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bro, ist nach Unterschlagung von 130000 Mk. flüchtig geworden. I

Wien, 8. Nov. Der 42 Jahre alte' Fürst Windischgrätz. das Haupt der bekannten gleichnamigen, reichsunmittelbaren Fürsterffa- nrilie, hat den Auftrag zur Neubildung des österreichischen Ministeriums angenommen und verhandelt jetzt mit dm Ministerkandidaten, die er aus allen Parteien auswählt. Da er stets für die vollste Gleichberechtigung der Deutschen in Böhmen und gegen den tollen Fanatismus der Jungtschechen aufgetreten ist, wirs er in den deutschen Kreisen mit großer Befriedigung ausgenommen.

Paris, 7. Nov. Der Wert der Ge­schenke, die Admiral Avelane persönlich in Frankreich erhalten hat, wird auf 3^/a Will. Franken g>schätzt.

8. Nov. Gestern besprach eine ein- berufene Versammlung den Vorschlag des Unternehmers Bartissol, den Panamakanal in 5 Jahren mit einem Aufwand von 500 Mill. Franks zu beendigen, eine Eisenbahn von 35 Kilometer Länge zu bauen und das alte Ka­nalbett um 8 Dieter zu vertiefen. Das Kanal­projekt soll günstige Aufnahme finden.

Rom, 8. Nov. Aus Cassino wird ge­meldet, daß infolge starker Regengüsse die Flüsse ausgetreten sind und das Land völlig überschwemmt haben. Es ist großer Schaden verursacht worden und auch einige Todesfälle sind vorgekommen. Die Truppen haben das Rettungswerk mit großer Selbstverleugnung ausgeführt. Die Eisenbahnbrücke zwischen Cas­sino und Aocca Eoandro brach in dem Augen­blicke zusammen, als ein Güterzug passierte. Der Zug stürzte in die Schlucht hinab und man glaubt, daß die beiden Maschinisten und zwei Personen getötet worden sind. Von Neapel ging ein Hilfszug nach der Unglücks­stätte ab.

London, 7. Nov. DerN. H." mel­det aus Montevideo : der brasilianische Gesandte widerlegt die Nachricht, daß das Transport­schiffRio de Janeiro" untergegangen sei. Dagegen will eine angesehene Zeitung wissen, das Gerücht sei wahr und es seien 1100 Personen dabei ertrunken. Das Schiff sei mit 1100 Mann für Peixoto nach Santiago unterwegs gewesen. Auf der Fahrt sei ihm dieRepublik«" begegnet und habe es aufge­fordert, sich zu ergeben. Beide Schiffe machten sich kampfbereit. DieRepublica" verfolgte Rio de Janeiro" bis Sonnenuntergang. Zu­letzt rannte dieselbe das gegnerische Schiff an, das sofort sank. Die Besatzung ertrank.

Santander, 9. Nov. Im Boden des Schiffes Cabo Machichago wurden noch 40 Kisten Dynamit unversehrt aufgefunden. Als dieselben die Behörden in Sicherheit bringen wollten, bemächtigte sich der Bevölkerung große Aufregung; 20000 Personen flüchteten ins Freie, andere stürmte» die abfahrende» Eisenbahnzüge. Beim Herumstoßen kamen zahl­reiche Verwundungen vor.

Amerika. So übel wie jetzt, ist die wirtschaftliche Lage in den Ver. Staaten lange nicht gewesen. Kein Geschäft geht. Arbeitgeber und Arbeitnehmer verdienen nichts oder nur wenig. Man hat in Nordamerika sich damit zu trösten versucht, daß man die Schuld für dieses Elend auf die Silberkrisis schob, welche eine so bedeutende Entwertung des Silbers im Gefolge hatte. Aber das ist nicht der maß­gebende Grund gewesen; wären die allge­meinen wirtschaftlichen Verhälinisse in Amerika sonst Gesunde, hätte niemals die kolossale Zer­rüttung eintreten können, welche gegenwärtig dort herrscht. Wohin ist es nun gekommen dort drüben? Zum gefährlichsten Zu: and der sich überhaupt denken läßt. Alle großen,

gewinnbringenden Zweige menschlicher Thätig- keit und regen Gewerbefleißes sind von großen Unternehmern mit Rwsenkapitalien annektiert, alle Zwischenglieder sind unterdrückt worden. Die Riesenunternehmer und die große Menge der Arbeiter stellen sich schroff gegenüber, und wenn die letzteren ihre äußere materielle Lage zusehends verbessert haben, jede momentane Stockung wirft sie bei der hochgradigen Ver­teuerung aller Lebensbedürfnisse um so tiefer herunter. Es fehlt der kräftige Mittelstand, welcher geeignet ist, ein Bollwerk gegen alle Strömungen von oben und unten zu bilden. Wo will das drüben hinaus? Die alle Kreise beherrschende Suckt nach mehr und immer mehr Geld ruft immer gesteigerte Anforder­ungen hervor, Spekulationen ohne Maß und Ziel, Schwindelunternehmer werfen dann alles wieder über den Haufen. Die Amerikaner werden im allerhöchsten Maße als praktische Leute gerühmt, aber so schlau und findig sie auch sind, durch ihren Gelddurst haben sie den Boden des soliden, reellen Lebens verlassen, die Grundsätze aller Volkswohlfahrt über den Haufen geworfen, und dafür ein Ausbeutungs­system errichtet, welches glaubt, sich Alles er­lauben zu können. Das ist für die Dauer nicht aufrecht zu erhalten, und jetzt schon machen sich die unangenehmsten Folgen gel­tend.

