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Dienstag, 21. Wovernben 1863.

29. latipgang.

Wiir ttemberg.

Gestorben: 16. Nov. zu Stuttgart Louis Leo, früher in Fnina Lemppenau u. Co. in Höfen, Mitglied der Handels- u. Gewerbe- Kammer Calw seit 1889, 50 I. a. 17. Nov. zu Möckmühl Stadtförster a. D.W. Schnieke 88 I. a. 17. Nov. zu Neuenbürg I. B ur g- hard, alt Bärenwirt, 76 I. a.

Stutgart, 17. Nov. In Gegenwart des Königs, der mit Prinzessin Pauline gegen 11 Uhr von Bebcnhausen hteher kam, fand heute mittag 12 Uhr die Taufe des Sohnes des Herzogs Albrecht im schöngeschmückten Saale des Kronprinzenpalais statt. Den Tauf­akt nahm Professor Keppler unter Assistenz von Stadtpfarrer Mangold vor. Den Zivil­akt vollzog in Stellvertretung des Freiherrn v. Mittnacht, des Ministers des Kgl. Hauses, Staatsrat Frhr v. König. Der junge Prinz erhielt die Namen Philipp Albrecht, Karl Maria Joseph Ludwig. Taufpaten waren Herzog Philipp, Vaters des Herzogs Albrecht, die Erzherzöge Karl Ludwig, Ludwig Viktor, Franz Ferdinand und Otto. Anwesend wa­ren außer dem König Prinzessin Pauline, Prinzessin Katharina, Herzogin Wsra mit Töchtern, Prinz und Prinzessin zu Sachsen- Weimar, Prinz Joh. Gg. von Sachsen, sowie sämtliche Geschwister des Herzogs und der Herzogin Albrecht. Um 5 Uhr fand eine von dem König befohlene Galatafel zu 70 Gedecken im weißen Saale des Nesidenzschlosses statt, der S. M. der König anwohnte und das Hoch auf den Prinzen Philipp ausbrachte. Se. Majestät wird sich abends wieder nach Bebenhausen zurückbegeben.

17. Nov. Aus Anlaß der Taufe ihres Erstgeborenen haben sowohl die Kaiser von Deutschland und Oesterreich, wie der König von Sachsen, der Prinzregent von Bayern und andere Souveräne dem Herzogspaar Albrecht Glückwunschtelegramme gesandt.

Stuttgart, 16. Nov. Wie wir hören, ist die Ausbezahlung der Pension an den be­kannten früheren Hauptmann Miller, seitdem der Prozeß wegen Majestätsbeleidigung gegen ihn schwebt, sistiert worden. Da Majestäts­beleidigung und Hochverrat für pensionierte Offiziere die Entziehung der Pension im Ge­folge haben, ist der Ausgang des schwebenden Prozesses für Miller von großem Interesse.

Stuttgart, 14. Nov. Den verschie­denen bis jetzt öffentlich kundgegebenen Pro­testen gegen die geplante Reichsweinsteuer hat sich nun in seiner heutigen zahlreich besuchten Versammlung auch der württembergische Wirts­verband angeschlvssen. Der in diesen Tagen erfolgte Beitritt des württembergischen Ver­bandes zu dem in Leipzig gegründeten Band deutscher Gastwirte fand allgemeine und freu­dige Zustimmung, um so mehr als der Bund

sich zur ersten Aufgabe die Bekämpfung des Rerchsweinsteuerprojektes gestellt hat. Nach den Mitteilungen des württembergischen Ver­bandsvorstandes war es für die Süddeutschen kein Leichtes, die norddeutschen Verbandsge­nossen zu einem Protest gegen die Weinsteuer zu bewegen. An der Spitze des genannten Bundes stehen der Mitgliederzahl nach der sächsische, bayerische und württembergische Ver­band, welch letzterer mit 2500 Mitgliedern beigetreten ist. Für die württembergischen Wirte kam das Weinsteuerprojekt um so un­willkommener, als sie sich dadurch in ihrem jahrelangen Kampf gegen das Umgeld ge­hemmt sehen und die Aussicht auf eine 3fache Besteuerung bekommen: eure Reichs-, Landes­und Gemeindesteuer auf Wein. In dieser Voraussetzung läßt sich der heute gefaßte Be­schluß der W rte leicht begreifen, gegen die Weinsteuer m t allen gesetzlichen Mitteln ener­gisch zu Felde zu ziehen.

