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Samstag, 16. September 1893.

29. tatingang.

Württemberg.

Wie wir hören, ist zum Ehrendienst bei I. M. der Kaiserin Kammerherr Frhr. v Hermann auf Main bestimmt. Der Ehrendienst des Kaisers fährt dem kaiserlichen Sonderzug bis Mühlacker, der der Kaiserin fährt dersel­ben bis Heilbronn entgegen. Am Samstag Vorm, zwischen 8 und 8Vs Uhr fahren die allerhöchsten und höchsten Herrschaften mit der Eisenbahn nach Zuffenhausen und begeben sich von dort aus zu Pferd bezw. zu Wagen nach dem Manöverterrain. Die Rückfahrt nach Stuttgart erfolgt mck der Eisenbahn von Korn­westheim aus, während das Gefolge u. s. w. von Ludwigsburg hieher zurückkehrt. Die Rückfahrt soll kurz nach 12 Uhr Mittags er­folgen.

Stuttgart, 13. Sept. Nach einer Veröffentlichung des antisemitischen Landes- Ausschußes für Württemberg in derReichs­post" ist V. Welcker, der bisher als Füh­rer der Antisemiten in Württemberg galt, am 7. Mai aus der genannten Partei ausge­schieden. Entgegen einer Mitteilung des- ckelschen Reichsherolds, die würlt. Antisemiten würden sich der Böckelschen Reformparlei an­schließen, wird angegeben, die antisemitische Partei Württembergs habe beschlossen, bis auf weiteres eine selbständige württ. Partei zu bleiben.

Dem Vernehmen nach hat Prof. Haug- Sruttgart sein großes Bild: Der Vortrab der schlesischen Armee erblickt, nach der großen Völkerschlacht auf dem Marsch nach Frankreich begriffen, die Ufer des Rheins, verkauft. Das Bild konnte leider in Stuttgart nicht mehr zur Ausstellung gelangen.

_ Aus der Stuttgarter ebrouiius seau-

äalouss sind wieder einige interessante Fälle zu melden. Ein Beamter und ein Geschäfts­mann sind ihren Gattinnen durchgegangen, der erste mit einer Schauspielerin aus Karlsruhe, der andere mit einem 16jährigen Mädchen von hier.

Solitude, 12. Sept. Das Gelände, in welchem die Kaisermanöver gehalten wer­den, kann man von unserer Solitude, beson­ders von der Schloßkuppel aus zum größten Teil überblicken.

Cannstatt, 10. Sept. Gestern zwi­schen 11 und 12 Uhr vormittags konnte man Zeuge eines zwar interessanten aber keines­wegs erfreulichen Schauspiels sein. In einer dem Neckar benachbarten Fabrik lief infolge einer Beschädigung des Kessels Salmiak in. großer Menge aus und ergoß sich durch den i in oen Neckar mündenden Bach in den Fluß, j dessen Wasser alsbald auf eine weite Strecke! weiß gefärbt wurde. Die Folge war, daß!

sogleich eine Vergiftung der Fische zu konsta­tieren war, welche massenhaft tot ans Land gespült wurden. Größere Exemplare sah man noch längere Zeit hindurch sich mit größter Geschwindigkeit weithin über die Wasserfläche schnellen, in dem vergeblichen Bemühen, aus dem Bereich des vergifteten Wassers zu ent­rinnen.

G m ü n d , 11. Sept. Am letzten Samstag begab sich ein Theil der bürgerlichen Kollegien mit Oberbürgermeister Untersee unter Beiziehung eines höheren Forstbeamten behufs Abschätzung in den städtischen Lösecwald auf den Aalbuch. Die 830 Morgen haltende Waldfläche kommt bei der Durchführung des geplanten Schieß- und Exezierplatzes in Frage und soll an den Staat abgetreten werden.

Hürben, O.A. Heidenheim, 12. Sept. Die elektrischen Beleuchtungsanlagen der Char­lottenhöhle werden in dieser Woche noch vol­lendet werden, weshalb am Sonntag, 17. Sept. die feierliche Eröffnung der Höhle statt­finden wird. Zu dieser Eröffnungsfeier wird der Beleuchtungstechniker P Reißer aus Stutt­gart die Beleuchtung besonders glanzvoll ge­stalten dadurch, daß er eine Reihe von elek­trischen Beleuchtungseffekten in verschiedenen Farben in der Höhle bezw. in einzelnen Hallen derselben anbringen wird.

