gutem Traubenwein und läßt sie später wieder ab. Der Versuch ist zuerst in einer Flasche zu machen.

7) Weine welche an der Lust braun und trüb werde», mischt man mit Wein- Hefe oder schönt sie mit Milch oder Gerb­stoff und Gelatine, wie unter 8 angegeben wird.

8) Weine, welche schwarz, grau, blau oder grün sind oder es an der Luft Werden, schüttelt man zunächst in einer Flasche und läßt letztere einige Tage stehen. Wird der Wein auch nur von obenher klar so läßt man ihn unter Peitschen in ein schwach eingebranntes Faß (eine Schnitte auf 10 Hektol.) ab.

Wird ein Wein ans diese Weise nicht klar, oder verliert er die Eigenschaft, in der Luft schwarz zu werde», nicht, so mischt man ihn mit 510 Proz. frischer Hefe von Trau- Lenwein oder man schönt eine Flasche Wein mit einem Kaffeelöffel voll, in geeignetem Fall den Hektoliter mit einem Liter Milch; diese kann ganz frisch verwendet werden, oder man läßt sie vorher an einem kalte» Ort 12 Stunden lang stehen nnd rahmt sie ab. Weine, welche sich mit Milch nicht schönen, werden gewöhnlich mit 8 g Gerb­stoff und 4 g Gelatine auf den Hektoliter klar. Der Gerbstoff wird zuerst im Wein aufgelöst, hierauf di« in heißem Wasser ge­löste Gelatine zugesetzt.

Schwarze und schwarz werdende Apfel- und Traubenweine lassen sich sehr oft am besten mit Hausenblase schönen. S. unter Nr. 13.

Die Weine sind vor dem Schonen in ein nicht eingebranntes und sobald sie klar sind in ein eingebranntes Faß abzulasien.

Bevor die Gährung beendet ist, lassen sich die Weine m-istens nicht schönen.

Schwarze oder schwarz werdende Weine lassen sich gewöhnlich auch dadurch verbessern,

daß man sie schüttelt oder peitscht und nach 1 b, 3 oder 5 mit Zucker oder Rosinen nochmals zum Gähren bringt.

9) Weine, welche gleichzeitig zu sauer nnd schwarz sind oder schwarz werden. Schwarz werdende Weine haben sehr häufig auch einen Stich, d. h. sie ent­halten, weil d>e Luft nicht genügen» abge- halten wurde, viel Essigsäure In diesem Falle ist das unter 1 b Angegebene zu be­achten. Bei der eintretenden Gährung ver­schwindet die Farbe gewöhnlich, vorausge­setzt, daß man den Wein vor dem Zusatz der Zuckerlösung geschüttelt oder gepeitscht hat.

io> Zähe vergohreue Weine Auf

die Flasche setzt man einen Eßlöffel voll, auf den Hektoliter 1 */r bis 2 Liter ganz fusel­freien Weingeist zu und schüttelt oder peitscht sie tüchtig. Der Weingeist ist vor dem Peit­schen zuzusetzen; man muß also den Wein zuerst ganz abmssen und mit dem Weingeist mischen oder man setzt dem zu peitschenden Wein im kleinen Gefäß die entsprechende Menge Weingeist zu, z. B. je 10 I Wein 2 O 2 äl Weingeist.

Noch sicherer als das Peitschen allein, ist das Schönen mit spanischer Erde. Für die Flasche Wein werden 4 A, für den Hektoliter 500 A spanischer Erde mit etwas Wein zu einem feinen, gleichmäßigen Brei zerrieben und dem Wein in der Flasche oder im Faß beige- msscht Das Aufrühren ist je nach einigen Stunden ein- oder zweimal zu wiederholen.

11 ) Zäher, noch nicht ganz ver- gohreuer Wein. Ist der Wein noch nicht ganz vergohren, d. h. ist er noch süß und schon zäh, so ist er tüchtig zu peitschen, wieder in das Faß zu bringen und es sind auf den Hek.oliter 125 x ganz frische Preßhefe und 30 A Salmiak zuzusetzen Nach einigen Tagen ist wieder ein Teil oder die ganze Menge des Weines abzulassen und nochmals zu peitschen.

Sowohl Obst- als Traubenwein, von dem man ein Zähwerden befürchtet, sollte man während der Gährung öfter besichtigen und peitschen, sobald man eine Schleimbildung, d. h. ein Zähwerden bemerkt.

12 ) Zähe und zugleich zu saure Weine können, wie unter 10 angegeben ist. behandelt und dann nach 1a mit Kalk versetzt werden, oder man läßt sie von der Hefe ab und bringt sie nach dem Peitschen ohne Wein­geistzusatz durch die unter Id angegebenen Zusätze nochmals zum Gähren. Während der wieder eingetretenen Gährung sind sie cinige- male zu schütteln oder zu peitschen.

