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Amts- und Aiycige-Mt für MLbad und Umgebung.
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Nro. 13S.
Donnerstag, 30. Wovernber 1893.
29. takngang.
Wür ttemberg.
Gestorben: 25. Nov. zu HeiHronn Landgerichtspräsident Wiih. Speidel, seit Dez. 1890 Präsident des Staatsgerichtshofs, Kommenthur des Ordens der württ. Krone, Kommenthur 2 . Kl. des Friedrichs-Ordens, 69 I. a.: 26. Nov. zu Stuttgart Oberjustiz- Prokurator a. D. Adolf Klett, Ritter 1 . Kl. des Friedrichs-Ordens 85 I. a.; zu Göppingen Jnstitutsvorsteher Härlin.
Stuttgart, 26 Nov. Hofschauspieler Pauli beging heule sein 50jähriges Künstler- Jubiläum. Der König ließ dem Jubilar durch Intendant Baron Pvtbtz sein lebensgroßes Bild überreichen. Paul« hat infolge eines kürzlich erlittenen Schlaganfalles die Sprache verloren.
Stuttgart, 26. Nov. In der heutigen zahlreich besuchten außerordentlichen Generalversammlung der württemb. Genossenschaftsbanken wurde die Lostrennung des württem- bergischen Unterverbandes vom allgemeinen deutschen Verband beschlossen, da die Beiträge zu diesem Verband viel zu hoch bemessen seien. Der württ. Verband wird sich nun zu einem selbstständigen gestalten. Als Ort des nächsten Verbandstages wurde Ludwigsburg bestimmt.
Neuenbürg, 27. Nov. Wie wir erfahren, geht das ehemalige Lutz'sche Bierbrauereianwesen (seither Eigentum des Herrn Fabrikanten I. Bleyer hier) durch Kauf auf die Bachner'sche Bierbrauerei-Gesellschaft Tübingen- Stuttgart über.
Altensteig, 27. Nov. Der hiesige Gewerbeverein hielt eine größere Versammlung, um die vom Handelsverein Heilbronn verfaßte Eingabe an den Reichstag zu beraten, in der gegen die geplante Frachtbrief- und Quittungs- steuer Stellung genommen und um Ablehnung derselben gebeten wird. Die Versammlung äußerte sich dahin, daß durch die geplante Steuer eben wieder der mittlere und kleinere Handels- und Gewerbetreibende unverhältnis- mäßig stark belastet werde. Neben der Belastung sei auch noch zu erwägen, daß die Art der Erhebung der Steuer eine ganz umständliche und lästige würde. Der hiesige Gewerbeverein beschloß, die bei der Versammlung gefaßten Wünsche unserem Reichstags-Abgeordneten, Frhrn. v. Gültlingen, zugehen zu laffen.
— In unserer Gegend haust gegenwärtig das Scharlachfieber und zwar in einigen Orten Fünfbronn und Altensteig-Dorf, in ganz bedenklicher Weise. Nicht nnr kleinere Kinder sterben infolge dieser Krankheit; sie hat auch schon Schüler und zwar 11- bis 13jährige, nach kurzem Kranksein weggerafft. Selbst das Alter schützt diesmal nicht vor Scharlach. Männer und Weiber im Alter von 30 bis
40 Jahren sind ebenfalls von der gefährlichen Krankheit ergriffen worden. Hier selbst kamen seit 14 Tagen einige leichtere Fälle von Halsbräune vor, die bei richtiger Behandlung rasch einen günstigen Verlauf nahmen.
Heilbronn, 23.Nov. Einem hier mit großer Bestimmtheit auftretenden Gerücht zufolge, hat der Teilnehmer eines der ersten Eisengeschäfte hier, durch verunglückte Spekulation eine große Summe — man spricht von 600,000 Mk. — verloren. Die Spekulation erfolgte nicht in Eisen, sondern m Baumwolle und Getreide.
Rundschau.
