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Tage hält an. Auf dringende Bitte des Admirals Avellan und der russischen Offiziere willigte Canrobert trotz dem Tode feines Freundes Mac Mahon ein, der Vorstellung ,m Theater beizuwohnen.
Paris, 18. Okt. Heute Nacht drangen Einbrecher in die Bureaux des Bankinstituts „Credit agricole" ein und erbrachen eine eiserne Kaste Ms der sie sämtliche Wertpapiere im Betrag von 230,000 Fr. raubten.
Paris, 17. Okt. Die Regierung beschloß, die Beisetzung des Marschalls Mac Mahon auf Staatskosten zu veranstalten und die Familie des Marschalls um die Genehmigung zu ersuchen, die Leiche im Jnvaliden- dom b'eizusetzen. — Die Abendblätter führen aus, in Mac Mahon sei ein Ruhm Frankreichs dahingegangen. Sie heben dann seine glänzenden Waffenlhaten im italienischen und und im Krimkriege, sowie seine chevalereske Uneigennützigkeit als Präsident der Republik hervor und werfen ihm nur zwei Schwächen vor: daß er 1870 dem Marsche au die Maas zustimmte, den er als militärisch werderblich erkannt hatte, und daß er Bazaine nicht erschießen ließ.
— Wie aus Paris gemeldet wird, ist Gounod gestern gestorben. Der Komponist der „Margarethe" war am 17. Juni 1818 in Paris geboren.
Monteresson, 19. Okt. Die Aufbahrung der Leiche Mac Mahons fand gestern um 5 Uhr nachmittags in einem dreifachen Sarg statt, auf welchem der Degen des Verstorbenen und der Marschallstab niedergelcgt wurden.
Eharleroi, 18. Okt., Der Ausstand ist vollständig beendigt. Sämtliche Arbeiter, ausgenommen etwa 1000, nahmen die Arbeit wieder auf.
Rom, 14. Okt. Vor einigen Monaten verschwand in Oberitalien plötzlich Baron Dr. v. Süßmilch aus Dresden, ohne daß es gelang, über den Verbleib des Touristen etwas zu ermitteln. Dieser Tage nun wurden in einer Höhle in der Nähe von Chiavenna Leichenteile und ein Jacket mit der Firma und Etikette des Dresdener Schneiders Kirsten gefunden. Man schließt daraus, daß Baron von Süßmilch in dortiger Gegend erschlagen und die Leiche dann zerstückelt und verscharrt wurde. Der Baron führte eine größere Summe Geldes und sehr wertvolle Schmucksachen mit sich.
London, 19. Okt. Wie die „Fr. Ztg." aus zuverlässigster Quelle erfuhr, hat Cornelius Herz eine erschöpfende Verteidigungsschrift abgefaßt, die sich bereits im Druck befindet.
Madrid, 19. Okt. Ein spanisches Kriegsschiff ist »ach Hamburg abgegangen zur Uebernahme von 10000 Mausergewehren. 20 Kanonen wurden bereits von Barcelona nach Melilla geschickt. Nach einem hierher gelangten Telegramm soll der Sultan von Berberstämmen zwischen Tafilelt und dem Atlasgebirge umzingelt sein.
Petersburg, 18. Okt. Zur Auffindung der „Russalka" hat, wie dem „N. B." berichtet wird, ein Professor der Helfingforser Hochschule folgendes Mittel vorgeschlagen. Es seien die Stellen, wo die „Russalka" möglicherweise untergegangen sein kann, derart abzusuchen, daß ein großer mit Jnduktionsdrähten versehener Magnet auf einem kleinen Floß uachgeschleppt werde. Die Nähe des eisernen Schiffskörpers der „Russalka" werde in jeder beliebigen Tiefe auf den Magneten einwirkm,. Zur Anwendung dieses Mittels seien keine besonderen Ausgaben erforderlich.
