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Ihrer Generale und Offiziere. Das Corps steht glänzend da im im Kranze der Ar­meekorps, die zum Schutze des deutschen Reiches und zum Schutze des europäischen Friedens stets gewärtig sind. Das Corps wird, so hoffe ich, allezeit seine guten Ei­genschaften beibehalten. Ich erhebe mein Glas und trinke auf das Wohl E.E. M.M., des K. Hauses und seiner allezeit kampf­bereiten Söhne, der alten und der jungen. Hurrah! Hurrah! Hurrah!" Wieder er­hob sich ein jubelnder Beifall. Beide Majestäten sprachen sehr deutlich und ein­drucksvoll, doch war S. M der König heute noch besserverständlich als der Kaiser.

Stuttgart, 15. Sept. Vom Wil- helmspalaste weht die neue Königsflaggc. Das Flaggentnch besteht aus Leide und Altgold; auf diesem Grunde heben sich 3 Stangen des Hirschgeweihes kräftig ab. Die 4 Ecken sind mit 4 Königskronen be­lebt. Der Flaggenmast schließt mit einem goldenen Knauf ab

Heute früh 7 Uhr 40 Min. fuhren die Majestäten zu den Manövern nach Ludwigsdnrg. Der König führte die Kaiserin und der Kaiser die Königin zu dem Wagen. Der preußische und der württembergische Kriegsminister fuhren zu­sammen in einem Wagen. Am Bahnhof hatte sich wieder eine große Menschen­menge angesammelt, welche die Maje­stäten bei der Auffahrt lebhaft begrüßte. Um 12 Uhr 13 Min. soll die Rückkehr der Fürstlichkeiten nach Stuttgart erfol­gen. - Die allerhöchsten und höchsten Herrschaften sind erst um */s2 Uhr aus dem Manövergelände bei Ludwigsburg znrückgckehrt. Das Manöver ist glänzend verlaufen. Kurz vor 1 Uhr hielt der Kaiser am Römerhügel Kritik ab und sprach seine höchste Anerkennung über die Leistungen der Truppen aus

Die Kaiserin legte einen Kranz am <Ärabe der Königin Olga nieder.

Lndwigsburg, 16. Sept. Gegen halb 10 Uhr erschienen der Kaiser und der König, sowie eine glänzende Suite zu Pferde, von den zahlreichen Zuschauern überall freudig begrüßt. Die Kaiserin und die Königin mit Gefolge fuhren zum Römerhügel, von wo aus die hohen Herr­schaften dem Verlauf des Manövers folg­ten. Um 10 Uhr eröffnete die Artillerie gegenseitig das Feuer. Die 26 Division rückte immer mehr in der Richtung nach Pflugfelden vor. Äie Artillerie feuerte bei beiden Parteien sehr lebhaft. Kurz vor 12 Uhr kam es vor Pflugfelden zu riuem heftigen Zusammenstoß zwischen der Infanterie der Süd- und Norddivision. Die Infanterie der Norddivision konnte ihre Stellung nicht mehr behaupten und mußte den Rückzug unter dem Feuer der uachrückenden Truppen der Süddivision antreten. Punkt 12 Uhr wurdeDasganze Halt!" geblasen, das Feuer wurde einge­stellt, das Kaisermanöver hatte mit dem Sieg der Süddivision sein Ende erreicht. Die Truppen setzten die Gewehre zusam­men und legten ihr Gepäck ab, während die berittenen Offiziere sich zur Kritik, die beim Römerhügel gehalten wurde, be­gaben. Während des Gefechtes führte der Kaiser mit dem Dragonerregiment Königin Olga" Nr. 25 und dem Ulanen­regimentKönig Karl" Nr. 19 eine ge­lungene Attacke auf die Artillerie des!

! linken Fiügels der Norddivision beim- imerhügel aus. Nach der Kritik begaben sich der Kaiser und der König, sowie die übrigen Fürstlichkeiten am Kaiserstein vor­über direkt nach dem Bahnhof Mornwest­heim, von wo aus die Rückkehr nach Stutt­gart erfolgte, während das Gefolge von Ludwigsburg auS nach Stuttgart zurück­kehrte. Der heutige Tag war bei dem heißen Wetter für die Truppen schon an-

Berlin, 13. Sept. Geheimrat Prof. Robert Koch, der vor Kurzem von seiner Gat­tin geschieden wurde, hat heute auf dem Moa- abiter Standesamt die Ehe mit Frl. Hedwig Freiberg, früheren Schauspielerin am Berliner Theater geschlossen.

Berlin, 10. Sept. Eine Bestimmung von Wichtigkeit für diejenigen, welche sich zu längerem Aufenthalte nach den Vereinigten Staaten von Amerika begeben, ist von der

strengend, aber jeder that seine Pflicht deutschen Reichsregierung getroffen worden.

und Schuldigkeit. Das Publikum bewegte ° ^ ' ^ '.

sich in großen Massen im Manöverfeld und verfolgte mit dem größten Interesse den Verlaus des Manövers.

Stnttgart, 16. Sept. Da der Kai­ser das für seine Abreise vorgesehene Zere­moniell, das dem des Empfangs gleichen sollte, abgelehnt hatte, waren heute abend 9 Uhr 40 Minuten nur der König, Mit­glieder des Königlichen Hanfes, der Ehren­dienst rc. auf dem Bahnhof zum Abschied erschienen. Letzterer war sehr herzlich.

Der Kaiser war in zufriedenster Stim­mung und dankte wiederholt dem König für den ihm bereiteten Aufenthalt. Kurze Zeit nach dem Kaiser reiste die Kaiserin (nach Kassel) und dann der Kronprinz von Italien ab. Mit letzterem reiste der Erbgroßherzog von Baden. Die anderen Fürstlichkeiten sind zum Teil schon vorher abgereist. Der Reichskanzler Graf Ca- privi geht nach Berlin.

