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in Berlin Herstellen sollte, die sich als nicht- existirend kerausstellte.
Paris, 13. Sept. Nach einer Depesche des französischen Astronomen Jan len ans Chamounix ist das Observatorium auf dem' Gipfel des Montblanc bis auf die innere Einrichtung vollendet.
London, 13. Sept. Charles H. Robinson, ein Reisender, der in medizinischen Kreisen in Leicester sehr wohl bekannt ist, schickt sich an, eine abenteuerliche Reise nach Afrika zu machen. Er beabsichligt, von der Quelle des Niegerflnfses seinen Aysgang zu nehmen, sich nach Tripolis über -Köfoja und Kano und von dort aus durch die Sahara nach dem mittelländischen Meer zu begeben. Die Reise, die 2600 Meilen umfaßt, wird ungefähr 18 Monate in Anspruch nehmen. Der Zweck derselben ist teilweise mijsionärer und teilweise linguistischer Natur. Herr Robinson beabsichtigt die Hausa-Sprache zu studiren, die von 15000000 Menschen gesprochen wird. — Der letzte Abkömmling des Verfassers von Robinson Crusoe Daniel I Defoe lebt in Bishop Stortford und ist rn Empfang von Armenunterstützung. Er ist 70 Jahre alt, gelähmt und beinahe blind.
Madrid, 14. Sept. Gestern wurden hier wieder mehrere Anarchisten verhaftet. Bei verschiedenen Haussuchungen wurden im Ganzen acht Dynamitbombcn vorgefunden.
— Nach einer Meldung der „N. Fr. Presse" aus Warschau geben dem Finanzminister Witte aus vielen Handelsplätzen Conpreß-Polens Petitionen der Kausmann- schaft zu mit der Bitte, für ein schleuniges Zustandekommen eines russisch-deutschen Handelsvertrags zu wirken, da der Zollkrieg den Handel des Weichielgebiets rutnOt.
— Das Schicksal der deutschen Schulen in den baltischen Landen ist jetzt endgiltig besiegelt. Die Petersburger Blätter bestätigen, daß für diese Provinzen eine neue Schulordnung erlassen wird. Unterrichtssprache wird ^usnahmlos die Russische. Die seit Jahrhundert"» von der Ritterschaft unterhaltenen deutschen Gymnasien haben sich unter dem Drucke der Verhältnisse von Jahr zu Jahr vermindert; jetzt werden d e deutschen Schulen überhaupt verschwinden. Für die Einrichtung von Privatschulen dürsten, wie z. B. in Kongreßpolen, besonders strenge Bestimmungen getroffen werden. Für die Marineschulen der Ostseeprovinzen ist soeben schon Anordnung getroffen worden, daß der Unterricht in Zukunst ausschließlich in russischer Sprache erteilt wird. Ferner müssen sich die Eisenbahnbeamten im Dezember >n der russischen Sprache ^ .prüfen lassen, wobei diejenigen, welche die Prüfung nicht bestehen, entlasse» werden.
— Wie die Times ans Aiexandria meldet, ist unter den Wachmannschaften in Ei Tor auid Ras Mallap und unter dem Sanitätspersonal in El Tor die Cholera ausgebiochen. Unter de» Tawente» von Pilgern, die sich t» El Toi selbst befinden, grassier die Cholera nicht, aber das Lager winde iiisizirt infolge ber Zahl der aufgenommenen Pilger, die sich ffeit dem 15. Juli auf 30 000 beläuft.
