Amts- und Anzkige-Dlatt ftr Wildbad und Umgebung.

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Nro. 134.

Samstag, 18. Wovewberr 1893.

29. takrMng.

Württemberg.

Stuttgart, 14. Nov. Im Palais Sr. Kgl. Hoh. des Herzogs Albrecht von Württemberg wurde heute früh folgendes Bul- lettin ausgegeben:Ihre Kais. Königl. Hoh. Frau Herzogin Albrecht von Württemberg wurde heute, morgens 4 Uhr von einem Sohn entbunden. Das Befinden der hohen Wöch­nerin, als auch des neugeborenen Prinzen ist den Umständen entsprechend gut.

Bebenhauscn, 14. Nov. Der König war heute zur Jagd im Revier Weil. Nach der Rückkehr arbeitete er mit dem Kabinels- chef. Bei der Tafel, trank der König auf den jüngsten Sprossen des Königl. Hauses, den heute früh zur Welt gekommenen Sohn des Herzogs Albrecht von Württemberg, dessen Geburt Sr. Majestät auf der Jagd gemeldet worden war.

Der neue österreichische Premiermi­nister Fürst Alfred Windiscbgrätz ist auch lebenslängliches und. erbliches Mitglied der Kammer der württembergisckeuStandesbene», doch hat er niemals persönlich einer Sitzung! derselben angewohnt, sonder» nur durch an­dere abstimmen lassen. Fürst Windischgrätz ist überhaupt »och niemals in Württemberg wohnhaft gewesen. Im Oberamt Wangen besitzt er in den kleine» Gemeinden Eglofs, Götllishofen und Siggen einigen Grund und Boden und in Siggen darf er auch de» Pfarrer ernennen.

Ludwigsburg, 18. Nov. Das Kgl. Kriegsministerium hat gestern dem Wagner Johannes Stumm in Oßweil durch das dor- tige Schultheißenamt die Summe von 4000 Mark als einmalige Entschädigungssumme für seinen 31 Jahre alten Sohn verabfolgen lassen, der am 24. Juli d. I., auf dem Felde ar­beitend, von einer verirrten, vom Schießplatz bei Poppenweiler hergeflogenen Kugel zu Tode getroffen wurde.

Besigheim. Der Reserveoffizier Emil Rettich von Löchgau war zur Handels- Marine übergetreten. Er befand sich zuletzt aus dem Hamburger Schiffe Vera-Cruz.^ Auf der Heimreise von Mexiko strandete das Schiff Mitte Oktober; ein amerikanischer Dampfer kam zu Hilfe, um Kapitän und Mannschaft zu retten, und bereits mar auch Steuermann Rettich gerettet und in einem Boot geborgen, als er seinen Obersteuermann noch mit den Wellen kämpfen sah. Rasch entschlossen, sprang er über Bord, um diesen zu retten, mußte aber leider mit ihm untersinken und starb so als Opfer seiner Berusstreue und Nächsten­liebe.

Metzingen, 15. Nov. Vor einiger Zeit ist eine der Influenza ähnliche Krankheit hier aufgetreten, die sich so ausgebreitet, daß die hiesigen Aerzte anstrengend beschäftigt sind.

Reutlingen, 15. Nov. Der Bäcker­geselle Diemer hat gestern Abend, erdrückt von den im Laufe der Untersuchung weiter zu Tage geförderten Beweisen, das Geständnis abgelegt, das schwere Verbrechen an den Bertsch- schen Eheleuten begangen zu haben. Er gibt a», die That aus Rache darüber begangen zu haben, daß ihn sein Meister am Tage zuvor einen faulen Menschen geschimpft habe. Bei weiterer Durchsuchung der Schlafkammer von Diemer wurden verschiedene blutbefleckte Klei­dungsstücke desselben, ebenso der Rest des ge­raubten Geldes, 2 Rollen im Betrage von 70 Mark, die ebenfalls über und über mit Blut befleckt waren, vorgesunden, so daß nun der gesamte Betrag von 540 Mark, bis zu einem kleinen Teil, den der Thäter veraus­gabt hatte, wieder beigebracht ist. Auch der fehlende Schlüssel zur Bertsch'schen Wohnung wurde im Abort des Hauses aufgefunden. Wie berechnend derselbe auch noch nach der >That zu Werke ging, geht daraus hervor, daß er sich selbst am Sonntag den Leuten gegen­über m den schlimmsten Verwünschungen gegen den Thäter erging und gleich bei der ersten Vernehmung angab, er sei als Knabe einmal auf den Hinlerkopf gestürzt und seitdem wisse er manchmal nicht, was er thue. Das Be­finden von Bertsch war gestern auf kurze Zeit so, daß er einige Angaben über die Schreckens­nacht machen konnte. Trotzdem das Wund­fieber sich stark geltend macht, hoffen die Aerzte doch auf Erhaltung seines Lebens, während Frau B, ohne noch einmal zum Bewußtsein gekommen zu sein, gestorben ist.

