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Deutsck-Ostafrika, Freiherr von Soden seinem Anträge gemäß von seinem Posten abbernfen und unter Erteilung der Befugnis zur Fort» führung des Prädikats Excellenz in Ruhestand versetzt worden sei.
— Dem Vernehmen nach sprach Kaiser Wilhelm, welcher erst nachträglich von der schweren Erkrankung Bismarcks erfuhr, von Güns aus telegraphisch seine Teilnahme aus und bot Bismarck im Hinblick auf das ungünstige Klima von Friedrichsruhe Ln einem der Kaiserschlösser Wohnung an. Bismarck dankte lebhaft in einem ausführlichen Telegramme, verzichtete jedoch auf die Annahme des Kaiserlichen Anerbietens auf den Rat Prof. Dr. Schweningers, welcher sich gegen jede Aenderung des gewohnten Aufenthaltes aussprach.
— Die vorstehende Nachricht wird nicht verfehlen, in ganz Deutschland, ja in der ganzen politischen Welt das größte Aufsehen hervorzurusen unv in Deutschland zumal alle Herzen mit stolzer Befriedigung zu erfüllen. Der deutsche Kaiser, hoch über den Parteien stehend, welche das Bild des großen Deutschen vor der Nachwelt schwankend machen möchten, er hat, alle persönlichen Bestimmungen bei Seite setzend,'eine Kaiscrthat begangen, indem er den leidenden Altreichskanzler auffordcrte, in einem der kaiserlichen Schlösser sein Heim aufzuschlagen. Das deutsche Volk weiß die Bedeutung oieser Kaiserthat zu schätzen, die aus freier ureigenster Initiative des Herrschers hervorging. Sie wird bewirken, daß die Herzen des Volkes im erhöhten Vertrauen dem Kaiser entgegenschlagen, der vor allen den greisen Bismarck ehrte als treuen Freund und Dimer seines verewigten Großvaters, Kaiser Wilhelms I., als den hervorragenden Mitbegründer des deutschen Reiches. Schon seit einiger Zeit war in eingeweihten Kreisen die Rede davon, daß die Annäherung zwischen dem deutschen Kaiier und dem Fürsten Bismarck nahe bevorstehe, nun hat Kaiser Wilhelm die schönste Gelegenheit wahrgenommen, dem alten Paladin des Reiches ein Zeichen seiner vollen kaiserlichen Huld zu geben.
— In vcm Konkurse des Bankiers Lind- ner in Halle sind Iffi Million Mk. Schulden und nur 25 000 Mk. Vermögen vorhanden. Für die Gläubiger ist auf iVe bis 3 Proz. zu rechnen.
Wien, 18 . Sept. In einer gestern abgehaltenen großen Versammlung unter freiem Himmel beschlossen 2000 Arbeiter, alle Vorbereitungen zu einem Generalstrike einzuleiten. Die Redner wurden wiederholt wegen ihrer Angriffe und Drohungen vonj Regierungsvertreter unterbrochen. Ein An» trag nach Eröffnung des Parlaments vor demselben eine große Demonstration für das allgemeine Wahlrecht zu veranstalten, wurde genehmigt. — Die ofiziöse „Montagsrevuel meldet verläßlich, daß die Budapest» Cholera; -Bulletins gefälscht seien. Die Zahl der Hh Kränkungen daselbst belief sich in den letztest Wochen auf. etwa >800 Personen wöchentlich
Wien, 30. Sept. Die «P, C." meldet aus Rom, d» .König von Ztalie«:hat in - seinem und -der Königin Namen^dir wärmstest telegraphischen Danksagungen für den Em» .pfang des italienischen Kronprinzen an best deutschen Kais», den König wo« .Württerch berg und den Großherzog von Baden ge; richtet. i
— Die Dacht, worin der Newyorkef Millionär Danderbild in den nächsten Wochen nebst sein» Gemahlin über den Ozean zu fahren gedenkt, um 1 oder 3 Jahre in Europa zuzubringen, ist wahrscheinlich das schönste
Schiff, das irgend ein Privatmann besitzt, den in Holz und im Skelett in Draht Was die Ausstattung anbelrifft, so kann sich, angefertigt in einem Kistchen zusammen-
meint der Newyorker Herald, keine fürstliche Dacht mit dem Fahrzeug messen. Es ist 300 Fuß lang und besitzt 2400 Tonnen Wasserverdrängung, während die Maschinen 4500 Pserdekräste haben. Der Empfangsalon dehnt sich über die ganze Breite des Schiffes aus. Er ist in Weiß und Gold gehalten, >m Stile Ludwigs XIV. Die Möbel, meistenteils alt, sind mit rotem Sammt gepolstert. Die reiche Bibliothek befindet sich in Schränken von Wallnußholz. Das Schlasgemach der Frau Vanderbild hat eingelegte Arbeit von Gold und Elfenbein. Die Vorhänge und Ueber- züge bestehen aus alter rosenfarbener Seide aus der Zeit Ludwigs XlV. Das Wohnzimmer ist mit Mahogonimöbeln ausgestaltet und hat grüne Sammtvorhänge. Zwe, weitere Gemächer sind im Empirestil gehalten in blauer Farbe. In dem eleganten Badezimmer besteht d>e gesammte Bavemrichtung aus plattirtem Silber. In den Zimmern des Millionärs spielen elektr sche Vorrichtungen eine Hauptrolle, damit unverzüglich seine Befehle befolgt werden können. Die Dacht rst in Birkenhead bei Liverpool gebaut worden.