Dornhan, 12. Sept. Infolge von Blutvergiftung starb heute der Holzhauer I. G. Schatz dahier. Derselbe hatte sich im ver­gangenen Winter im Walde an einem Holz­scheit den Arm verletzt, jedoch der Wunde keine große Beachtung geschenkt. Dieselbe wurve aber gefährlich und bald brandete der ganze Arm. Da gewöhnliche Mittel nicht halfen, mußte schließlich zur Operation ge­schritten werden. Doch konnte auch hiedurch der Zersetzung des Blutes nicht mehr Einhalt gethan werden und der in mittleren Jahren stehende arbeitsame Mann wurde nach länge­rem Siechtum seiner zahlreichen Familie durch den Tod entrissen.

Gießen brücke, O.A. Tettnang. Am Sonntag ereignete sich ein Unglück auf fast unglaubliche Weise. 3 Geschwister, Kinder des Hopfenhändlers Vygel in Tettnang, waren auf der Heimfahrt von Kreßbronn her. ^Zwi­schen der Brücke und dem Wirtshause' hier begegneten ihnen bekannte Radfahrer, mit denen sich der Fuhrmann in ein kurzes Ge­spräch einließ. Unterdessen gingen die Pferde .langsam rückwärts und plötzlich stürzte die -Kutsche die hohe Böschung hinunter. Dabei jwurde eins der Geschwister, ein Fräulein von 21 Jahren derart verletzt, daß es nach we­inigen Stunden starb.

Ulm, 10. Sept. Gestern verunglückte ein lljähriger Knabe dadurch, daß er eine Zwetschge mit einer Wespe, welch' letztere ihn in den Hals stach, infolge dessen die Erstickung eintrat.

Rundschau.

Berlin, 13. Sept. Nach einer Ent­scheidung des Kriegsministers sollen für die durch die Einführung der 2jährigen Dienst­zeit entstandenen Uebergangszeit diejenigen Mannschaften der Fußtruppen, der fahrenden Artillerie und des Train, die im 3. Jahre Freiheitsstrafen erlitten, erst nach Ablauf der ganzen Dienstzeit entlassen werden, ohne daß diese Zeit als Uebung zu betrachten sei.

An Emin Paschas Tod zweifelt niemand mehr. Er ist arabischer Rache zum Opfer ge­fallen. Zwar betete in Tabora Emiu Pascha mit den Arabern und verlas Koransprüche unter der deutschen Flagge; als er aber wei- terzog und mehrere Araber wegen Sklaven­raubes hinrichten ließ, flammte Helle Wut ge­gen ihn auf, und nur die Furcht vor vem Vorrücken einer großen Macht hat Emin vor der Rache der Araber geschützt, gegen welche er im Ernstfälle viel zu schwach gewesen wäre. Als aber Emin unbekümmert hierum sich wei­ter und weiter vom deutschen Machtbereiche sich entfernte, ereilte ihn das Geschick. Ein Bruder Tippu Tipps ließ dem halbblinden Manne meuchlings den Kopf abschlagen.

Zu der Meldung, daß ein englisches Geschwader am 11. Oktober aus Griechen­land in Tarent eintreffen werde, bemerkt die N. Z.: Man werde die Ankündigung eines Ereignisses, das wie eine englische Kundgeb­ung aussehe, nicht überschätzen dürfen ; immer­hin aber sei es bemerkenswert, daß ein eng­lisches Geschwader zur selben Zeit im Mittel­meer und zwar in einem italienischcnHafen sein werde, als ein russisches in Toulon erwartet wird.

Neise. Ferida, die kleine Tochter Emin Paschas hat es nach der Bresl. Ztg. in der deutschen Sprache, obgleich sie sich in derselben erst seit ungefähr 8 Wochen übt, schon ziem­lich weit gebracht, nur das Verstehen wird ihr noch etwas schwer. Schwere Tage hat ihr die Seekrankheit bereitet, die sie fast 3 Wochen nicht verlassen hat und an die sie mit Schrecken zurückdenkt. Große Schwierig­keiten verursachen ihr die die Füße beengenden Schuhe, da sie bisher nur Sandalen zu tragen gewohnt war; dazu kommt noch das ihr un­gewohnte Pflaster. Beim Ausgehen erregen die Schaufenster ihr besonderes Interesse. Ferida die am 18. Nov. 1884 in Lado in Ober-Egypten geboren ist, soll einer höheren