Birkenfcld, 13. Nov. Heute früh kurz vor 6 Uhr wurde die hier aus Anlaß der fertiggestellten Wasserleitung neu errichtete Hydrantenlöschmannschaft und eine weitere Ab­teilung der Feuerwehr zu einer Uebung vor dem alten Rathause versammelt. Es galt eine praktische Uebung mit den Hydranten vorzu­nehmen. Nasch und präzis erfolgte dieselbe. Auf einer hohen Doppelbockleiter wurden etwa 80 Meter hoch die Wasserstrahlen emporge­schleudert. Die Leitung bewährt sich somit vortrefflich. Ueber die Veranstaltung eines allgemeinen Wasserfestes ist man noch nicht schlüssig geworden.

Gmünd, 15. Nov. Die Krankheit des Oberbürgermeisters Unter see hat sich seit der l-tzten Nacht wieder verschlimmert, eine hinzutretende Lungenentzündung läßt das Schlimmste befürchten, die Aerzte haben nur noch wenig Hoffnung auf die Erhaltung des Kranken.

R i» n - scha ».

Pforzheim. Ein sensationeller Erb- schastsprozeß soll bevorstehen. Ein vor etwa einem Jahre verstorbener hiesiger Einwohner hat ein bedeutendes Vermögen hintcrlassen, ohne aber testamentarische Bestimmungen vor se>mm Tode getroffen zu haben. Die Erben behaupten nun, es seien außer der Hinterlassen­schaft noch 72,000 Mk. in Staatspapieren vorhanden gewesen, die von interessierter Seite alsbald nach dem Hingange des Erblassers verschleppt worden seien. Man will sogar wissen, daß dieselben einem hiesigen Indu­striellen zur Aufbewahrung überbracht, von diesem aber zurückgewiesen wurden. Es sollen bereits Schritte zur Einleitung eines Prozesses geschehen sein.

München, 10. Nov. Adele Spitzeder, die aus den 70iger Jahre bekannte Gründerin der Dachauer Bank, scheint sich endgiltig der Kunst in die Arme geworfen zu haben. Die Dame unternimmt mit 26 Musikern eine Kon­zertreise nach Holland.

Frankfurt, 15. Nov. Der seit einiger Zeit hier lebende preußische Kammersänger Theodor Wachtel ist heute Nachmittag plötz­lich im Kreise seiner Familie am Herzschlage gestorben. Er hatte am 10. März ds. Js. seinen 70. Geburtstag gefeiert und war noch ganz rüstig und wohl. Zahlreiche Beileids­telegramme lausen ein. Geboren 1823 in /Hamburg als Sohn eines Fuhrwerkbesitzers, /indessen Geschäft er frühe eintrat, bildete sich der Jüngling, als sein schöner Tenor Aufsehen erregte, bei der Gesanglehrerin I. Grandjean aus, betrat 1849 die Bühne und sang zuerst an den Opern zu Schwerin, Dresden, Würz­burg, Darmstadt, Hannover und Kassel, später in Wien und Berlin. Seine wunderbar wohl­klingende, umfangreiche Stimme ließ feine Mängel an dramatischer Gestaltungskraft über­sehen.

Berlin, 16. Nov. Heute Morgen wurde die neue Session des Reichstags durch den Kaiser in eigener Person eröffnet. In der Thronrede führte ver Kaiser etwa Folgendes aus:Er danke für die patriotische Bereit­willigkeit bei der Mitwirkung der Heeresein- richtungen. Die mannigfachen Sympathiebe­weise, deren er sich in ven verschiedenen Reichs- teilen zn erfreuen gehabt habe, bürgen dafür, mit welcher Genugthuung eS die Nation em­pfinde, daß die Heeresorganisation gesichert sei, auf welcher eine Gewähr für den Schutz des Vaterlandes und zur Erhaltung des Frie­dens beruhe. Die vornehmste Aufgabe des Reichstags sei nunmehr für die Beschaffung dcr durch Erhöhung der Friedenspräsenzstärke erforderlichen Deckungsmittel zu sorgen. Die