— Der Emir von Afghanistan hat Gefangene aus dem letzten Aufstand der Haza- raS als Sklaven verkauft, um die Kosten des letzten Feldzugs zu decken. 10,000 Hazaras seien bereits verkauft.
Ver mischt es.
— Eine kürzlich aus dem Jrrenhause entlassene geisteskranke Frau in Niedermöllrich in Hessen lockte den 5jähriqen Sohn eines Landwirts in ihr Haus und schnitt ihm mit einem Küchenmesser den Hals ab.
— Einem Berliner Stallknecht ist Frau Fortuna hold gewesen. Er hat den ersten Gewinn der Frankfurter Pferdemarktlotterie gewonnen. Der glückliche Gewinner will nun trotz seines Berufes nicht den Viererzug, sondern dem Geld (rund 6000 Mk.) den Vorzug geben.
— (Daniel 8, Vers 8.) Ein wohlhabender, aber etwas eingebildeter Schneider schickte einst dem alten Fritz ein kostbares Geschenk, natürlich in der Erwartung, daß der König ihn in großartiger Weise dafür entschädige. Der König, der den Charakter des Schneiders kannte, sandte ihm eine Bibel mit dem Bemerken er möge doch zuerst den Vers „Daniel 8, Vers 8," lesen. Voller Erwartung schlägt der Schneider die Bibel auf und liest: „Und der Ziegenbock ward so groß, daß seine beiden Hörner bis in den Himmel wuchsen." Ingrimmig schlug er die Bibel zu, denn er merkte, daß er vom König durchschaut war.
— Eine große Photographie, welche ein Seitenstück wohl nicht baben dürfte, ist von einem Russen Dr. Piassetzky angefertigt worden. Er hat die ganze transkaspische Eisenbahn in einzelnen Aufnahmen, die sich eine an die andere ergänzend anschließen, vom Kaspischen Meer aus bis nach Sarmakand, ausgenommen und danach ein zusammenhängendes Positiv auf endlosem Maschinenpapier gefertigt, welches die Länge von 120 Meter besitzt. Eine so große bildlicke Darstellung dürste wohl überhaupt noch nicht existirt haben. (Mitgeteilt vom Patent- und technischen Bureau von Richard Lüders in Görlitz.)
— Schuhsohlen aus Stahl ist die neueste Erfindung eines Ingenieurs im Walzwerke der Königin-Marienhütte bei Zwickau i. S., der auch bereits für alle Länder ein Patent erworben nnd eine Fabrik zur Verwertung errichtet hat. Die Stahlsohlen sollen trotz des festen Materials sehr leicht und bequem zu tragen sein.
(Das erste Mittagessen.) Junger Ehemann: „Aber sage mir doch, mein Herz, was hat denn dieser Rostbraten für einen eigentümlichen Geruch?" — Junge Ehefrau (ängstlich): „Das begreif ich wirklich nicht, ich habe doch selbst die Zwiebeln, um ihnen den widerwärtigen Geruch zu nehmen, mit Kölnischem Wasser abgebrüht!"
(Er weiß sich zu helfen.) Lehrer: „Wer kann mir vier Tiere aus Afrika nennen?" (ein Schüler meldet sich) „Nun Karlchen?" Karlchen: „Drei Löwen und ein Rhinozeros!"
(Vorschrifswidrige Dicke.) „Herr Major, bitte auf einen Moment." — Offizier herankommend) : „Exzellenz entschuldigen, ich bin nur Lieutenant ?" — General: „Zum Teufel, wie können Sie sich unterstehen, so dick zu sein, daß Sie von rückwärts aussehen, wie ein Major I"
(Der Sparsame.) „Ein Jammer ist's was die Kinder einen für Geld kosten. -Wär' wenig:ens einer meiner Jungen so i weit, daß er meine abgelegten Papierkragen tragen könnte!
Gemeinnütziges.