13) Weine, welche nach beendeter Gährnug trübe bleiben, sind von der Hefe abzulasien, zu schütteln oder zu peitschen und mit Milch oder Gerbstoff, oder Gelatine, (s. unter Nr. 8 ) oder mit spanischer Erde (s. unter Nr. 10 ) zu schönen. Sind die Weine schwach, so ist entweder Weingeist zuzusetzen (s. unter Nr. 3) oder man bringt sie nach Nr. 3 oder 5 mit Zucker oder Rosinen noch­mals zur Gährung; tritt Gährung nicht ein, so ist Essigsäure vorhanden und man muß den Wein mit 20 l Wasser verdünnen. Herbe Birnenweine lassen sich oft nicht mit Milch, sondern nur mit Gerbstoff und Gelatine oder mit spanischer Erde schönen. Meist werden sie, besonders wenn sie wenig Säure enthalten, durch nochmaliges Gährenlaffen mit kleine» Rosinen (s. unter Nr. 5) am besten und schönsten.

Apfelweine lassen sich sehr oft am besten mit Hausenblaseulösuitg schönen, ich will deshalb die Bereitung und Verwendungsart derselben hier angeben.

10 Z Hausenblase werden 24 Stunden im Wasser eingeweicht: dann wird letzteres abgegossen und durch 2 1 sauren Wein (oder eine Lösung von 10 A Weinsäure in 1 Weingeist und 1^4 1 Wasser) ersetzt, unter öfterem Umrühren läßt man die Mischung bei einem Wärmegrad von 10 , jedenfalls aber nicht über 20 Grad Celsius stehen und drückt die dicke Masse durch ein lockeres Tuch. Beim Schönen wird die Hausenblasenlösung zuerst mit wenig Wein, hierauf mit dem Wein im Faß gut gemischt. Ein Liter dieser Lösung genügt für 5 Hektol. Wein. Die Hausen­blase-Lösung läßt sich, besonders wenn statt Wein obige Lösung von Weinsäure verwendet wurde, in gut verkorkten, liegenden Flaschen an einem kühlen Orte sehr lange aufbewahren.

Für eine nochmalige Gährung soll die Flüssigkeit und wo möglich der Ort, wo sie sich befindet, einen Wärmegrad von 1520 Grad C. (1216 G. R.) haben; bei käl­teren Weinen ist das etwa zuzusetzende Wasser zu erwärmen.

Ber mischt es

Ueber die Ursachen ves großen Tele­graphistenstreiks in Italien welcher jetzt beendet ist, schreibt dasBerliner Tagebl." u. A. So unerhört der fFall ist, daß in einem Kulturstaat eines schönen Tages die Beamten eines ganz wichtigen Verwaltungs­zweiges die Büreaus verlassen und streiken, so erklärlich ist anderseits, wenigstens vom rein menschlichen Gesichtspunkte aus, das Vorgehen der italienischen Telegraphisten. Sie, so ziemlich die einzigen unter den Paar hundert­tausend Beamten Italiens, die nicht faulen­zen sie, die Tag und Rächt in den Dienst gespannten Parias des modernen Verkehrs, müssen sich nach dem von der Kammer sanktionirten Gesetze sieben Jahre lange hin­durch mit der Bagatelle von 100 Lire, 80 Mk. monatlich behelfen, das heißt eigentlich nur 92 Lire, denn acht Lire werden monatlich für dis Einkommensteuer vom Gehalt abge­zogen ! Außerdem haben die meist unvermöglichen Leute, weiß Gott, warum? künftig noch eine Kaution von 500 Lire zu stellen, die gleichfalls in Raten von dem ohnehin schon kärglichen Gehalte abgezogen wird. Bei alldem haben die Beamten messt Familie. Wohin sollen wir kommen frägt man sich wenn z. B. eines schönen Tages auch die Post- und Eisenbahnbeamten den Dienst einstellen würden.

(Eine gefährliche Bande.) In Paris wurde, wie dem Wiener Fremdenblatt von dort telegraphiert wird, der langgesuchte Hauptmann der sog. Nasenbeißbande verhaftet. Zu dieser Bande zählen sich Straßenräuber, welche die Gewohnheit hatten, jedes ihrer Opfer durchAbbeißen der Nase" zu ver­stümmeln.

Werteste WachricHLen.

Berlin, 28 . Nov. Wie die Norddeutsche Allgemeine Ztg." erfährt, ist auch an den Kaiser Wilhelm die ganz gleiche Sendung einer Höllenmaschine wie an den Reichskanzler Gras Caprivi eben­falls aus Orleans mit gleichem Begleitschreiben am Sonntag ein- getroffen und im geheimen Civil- Kabinet abgegeben worden. Auch hier erregte ein glücklicher Zufall rechtzeitigen Argwohn nnd ver­eitelte die Wirkung.