Pforzh eim , 25. Nov. Falschs Fünf- zig-Mark-Scheine sind, wie die Staatsanwaltschaft Karlsruhe bekannt macht, an fast allen deutschen Bankplätzen in größerer Zahl im Umlauf. Zur Warnung laffen wir eine Beschreibung der Falsikate, wie sie die genannte Staatsanwaltschaft giebt, hier folgen. Der Schein ist zwei Millimeter breiter als echte Scheine und besteht nicht aus einem zweiseitig bedruckten Blatte, sondern aus zwei bedruckten Blättern und einem als Zwischenlage dienenden Blatt, die zusammengelegt worden sind. Die Fasern sind zwischen das un- bedruckte und das den Rückseitendruck enthaltende Blatt an entsprechender Stelle in geringer Menge ausgestrcut. Das Papier ist auf dem die Fasern enthaltende Teile mit blauer Wasserfarbe überpinselt. Die Riffel- Linien haben nicht gleiche Abstände von einander, wie bei den echten Scheinen; sie sind anscheinend von einer Platte mit vertieft gezogenen Linien abgepreßt. Der Strafsatz ist ziemlich unleserlich, das Feld, in dem es sich befindet, ist ohne Schraffierung. Um dem Schein ein älteres, schmutziges Aussehen zu geben, ist das Blatt mit einem leichten gelblichen Ton versehen worden. Der Kontrollstempel und die Nummer und die Worte „Fünfzig Mark" auf der Rückseite sind mit menningrotcr anstatt mit zinnoberroter Farbe gedruckt. Der braune Farbenton ist im Ganzen matter als bei den echten Scheinen.
Bilfingen. Das von Hrn. Franz Leins von Büchenbronn vor 8 Wochen für 11,500 Mk. erkaufte Anwesen „Gasthaus z. Rose" hier, erstand Privatier I. Schmelzte von Wildbad für 13,500 Mk. Bei dieser Summe ist das Wirtschafts-Inventar mit einbegriffen.
— In Worms verstarb der älteste Einwohner der Stadt, ein Herr Levi, im beinahe vollendeten 100. Lebensjahre.
Mainz, 23. Nov. Ein sauber gekleideter Mann von etwa 45 Jahren stürzte abends auf dem Tritonplatz in Mainz ohnmächtig zu
sammen. Nachdem er sich durch Einflüßen von etwas Wein wieder erholt hatte, gab er auf Befragen an, daß er ein arbeitsloser Holzdreher aus dem badischen Schwurzwalde sei, schon seit drei Tagen nichts genoffen habe und sich zum Betteln nicht entschließen könne. Die Umstehenden veranstalteten eine Samm- ung für den Bedauernswerten.
— In Wörishofen befinden sich zur Zeit 2000 Kurgäste aus aller Herren Länder. Im Ganzen beträgt Sie Zahl der diesjährigen Kurgäste bis jetzt 34000.
— DaS Wiesbadener Bade-Etabliffe- ment ist um 1105 000 Mk. an einen Frankfurter Bankier übergegangen.
Berlin, 24. Nov. Wie man von gut unterrichteter Seite hört, wird von der preußischen Postbehörde die Nachahmung des schon längst in Württemberg eingesührten Systems der Couvert-Postanweisungen geplant.
Berlin, 27. Nov. (Reichstag.) Erste Lesung des Etats. Staatssekretär v. Posa- dowsky gibt die Uebersicht über die Etatsziffern. Das lausende Jahr oürfte gegen den Voranschlag einen Ueberschuß von 1^/r Mill. ergeben, wovon für die Schutzgebiete in Anspruch genommen werden. Die Mehrausgaben des laufenden Jahres betragen für das Heer 1 t?/i und für die Marine b /4 Mill. Im Etatsjasr 1894—95 würden sich die Einzelstaaten gegenüber 1892—95 um 109 Millionen schlechter stehen. Das Reich bedürfe neuer Einnahmequellen. Die Matriku- larbeiträge dürften die Ueberweisungen nicht übersteigen. Fritzen ^Centr.) bespricht die einzelnen Etatspositionen, überall eingehende Prüfung fordernd und verheißend. Er verweilt dann eingehend beijdem Kolonial-, Militär- und Marine-Etat, bespricht die Vorgänge in Hannover, wobei er die Beseitigung des Totalisators fordert, definiert die Grenzen, innerhalb deren die Marine zu halten sei und betont die Notwendigkeit der Schuldentilgung auf dem Wege der Verlosung. Abg. Bebel bekämpft die Kolonialpolitik, die die Nieder- metzlung wehrloser Eingeborener als Förderung der Kulturaufgaben bezeichne. Angesichts der Vorgänge in Hannover, sei es fraglich, ob der Offiziersstand noch im Stande sei, seine Pflicht zu thun. Präsident v. Levetz 0 w fordert den Redner auf, den deutschen Offizierstand nicht zu beleidigen. Mg. Bebel geht dann auf die allgemeine politische Lage ein, für die das Anwachsen der Militärausgaben bezeichnend sei. Erscheinungen aber, wie in Hannover und im Elsaß, wo man im Manöver Kavallerie gegen gedeckte Infanterie habe anstürmen laffen, legten die Frage nahe, ob bei Ausbruch eines Krieges die Leitung unsrer Armee in solchen Händen sein werde, daß