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Donnerstag, 23. Wonernber 1893.

Urs. 13S.

W it r ttember g.

Stuttgart, 18. Nov. Die Ver­mählung des Prinzen Johann Georg von Sachsen mit der Prinzessin Jsabella von Württemberg soll am 15. Aprü 1894 hier stattfinden.

Stuttgart, 19. Nov. Der hiesige Handelsverein nahm in seiner letzten Sitzung Stellung zu der geplanten Quittung?- und Frachtbriefsteuer, indem er eine Petition an das K. Staatsministerium und den Reichs­tag beschloß, die sich gegen beide Steuern richten soll. Die Quittungssteuer sei schon 1881 vom Reichstag verworfen uns die Ver­hältnisse haben sich seither nicht geändert. Die Frachtbriefsteuer sei eine ungerechte Kopfsteuer, die unter Umständen die kleine Existenzen mehr treffe, als die wohlhabenden.

Stuttgart, 16 Nov. Der 18 Jahre alte Postpraktikant 2. Kl. Arthur Krockeirber- ger von Ludwigsburg war im Frühjahr in Ludwigsburg, über den Sommer auf dem hiesigen Postamt 1 zum Sortieren ankommender und abgehender Briefe und Packetsendungen verwendet und unterschlug in der Zeit vom Februar bis Mai in Ludwigsburg und von August bis September d. I. hier mehr als 50 Briefe und Packete, teils ohne, teils mit Wertinhalt, z.B. goldene Ringe, Brachen, Geld, Würste, Schinken im Gesamtbeträge von über 200 Mk. welche übrigens aus der von seinem Va­ter gestellten Kaution von 1000 Mk. gedeckt Wer­dern Bei Briefen hatte er es hauptsächlich auf seltene ausländische Marken abgesehen. Der Ange­klagte will mit seinem Taschengeld nicht aus­gekommen sein, bezog übrigens zuletzt hier 3 Mk. 20 Pfg. Taggeld Mit Rücksicht auf sein jugendliches Alter und die erfolgte Deck­ung des Schadens erhielt der Angeklagte eine Omonatliche Gefängnisstrafe zuerkannt.

Tübingen, 20. Nov. Der König hat den Armen Tübingens durch das Oberhof­jägermeisteramt 2 Hirsche von außerordentlicher Größe zuweisen lassen. Am Samstag Mittag fand unter großem Jubel der Beschenkten die Verteilung statt; es konnten etwa 180 Fami­lien je mit einer Gabe von iffs Pfund be­dacht werden.

Bebenhauscn, 21. Nov. Se. Maj. der König jagte heute im Revier Herrenberg. Heute nachmutag begaben sich Se. Maj. der König mit dem Fürsten von Bentheim, den übrige» Jagdgästen und dem Gefolge nach Tübingen und von da mittels Sonderzugs nach Friedrichshofen, wo derselbe zur Ab- Haltung von Jagden noch einige Tage zu verweilen beabsichtigt. Die Rückkehr seiner Majestät von da nach Stuttgart steht am Freitag bevor. Di- Königin, welche gestern abend wieder erstmals bei der Tafel erscheinen

konnte, und Prinzessin Pauline werden die nächsten Tage noch hier verbleiben und gleich­falls am Freitag nach Stuttgart zurückkehren.

Calw, 20. Nov. In Liebenzell fand in der Nacht vom Samstag auf den Sonntag im Ochsen ein frecher Einbruchsdiebstahl statt. Der Dieb stieg durchs Fenster in das zu ebener Erde liegende Wirtschaftszimmer, er­brach die Kommode und entlehrte sie ihres In­halts m t 170 Mk. Der Verdacht der Thäter- schaft lenkt sich auf einen Handwerks burschen, der am gleichen Tag in der Wirtschaft ein Zwanzigmarkstück einwechselte.

-- In Ulm grassiert die Influenza stark. Ganze Familien liegen an der Seuche dar­nieder. Unter den Kindern herrschen Schar­lach und Masern in großer Ausdehnung.

Ru « dscha u.