Württemberg.

Stuttgart, 12. Sept. Seit einiger Zeit geht hier ein Gerücht, welches behauptet, die kürzlich erfolgte Verhaftung eines hiesigen Trödlers hänge mit dem bis jetzt noch unaufgeklärten Raubmord zusammen, der an dem Verkäufer Reinhard hier verübt wurde. Zu wünschen wäre es, daß jene Mordthat, welche vor 9 Jahren ganz Stutt­gart in Aufregung versetzte, endlich eine Sühne fände.

S t u t t g a r t, 13. Sept. Hosschauspieler Pauly, der Senior unserer Hofbühne, ist vom Schlaqanfall betroffen worden, welcher bei dem hohen Alter des Patienten das Schlimm­ste befürchten läßt.

Schramberg, 13. Sept. Im ver­gangenen Monat August wurd n hier einge­führt, 122,000 Liter Bier gegen 116,000 im Juli, welcher Monat bis jetzt das höchste Ergebnis hatte. Bei einer Abgabe von 65 Pfennig pro Hektoliter wäre also das Er­trägnis für den letzten Monat 796 Mk. 25 Pf.

Rundschau.

Karlsruhe, 13. Sept. DerStr. Post" zufolge, hat sich der Kaiser zum Chef des 2. badischen Grenadier-Regiments Kaiser Wilhelm I. (Garnison Mannhein, bezw. Hei­delberg) ernannt.

Baden, 12. Sept. Ein zweiter Blumen­korso ist für den 21. September in Aussicht genommen. Es sind wieder werthvolle Preise gestiftet.

Frankfurt, 15. Sept. Wegen Be­leidigung des Kaisers durch einen Leitartikel über die Müdigkeit des Reichstags wurde der Redakteur derKleinen Presse," Zacker, zu 2 Monaten Festung verurteilt.

Kissingen, 11. Sept. Fürst Bis­marcks Zustand weist eine fortschreitende Bes­serung auf. Die ischmtischen Schmerzen haben erheblich nachgelassen, so daß der Fürst wieder im Zimmer spazieren gehen kann.

Bis vor etwa fünf Jahren mußten militär­pflichtige Deutsche, welche das Bürgerrecht in der Union nicht erwarben, nach Deutsch­land zu jeder Gestellung zurückkehren. Timten sie es nicht, so wurden sie in Strafe ge­nommen. Zahlreiche Deutsche sind auf diese Weise gegen ihre urspüngiiche Absicht durch die Veihältnisse gezwungen worden, sich i» Amerika naturalisieren zu lassen und pflegten, nachdem dieser Schritt einmal geschehen war, für Deutschland dauernd verloren zu gehen. Auf fortgesetzte Vorstellungen wurde vor einer Reihe von Jahren dem deutsche» Ge­neral-Konsulat in Newyork ein Arzt mit den Befugnissen der deutschen Militärärzte bei­geordnet. Das Resultat seiner Untersuchung der Militärpflichtigen wurde anerkannt. Auf die Dauer genügte nun bei den gewaltigen Entfernungen in der Union diese eine Unter- suchungsstelle deu zahlreiche» Deutsche», welche sich zu stellen wünschten, nicht. Die Aus­stellung in Chicago, welche auch Vertreter nuferer Heeresverwaltung dorthin geführt hat, scheint den äußeren Anlaß dafür gebracht zu haben, daß, den Wünsche» der Deutschen in den westlichen Staaten entsprechend, nun auch in Chicago dem deutschen Konsulat das Recht dieser Untersuchung beigelegt worden ist. Zum ärztlichen Vertrauensmann ist Dr. Welker bestimmt worden.

Essen, 14. Sept. Die Siegener Ver­einsbank hat nach einer Meldung derRhei­nisch-Westfälischen Zeitung" den Konkurs an­gemeldet. Der Mühlenbesitzer Frank wurde verhaftet wegen Fälschung von Wechselscheinen, die von dem Vorstand der Siegener Vereins­bank angenommen wurden.

Straßburg, 13. Sept. Zwei anläß­lich der Kaiserlage zum Besuch hier anwesende französische St.atsangehörige, ein Professor und ein Ingenieur aus Chalons, wurd-n nach derFranks. Ztg." wegen Verdachts der Spio­nage verhaftet und nach Feststellung ihrer Per­sönlichkeiten ausgewiesen.

Aus Triest meldet man der Voss. Z.: Ein Sohn des üal. Abg. Elur in Genua wurde wegen zahlreicher Eisenbahndiebstähle verhaftet; ein erdrückendes Beweismaterial wurde gefunden.

Paris, 13. Sept. DerTemps" teilt folgende Einzelheiten über den Tod Miribel's mit. Der General war Samstag nachmittag ausgeritten und schien ganz wohl. Unterwegs war er vom Pferde gestiegen, hatte ein Glas Milch getrunken und dann ein anderes Pferd bestiegen. Einige Minuten später hielt er an, schwankte und siel seinem Ordonnanzoffizieren die Arme. Er wurde besinnungslos nach sei­nem Schloß in Hauterives transportiert, wo er nachts nach 23stündigem Todeskampf ge­storben ist.

Paris, 13. Sept. Armand Schwab, der Inhaber eines Juwelen- und Uhrenge­schäfts, sowie die Pfeifen-Fabrikanten Auer­bach und Jakobowski wurden verhaftet, da sie einem gewissen Bcrtranv 1750000 Francs entlockt haben sollen, behufs Erzeugung eines künstlichen Ambra's, das eine F rma Frankel