4
Amts- und Ameige-Dlatl für VilLba- und Rmgebung.
Er,cheint Dienstag, Donnerstag u Samstag.
Der Abonnements-Preis beträgt incl. dem jeden Samstag beigegebenen Allilgrirten Sonntagrklatt mr Wildbad vierteljährlich I lO monatlich 40 Mg.; durch die Polt bezogen im Oberamts- Bezirk 1 ^<r 30 ^ ; auswärts 1 45 Be
stellungen nehmen alle Postämter entgegen.
MM
Der Jniertionspreis beträgt für die kleinspaltige Zeile oder deren Raum bei Lokal-Anzeigen 8 Pfg., bei auswärtigen 10 Pfg. Dieselben mini n spätestens den Tag zuvor Morgens 8 Uhr aufgegeben werden. Bei Wiederholungen entspre her der Rabatt. Stehende Anzeigen nach Ueberunkunft. — Anonyme Einsendungen werden nickn rücksichtigt.
110 .
Donnerstag, 21. September 1893.
29. takl-gang.
Wür tt em berg.
— Se. Maj. der König hat die Errichtung einer Postagentur in Conweiler, O.-A. Neuenbürg verfügt. Die Postagentur tritt am 25. Sept. d. I. in Wirksamkeit. Mit derselben wird der in Conweiler schon eingerichtete Telegraphendienst vereinigt.
Stuttgart, 18. Sept. Dem Vernehmen nach hat Se. Maj. der Kaiser eine größere Anzahl Ordensauszeichnungen vorgenommen. Die Liste derselben ist noch nicht bekannt, doch hört man, daß der Kriegsminister Generalliml. Frhr. Schott v. Schottenstein das Großkreuz des roten Adlerordens erhalten hat; Generalarzt Dr. v. Fichte den roten Adlerorden 2. Kl.; Stadtschultheiß Rümelin erhielt den Kronenorden 3. Kl., Oberpostmeister L>teidle den roten Adlerorden 3. Kl. — Wie man hört, sind die Erkrankungen der Mannschaften infolge der Anstrengungen der Kaisermanöver am letzten Samstag nicht von erheblicher Bedeutung. Ein Mann, der ins Lazaret überführt wurde, soll bereits wieder entlassen sein.
Stuttgart. Ein einfacher Arbeiter auf dem hiesigen Bahnhöfe, namens Bantleon, der eine große Fertigkeit im Holzschnitzen besitzt, hat ein hübsches Jagdstück angefertigt, und dasselbe am Freitag abend dem Kaiser überreichen dürfen. Der hohe Herr, ein Liebhaber von solchen Gegenständen, war über diese Aufmerksamkeit sehr erfreut, sprach sich sehr anerkennend über die wohlgelungene Arbeit aus und ließ dem Manne ein namhaftes Geldgeschenk durch seinen Hausmarschall überreichen.
Neuenbürg, 15. Sept. Der Obstsegen unseres Bezirks ist, wie schon früher berichtet, ein ganz außerordentlicher, dem das anhaltend warme Wetter sehr zu statten kam. Die Ernte übersteigt den Bedarf weitaus, so daß in einzelnen Gemeinden des unteren Amtes und der Loffenauer Gegend 3—5000, ja 7000-und 10 000 Ztr. M.ost- und Tafelobst verkäuflich sind. . Da., die Preise wegen geringer Nachfrage ^ gedrückt sind, so wären auswärtige Käufer sehr willkommen, umsomehr, als eben diese Gemeinden unter der Futternot schwer zu leiden haben.
— Die Postwagenfahrten von Höfen über Dobel nach Herrenalb werden vom 16. ds. an eingestellt. Dagegen geht nun eine fahrende Botenpost ab Rothenbach 8.50 vorm., an in Dobel 10.40 vorm., von da ein Postbote
10.45 vorm, nach Herrenalb, welcher dort
11.45 eintrifft und um 12.10 wieder seinen Rückweg antritt.DesgleichentrittzwischenHerren- alb und Gernsbach an Stelle des Postwagens eine fahrende Botenpost,welche in Herrenalb morgens 7.45,in Loffenau um 8.55 abgeht und in Gerns
bach 9.25 eintrifft, von da um 1.50 mittags zurück geht, in Loffenau 2.45 und in Herrenalb 3.45 eintrifft.
