Amts- »nL Auzeige-Dlatt für Vit-dad «xd Umgebung.

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Uro. 123.

Samstag, 4. Wovemöer 1893.

29. takii'gang.

Württemberg.

Se. Maj. der König begibt sich am 6. November nach Bebenhausen. Am 7. No­vember trifft Se. Maj. der Kaiser zur Ab­haltung von Jagden dort ein. Der Kaiser reist direkt nach Bebenhausen. Der Aufent­halt des Kaisers soll 23 Tage dauern.

Se. Maj. der König hat vermöge aller­höchster Entschließung vom 23. d. M. den Forstwächtern ohne Aenderung i hrer bisherigen dienstlichen Stellung den TitelForstwart" verliehen.

Stuttgart, 31. Okt. In der gestrigen Vertrauensmäiiner-Versammlnng nahm die Deutsche Partei eine Resolution an, welche sich gegen die Weinsteuer ausspiicht und nur die kräftige Besteuerung von Schaum- und Kunstwein empfiehlt; bei der Tabaksteuer, für welche die Resolution eintntt, wird ver­langt, daß die Landwirtschaft nicht geschädigt werde; ferner spricht sich die Resolution für die Erhöhung der Börsensteuer und für die Beschaffung der noch fehlenden Summen durch eine Reichserbfckaftssteuer aus; endlich wird eine gründliche Reform des gesamten Reichssteuerwesens als dnngendgebotenerklärt.

Stuttgart, 1. Nov. In der heutigen außerordentlichen Gemeinderatssitzung wurde über die Frage der Errichtung eines Elektri­zitätswerks beraten. In der gestrigen ver­traulichen Sitzung des Gemeinderats wurde die Errichtung eines Elektrizitätswerk im Prin­zip angenommen. Die heutige Beratung er­streckt sich darauf, ob Ausführung des Werks in eigener Regie oder Vergebung an eine Ge­sellschaft auf 10 Jahre. Gemeinderat Dr. Götz ist, wenn die Einführung des Elektri­zitätswerks überhaupt beschlossen wird, dafür, den Betrieb desselben sofort in städtische Re­gie zu übernehmen. Gemeinderat Dr. Göz begründete seinen Antrag in eingehender Weise und legte die Gründe dar, die für eigene Regie sprechen. Oberbürgermeister Rümelin spricht sich für die Vergebung des Betriebs an eine Gesellschaft auf 10 Jahre aus, ebenso Gemeinderat Stähle unter Hinweis auf Han­nover. Gemeinderat Payer spricht sich dahin aus, daß wenn das Elektrizitätswerk in städ­tische Regie übernommen werde, er sich gegen Errichtung eines solchen Werkes ausjprechen müsse. Der Antrag Göz wurde mit 13 gegen 12 Stimmen angenommen.

Stuttgart, 2. Nov Nach Geneh­migung des Elektrizitätswerkes erteilte der Gemeinderat unsere» Straßenbahnen im Prin­zip das Recht zur Anlegung einer oberirdi­schen Leitung für den elektrischen Betrieb der Tramway. Der anfängliche Widerstand verschiedener Herren im Kollegium, die na­mentlich die Königsstraße vor einem Draht­

netze schützen wollten, wurde aber gebrochen durch den Hinweis darauf, daß die Straßen­bahn der beste Kunde für das Elektrizitäts­werk sei, zumal es pro Jahr der Stadt für mindestens 120000 Mk. elektrische Kraft ab- uehme.

Ludwigsburg, 1. Nov. Ein junger Mensch von ungefähr 22 bis 24 Jahren machte als Landstreicher die Reise vom Schwarz­wald ins Unterland, wurde aber hier aufge­griffen und wegen Landstreichern verhaftet. Nachdem er einige Tage gesessen, entpugpre er sich als ein junges Mädchen.

Calw, 31. Okt. In Lrebenzell wurde gestern unter großer Teilnahme der Stadt und der Filiale die Einweihung der erneuerten Kirche gefeiert. Die alte Kirche bedurfte einer gründlichen Reparatur. Das schöne, neue Gotteshaus wurde nach dem Plan von Ober­baurat Sanier von Stuttgart durch de» Rezirksbauiuspektor Bareitz von hier erbaut; die Bauzeit dauerte 2'/L Jahre; die Kosten beliefe» sich mit Einschluß der neuen Glocken und Orgel auf 70000 Mk. Die Kirche macht einen sehr vorteilhaften Eindruck und ist eine Zirde der Stadt geworden. An der Einweihung beteiligten sich die Bau- und Bezirksbeamten, Generalsuperintendent Or. v. Wittick, Dekan Braun und der Kirchen­gesangverein von hier; die Festpredigt hielt der 1. Ortsgeistliche, Stadtpfarrer Weitbrecht. Nachmittags war liturgischer Gottesdienst unter Mitwirkung von 2 Kirchengesangver­einen.

