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Amts- und Auzeige-Dlatt für Vit-bad und Nmgebung.

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12S.

Dienstag, 31. Oktober 1893.

29. talingang.

Württemberg.

Stuttgart, 36. Okt. Der Ausschuß des württembergischcn Weinbauvereins ist so­eben bei dem Ministermm des Innern und der Finanzen mit der Bitte vorstellig geworden, es möge entsprechend dem dringenden Be­dürfnis des Landes auf die Beseitigung des Planes einer allgemeinen Rcichsweinfteuer ent­schieden hingewirkt werden." Bei der Er­örterung der Wertgrenze erwähnt die Eingabe u. a. daß mit Rücksicht auf die Lage Würt­tembergs keinesfalls unter die Grenze von 70 Mark heruntergegangen werden solle.

C a n n st a t t, 28. Okt. Letzten Frei­tag wurde in der Sandgrube des Wein­gärtners Lutz ein Stoßzahn von einem prähi­storischen T>er (Mammuth oder slpdas anti- guus) zu Tag gefördert. Derselbe mißt 1 in 94 ein. Leider wurde der Zahn stückweise herausgebrochen und dürfte nur schwer wieder zusammensetzbar sein.

Birken selb, 27. Okt. Heute Freitag nachmittag wurde das Pumpwerk zur hiesigen Wasserversorgung in Betrieb gesetzt und lie­ferte dasselbe das Wasser nach kurzer Zeit ohne jegliche Störung ins Hochreservoir, wo es von den Anwesenden unter großer Freuden­bezeugung empfangen wurde. Infolge dessen wird nun die hiesige Einwohnerschaft in den nächsten Tagen in den Genuß des schon längst ersehnten Wassers kommen, was derselben herzlich zu gönnen ist.

V om hintern Wald, 27. Okt. Bau­rat Ehmann von Stuttgart und die beiden Bezirksvorstände von Nagold und Calw be­reisten gestern sämtliche Orte ans dem hintern Wald, Beuren, Ettmannsweiler, Limmers- feld, Oberweiler, Aichhalden, Aichelberg, die Rehmühle, Hühnerberg, Meistern und die Agenbacker Sägmühle. Alle diese Orte, die im letzten Sommer an Wassermangel viel zu leiden hatten, sollen nun zu einer Wasser­versorgungsgruppe vereinigt werden. Das gemeinsame Reservoir soll bei Hühnerberg- Meistern oder Oberweiler angelegt werden. Auch die Verhältnisse in Spielberg, Bösinge» und Egenhausen wurden besichtigt. Es soll nämlich Spielberg Anschluß an die Wasser­leitung zu Bösingen oder Egenhausen er­halten.

Freudenstadt, 26. Okt. Gestern tagte hier der zur Hebung des Fremdenverkehrs im Schwarzwald ins Leben gerufene Verein würt- tembergischer und badischer Gastwirte. Neben den- größeren Kurorten Baden-Baden, Frei­burg i Br., St. Blasien u. s. w. waren zahl­reiche mittlere und kleinere Kurorte aus Baden und Württemberg vertreten. Der Verein zählt seit seinem erst 1jährigen Bestand gegen 200 Mitglieder mit einem Jahresbeitrag von 20

Mark, der vorzugsweise für Reklamczwecke ver­wendet wird. Zu Ehren der Gäste hatte die Stadt Flaggenschmuck angelegt. Bei dem im Schwarzwaldhotel gehaltenen Festessen brachte der Vereinsvorstand Lehms z. Posthotel in Hornberg, den ersten mit großer Begeisterung aufgenommenen Toast auf die beiden Landes­fürsten König Wilhelm II. und Großherzog Friedrich von Baden aus; Stadtschultheiß Hartranft namens der Stadt feierte die Gäste, noch eine große Anzahl weiterer Ansprachen würzte das Mahl. Abends trafen huldvolle Dankschreiben aus den beiden Kabineten auf die abgegangenen Huldigungstelegramme ein.

Kirchheim u. T., 26. Okt. In einem der bedeutendsten Geschäfte unseres Bezirks, bei PapierfabrikantScheuffelen in Oberlenningen, brach heute ein Feuer aus, das dem großen Anwesen in höchstem Maße verderbnisvoll hätte werden können. In der Lumpensortiererei hatte ein junger Mann die Lampen anzuzünden; wahrscheinlich warf er ein brennendes Zünd­holz bei Seite, welches den aufgehäuften Stoff in Flammen setzte. Die eigenen Löschvorrich­tungen und sonstige Hilfe vermochten jedoch, das Feuer auf den Entstehungsraum zu be­schränken, wo es recht bedeutenden Material­schaden, dagegen nur geringen Gebäudeschaden verursachte.

R « » dscha u.

