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Mit allgemeinen Vertröstungen, daß der Rück­gang des Konsums übertrieben werde, ist wenig gethan, um so weniger, wenn auch die Regierung von einem Rückgänge von 30°/o ausgeht. Denn in diesem Falle würden meh r als 40000 Tabakarbeiter brotlos.

Berlin, 24. Okt. Gestern Abend sprach hier Stöcker vor einem großen Pub­likum über seineErlebnisse in Amerika" und sand mit seinem Vortrage reichen Beifall.

Unsere Kaiserin beging am 22. Oktober Ihren 36. Geburtstag. In der Blüte der Frauenjahre, in der Fülle körperlicher Kraft und Gesundheit, umgeben von einer zahlreichen schönen Kinderschaar gewährt un­sere Kaiserin allezeit das Bild einer so glück­lichen Mutter und Gattin, daß schon diese rein menschliche Seite Ihres Lebens mit war­mer Sympathie erfüllt. Wer aber gesehen hat, wie alle Herzen der hohen Frau entge­gen schlagen, wie das z. B. der Fall ist, wenn Sie Ihren hohen Gemahl, den Kaiser auf Seinen Reisen begleitet, wer den ganzen Leibreiz ihres Wesens zu empfinden das Glück gehabt, der weiß, welch ein Kleinod das deut­sche Volk in seiner Kaiserin besitzt. Die Kaiserin Auguste Viktoria ist die Zierde des ersten Thrones der Welt und das deutsche Volk kann mit Fug und Recht außer der Liebe und Verehrung für die Landesmuttcr auch den Stolz empfinden, daß gerade eine solche Kaiserin den Thron Wilhelm II. teilt.

An der gestern begonnenen Finanzmi­nister-Konferenz nahmen die Finanzminister von Preußen, Sachsen, Württemberg und Hessen teil. Der bayerische Finanzminister Riedel, der verhindert war, ließ sich vertreten. Es wird bestätigt, daß sich die Konferenz zur Hauptsache mit der Weinsteuerfrage beschäftigt, indes soll der gesamte augenblickliche Stand des Steuerwesens in die Beratungen einge- schlossen werden. Bei der Beratung der Stempelsteuer sollenMeinnungsverjchiedenheiten entstanden sein, die man aber zu beseitigen hofft.

Der Kaiser hat während seines Jagd- aufenthalts in Hubertusstock m der Zeit vom 9.17. d. Mts. in den 3 Revieren Grim- nitz, Groß-Schönebeck und Reiersdorf 27 ka­pitale jagdbare Hirsche zur Strecke gebracht, darunter allein 4 Sechzehnender und 8 oder 9 Vierzehnender, alle ausgezeichnet durch pracht­volle Geweihe. Der hohe Jagdherr scheint von diesem Resultat welches um so bemer­kenswerter ist, als die beste Zeit für die Pür- sche eigentlich schon vorbei war, höchst befrie­digt gewesen zu sein, da er dem Vernehmen nach die betreffenden Revierverwalter, sowie viele Forstfchutzbeamte mir Auszeichnungen be­dacht haben soll.

Leipzig, 24. Okt. In der Prozeßsache wegen Beleidigung des preußischen Beamten­tums und der preußischen Richter durch Ahlwardt in seiner Essener Rede, worin Ahlwardt Re­vision eingelegt hat, beantragt der Reichsanwalt Aufhebung des Urteils vom 27. Juni gegen Ahlwardt, weil die Verlesung des Leumunds­zeugnisses über den Kommissar Gauck unzulässig gewesen sei. Das Reichsgericht erkannte hierauf dem Antrag des Neichsanwalts entsprechend auf Aufhebung des gegen Ahlwardt wegen seiner Essener Rede gefällten Urteils.