Von der obern Nagold, 1. Nov. In jüngster Zeit wurde Alles gethan, um die holzreichen Waldungen an der obern Nagold dem Verkehr zu erschließen. Es wurde eine neue Straße von der Erzgrube bis Schorienthal geführt, als regelrechte Fort­setzung der obern Nagoldthalstraße, sie kostet über 100000 Mk. und ist nun fertiggestellt, wird aber wohl erst im nächste» Frühjahr dem Verkehr eröffnet werden. Von der oberen Nagoldthalstraße wird nun auch eine neue Straße über L-chernbach und Göttel- fingen gebaut; dieselbe ist zu 48000 Mk. veranschlagt. Die Korrektion der Birnecker Pflastersteigr kostete 28000 Mk., die des Verkehrsweges von Ebbausen nach Ebershardt rund 10000 Mk. So wurden in unserem Bezirke fast 200000 Mk. für die Erweite­rung und Verbesserung des Straßennetzes ausgegeben.

Ulm, 1. Nov. Der im 3. Dienstjahre stehende Soldat Adolf Weinert von der 11. Compagnie im Jnfanterie-Reg. Nr. 124 hat sich gestern Abend am Albecker Fort erschossen. Er war schon öfter bestraft.

Rundschau.

Pforzheim, 1. Nov. Der Sekretär der hiesigen Handelskammer, Dr. Nolte, ist seit einigen Tagen verschwunden. Die Sache erregt großes Aufsehen.

Horiiberg, 31. Okt. Heute wurde über das Vermögen der Gewerbebank Horn­berg, eingetragene Genossenschaft mit unbe­schränkter Haftpflicht in Liquidation, da die Gemeinjchuldnerin ihre Zahlungsunfähigkeit selbst aiigezeigt, das Konkursverfahren er­öffnet.

Mannheim, 31. Okt. Ein gefährlicher Verbrecher wurde vor einigen Tagen aus München hier eingeliefert. Derselbe wurde wegen verschiedener Einbruchsdiebstähle re. vor einiger Zeit in Stuttgart zu 10 Jahren und in München zu 4 Jahren Zuchthaus verur­teilt. Da derselbe auch im Sommer ds. Js. in hiesiger Stadt mehrere Mansardendiebstähle ausgeführt hat, wurde er hieher transportiert, um zu seinen 14 Jahren Zuchthaus eine wei­tere Zusatzstrafe zu erhalten

München, 3. Nov. Der Papst hat lautK. Volkszeitung" den bekannten Pfarrer Kneipp in Wörishofcn durch ein motu proprio (aus eigenem Antriebe) zum Geheimkämmerer ernannt.

Diedeutsche Warte" bringt offiziöse Mitteilungen über die Reichssteuerreform. Dar­nach ist die Weinsteuer nur für bessere Qua­litäten, die Tabaksteuer mit größter Schonung der Haus-Industrie, die Börsensteuer als Emmissionssteuer geplant.

Neapel, 1. Nov. Hier herrscht große Panik wegen heftiger Ausbrüche des Vesuvs.

Madrid, 31. Okt. General Marcias traf mit 3500 Mann Verstärkung in Melilla ein, wo der Kampf gleich am Samstag morgen begann und ununterbrochen fortdauert. Er verproviantierte glücklich das Außenfort Came- los, trotzdem die Araber ihre Laufgräben bis ^ 600 Meter gegen die spanischen Befestigungen ^vorgerückt hatten. Fort Camelos ist von drei i Seiten umzingelt und thatsächlich abgejchmtten. ' D>e spanischen Kriegsschiffe bombardierten fort- ^ gesetzt Tag und Nacht die Stellung der Ara- ^ der, welche trotzdem noch Herren des Terrains sind. Bis Montag nachmittag fand fortge­setzt wütender Kampf um das Polygon statt. Die Kabylen wurden abends mit schwe.en ! Verlusten zurückgcworfen.

Aus dem Spieierpr-oZeß irr Kcrunovev.

Die Verhandlungen in dieser Aufsehen machenden Affaire füllen ganze Hefte. Es ist unmöglich, auch nur die Hälfte davon im Rahmen unseres Blattes zu bringen. Als