Nagold, 18. Sept. Eine schreckliche Nacht liegt hinter uns. Unsere Stavt wurde von einem Brande heimgesucht, wie solcher glücklicherweise selten ist. Um V-1 Uhr ging das Feuer von der Scheune des Ochsen aus und rasch wurde ein ganzer Stadtteil von den Flammen ergriffen und in Asche gelegt. 29 Wohngebäude und 5 Scheunen sind abgebrannt; ca. 50 Familien sind obdachlos geworden; doch ging kein Menschenleben verloren. Ein armer Mann, der seine Ziegen retten wollte, erhielt an den Händen und im Gesicht Brandwunden. Zwei seiner Ziegen verbrannten, eine konnte er retten. Eine Kalbin sprang wieder ins Feuer zurück und kam um; verschiedene Schweine verbrannten. An Mobiliar konnte nur wenig gerettet werden; die Leute waren froh, das nackte Leben in Sicherheit bringen zu können. Mehrere größere Geschäfte: Gasthof zum Ochsen, Kaufhaus Schieler, Zaisersche Buchdruckerei und Buchhandlung rc. sind abgebrannt. Die Waren, Maschinen rc. gingen zu Grunde. Die Apotheke, die auf der andern Seite der Straße steht, brannte gegen Morgen ebenfalls, doch gelang es den vielen anwesenden Feuerwehren sie zu retten. Der alte Kirchturm brannte oben lichterloh, die vier schönen Glocken auf ihm stürzten herab, innen brannte der Turm ganz aus, nur die festen Mauern stehen noch. Feuerwehren waren genug da, aber die Hitze war so groß, daß sie dem eigentlichen Feuerherd nicht zu Leibe konnten. Von Calw wurde die Feuerwehr mit Extrazug geholt. Es sind durch diesen Brand, der allem nach von frevelnder Hand gelegt worden ist, 206 Personen obdachlos geworden und . wird die Not groß werden. Vor 4 Jahren brannten hier ebenfalls 22 Häuser ab. In jüngster Zeit brannte es zweimal hier, jedesmal auch am Sonntag in der Nacht. Der Gebäudeschaden beträgt 180 000 bis 200 000 Mk., der versicherte Mobiliarschaden 265 000 Mk. Das neue Elektrizitätswerk wurde leider schwer geschädigt.
Knittlingen, 15. Sept. Heute war ein Militär-Kommission hier, um Schlachtvieh zur Herstellung von Konservenfleisch aufzukaufen; allein, da nur 25 Mk. pr. Zentner lebend Gewicht geboten wurden, so wurde nicht ein Stück verkauft, weil der Bauer von den Metzgern und Handelsleuten mehr erlöst.
Tübingen, 16. Sept.. Am nächsten Montag findet die Einweihung des hiesigen, mit einem ansehnlichen Kostenaufwand erstellten Schlachthauses statt. Das Anwesen,
das nach dem Muster von in- unv ausländischen Gebäuden erbaut wurde, darf sich mit den schönsten und geräumigsten des Landes messen. Es bildet eine Zierde des gegen Lustnau gelegenen Stadtteils.
Herrenberg, 19. Sept. Heute nacht brannte hier ein von 2 Familien bewohntes Doppelhaus nieder. Der Gebäudeschaden beträgt ca. zehntausend Mark. Die Entstehungsursache ist unbekannt.
Schramberg, 18. Sept. Im vergangenen Monat August wurden hier eingeführt: 122,000 Liter Bier, gegen 116,000 im Juli, welcher Monat bis jetzt das höchste Ergebnis hatte. Bei einer Abgabe von 65 Pfennig pro Hektoliter wäre also das Erträgnis für den letzten Monat 796 Mk. 25 Pf.
R u rr d s ch a u.
Pforzheim, 18. Sept. Wie man hört, herrscht zur Zeit in Büchenbronn Diph- terie und Scharlach in solchem Maße, daß die Schule dort geschlossen werden mußte. Um die Ansteckungsgefahr möglichst zu verringern, muß auf Befehl des Bürgermeisteramtes an jeder Wohnung, wo die Epidemie herrscht, eine Tafel angebracht werden, folgenden Inhalts: „Warnung. Der Zutritt zu Wohnungen, in denen sich Diphterie-Scharlach- Kranke befinden, ist bei Strafvermeidung polizeilich untersagt. — Das Bürgermeister- Amt."
P f o r z h e i m, 19. Sept. Wie bestimmt verlautet, soll am hiesigen Platze, vom 1. Okt. ab eine neue Zeitung erscheinen. In dem Hause eines hiesigen bekannten Finanzmanns, der überhaupt an die Spitze des ganzen Unternehmens treten soll, sollen bereits umfassende Vorbereitungen hiezu getroffen sein; das Blatt soll eine demokratische Tendenz erhalten.
Kissingen, 18. Sept. Fürst Bismarck macht täglich Ausfahrten und nimmt mit gutem Appetit an der Tafel teil. Er gedenkt in 8 Tagen abzureisen.
Würzburg, 16. Sept. Das heute gefällte Urteil in dem Prozesse des im Jahre 1891 verkrachten Haßfurter Kreditvereins lautet gegen den Kafsirer Hohmann auf 5 Jahre Zuchthaus und 300 Mark Geldstrafe, gegen den Kontroleur Jörk auf 4 Jahre Zuchthaus und 300 Mk. Geldstrafe, und gegen den Direktor, früheren Bürgermeister Brehm, auf 1 Jahr Gefängnis und 300 Mk. Geldstrafe.
Mü nchen , 17. Sept. Der „Köln. Ztg." wird aus München geschrieben: Nach dem augenblicklichen Stande ist von der gesamten Schuldenlast des Königs Ludwig II. (13 Mill. Mark) die größere Hälfte mit 7 Millionen