New york, 9. Sept. Der Dampfer Auciana der Cunardlinie, der gestern Abend auf seiner Jungfernreise hir ankam, hat alle früheren Leistungen übertroffen, indem er in 6 Tagen 15 Stunden 37 Minuten die Ueber- fahrt bewerkstelligte. Er segelte Samstag Morgen von Liverpool ab und langte in New- york, Feuennsel, Freitag Nacht um 11 Uhr an, erreichte somit eine Durchschnittszeschwin- digkeil von 20V? Knoten die Stunde
Newyork, 15. Sept. Der „Herald" meldet aus Buenos-Ayres von gestern: Die aufständische Flotte von Rio de Janeiro er- öffnere gestern das Feuer auf die Forts von Nielheroy und beschoß die Stadt von 11 Uhr morgens bis 5 Uhr Nachmittags, richtete jedoch wenig Schaden an. Die Schiffe eröff- neten heute das Feuer wieder. Die versuchte Landung der Aufständischen wurde vereitelt. In Rio wird die Ruhe vollständig aufrecht erhalten. Die Landtruppen sind Peixto treu geblieben.
Chicago, 13. Sept. Ein Eisenbahnzug der Seeufergesellschast wurde früh um 3 Uhr, in der Nähe des Ortes Keßler, durch 20 vermummte Männer überfallen. Der Maschinist, der einen Räuber niederschlug, wurde durch einen Revolverschuß verwundet. Die Räuber sprengte» eine» Gepäckwagen mit Dynamit, raubten 15000 Dollar und entflohen.
— In den Vereinigten Staate» wird die Tabaksteuer in der Weise erhoben, daß der Cigarreufabrikant Steuerstreifeu kauft, welche er um das Cigarrenkistchen zu kleben hat. Das Oeffnen des Kistcheus entwertet das Band. Diese Art der Besteuerung soll auch in Deutschland eingesührt werden. Nach einer Mitteilung der Frankfurter Zeitung ist in Aussicht genommen, Cigarren im Werte von 50 Mk. das Tausend mit einem Zehnmarkband, im Werre von 50 bis 80 Mk. mit einem Zwanzig- und höherem Werte mit einem Dreißigmarkband zu versehen.
Vermischtes. I
(EinmerkwürdigerWein stock) Aus Marbach an der Donau schreibt man: „Bei einem h'esigen Gasthof wächst ein seltener Weinstock, welcher von den Fremden nicht genug bewundert werden kann. Er wurde vor 24 Jahren gepflanzt und wird wegen seiner besonderen Vorzüge mit außerordentlicher Sorgfalt gepflegt; in einer D cke von 30 Centi- metern erhebt er sich an einer Seitenwand der Gasthauslaube ungetheilt bis zu einer Höhe von 2 Meter, worauf er sich mannigfach er- zweigt und das grüne Dach einer 13 Mtr. langen und 5 Meter breiten Laube bildet. In dieser Laube, die trotz ihrer Größe fast nur durch den Weinstock beschattet wird, ist der Aufenthalt selbst an den heißesten Tagen angenehm, da das dichte Blätterwerk des Weinstocks den Sonnenstrahlen keinen Durchgang gestattet. Noch mehr aber als durch seine reiche Verzweigung ist der Weinstock durch die Fülle und Pracht seiner Flüchte merkwürdig indem sjetzt an 1300 schwarze Trauben an der Decke gezählt werden,
Bill in gen, 12. Sept. Die Sonntagsruhe im Handelsgewerbe hat schon zu verschiedenen ernsten und heitern Vorfällen Anlaß gegeben,! besonders wenn mehrere liebenswürdige Konkurrenten in ein und derselben Straße nahe bei einander wohnen. Einer giebt auf den an-^ deren acht, daß dieser sich ja nicht gegen das Gesetz vergehe, ist selbst aber im Ueberschreiten desselben gar nicht so zimperlich. Aus einem pfälzischen Städtchen wird nun folgender ergötzliche Vorfall erzählt: In einer Straße befinden sich vier bis fünf Konkurrenten, Branche: Kleider und Schuhe. Einer dieser Konkurrenten ist „hinreichenv verdächtig" auch während . der Sonntagsruhe zu verkaufen. Die andern passen ihm deshalb auf, um ihn im Betretungsfalle der Gerechtigkeit zu überliefern.
