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2Crc>. 121.

Donnerstag, 19. Gktoöer 1893.

29. taiilMNg.

Wür ttemberg.

Stuttgart, 16. Okt. Dem seit längerer Zeit schwer erkrankten Tondichter Prof. Dr. Im. v. Faißt wurden aus An­laß der Feier seines 70. Geburtsfestes am 13. ds. Mts. die herzlichsten Glückwünsche zu theil, von dem Kultministerium, von der Vorstandschaft des Konservatoriums (zugleich mit einem reichen Geschenk), vom Schwab. Sängerbund und dem Stuttgarter Liederkranz, von seinen zahlreichen Verehrern, seinen früh­eren und gegenwärtigen Schülern, vom Pfäl­zer Sängerbund und der Liedertafel in Speyer u. a.

Stuttgart, 16. Okt. D e Straß­burger Sänger machten heute Vormittag unter Führung der Liederkranz-Vorstände, Steidle und Otto Mayer einen Ausflug nach Deger­loch mit Zahnradbahn, bestiegen den Aus­sichtsturm und frühstückten alsdann auf der Schillereiche. Die herrliche Aussicht weit ins Land hinein und auf die Stadt entzückte die Fremden, welche ihren Gefühlen der Bewun­derung in einigen Liedern Ausdruck gaben. Nachmittags wurden die Schlösser Rosenstein und Wilhelms, die Wilhelms- und neue Karls­brücke besichtigt, worauf im Leuze'schen Bade der letzte Abschiedstrunk genommen wurde. Um 6 Uhr abends erfolgte die Rückkehr nach Straßburg. Die Liederkranzsänger gaben den Sangesfreunden das Geleite zum Bahnhof.

Heilbronn, 15. Okt. Nachdem die Regierungsbehörde darauf beharrt, daß Ober­bürgermeister Hegelmaier infolge eingetretener Schwäche seiner geistigen Kräfte zur Bekleid­ung eines öffentlichen Amtes dauernd unfähig sei, hat derselbe nunmehr seine Zulassung zur Rechtsanwaltschaft bei dem kgl. Landgericht dahier beantragt. Nach den gesetzlichen Be­stimmungen kann die beantragte Zulassung wohl nicht versagt werden.

Ein Händler, welcher zu dem gestrigen Ledermarkt hieher gekommen war, nahm in der Schwimmhalle des Stadtbades ein Bad und verunreinigte dasselbe. Infolge dessen wurde das Wasser des Bassins abgelafsen und der Betreffende mußte alle hiedurch entstan­denen Kosten, sowie den Ausfall der Einnahmen bis zum Tagesschluß bezahlen. Die Kosten sollen über 100 Mk. betragen und außerdem steht demselben noch ein polizeiliches Straf­mandat bevor. Derselbe dürfte lange Zeit an dieses Bad denken.

Backnang, 16. Okt. Die über den

Selbstmord des hiesigen Polizeikommissärs auf­gestellten Vermutungen haben sich leider be­wahrheitet. Kassendefizit und unregelmäßige Buchführung haben den sonst so tüchtigen und beliebten Beamten einen Tag vor der Rech->

lnungsabhör in den Tod getrieben. Die er­ledigte Stelle wurde heute laut Beschluß des Gemeinderats durch Leins, Assistent bei der Ratsschreiberei in Reutlingen, besetzt.

Mögglingen, 16. Okt. Gestern Nacht wurde die hiesige Bahnhofkasse mit ca. 1500 Mark Inhalt gestohlen. Die Diebe, Hand­werksburschen, wovon einer bereits festgenom­men wurde, haben von einem Fenster das Gitter weggerissen, die Scheiben eingedrückt, und sind dann eingestiegen. Den Stein, an dem die Kasse befestigt war, haben die Ein­brecher mit einem Meisel gesprengt, an der Eingangsthür die Schrauben abgerissen und die Kasse auf einem Wägelchen weggeführt

Aus dem Schönbuch, 13. Okt. Das Spielen mit Schießpulver hatte gestern in Plattenhardt einen schweren Unglücksfall zur Folge. 4 Kinder des Schultheißen und des Kronenwirts hatten sich in den Besitz von 3 Päckchen Pulver gebracht und wollten damit einen sogenannten Feuerteufel machen. Beim Nachschütten von Pulver explodierte das Päck­chen in der Hand des einen und ein zweites Päckchen in der Tasche des andern, so daß die Kleider beider Kinder, des 13jährigen Knaben und eines 10 jährigen Mädchens des Kronenwirts lichterloh brannten und die bei­den schwer verletzt wurden. Beide werden dauernd verunstaltet bleiben. Die 2 übrigen Kinder kamen mit leichteren Verletzungen da­von.

