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Amts- und Auzcige-Dlatl für Vitddad und Umgebung.
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Urs. 131.
Samstag, 11. Wovemöev 1893.
29. talirgang.
Wür ttemberg.
Stuttgart, 7. Nov. Der Kaiser wurde von Se. Maj. dem König in Tübingen, wo er heute Vorm. 8 Uhr 15 Min. eintraf, herzlich begrüßt. Ei» offizieller Empfang fand nicht statt. Unter lebhaften Hochrufen der zahlreich herbeigeströmten Bevölkerung erfolgte dann sofort die Weiterfahrt nach Rebenhausen. Nach dem Frühstück wurde znr Jagd nach Entringen anf- gebrochen. — Der reiche Wiidstand des Entringer Reviers versprach ein schönes Jagdergebnis, und das Revier hat auch gehalten, was es versprochen Kat. Gleich der erste Hirsch, der zur Strecke kam, ein stattlicher Zehner, wurde vom Kaiser erlegt, und das Jagdglück blieb ibm treu. Von 13 Stück Hochwild, die znr Strecke kamen wurden 5 vom Kaiser erlegt, ein Zehner, ein Spießer und 3 Stück Mutterwild.
Stuttgart, 8. Nov. Ministerialrat Zeller geht nach Berlin, um an den Nach- be.atungen bezüglich des Reichsweinsteuerge- fetzes-Entwurfes teil zu nehmen.
Stuttgart, 6. Nov. Wie wir hören, soll mit dem Rathausneubau am Marktplatz keinen Falls vor dem Frühjahr 1895 begonnen werden. Bis zu diesem Zeitpuntk ist auch die Miete in den von der Stadt angekauftcn Häusern der Hirsch-, Metzgerstraße rc. verlängert worden. Die von 5 Hausbesitzern am Markt angeborenen 20000 Mk. für einen neuen in der Mitte des Marktplatzes zu errichtenden Monumentalbrunnen sind von der Stadt dankend in Empfang genommen worden. Man hat die Gesamtkosten des Brunnens auf 40- bis 45,000 Mk. veranschlagt. — Von der Steigerung der Preise des Grundbesitzes in Stuttgart zeugt aufs neue der Kaufpreis den die Stadt anlegen mußte, um die Er- , breiterung der Schellingsstraße bei ihrer Einmündung in die Fricdrichsstraße vw-ä-vis dem Bahnhofausgang zu ermöglichen. Es wurden für 223 gm 56 000 Mk- verlangt, d, h. pro gm annähernd 250 Mk.
— In Sachen der Reichsweinsteuer hat der Württ. Wirtsverband ei» Flugblatt veröffentlicht, worin jede Besteuerung des Naturweins als eine schwere Schädigung der Weingärtner und hauptsächlich auch des Wirtsstandes bezeichnet wird, da 1) die projektierte Reichsweinsteucr eine ungerechte, einseitige Belastung der Bewohner einzelner Teile des Reiches sei; 2) da im Hinblick auf die gemachten Erfahrungen eine Wertbesteuerung des Wems mit de» größten Unzuträglichkeiten für Weingärtner und Wirte verbunden sei und zu zahlreichen Kollissionen und Widerwärtigkeiten mit den des sachverständigen Urteils entbehrenden Organen der
Steuerverwaltung führte, und 3) weil eine Besteuerung des Wems durch das Reich eine schwere Schädigung der Jnteiessen Württembergs bedeute, zumal von allen Bundesstaaten Württemberg die höchste Weinsteuer bereits besitze, deren Wegfall nur durch Erhöhung der direkten Steuer ausgeglichen werden könne.
Gräfenhausen, 7. Nov. Heute sind 10 Jahre verflossen, seit der schrecklichen Nacht, da die hiesige Gemeinde von einem schweren Brandunglück heimgesncht wurde, wo 15 Wohngebäude, 15 Scheuern und ebensoviele kleinere Nebengebäude im Brandversicherungswert von ca. 130000 Mk. in Asche gelegt wurden.
Liebenzell, 8. Nov. Die Voruntersuchung gegen die des Gattenmocds beschuldigte Frau Löwenwirt Faas ist geschlossen und die Angeschuldigte nach Tübingen verbracht worden.
Neubulach, 5. Nov. Infolge der lang- anhaltenden trockenen Witterung des letzten Sommers nahmen die Quellen unserer Leitung so sehr ab, daß die Kröbersche Wassersäulenpumpe nicht mehr genügend Wasser zu liefern im Stande war. Um dem Wassermangel abzuhelfen, ließ die hiesige Gemeinde durch die Maschinenfabrik von Ferd. Kleemann u. Sohn in Obertürkheim ein Hilfspumpwerk erstellen. Die neue Maschine besteht aus einem Daim- lerschen Benzinmotor, 2pferdekräftig und einer Doppelpumpe. Die Leistung der Pumpe beträgt 30,000 Liter den Tag.
