Amts- und Aiyeige-Dlatt für Vitdbad und Umgebung.

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Ars. 127.

Donnerstag, 2 . Wovember 1893 .

29. tatii-gsng.

Württemberg.

Nach demBeobachter" hat Rechts­anwalt Payer-Stuttgart die Kandidatur der Volkspartei zur Landtagswahl für Reutlingen- Stadt angenommen. Seitens der Sozialdemo­kraten wurde nach derTagwacht" Genosse Agster-Stuttgart aufgestellt.

D-r württ. Schutzverein versendet im ganzen Lande durch seine Vertrauensmänner Fragebogen zur Herstellung einer möglichst ge­nauen Statistik über die durch Konsumvereine, Hausieren, Detailreisen, Wanderlaoer, in den Reihen der Handel- u. Gewerbetreibenden ungerichteten Schäden. Eine derartige Sta-! tistik ist allerdings von größter Wichtigkeit, da der Gesetzgeber zu Maßnahmen, welche sich gegen einen Teil der Gewerbetreibenden, also hier gegen 22,000 Hausierer und mehrere 1000 Detailreisende, Wanderlagerbesitzer rc. richtet, nur dann geneigt sein wird, wenn ihm statistisch nachgewiesen wird, wie viel größer die Zahl dergeschätzten seßhaften Gewerbe­betriebe" gegenüber der quantitativ und qua­litativ bedeutend geringeren Zahl der Wander­gewerbebetriebe erscheint. Die Beantwortung jedes einzelnen Fragebogens ist daher von Wichtigkeit.

Nagold, 29. Okt. Heute verbreitete sich hier die Kunde, daß der bis gestern Abend spät seinem Beruf noch treu obliegende, junge, erst 34 Jahre zählende Stadtarzt Dr. Gmelin gestorben sei. Vor 8 Tagen hatte der Verstorbene in Wildberg anläßlich eines Gerichtsfalles eine Sektion mitzumachen, wo­bei sich derselbe eine kleine Verwundung zu­zog, die er, nachdem die nötigen Vorsichts­maßregeln durch Ausbrennen der Wunden u. s. w. geschehen, nicht mehr weiter zu beachten schien. G. setzte seine umfassende Praxis deß- halb nicht aus, bis die Spuren einer rasch sich verbreitenden Blutvergiftung auftraten, die den jähen Tod zur Folge hatten.

Freuden st adt, 27. Okt. Heute hatten wir hier den ersten Schneefall, verbundtN mit Regenschauer. Auf dem Kniebis soll ersterer ziemlich stark gewesen sein. Den Viehbesitzecn, welche lus jetzt ihr Vieh noch auf die Weide treiben konnten, wäre es zu gönnen, wenn dies noch einige Zeit möglich wäre.

Rundschau.

Berlin, 30. Okt. Der Reichstag ist auf den 16. November einberufen.

Köln, 28. Okt. In den heutigen Schlußverhandlnngen des sozialdemokratischen Parteitages kam Bebel bei Besprechung des neuen Wahlgesetzes in Preußen auch auf den Finanzminister Dr. Miquel zu sprechen, Er zeigte vier Briefe vor, die Dr. Miquel 1850 an Marx geschrieben hat, und in denen Miquel

dem Marx seine Dienste anbot, sowie seine Ansichten über die damalige Lage entwickelte. Bebel erklärte, daß er die drei anderen Briefe bei einer anderen Gelegenheit verlesen werde.

Weit über 100 deutsche Offiziere, Rittergutsbesitzer und Studenten sind nach H a n n o v er geladen, um Zeugnis gegen eine Gaunerbande abzulegen, die sich aus dem Bankier Rosenberg, Heß, Adler, Sußniann, den Rentiers Fährle und Seemann, sowie dem entlassenen Rittmeister von Meyerinck zusammensetzt. Durch Wucher und falsches ^piel rupften sie, wer in ihre Netze ging. Wollte ein Offizier Geld geliehen haben, jo trugen dieBankiers" anfänglich Bedenken; schließlich erklärten sie sich aber bereit, die verlangte Summe auf Wechsel und gegen 5 6 Prozent Provision, die stets sofort in Abzug gebracht wurden, zu leihen. Nunmehr erhielten die Offiziere einen Teil baren Gelbes, den größten Betrag erhielten sie aber in Gestalt von braunschweigischen, sächsischen und bambnrgischen Loosen und zwar nicht in Original-Loosen, sondern in Anteilscheinen, so­genannten Verzichtloosen, d. h. die Offiziere hatten nur auf die Klasse, auf die der An­teilschein lautete, ein Anrecht, aber auch nur bis zu einem Gewinn von 2000 Mk. Kam das Loos mit einem höheren Gewinn heraus, so fiel er den Darleihern zu. Nicht selten hatte ein Offizier Loose im Betrage von 10000 Mk. und darüber im Besitz. Konnte

Toulon, 29. Okt. Eine Protestver­sammlung, die sich gegen die Russen richtete, wurde in Marseille gesprengt; vierzehn Ver­haftungen wurden vorgenommen.