(Zerbrochene gußeiserne Gegen st äudewiederzn reparieren.) Bisher war man der Ansicht, daß, wenn ein gußeisenerGegenstand gebrochen war, er nicht mehr auszubessern wäre und dann als nutzlos weggeworfen würde. Es giebt aber einen Kitt, womit man die zerbrochenen Teile wieder zusammenfügen kann, und dieser Kitt wird folgendermaßen hergestellt: man nehme 2 Teile Salmiak, 1 Teil sublimierten Schwefel und 16 Teile Gußeisen-Feilspähne, mische diese Bestandteile in einem Mörser und halte dieses Pulver vollkommen trocken. Wenn man dann von ihm Gebrauch mache» will, mische man es mit 20mal seinem Gewichte reine» Eisenfeilspänen, zerstößt das ganze im Mörser, netzt es mit Wasser an, bis es zu einem Teige geworden ist, womit mau die Bruchteile bestrecht und de» Gegenstand zufammeupreßt. Nach einer Weile werden die gekittete» Stelle» so stark und hart wie die anderen Metallreile.
— Für Komponisten und überhaupt jeden Musikliebhaber dürfte die Mitteilung von Interesse sein, daß die im Verlage von Karl Grüninger in Stuttgart erscheinende „N eue Musik zeitung" in der soeben erschienenen Nr. 19 ein neues Preisausschreiben, diesmal für Liederkomposttionen, mit Preisen von Mk. 100. — und Mk. 50 — erläßt. Große Beteiligung ist erwünscht. Die näheren Bedingungen sind aus der betreffenden Nummer zu ersehen, welche von der Verlagshandlung allen Interessenten aus Wunsch gratis und franko übersandt wird.
Der von dem Kohihammenchen Verlag herausgegebene Schwabenkalender in seinem bekannten grünen Kleid rst für das Jahr 1894 erschienen. Aus dem reichhaltigen und gediegenen Inhalt heben wir hm vor das zum Eiiirahmen bestimmte Anfaiigsbild, darstellend die deutsche Kaiserin, ferner eme Haupterzählung („Wie der Heiner eine Frau sucht") und eine Militärhumoreske („Das Standbild"), eine Sammlung der Kernsprüche des schwäbischen Originals, des Pfarrers Flattich, von mehr Belehrendem einen Artikel über das neue, vom 1. Januar 1894 gültige Nackbarrechtsgesetz nnd über die Cholera. Eine Fülle Illustrationen, Anekdoten, Rätseln u. s. w. ist beigegeben. Den Beschluß bildet eine gut deutsch und gut württember- gisch gehaltene politische Jahreschronik. Wir zweifeln nicht, daß der 94er Schwabenkalender in dieser Ausstattung zu seinen alten Freunden hinzu noch viele neue gewinnen wird.
Das Frauenbuch, ein ärztlicher Ratgeber für die Frau, in der Familie und bei Frauenkrankheiten von Frau vr. wsä. H. B. Adams, praktische Aerztin in Nordrach Mit zahlreichen Abbildungen. Vollständig in 14 Heften ä 50 Pfennig Onhe Zweifel erregt dieses soeben im Süddeutschen Verlags - Institut in Stuttgart erscheinende Werk berechtigtes Aufsehen, handelt es sich doch um eine in der ganzen Weltlittera- tur noch nicht vorhandene Erscheinung und zwar um nichts Geringeres als das erste frauenärztliche Buch für den praktischen Gebrauch. Zum erstenmale giebt hier eine Aerztin, deren Ruf durch ihre langjährige berühmte Praxis schont» weite Kreise gedrungen ist, den Frauen aller Stände Aufschluß über die Kenntnisse, welche für jede Frau, die ihren Beruf als Gattin und Mutter wirklich erfüllen will, unbedingt notwendig sind- In leichtfaßlicher Sprache, durch viele Abbildungen erläutert, behandelt die Verfasserin im Hauptlei! alle Frauenkrankheiten und zeigt das Inhaltsverzeichnis, wie eingehend und erschöpfend dieser Teil bearbeitet ist-Ferner aber — und das verleiht dem Werke einen noch höheren Wert — giebt die Verfasserin genaue