Alteusteig, 6. Nov. In vergangener Nacht gab es Streit, wobei ein junger Bursche jeinem Gegner 2 Messerstiche in die rechte Seite versetzte. Der Verletzte mußte in seine Wohnung getragen werden; die Stichwunden sollen nicht ungefährlich sein. Der Thäter ist verhaftet. Schon vor 8 Tagen mußte hier ein 20jähriger Mann verhaftet werde». Derselbe hatte Nachts eine» hiesigen Bürger, als er nach Hause gehen wollte, meuchungs mit einem Beil niedergeschlagen.
Gmünd, 6. Nov. Oberbürgermeister Untersee liegt seit einigen Tagen schwer krank darnieder; das Leiden macht bedenkliche Fortschritte, doch ist vorerst eine Lebensgefahr nicht vorhanden.
R « ndscha u.
Pforzheim, 7. Nov. Die Veruntreu - ungen des verschwundenen Prokuristen Ganzert sollen sich nach dem „Tagebl." auf 50 bis 60,000 Mk. belaufen. G. soll sich bei Freiburg erschossen haben.
Karlsruhe, 8. Nov. K. Betz, der Erbauer der Kaiserpassage hier, wurde wegen Vergehens gegen Z 175 des R.-Str.-G.-B.
zu 6 Monaten Gefängnis verurteilt. 2 Monate wurden ans die Untersuchungshaft angerechnet. Betz wurde gegen Kaution vorläufig enthaftet.
Frankfurt a. M., 8. Nov. Der internationale Verbrecher und Bankräuber John Curtin, der hier im Juli vorigen Jahres durck einen frechen Ranbanfall '/z Millwn zu stehlen suchte, wurde gestern Abend vom hiesigen Schwurgericht zu 8 Jahren Zuchthaus, 10 Jahren Ehrenverlust und Polizeiaufsicht verurteilt. Als Zeugen waren zahlreiche Ausländer, u. a. der Londoner Detectiv Gongb erschienen.
Berlin, 7. Nov. Der Entwurf eines Weinsteuergesetzes, der dem Bundesrate heute zugegangen ist, setzt, wie erwartet, die Wertgrenze, von der ab die Weinbesteuerung beginnen soll, auf 50 M. fest. Die Steuersätze bewegen sich zwischen 15—20 pCt. des Wertes. Die Steuer für Naturwein wird auf 15 pCt, für Schaumwein auf 20 pCt., für Kunstwein auf 25 pCt. des Wertes pro Hektoliter, aber mindestens auf 10 Mk. bemessen. Zu Grunde gelegt wird der Kaufpreis, für welchen der Kleinhändler oder der Konsument den Wein erworben, bei ausländischen Weinen Kaufpreis plus Zoll. Den Bundesstaaten und den Gemeinden steht das Recht zu, den Naturwein ihrerseits zu besteuern.
Berlin, 8. Nov. Der geh. Kanzleidiener des auswärtigen Amtes Schröder, welcher im Gefolge des Kaisers sich auf der Reise nach Bebenhauscn befand, wurde auf der Station Mansfeld, wo er auf der unrichtigen Seite ausstieg vom Sonderzug überfahren und sofort getötet. Der Kaiser ordnete die Ueberführung der Leiche nach Berlin an.
— Der Franks. Z. meldet man aus Berlin: Die Mehrzahl der durch den Spieler- Prozeß in Hannover kompromittierten Offiziere wird den Abschied erhalten.
— Um die Aufbringung des durch die Heeresverstärkung erforderten Mehrbedarfs an Ersatzmannschaften zu sichern, ist der „Allg. Ztg." zufolge, die deutsche Heeresordnung dahin abgeändert worden, daß das Mindestmaß der für die Jnfanürie und Jäger auszuhebenden Rekruten von 1,57 in auf 1,54 m herabgesetzt wurde. Die gleiche Reduktion kann auch bei Rekruten des Trains eintreten.
— In Köln wurde von einem Schutzmann bei einem Barbier eine Falschmünzer- werkstätte entdeckt. Sämtliche zur Herstellung von Falsifikaten dienenden Gerätschaften wurden in Beschlag genommen und der Barbier verhaftet.
Flensburg, 9. Nov. Der Kassirer der Dänischen Sparkasse in Hadersleben Sa-