L o k cr L e s.
Wildbad, 22. Sept. Wie schon früher erwähnt, fand im Monat August ds. Js. in Stuttgart ein Kurs im Freihandkörper- und Projektionszeichnen statt, zu dem 20, zum größten Teil an gewerblichen Fortbildungsschulen thä- tige Lehrer einberufen worden waren. Die Kgl. Kommission für gewerbliche Fortbildungsschule hatte die Leitung den Herren Professor Högg und Baurat Dolmetsch übertragen, während der Unterricht selbst von den Herren Zeichenlehrer Ritter und Architekt Burkhard gegeben wurde und dies mit einer Sorgfalt, einem unermüdlichen Fleiß und einer Liebenswürdigkeit, die den beiden Herren den aufrichtigsten Dank aller Teilnehmer für immer erwarb. Der Unterricht wurde gleichmäßig aus Vor- und Nachmittag verteilt und zwar je 4 Stunden täglich auf Freihandzeichnen und 4 auf Projektionszeichnen verwendet. Außerdem unterzog sich Hr.Ritternoch freiwillig dermühevollen Aufgabe, an je 3Aben- den wöchentlich die Lehren der Perspektive in kurzen Vorträgen eingehend klarzulegen. Es gibt wohl kein Unterrichtsfach, das in einigen Jahrzenten so große Wandlungen durchgemacht hat als das Freihandzeich» nen in den Fortbildungsschulen. Bei der letzten großen ZeichenauSstellurg wurde mit Recht anerkannt, daß in der Behandlung des Zeichnens in den Schulen bedeutende Fortschritte gemacht worden seien, aber dabei auch nicht versäumt, einen einheitlichen Lehrgang für das ganze Land aus dem Besten, was geleistet worden war, zusammenzustcllen. Um eine möglichst rasche Verbreitung desselben zu ermöglichen, entschloß sich die hohe Behörde, eine Anzahl der am Zeichenunterricht bes .terligten Lehrer zusammenzurufen, um die» fen Lehrgang durcharbeiten zu lassem Wie bisher, so sollen auch künftig die -Kolb'schen Vorlagen für Anfänger Vers wendet werden, dann aber nicht sogleich zum Ornamentzeichnen übergegangen, sonders die einfachsten regulären Körper gezeichnet werden, um das Auge an richtiges Sehen zu gewöhnen. Diese Körper wur-
gestellt, jedem Kursteilnehmer von der hohen Behörde zum Geschenk gemacht und zur Anschaffung für die Schulen empfohlen. Mit seltenem Lehrtalent wußte Hr. Ritter über die vielen Schwierigkeiten, die diese, fast allen neue Art des Zeichnens der Körper in verschiedenen Stellungen, besonders auch in der Ausführung mit Kreide und Farben darbot, hinüberzuhelfen und die Ausstellung der Zeichnungen am Schlüsse des Kurses zeigte zur Genüge, welche große Erfolge er aufzuweisen hatte. Ebenso war für eine große Zahl von Modellen für das Projektionszeichnen gesorgt worden, die sämtlich aus dem praktischen Leben genommen, so skizziert und nachher ausgezeichnet wurden, daß der Handwerksmaiin ohne Mühe darnach zu arbeiten imstande wäre. Hr. Burkhard, als Mann der Paxis wie der Theorie, verstand es vortrefflich, Einfachheit und Schönheit der Darstellung zu verbinden, so daß auch in diesem Fach in Zukunft sich eine große Umwandlung bemerklich machen wird. Freilich ist in beiden Fächern hiemit nur ein kleiner Anfang gemacht, der aber bei dem unermüdlichen Fleiß unserer württembergischen Lehrer bald genug weiter fortschreiten und einen großen Umschwung im Schulzeichnen herbeiführen wird.
Die neuen Modelle, sowie eine Serie der im Kurs augefertigten Zeichnungen sind am Sonntag vormittag von 7—9 während des Zeichenunterrichts für alle diejenigen, die sich dafür interessieren, im Zeichensaal der hies. Realschule ausgestellt.
Herbst und Marktberichte.
Stuttgart, 7. Sept. (Kartoffel- und Krautmarkt). Zufuhr am Leonhardsplatz: 400 Ztr. Kartoffeln, Preis pr. Ztr. 3 Mk. 20 bis 3 Mk. 50 Psg. — Zufuhr am Marktplatz: 3000 Stück Filderkraut, Preis per 100 Stück 18—22 Mk.
Stuttgart, 21. Sept. Wilhe'msplatz: 8000 Ztr. Mostobst, Preis 2 Mk. 80Pfg. bis 2 Mk. 90 Psg. per Ztr.
Großgartach, 20. Sept. (Weinpreiszettel.) Ein Kauf zu 160 Mk. für 3 Hektoliter.
Bruchsal, 21. Sept. (Herbstanzeige.) Gestern hat hier der Portugieser- und Bur- gundrrherbst begonnen. Uebcreinstimmend hörten wir, daß das Ergebnis die Schätzung überall übertrifft; es dürfte dies zum großen Teile dem Umstande zuzuschreibcn sein, daß die Weinberge zumeist noch vollständig belaubt und die Trauben daher versteckt sind. Der Menge nach wird ein guter halb» Herbst gewonnen, chie Qualität ist gut bis porzüglich, je nach den Sorten. Gewogen wurde Most mit 65, 70 und 80 Grad. Rein» Portugieser hat das geringste, Burgund» das höchste Gewicht.
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