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emporsteigen sah, konnte man sich unmöglich des Gedankens erwehren, daß sie überzeugt seien, einer besonderen Menschenklasse anzugehören. Jeder, der es mit ansah, wie sie zunächst den Katafalk und sodann dis Fahnen grüßten, mußte begreifen, daß das echte Soldaten waren, die einer ausschließlich militärischen Nation angehörten. Es ist sicher, daß sie in der Menge ein Gefühl erweckt haben, das kaum anders, denn als Bewunderung zu bezeichnen ist.
Wett-KntsteHung und Wel'L- Mntevgcrng.
Vor einigen Tagen hielt Hr. Rudolf Falb in Karlsruhe einen Vortrag über obiges Thema. In sehr eingehender Weise behandelte er die umfangreiche Materie. In der Erforschung der Entstehung der Welt unseres Sonnensystems rief 1543 der Priester Nikolaus Copernikus in seinem Werke über die Umgestaltung der Himmelskörper die erste großartige Umwälzung in den astronomischen Kenntnissen hervor. Copernicus wies zuerst die Stellung der Erde und der Planeten nach und daß sich die Erde um ihre eigene Axe und um die Sonne drehe. Das zweitgrößte Verdienst in der Erforschung unseres Sonnensystems gebührt Jmanuel Kant, der 1755 darauf zuerst hinwies, daß alle Himmelskörper die gleiche Richtung in der Umdrehung um die Sonne innehalten, wie die Axen- drehung der Sonne. Die Kantsche Theorie wird auch heute noch als die richtige anerkannt. Der Franzose Laplaee übernahm erst 40 Jahre später die Kant'sche Auffassung. Danach haben alle Himmelskörper ursprünglich einen einzigen Körper, einen Urnebel gebildet. Durch die Erkaltung erfolgte eine fortschreitende Zusammenziehung, wodurch eine immer stärker werdende Rotation bedingt wurde. Durch diese immer stärker werdende Bewegung lösten sich Ringe, die wiederum Körper abschleuderten, wodurch die Planeten und die Monde entstanden. Die großen Planeten entstanden, als sich der Urkörper noch im Nebelzustand befunden, die zweite Gruppe, die kleinen Planeten, als der Urkörper in das feuerflüssige Stadium übergegangen war. Zwischen beiden Gruppen bewegen sich die Asteroiden, von denen bereits über 400 bekannt sind. Sie entstanden in der Periode des UebergangeS des Urstoffes aus der dunstigen in die feuerflüssige Masse.
Durch die Spektralanalyse wurde 1859 zuerst von den Heidelberger Gelehrten Kirchhofs und Bunsen nachgewiesen, daß auf der Erde mit ein oder zwei Ausnahmen genau dieselben Stoffe zu finden sind, aus denen die Sonne besteht, was ein Beweis für die Annahme sei, daß Alles aus einem Urkörper stamme. Einen weiteren Beweis für die Richtigkeit der Kant- schen Auffassung lieferten die von Herschel gefundenen Nebelflecke, die alle Stadien aufweisen,diedie Planetenunseres Sonnensystems durchzumachen hatten. Das gleiche Ringbild biete die Milchstraße mit ihren Millionen von Sternen und Millionen von Sonnen.
Was nun die Zukunft unseres Sonnensystems betreffe, so näherten sich alle Himmelskörper derSonne. Die kleineren würden von den größeren angezogen, so daß einer auf den andern stürzen müsse. Wenn die beiden letzten Riesenkörper auf einander
stürzen, liege außer jeder Berechnung. Der Sturz des Mondes auf die Erde würde sich lange vorher bemerkbar machen. Das Meer würde sich in Folge der Mondnahe bei der Flut so mächtig über die natürlichen Grenzen stürzen, daß es den Weg nicht mehr zurückfinden könnte; alle Vulkane würden wieder in Thätigkeit treten und so fort. Beim Mond betrage das Näherkommen an die Erde in 100 Jahren 9 Fuß. Die Annäherung der Erde zur Sonne liege außer der Berechnung. Unser Planet entferne sich in seinem Flug einmal von der Sonne, dann nähere er sich wieder. Gegenwärtig befände sich die Erde im Entfernen, nach 24,000 Jahren würde sie sich der Sonne wieder nähern.
Bei den zahllosen Sonnen und Planeten im Universum müßten täglich Zusammenstöße erfolgen. Die Erde werde in ihrem Flug durch die Meteorschwärme, die sie fortgesetzt passieren muß, wie den Weltstaub gehemmt. Der erste Zusammenstoß der Erde mit einem Kometen könne am 13. November 1899 erfolgen. Der Komet von 1861 kreuze die Bahn der Erde und werde an jenem Tag dort ein- treffen, wo die Erde sich befinde. Man habe zwar gesagt, der Zusammenstoß mit einem Kometen sei ungefährlich. Das treffe bezüglich der Atmosphäre des Kometen zu, aber ob der Kern auch ohne Gefahr für die Erde sei, müsse dahin gestellt bleiben. Sei der Kern auch noch so dünn, so bestehe er doch aus Kohlenwasserstoff, dem Bestandteil für Petroleum und Benzin. Ausgeschlossen sei nicht, daß der Komet von 1861 am 13. Nov. 1899 auch an einem andern Punkt seiner Bahn sich befindet.
