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Amis- M Ameige Natt für WilLlmd and Amgedung.

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Dienstag, 12. September 1893.

Nro. 1OS.

Württemberg.

Bei der an der zednklajsigen Real­anstalt in Stuttgart im Monat Juli l. I. gehaltenen Prüfung hat u. A. das Zeug­nis der Reife erlangt uud hat sich hiedurch die in Ziffer 11 der Verfügung des K. Mi­nisteriums des Kirchen- und Schulwesens rvm 14. Febr. 1876 bezeichnete» Berechti­gungen erworben: Albert Krön er ans Leonberg.

Stuttgart, 7. Sept. Es ist nunmehr bestimmt, daß der Kronprinz von Italien den hiesigen Kaisertagen beiwohnt.

Stutgart, 5. Sept. Durch einen glück­lichen Zufall war es kürzlich ermöglicht, von Stuttgart aus über Ulm, Augsburg, München, Reichenhall mit dem Watzmannhaus, das in beträchtlicher Höhe liegt, zu sprechen. Man verstand sich gegenseitig aufs beste. Durch diesen Versuch ist der Beweis geliefert, daß die Schwierigkeiten, die der telephonische Ver­kehr bisher auf zu große Entfernungen oder auf Leitungen, die durch ihre Höhenlage Wind und Wetter ausgesetzl sind, hatte, über­wunden sind. Man kann unter diesen Um­ständen nur bedauern, daß die Reichspostver­waltung bezüglich des telephonischen Verkehrs mit Süddeutschland so große Schwierigkeiten erhebt. Die Befürchtung, daß durch die Aus­dehnung des Telephonoerkehrs die Zahl der Telegramme vermindert werde, hat sich im württembergisch-bayerischen Verkehr als irrig erwiesen und was hier eingetreten ist, wird auch anderweitig zutreffen. Herr v. Stephan könnte also dieses Vorurteil aufgeben Dank den Erleichterungen, welche Herr v. Mittnacht dem Telcphonverkehr zuwendele, hat derselbe in Württemberg eine Ausdehnung gewonnen, daß die Zahl der auf der Zentrale beschäf­tigten Mädchen von 6 auk 50 gestiegen ist. In Stuttgart werden jetzt täglich ca. 14 000 Gespräche vermittelt. Die neue bauliche Ein­richtung zur Vergrößerung der Telephonsäle im Hauptpostamt kostet 100 000 Mark, dürfte aber kaum auf e ine Reihe von Jahren genügen.

Cannstatt, 7. Sept. In einem Flü­gelanbau der Brauerei Cannstatt (früher Zöp- pritz) brach gestern ein großer Brand aus, der mächtige Feuergarben zum Himmel sandte und weithin sichtbar war. Das Feuer scheint in dem Malzputzraum ausgebrochen zu sein, von wo es das Sudhaus mit den Gersten­böden und die Schrotanlage, sowie das Malz­dörrgebäude schnell ergriffen hat. In Folge ungenügenden Wasservorrats konnte nur das Hauptgebäude gerettet werden, während von dem Anbau innerhalb 3 Stunden der Dach­stock vollständig ab- und das Gebäude ganz ausgebrannt ist. Der Schaden an Gebäuden, Vorräten und Inventar ist sehr bedeutend.

Eins Daimler'sche Motorenspritze war bald zur Stelle und leistete gute Dienste.

Teinach, 7. Sept. Heute nacht 1 Uhr wurden wir durch Fcuerlärm aus dem Schlafe geweckt. Es brannte in der dem Posthalter Schröfel gehörigen oberen Mühle. Das Feuer griff so rasch um sich, daß in einem Augen­blick der ganze Dachstuhl in Flammen stand. Durch den großen Vorrat an Stroh und Ge­treide fand das Feuer reichliche Nahrung, und mächtige Feuersäulen stiegen zum Himmel em­por. An Mobiliar konnte nichts, an Getreide nur wenig gerettet werden. Pferde und Vieh konnten in Sicherheit gebracht werden. Von Anfang an mußte das Gebäude als verloren gelten und konnten sich die Feuerwehren nur darauf beschränken, die naheliegenden Gebäude des Badhotels und des Hotels zum Hirsch vor der ihnen drohenden Gefahr zu schützen. Der Abgebrannte ist schlecht versichert. Entstehunos- ursache nicht bekannt.