Bern, 20. Okt. Es ist nunmehr fest­gestellt, daß der Rechtshörer v. Süßmilch aus Dresden, der am 12. August eine Fußpartie ins Splügengebiet unternahm und seitdem ver­schwunden ist, das Opfer eines Verbrechens geworden ist, man fand nämlich in einer Grotte unweit Chiavenna einen menschlichen Fuß sowie mehrere Kleidungsstücke, die zweifel­los Süßmilch angehört haben. Der junge

Mann scheint ermordet und dann zerstückelt worden zu sein. Der Vater des Ermordeten, welcher General in der sächsischen Armee ist, hat sich nach Italien begeben, um alle Nach­forschungen persönlich zu leiten. Für die Schweiz ist es angesichts der Fremdenindustrie eine Genugthuung, daß dieser schreckhafte Mord sich nicht auf schweizerischem G biet ereignet hat. Baron v. Süßmilch beging entschieden eine große Unvorsichtigkeit daß er allein Bergtouren machte. Auch wo absolute Sicher­heit für Eigentum, Leib und Leben besteht, sollte man doch aus einer Reihe von Gründen solche Bergreisen nie ganz allein ausführen.

Paris, 22. Okt. Das Leichenbegängnis Mac Mahons fand unter glänzender militä­rischer Prachtentfaltung bei enormem Menschen­andrang statt. Dem mit 6 Pferden bespannten Leichenwagen folgten 2 Wagen mit Kränzen, gesandt von der russischen Flotte, dem König von Italien, der italienischen Botschaft, den Städten Mailand und Magenta, der Königin von England, dem Prinzen von Wales u.s.w. Der Kranz des deutschen Kaisers besteht aus Veilchen und weißen Kamelien. W-ilere Kränze stammen von der französischen Armee, der Pariser italienischen Kolonie, mehreren elsaß­lothringischen Vereinen und zahlreichen andern Spendern. Die russischen Flottenoffiziere schreiten an der Spitze der militärischen Dele­gation im Zuge. Die ganze Pariser Garni­son geht mit. Eine Batterie am Seineufer giebt 101 Kanonenschüsse ab. Kabinetschef Dupuy sagte in der Leichenrede, Mac Ma- hon habe vor seinem Hinscheiden noch sehen können, daß sich etwas in der Welt geändert habe/ daß Frankreich in einer neuen Situation, als Belohnung seiner Mäßigung und Ge- i radheit, eine solide Bürgschaft des Friedens gefunden habe.

Paris. Etwa 100 Personen ist an einem Tage bei den auf den großen Boule­vards herrschenden Gewühle ihre Uhr oder ihre Börse gestohlen worden. Die Zahl der bisher verhafteten Taschendiebe beträgt über achtzig.

Der Sultan hat aus seiner Privat- Schatulle 700,000 Fr. zum Bau von Wohn­gebäuden und eines Hospitals in Hedschas gespendet. In diesen Baulichkeiten sollen 6000 notleidende einheimische und auswärtige Pil­ger Unterkunft, Beköstigung und ärztliche Pflege finden. Die Erhaltungskosten wird ebenfalls der Sultan tragen.

Ver mischt es.

(Ein teures Lied.) Die in Stuttgart erscheinende WochenschriftLehrerheim" erzählt in ihrer letzten Nummer folgendes: Vor dem Amtsgericht in Vilbel kam kürzlich ein Beleidigungsprozeß zur Aburteilung. In einem Wirtshause zu Harheim hatte eine Gesellschaft von 20 Burschen in Gegenwart eines dor­tigen Lehrers das bekannte Volkslied:Das arme Dorfschulmeisterlein" gesungen. Der Lehrer fühlte sich durch das Lied mit Recht in seiner Standesehre gekränkt und stellte gegen sämtliche Sänger Klageantrag. Das Schöffengericht hat alle Angeklagten zu je 15 Mk. Geldstrafe und in die Kosten des Verfahrens verurteilt.