Eine weit größere Gefahr liege für die Erde in der Entwicklung der Himmelskörper. Die Sonne erkalte, wenn auch langsam, so doch stetig. Wasser habe sich noch nicht auf der Sonne gebildet. Dieser Fall werde und müsse eintrten und zwar plötzlich. Wenn die Sonne so weit abgekühlt, daß sich Sauerstoffgas und Wasserstoffgas verbinden, die zur Wasserbildung erforderlich sind, dann werde eine Wärme erzeugt, die alle Lebewesen auf der Erde vernichte, lieber den Eintritt dieses Zeitpunktes können sich die Gelehrten nicht einigen. Während die Franzosen behaupten, die Erkaltung der Sonne sei schon so weit vorgeschritten, daß das Ereignis bald eintreten könne, stellen es die Deutschen noch in weite Zukunft. Der Untergang der Welt werde, wie erwähnt, dadurch herbeigeführt, daß die Himmelskörper, die kleineren auf die größeren, Herabstürzen. Erfolge der Zusammensturz der beiden letzten Riesenkörper, dann werde dadurch eine so ungeheure Wärme erzeugt, daß Alles wieder in den Urstoff aufgelöst wird und der Werdeprozeß von Neuem beginnt; der Weltuntergang werde somit wieder der Weltanfang sein.
Be r mischt es.
— Die Stadt Berlin soll im Jahre 1562 von der Stadt Mittenwalde 400 Gulden geliehen haben, nachdem der Kurfürst Joachim bereits im Jahre 1549 derselben Stadt 700 Gulden schuldig geworden sei. Diese Beträge soll die Stadt Berlin, bezw. das Hohenzollernhaus bis zum heutigen Tage noch nicht zurückgezahlt haben, so daß sich mit den bei der Aufnahme der Darlehen ver
einbarten 6 Prozent Zinsen und den ZinseS- zinsen die Summe von beinahe 2000 Milliarden Gulden ergäbe. Die Veranlassung, daß sich die Mittenwalder Stadtverordneten mit der Angelegenheit beschäftigen, gab folgender Umstand. Aus dem Boden des Mittenwalder Rathauses in großen Regalen sind die alten Akten aufbemahrt. Einen Band derselben benötigte man zu einer grundbuchamtlichen Arbeit. Da man denselben nicht gleich auffand, begab sich der Bürgermeister Daur, eine sehr „gewichtige" Persönlichkeit, selbst nach oben, um nachzuforschen, wobei er selbst auf ein Regal stieg. Das letztere hielt aber der schweren Belastung nicht Stand, sondern kippte vorn über, und nur dem schleunigsten Zurückspringen halte Herr Daur es zu verdanken, daß er nicht unter dem fallenden Aktenmaterial begraben wurde. Bei dem Getöse der herabstürzenden Aktenbände vernahm man noch ein sonderbares Klappern, und als man diesem näher nachforschte, wurde es zur Gewißheit, daß dasselbe von einer Anzahl Blech- kapjeln herrührte, welche die großen Siegel schützend umhüllten, die sich an mehreren hinter dem alten Regal vergraben gewesenen uralten Pergamenturkunden befanden. Unter diesen für die Chronik der Stadt von unendlichem Werte zu schätzenden Urkunden befinden sich auch zwei Schuldverschreibungen, die bis heute noch nicht eingelöst sind. Von dem Vorhandensein dieser Urkunden hatte man noch bis in die fünfziger Jahre hinein Kenntnis in Mittenwalde. Bereits damals hatte der Magistrat den Versuch gemacht, vom Staate «ine angemessene Entschädigung dafür zu erhalten. Die zum Beweis des Anspruchs aber notwendige Urkunde war damals nicht aufzufinden. Nun sollen die Ansprüche von neuem erhoben und die Berliner und das Kaiserhaus sollen verklagt werden auf Zahlung der 400 und 700 Gulden, mit Zins und Zinseszinsen, was insgesamt 1,925,282,000 Gulden sind.
— An 2 berühmten Bildern in M ü n ch e n ist ein Frevel verübt worden, der auf eine Monomanie des Thäters schließen läßt. Aus dem Göthe-Bildnisse von Stieler in der neuen Pinokothek wurde ein 3eckiges Stück herausgeschnitten, das die Nase und die Hälfte der Augen umfaßt. Auf dem Rembrandt-Selbst- bildnisse in der alten Pinakothek suchte der Missethäter den gleichen Schnitt durch die Augen auszuführen, stieß dort aber auf Widerstand, da das Gemälde auf Holz gemalt ist. Alle Nachforschungen nach dem Urheber dieser schwer zu beseitigenden Beschädigungen sind bisher erfolglos geblieben.
— In Oettikon (Schweiz) erstickten infolge ausgelaufenen neuen Weines der Wirt Konradi und ein Gast. Das Mädchen ging in den Keller um für den Gast Wein zu holen. Unten erlöschte das mitgebrachte Licht sofort, das Mädchen stürzte und im Fallen schlug es den Hahn eines Fasses aus; dessen Inhalt ergoß sich in den Keller. Durch das lange Ausbleiben des Mädchens besorgt, ging der Wirt selbst in den Keller, hatte aber kaum den Fuß über die Schwelle gesetzt, als er ebenfalls bewußtlos niedcrfiel. Der Gast nun, dem das Ausbleiben beider auffiel, ging auch in den Keller; das gleiche Schicksal ereilte ihn. Die beiden Männer sind erstickt, während man das Mädchen zu retten hofft.
— Eine Fleischbeschau vor 200 Jahren existirte schon im alten Rom. Dort erschien im Jahr 168 v. Chr. eine Art Zeitung (Bekanntmachung), welche „Tägliche Akten des römischen Reiches" hieß. Man findet dort neben anderem Folgendes: Konsul