Pforzheim, 18. Nov. (Südd. Eüen- bahn-Reform-Verein.) In der gestrigen Mo­natsversammlung imPrinz Karl" referierte Herr Rechtsanwalt Jacob über wünschens­werte Aenderungen des Fahrplans der Enz-und Nagoldbahn für den Sommerdienst und erörterte die hierauf bezüglichen Vorschläge. Es ffei ein Hauptfehler, daß die Frühzüge nach Wildbad und Calw zu spät von hier abgeben und von dort zu spät hier eintreffen. Es würde sich nach dieser Richtung hin zu­nächst empfehlen, den ersten Zug etwa um 5 Uhr von Wtldbad abzulassen, so daß er um 6 Uhr hier eintreffen könnte »nd noch Anschluß an Karlsruhe hätte. Auch von Pforzheim müßten die Züge zeitiger abqehen. Der erste Zug ins Enzthal fei bisher erst 7 Uhr 40 Min. von hier abgefahren, und zivar aus dem Grunde, weil im vorigen Jahre der Orient-Expreßzug 6 Uhr 17 Min. in Stuttgart abgegangen und 7 Uhr 35 Min. hier eingetroffen sei, also den Anschluß in das Enztbal ermöglicht habe. Dieser Grund sei nunmehr aber in Wegfall gekommen, in­dem der Orient-Expreß-Zug jetzt abends die hiesige Station passiert. Wünschenswert wäre ein etwa 4 Uhr 20 in der Frühe in Stuttgart abzehender und 6 Uhr hier ein­treffender Zug mit Anschluß an einen solchen, der etwa 6 Uhr 5 von hier nach Wlldbad geht. An einer derartigen Verkehrseinrichtung hätten gerade die Mitglieder des Schwarz­waldvereins ein besonderes Interesse; außer­dem aber auch Leute, die von Calw mit dem Frühzug hier ankoinmen, aber hier einen fast zweistündigen Anfenthalt (von 5 Ubr 58 bis 7 Uhr 40) haben, ehe sie in das Enzthal weiterfahren können. Ein Miß­stand sei es auch, daß der Zug von Karls­ruhe, der dort 5 Uhr 50 früh abgebt, erst 7 Uhr 24 hier cintrifft; er sollte eigentlich

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um 6 Uhr hier eintreffen. Ferner empfehle es sich, da um die Mittagszeit drei Züge, einer aus dem Nagoldthal, einer von Stutt­gart und einer von Karlsruhe hier ankommen, den nachmittags nach Wlldbad gehenden Zug um eine Stunde früher als scrtder abzulassen. Der letzte Zug von Horb her sollte nicht in Calw enden, sondern nach Pforzheim weitergeführt werden, in welchem Falle Würt­temberg der badischen Schwarzwaldlinie Kon­kurrenz machen könnte. Wünschenswert für die Enz und Nagoldbahn sei die Einführung jogenannter Sonntagskaiten, d. h. die Aus­gabe einfacher Karle», die zur Rückfart be­rechtigen, außerdem empfehle sich die Wieder- einsübrung der Badekarten nach Wildbad. Die auf eine s. Zr. ergangene Anfrage seitens der württ. Generaldirektivn erteilte Auskunft, daß Badekarlen nur nach Fluß- und See­bädern ausgegeben werden sollen, können nicht als stichhaltig angescben werden, da die ivürtlembergische Bahnverwaltung doch ein Interesse an einer starken Frequenz der Enz- thalbäder habe. Für die Einführung der Badekarten, namentlich empfehle sich eine zweckmäßige Propaganda, insbesondere durch Sammlung von Unterschriften. In der De­batte wurden die gemachten Abänderungs­vorschläge in der Hauptsache gutgeheißen und sollen dieselben der württembergischen Gene- raldireklion zur Berücksichtigung mitgeteilt werden. Ferner wurde die Einführung der Kilometer - Abonncmentsbücher, wie solche auf dem Bodense: seit Jahren in Geltung sind, auch für die Eisenbahn wünschenswert erklärt und sonstige Wahrnehmungen, Er­fahrungen und Wünsche im Eisenbahnwagen zur Mitteilung gebracht.

D r l I W eißenstein, 17. Nov. Heute früh nach 7 Uhr fand man den verheirateten Fabrikschmied Weiser von hier im Kanal der hiesigen Papiermühle ertrunken vor. Man vermutet, daß derselbe in letzter Nacht durch einen Fehltritt hineingestürzt ist. W. ist Vater von 4 Kindern.

Jhringen, (b. Freiburg.) 17. Nov. Der hiesige praktische Arzt Schelldorf hat so­eben seine Ehefrau, mit der er kaum ein Vierteljahr verheiratet war, vergiftet. Der Verbrecher ist verhaftet. Das Entsetzen über die Frevelthat ist allgemein. Zu dieser über­raschenden Mitteilung werden noch folgende Einzelheiten gemeldet: Prakt. Arzt Schelldorf hat sich vor ungefähr einem Jahre hier nieder­gelassen. Es gelang ihm, die Zuneigung der Tochter sehr achtbarer Eltern aus einer Nach­bargemeinde zu gewinnen, welche im August d. I. zu einer Heirat führte. Die näheren Umstände dieser Hochzeit ließen wenig Gutes erwarten. Die Ehe war auch vom ersten Tag