Nagold, 15. Okt. Die von Beamten der staatlichen Brandkaffe besorgte Abschätzung der abgebrannten Gebäuve ist nun zu Ende. Die Gesamtschadensumme an Gebäuden beträgt 167 000 Mk. Der Mobiliarschaden ist noch nicht von allen Gesellschaften festgestellt.

Rund sch a«.

Sigmaringen, 16. Okt. Geschützes­donner vom Josefsberge verkündete gestern vormittags 11 Uhr der Bevölkerung hiesiger Stadt, daß die Prinzessin Marie, Gemahlin des Prinzen Thronfolgers von Rumänien IV 4 Uhr in der Nacht vom letzten Samstag auf Sonntag von einem kräftigen Prinzen leicht und glücklich entbunden wurde. Aus diesem freudigen Anlaß legten, die öffentlichen Gebäude Flaggenschmuck an und die im Prin­zenpalais aufgelegte Liste war alsbald mit zahlreichen Unterschriften versehen, ein neuer Beweis, wie die Hohenzollernsche Bevölkerung an allen Ereignissen, welche das fürstliche Haus betreffen, stetsfort den innigsten Anteil nimmt.

Konstanz, 14. Okt. Durch dos reiche Weinerträgnis, das in den meisten Fälle» die kühnsten Schätzungen noch übertrifft,

werden die Preise des Obstes, das ebenfalls massenhaft vorhanden ist, sehr gedrückt. Auf dein heutigen Markte bei Ueberlingen, der gut befahren, aber von Käufern schlecht be­sucht war, so daß ein großer Theil der Waare wieder heimgeführt wurde kostete der Doppelzentner Mostobst 1.20 bis 1.60 Mk. (ja sogar für 1 Mk. wurden Käufe abge­schlossen), Tafelobst 2.80 bis 3.20 Mk. Das hiesige städtische Spital macht dieses Jahr hier und über dem See (bei Meers­burg) etwa 100000 Hektoliter Wein gegen 27 000 im vorigen Jahre. Die Qualität ist sehr gut, besonders scheint der neue Ru- länder ein vorzüglicher Tropfen zu werden. Der Preis des neuen Weines dürfte durch­schnittlich auf 50 Pfg. pro Liter kommen Gestern war der Stadtrat auf dem spitäli- schen Rebgut Haltenau bei Meersbnrg, um nach einem alten Herkommen denNeuen" zu versuchen.

Ludwigshafen, 16. Okt. Nach einem Wortstreit im Wirtshaus wurde um Mitternacht der Posthalter Refert von dem Kaufmann Michael Bausch aus Oggersheim auf offener Straße mit einem Revolver er­schossen. Bausch wurde verhaftet.

Aus Franken, 15. Okt. Unter Teil­nahme wurde gestern in Schwabach der Be­gründer der großen Ribotschen Seifenfabrik Benjamin Phil. Ribot, zu seiner letzten Ruhe­stätte gebracht. Der Verstorbene war ein Württemberger, aus Cannstatt gebürtig und vor 49 Jahren als einfacher Handwerksbursche in Schwabach eingewandert. Er war von Glück begünstigt und schuf nach und nach ein Fabriketablissement, das in Bezug auf Großartigkeit der Anlage und des Umfangs wenige seines Gleichen in Bayern hat. Vor 19 Jahren trat er sein Geschäft seinen 3 Söhnen ab. Er erreichte ein Alter von 71 Jahren. Die Liebe zn seiner württ. Heimat hat er bis zum Tode bewahrt.

Germersheim, 1 . Okt. Heute nachmittag wollte ein Sergeant der 5. Pio- nicrkompagnie durch Erschießen mit dem Re­volver seinem Leben eine Ende machen. Die Kugel ging aber fehl und hinterließ am Kopf nur eine nicht lebensgefährliche Verletzung. Das Motiv der That ist bis jetzt noch unbe­kannt. Der Verwundete wurde sofort in das K. Garnisonslazaret verbracht.

Berlin, 16. Okt. Das eben erschienene Kolonialblatt handelt größtenteils von der Entwicklung Kameruns seit 1892 bis August ds. Js. Die weiße Bevölkerung hat sich ver­mehrt um 23. Die Hinterlandfrage wird nicht berührt.