Pforzheim, 27. Okt. Das Wahl- Ergebnis der heute vorgenommene» Ergänz- uugswahl für den badischen Landtag ist fol­gendes: Für Pforzheim Stadt: Wittum (nat.-lib.) Il3, Roller (soz.-kem.) 29 Stim­men; für Pforzheim Laudbezirk: Frank (nat.-lib.) 116, Schüler (soz.-dem.) 39, Stadtrat Veltmann (ultr.) 1 Stimme.

Röthenbach. Anfang dieses Jahres wurde hier eine Zentrifugenmolkerei gegründet, welche bisher sehr gute Geschäfte machte, da die Qualität der Butter eine vorzügliche und der Absatz derselben ein starker ist. Bis jetzt wurden ca. 60,000 Liter Milch zur Entrah­mung angekauft, für den Liter 7 Pfennig be­zahlt, und die entrahmte Milch den betr. Kunden wiedergegeben. Die Butter wurde meistens an Hoteliers nach Freiburg, Karls­ruhe u. s. w. geliefert und ist der Preis per Pfund zur Zeit 1,201,30 Mk.

Die Karlsruher Nähmaschinenfa­brik hatte im letzten Jahre einen Reingewinn von 125,254 Mk. (10 Prozent Dividende.)

Die Strafkammer Karlsruhe ist neu­lich sehr energisch gegen einen Schutzmann vorgegangen, der einen Studierenden der tech­nischen Hochschule im Wachtlokale in schwerer Weise mißhandelt hatte. Der Angeklagte wurde zu 5 Monaten Gefängnis verurteilt.

Mannheim, 25. Okt. Der Losehän- ler Ernst Zimmern, nrn von Frankfurt a. M. wurde heute von der ersten Strafkammer des hiesigen Landgerichts wegen Betrugs ,u einem Monat Gefängnis und 100 Mk. Geldstrafe verurteilt. Zimmermann hatte im August v. I. einem hiesigen Arbeiter ein 100 Frcs.-Los der Ltadt Barletta zum Preise von 100 Mk., zahlbar in monatlichen Raten von 5 Mk. ver­kauft. Wie der als Sachverständige vernommene Direktor der Rhein. Kreditbank Zeiler depo­niert, hätte Zimmermann höchstens 65 Mark berechnen dürfen. Außerdem betrachtet ver Gerichtshof als belastendes Moment, daß Zimmermann in seinen Annoncen und Kauf­bedingungen die Thatsache verschwieg, daß die zur Auszahlung gelangenden Lose sich mehrere erhebliche Abzüge gefallen lassen müßten.

Ueber die Tabakfabnkatsteuer macht dieLib Korr." folgende nähere Angaben: Der Ertrag der Tabakfabrikatsteuer wird auf 108 Millionen Mark berechnet, wovon aber 8 Millionen Mark als Erhebungskostcn in Abzug kommen, so daß eine Nettoeinnahme von 100 Millionen bliebe. Von den 108 Millionen soll der Rauchtabak 36,5 Millionen, die Cigarren 71,7 Millionen (bei einer Kon. sumverminderung von 33Vs°/o> einbringen. Von den Gesamteinnahmen würden 60 Mil­lionen Mark von der unbemittelten, die ge­ringwertigsten Tabakfabrikate konsumierenden Bevölkerung getragen werden. Von den Rauchtabaken haben die Bauern- und Arbeiter­tabake (60 Pfg. bis 1 Mk. pro Pfund) 24,9 Millionen Mark zu tragen, während die höherwertigen Tabake nur 11,5 Millioren tragen würden. Also der Rauchtabak im ganzen 36,5 Millionen Mark. Bei den Cigarren ergibt die Fakturasteuer von den Eigarren bis zu 5 Pfg. (unter Abzug von 33>/s°/ einen Ertrag von 41,8 Millionen Mark, bei den 6Pfennig Cigarren einen solchen von 19,8 Millionen Mark und bei den Cigarren über 6 Pfg. alles in allem 16,9 Millionen Mk.

Paris, 26. Okt. Die deutschen Offi­ziere, die sich im Gefolge des Botschafters Grafen Münster an den Beisetzungsfeieclich- keiten des Marschalls Mac Mahon beteiligten, haben in Paris allein durch ihre äußere Er­scheinung und ihre vorzügliche Haltung einen mächtigen Eindruck hervorgerufen. So schreibt derFigaro«:Der Anblick der deutschen Offiziere, die die Pariser gestern beim Be- gräbnis des Marschalls erblicken konnten, war vielleicht dazu angethan, ihnen die Rolle be­greiflich zu machen, die die deutsche Armee in ihrem Lande spielt. Als man diese pracht- vollen Männergestalten in ihren geschmackvollen Uniformen die Treppen der Magvalenenkirche