Fxeiburg, 21. Okt. Einen gelungenen Schwindel verübte ein Kolporteur aus Neiffe, der zum Besten eines Kirchenbaues fromme Bilder verkaufte. In einem größeren Orte der Umgegend setzte er einfach, um bessere Geschäfte zu machen, den Namen des Orts­pfarrers zu oberst an die Bestellungsliste und wirklich ließen sich eine ganze Anzahl von Frauen dadurch bewegen, Bilder zu bestellen.

Der Schwindler stand heute vor der hiesigen Strafkammer, kam aber mit 2 Wochen Ge­fängnis davon. Sechs Wochen hatte er bereits abgesessen.

Der Ruhm des Eiffelturmes läßt die Ingenieure nicht ruhen. In Chicago hat man zwar darauf verzichtet, Eissel zu über­trumpfen, und hat das Ferrisrad an seiner Statt gebaut, aber in London ist man zum Turm zurückgekehrt und baut jetzt im Wem­bleypark ein eisernes Ungetüm, das noch 200 englische Fuß höher sein soll, als das Pariser Vorbild. Der neue Turm, dessen Bau Ende 1894 fertig sein soll, ist als Hauptanziehungs­punkt eines großen VergnügungsetabliffemeutS gedacht, das dem Kristallpalast Konkurrenz machen soll. Die Größenverhältniffe des neuen Eisenwunvers veranschaulichen folgenve von der,, Nat.-Ztg.' mitgeteilte Ziffern: Jedes Bein" des Turmes rukt auf einem 75 Fuß tiefen Fundament, die Höhe des Turmes ist auf 1150 englische Fuß berechnet (ver Eiffel­turm ist nur 975 hoch), und da der Platz, auf dem der Turm sieht, selbst 165 Fuß über dem Meeresspiegel liegt, so verspricht die Aussicht von ver Spitze großartig zu werden. Die Basis des Turmes bedeckt ein Quadrat von 300 Fuß. Das Gewicht des Ungetüms beträgt 7500 Tonnen. Die erste Plattform, die schon im November eröffnet wird, ist 200 Quadratfuß groß uud liegt 160 Fuß hoch; die zweite wird 500, die dritte 950 Fuß erreichen. Nach Pariser Muster werden dort Restaurationen, Konzerthallen, Bazare u. s. w. eingerichtet. Auf der Spitze erhält der Turm ein Observatorium und eine riesige elektrische Lampe. Die Kosten des Baues sind auf 200 000 Lstr. berechnet.

Ter Erbauer der Ausstellung in Chi­cago, Burnham, schlägt vor, die 150 Ge­bäude, deren Errichtung 20 Millionen gekostet hat, die aber beim Verkauf zum Abbruch kaum 200,000 Dollar einbringen würden, nach Beendigung der Ausstellung an einem und demselben Tage zu -- verbrennen. Er sagt:Wie die Ausstellung über Nacht aus dem Nichts hervorging, das größte und schönste Wunder der Welt, leuchtend wie der strahlende Sonnenball, so verschwinde sie auch plötzlich in einem einzigen, großen, letzten hinreißenden Aufleuchten. Nur ein solches Ende ist eines solchen Lebens und Ent:ehens würdig". Die Direktoren werden aber doch wohl lieber die 200,000 D. nehmen.

(Angenehme Bekanncschaft.) A. (zuB., mit dem er am Wirtstisch bekannt geworden): Donnerwetter, heut' Hab ich meinen Haus- thorschlüffel vergessen, was ist da zu machen? B.:Zählens S' meine Zech, dann leihe ich Ihnen meinen Dietrich!

(Leiser Wink.) Rekonvaleszent:Sa­gen Sie, Herr Doktor, kan» ein plötzlicher Schreck nicht einen Rückfall meiner Krank­heit Hervorrufen?" DoktorGewiß." Rekonvaleszent:Dann ditt' ich Sie, Herr Doktor, Ihre Rechnung darnach einrichten za wollen."

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