M adr id, 30. Okt. In dem gestrigen Kampfe bei Melilla ist Gouverneur General Margallo gefallen.

Nachrichten aus Melilla bestätigen die Gerüchte über die blutigen verlustreichen Kämpfe. 2000 Spanier, unterstützt von einem span. Kreuzer, kämpften gegen 10,000 Araber. Der zu Hilfe eilende General Margallo erhielt einen Schuß ins Herz und war sofort tot. Die Spanier hatten außer vielen Verwun­deten 200 Tote.

Der am 28. Okt. abends meuchlings erschossene Bürgermeister von Chicago, Carter Harrison, war Anfang April d. I. zum 5. Mal zum Bürgermeister gewählt worden. Er war fast 70 Jahre alt, wollte aber demnächst eine junge Millionärin heiraten. Die Pflich­ten, die ihm durch die Ausstellung auferlegt worden, hat er mit großem Eifer zu erfüllen versucht. Der Mörder ist ein geistesgestörter Lokalpolitiker namens Prendergast.

L o k. cr Le s.

r. Wildbad, 30. Okt. Heute ver­ließ unsere Stadt der hochw. Herr Stadt­pfarrer vr. Braig, um an seinen neuen Bestimmungsort, Freiburg i. Br.,

. _,, _ über-

nun der gegebene Wechsel am Verfalltage.^stedeH, und in seinem nunmehrigen Be- nicht cingelöst werden, so war, um eine ^uf als Professor der Philosophie au der

Prolongation des Wechsels zu bewirken, ein neuer Looskauf erforderlich und zwar in noch höherem Betrage als bei der ersten Ausstel­lung des Wechsels. So kam es, daß ein Offizier, der sich einige hundert Mk. geliehen hatte, in kurzer Zeit viele tausend Mk. schuldig war. Bei einer Prolongation des Wechsels oder einem zweiten Darlehen erhielten die­jenigen, welche für bestimmte Loosnummern die erste oder mehrere der Vorklassen bereits bezahlt hatten, andere Loosnummern, wofür sic wiederum die Vorklassen bezahlen mußten. Deren bisherige Nummern erhielten andere Offiziere, welche die Vorklaffen auch noch einmal bezahlen mußten. Bisweilen erhielten die Offiziere auch bereits gezögene, also Loose ohne Wert. Ein Offizier der sich von Abter 2600 Mk. lieb, mußte für 8600 Mk. Ver zjchtloose entnehmen, so daß der zu unter­schreibende Wechsel auf 11000 Mk. lautete. Am Spieltische gaben sich die Gauner als reiche Rittergutsbesitzer und Fabrikanten aus und arbeiteten mit gezeichneten Karten und Winken einander in die Hände. In Baden- Baden verlor ein Rittergutsbesitzer Landfried einmal 60000 Mk. Verluste über 10000 Mark waren etwas alltägliches.

dortigen Hochschule einzutreten. Am Abend zuvor fand zu Ehren des Scheidenden im Saale des Gasth. z.kühlen Brunnen" eine Abschiedsfeier statt. Aus allen Teilen der weit zerstreuten Gemeinde hatten sich die Pfarrkinder eingesunden, um ihrem ver­ehrten Seelsorger ihr letztes Lebewohl zu sagen. Auch aus der evang. Gemeinde waren viele Gäste, worunter Hr. Stadt- Pfarrer Glauner, Hr. Stadtschult­heiß Bätzner war Krankheitshalber am Erscheinen verhindert erschienen, so daß der schöne geräumige Saal bald voll­ständig angefüllt war. Nach einer kurzen Begrüßung und Bewillkommnung der Ver­sammlung erhob sich Hr. Bahnhofkassier Uhl, Mitglied des kath. Kirchenstistungs- rates, um in schönen Worten den Schei­denden und seine hohen Verdienste um die moralische und materielle Förderung der Pfarrgemeinde, seine vortrefflichen Charaktereigenschaften im amtlichen wie im privaten Verkehre zu schildern. Die kath. Gemeinde Wildbad, führte der Redner des weiteren ans, sei ihrem scheidenden Seelsorger zum innigsten Danke verpflichtet

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