Ver mischt es.

Die römische Polizei kam einem groß­artigen Schwindel auf die Spur. Eine Gau­nerbande hatte das Gerücht ausgestreut, der Papst fei der Gefangene des Klerus und er liege in unterirdischen Verließen, während ein falscher Papst auf dem Stuhle Petri sitze. Die Gaunerbande sammelte nun Gelder um den Papst zu befreien und nach Frankreich zu führen. Thatsächlich sind außerordentlich viel Katholiken darauf hineingefallen. So gab ein Herr allein 20,000 tlire. Aus allen Himmels­gegenden liefen Summen ein. Auf die Ver­anlassung des Vatikans hat die Polizei nun­mehr die ganze Gesellschaft verhaftet.

(NeueEisenbahnfahrkarten.) Das N. Wiener Tgbl. schreibt: Ungarn hat mit der Einführung des Zonentarifs auf den Eisenbahnen eine Einrichtung geschaffen, die, obwohl englischen Ursprungs, doch epoche­machend ist für den Eisenbahnverkehr. Nun tritt Ungarn abermals an die Spitze mit einer neuen Idee, die eine wesentliche Erleich­terung im Eisenbahnverkehr bedeutet. Der ungarische Handelsminister v. Lukacs ist der Erfinder der Eisenbahnmarke. Kein auf un­garischen Eisenbahnen reisender Passagier wird in Hinkunft mehr bemüßigt sein, sich an den Eisenbahnschalter zu drängen und dort zu warten, bis er eine Fahrkarte erhält. Die Reisenden werden sich vielmehr nach Ein­führung der Eisenbahnmarke gleichsam selbst expedieren, das heißt, sie werden in der Lage sein, die Fahrkarten, wie sie sie benötigen, sich persönlich auszustellen. Auf ein Blanket schreibt man den Namen der Station, von der man abreist, sowie das Reiseziel, und der auf dem Blanket befindliche freigelassene Raum wird mit den sogen. Eisenbahnmarken beklebt, von denen man ebensoviele benutzt, als die Fahrt für die betreffende Strecke kostet. Die Blankets werden im Vorrat in jeder Tabak­handlung zu einem halben Kreuzer das Stück zu erhalten fein; ebenso wird man in den Lä­den die Eisenbahnmarken, und zwar solche von 25 Kr. bis zu 75 Kr. und von 1 fl. bis 5 fl. käuflich erhalten. Tritt also Je­mand eine Reife auf den ungarischen Staats­bahnen an, so schlägt er in einem kleinen,

gleichfalls in den Läden erhältlichen Ver» zeichnissen nach, in welche Eisenbahnzone der Ort, wohin er zu reisen wünscht, fällt, und da ganz Ungarn blos in 14 Eisenbahnzonen eingeteilt ist, wird es ihm nich schwer fallen, dies zu ermitteln. Sodann nimmt er eines der erwähnten Blankete zur Hand, trägt Ab­gangs- und Endstationen darauf ein und klebt auf den freigelaffenen Raum so viele Marken, als der Fahrpreis ausmacht. Nehmen wir beispielsweffe an, es wolle Jemand von Pest nach Wien reisen. Das ist eine Fahrt in die 14. Zone und kostet kür die 2. Klaffe 7 fl. Er hat somit auf das Blanket eine Marke zu 5 und eine zu 2 fl. zu kleben. Dann kann er sich direkt in das Eisenbahn- koupe verfügen, es entfällt sür ihn das lästige Warten am Fahrkartenschalter, die Hast und Eile, die dabei herrscht, bleiben ihm erspart, ebenso die Suche nach Kleingeld und er kann auch im letzten Augenblick vor der Abfahrt eintreffen und wird doch nicht riskieren, den Zug zu versäumen oder ohne Karte mitzu­reisen und eine Straftaxe zahlen zu müssen. Das ist eine wesentliche Erleichterung des Ver­kehrs. Nun aber kommt die Frage der Kon­trolle. Auch diese ist in der glücklichsten Weise gelöst worden. Sämtliche Eisenbahnmarken werden nämlich in der Mitte perforiert sein, so daß der Kondukteur in der Lage ist, die perforierte Hälfte der Marke leicht loszulösen. Wenn also ein Passagier, der mit dem be­wußten Blanket reist, das Coupe bestiegen hat, so dekoupiert der Kondukteur anstatt der Fahrkarte das Blanket und nimmt die perfo­rierten Teile der Eisenbahnmarken mit sich; das Blanket und den restlichen Teil der Ei­senbahnmarken auf demselben behält der Passa­gier bis zur Endstation. Aus diese Weise scheint nicht nur die Kontrolle des Reisenven eine sichere, sondern auch die Eisenbahndirek­tion in der Lage zu sein, eine rasche Ueber- sicht über die zurückgelegten Fahrten zu er­langen. Schon mit 1. Jan. soll die Eisen­bahnmarke in Ungarn zur Einführung gelangen.

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