Ludwigsburg. Ein um unser würt- temb.Strafanstaltswcsen verdienter Geistlicher ist dieser Tage aus dem Leben geschieden. Pfarrer Gustav Kiefer am. Zuchthaus iu Ludwigsburg. Seine ganze 28jährige amtliche Thätigkeit war ausschließlich der Seelsorge und dem Unterricht in Strafanstalten ge­widmet. Das erste Feld derselben fand er im Jahr 1865 in Gotteszell, wo et zuvor schon provisorisch verwendet gewesen war. In dieser umfangreichen Anstalt, in welcher früher männliche und weibliche Zuchthausgesangene nntergebracht waren, erteilte er neben seinem Seelsorgeramt auch den keineswegs leichten Schulunterricht, während er durch seine im Jahr 1881 erfolgte Beförderung nach Lud­wigsburg an das dortige Zuchthaus von demselben befreit wurde. Seine ihm ange­borene Seelenruhe, vereinigt mit oft köst­lichem Humor, kam ihm bei seinem aufre­genden und aufreibenden Berufe sehr zu statten, in dessen Ausübung er mit tiefem Ernste ein freundlich mildes Wesen bei der Behandlung der Gefangenen verband, die ihm vielfach mit großem Vertrauen entgegen kamen. Reiche praktische Erfahrung, wie sie besonders in seinen Referaten zum Aus­druck kam war die Folge seiner langjährigen Wirksamkeit, die denn auch von seiner Vor­gesetzten Oberbehörde gewürdigt wurde und ihre Anerkennung fand. Ein unerwartet, über ihn hereingebrochenes schweres Leiden, welches eine Operation im Katharinenho­spital in Stuttgart nötig machte, hatte dem gesegneten Wirken des anspruchslosen, ganz seinem Beruf und seiner Familie lebenden Mannes ein noch zu frühes Ende bereitet.

(Schw. M.)

Neuenbürg, 16. Nov. Von Seiten der Behörde für vaterländische Altertums­

forschung beauftragt, hat heute ein Sachver­ständiger vie in der hiesigen Kirchhofkapelle befindlichen Freskogemälds untersucht, welche anläßlich der Renovation rechts und links vom Eingang iu das Kirchlein entdeckt worden sind. Nach dem Urteil dieses Kenners haben die Malereien einen hohen Kunstwert und sollten deshalb die Kosten nichr gescheut wer­den, um dieselben wieder herzustellen. (Enzth.)

Reutlingen, 16. Nov. Die heute früh vorgenommene Sektion ver ermordeten Frau Bertsch ergab: die ganze rechte vordere Hälfte des Schädeldaches ist in großer Aus­dehnung zertrümmert. Die Länge der Sprünge dehnt sich bis auf 24'Csntimetcr aus. Das Gebiet der zertümmerten mehr oder weniger gegen die Schädelhöhle eingedrückten Knochen­stücke hat eine größte Länge von 12 und eine größte Breite von 7 Centimeter. Frau B. hat den mtt dem stumpfen Teil des Beils mit furchtbarer Wucht geführten Schlag, der ab­solut tötlich sein mußte, iauf der linken Seite liegend, erhalten. Diemer behauptet, erst nach Niederschlagung des Mannes den Entschluß gefaßt zu haben, auch die Frau niederzuschlagen. Dann erst sei ihm der Gedanke an das Geld gekommen. Er hatte die beiden Geldtaschen erst in einem Vcntilationsloch des Aborts, die Rollen hinter Mehlsäcken im Hausflur versteckt, ob er dieselben Sonntag abend oder Montag früh dort holte, will er sich jetzt nicht mehr erinnern können.

Munderkingen 17. Nov Heute wurde die neue Donaubrücke feierlich eröffnet unter Teilnahme der ganzen Stadt und vieler Gäste von nah und fern. Die Brücke selbst hat einen Bogen von 50 Meter Spann­weite und 5 Meter Pfeilhöhe. Es ist dies der größte Steinbogen von Deutschland und bei seiner großen Flachheit zugleich einer der kühnsten der ganzen Erde. Das rechte Funda­ment ruht auf weißem Jurakalk, das linke auf 145 Schräg eingetriebenen Tannenpfählen.

R u « dscha ».

Pforzheim, 15. Nov. Ueber die hier geplante Errichtung der städtischen elektrischen Zentrale machte Herr Oberbürgermeister Ha­bermehl in einer gestern stattgehabten Ver­sammlung nähere Mitteilung. Nicht um die Errichtung einer Licht-Zentrale, wie mau sie in anderen Städten bereits habe, sondern um eine Kraft-Zentrale handle es sich, was einen wesentlichen Vorsprung bedeute. Außer der Kraft könnte übrigens auch noch Licht abgegeben werden. Bezüglich des Systems Habs man sich für den Gleichstrom entschieden. Der Strom soll eine Spannung von 550 Volten erbalten und entweder in ober- oder unterirdischer Leitung nach der Stadt geführt werden. In der Stadt sind zwei Unterst«-