' Der Schlaumeier merkt dies und beschließt, dm Aufpassern einen Schabernack zu spielen.
s An einem der letzten Sonntage treiben sich die lieben Konkurrenten so ganz unverdächtig in d r Nähe seines Ladens herum. Da auf einmal schleicht sich ein Mann zu besten Hinterpförtchen hinein. Das muß ein Käufer sein. Jetzt aufgepaßt, diesmal erwischen wir den Sabattschänder! Richtig, nach einer Weile erscheint der Mann wieder mit einem großen Paket unter dem Arm und geht einer Wirtschaft zu, die Aufpasser ihm nach. Kaum ist der bestellte Schoppen da, so entwickelt sich folgendes Gespräch: „Wie gehts Vetter vom Land, G'schäfie g'macht, gut eingekaaft?" — „Na jo, wie msrs will, gute und schlechte."
— „Was hawe Se dann do in ihrem Packet?"
— „Des sag ich Ihne net un's geht Ihne übrigens ach nix an." —„So, mene Se, des merd sich weise." Der eine der Aufpasser' geht nun, um einen Schutzmann zu holen, der Käufer thut, als ob er sich aus dem Staube machen wolle und geht auch. Auf der Sraße kommt aber schon der Schutzmann und verlangt von dem Mann, daß er das Packet öffne. Mit aufs höchste gespannter
! Neugierde sahen die Aufpasser der Oeff- nung zu; aber lang und länger wurden ihre Gesichter, als in dem Packet nichts enthalten war als Papierspähne. Verdutzt ging die Gesellschaft auseinander. Der Schlaumeier hatte die Lacher auf seiner Seite.
Frankfurt, 12. Sept. Die „Fr. Z." erzählt: Als vor etlichen Tagen die Kaiserin Friedrich von Höchst aus nach Schwalbach fuhr, geriet ein junger Angestellter eines Baugeschäfts irrtümlicherweise in den Salonwagen. Als er seines Irrtums gewahr wurde und sich entfernen wollte, wies die Kaiserin dem Manne in Aibeitertracht einen anderen Teil des Salonwagens an und hieß ihn Platz nehmen. Sie schaute dem Mitreisenden sodann belustigt zu, als er sich einen mitgebrachten Apfel herzhaft schmecken ließ. An der nächsten Haltestelle stieg der Reisegefährte der Kaiserin nicht sobald aus, als auch schon ein Polizist Hand auf ihn legte. Die Kaiserin verwies dem Manne des Gesetzes den Uebereifer und wünschte dem ganz verblüfften Reisenden gute Heimkehr.
Gemeiunü tziges.
(Reinigt diePetroleu in lampen!) Es naht die Zeit, in der die Petroleumlampen auf dem Abendrisch wieder zu ihrem Rechte kommen. Sind die Petroleum-Behälter von ihrer Außerdienstleistung bei Beginn des Sommers nicht gereinigt worden, so ist es dringend zu empfehlen, den etwa im Behälter befindlichen Oelrest jetzt wegzugießcn und eine Neu- süllung vorzunehmen, da sonst die Gefahr einer Explosion nahe liegt.
— Es dürfte bei der jetzt wieder frühzeitig eintretcnden Dunkelheit nicht überflüssig sein, die Herren Hausbesitzer auf die Bestimmung hinzuweisen, wonach sie verpflichtet sind für genügende Beleuchtung ihrer Treppen mindestens bis 9 Uhr Abends Sorge zu tragen. Für jeden durch mangelhafte oder unterlassene Beleuchtung verursachten Unfall ist der Hausbesitzer verantwortlich, beziehungsweise haftpflichtig.
(Höchste Auszeichnung.) Die seit ihrem mehr als 45jährigeu Bestehen auf fast alle» Welt-Ausstellungen preisgekrönte Firma H. UnderbergAlbrecht hat nunmehr auch auf der Welt-Ausstellung in Chicago 1893 für de» von ihr erfunden und allein echt fabricirten Loons- Iramp ok UaZ-I3itto,r die Chicago-Medaille mit Diplom als höchste Auszeichnung erhalten.