Tübingen. 8. Sept. DieN. Z." schreibt: Wir sind in der glücklichen Lage, über das Befinden des Professor Dr. Kü­bel, welcder in vergangener Woche einen Schlaganfall erlitt, eine Wendung zum Bessern melden zu können Das Sprechen geht jetzt leichter, wenn auch noch Schonung nötig ist. Das Bewußtsein war glücklicher­weise nie geschwunden. Ob der hochge­schätzte Lehrer im nächsten Semester seine Vorlesungen wird oufnehmen können, ist »och sehr fraglich.

Ulm, 6. Sept. Heute vormittag hat sich die Frau des Apothekers Jack zur Engel­apotheke aus einem Fenster ihres Hauses in den Hof hinabgestürzt und starb nach b/^ Stunden. Die Unglückliche litt seit längerer Zeit an Schwermut. In der der Brauerei zum goldenen Bock brach heute Mittag Feuer aus, welches großen Schaden an Gebäuden und Futtervorräten anrichtete.

Rundschau.

Pforzheim, 6. Sept. Die ordent­liche Hauptversammlung des Süddeutscher! Eisenbahnreformvercins wird in Baden abgehalten und zwar am Sonntag den 1. Okt. ds. Js. Der Verein will nun ins Auge fassen eine Herabsetzung der Tarife, ähnlich den Rückfahrkarten zwischen Mann­heim und Heidelberg, ferner die Einführung von Kilometerheften, von Abonnementskar­ten, ähnlich den jüngst in Belgien zur Ein­führung gelangien, Herabsetzung der Taxen für Kinderbillete, Ermäßigung der Paffa- gierguttaxen.

Mannheim, 7. Sept. Der Kaufmann Julius Köhler von Weinheim, der viele Ehren-

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ämter begleitete und Präsident des Militär- gauverbandes war, wurde von der Strafkam­mer wegen Blutschande zu 2 Jahren Zucht­haus und 3 Jahren Ehrenverlust verurteilt. Seine 19jährige Tochter erhielt 3 Monate Gefängnis.

Potsdam. Die Berliner Filiale der Elektrizitätswerke Schuckert u. Co. in Nürn­berg hat der Stadt Potsdam einen Vertrag über die Errichtung einer Zentrale zum elek­trischen Betrieb der Straßenbahn und Abgabe von elektrischem Strom für Licht und Kraft unterbreitet. Die Gesellschaft will sich auf 51 Jahre das alleinige Recht des elektrischen Betriebs in Potsdam sichern; nach Ablauf dieser Frist soll die gesamte Anlage der Stadt Potsdam kostenlos zufallen, die Letztere aber auch berechtigt sein, schon nach 16 Jahren das Werk käuflich zu erwerben.

Aus dem Ober-Elsaß, 4. September. In allen Kreisen ist das Aussehen der Wein­berge prächtig. An reifen Trauben fehlt es nirgens, selbst sonst in der Entwicklung zu­rückstehende Lagen zeigen solche in tadelloser Ausreifung. Jetzt kann man schon mit einiger Sicherheit von einem quantitativ hervorragen­den guten Herbstertrag reden; es müßten die Tage bis zur Lese völlig abnorm werden, sollten sich die Aussichten nicht erfüllen. Im Weinhandel darf man in allen Kreisen ein Aufleben des lange Zeit stockenden Absatzes verzeichnen. Zudem hat der 92er die auf ihn gesetzten Erwartungen erfüllt und zeigt sich als ein, wenn nicht hervorragendes, so doch recht hübsches, zartes, aus besseren Lagen blumiges Gewächs. Die Preise haben etwas angezogen.

Paris, 8. Sept. Nach Meldungen aus Rio de Janeiro wird eine Beschießung der Stadt durch das aufständische Geschwader be­fürchtet.

Kopenhagen, 7. Sept. Die Ver­lobung des russischen Thronfolgers mit der Prinzessin Sibylle von Hessen soll nach dem Ablauf der Hoftrauer in Fredensborg verkün­digt werden. (Die Prinzessin Sibylle ist eine Tochter des am 14. Okt. 1884 verstorbenen Landgrafen Friedrich von Hessen und der in Frankfurt lebenden Landgräfin Anna, geb. Prinzessin von Preußen. Die Prinzessin Si­bylle ist am 3. Juni 1877 zu Schloß Panker in Holstein geboren. Der älteste Bruder der­selben. Prinz Alexander, residiert in Philipps­ruhe bei Hanau.)

Moskau, 7. Sept. Nach demLokal­anzeiger" ist hier eine Verschwörung gegen den Zaren entdeckt worden. 85 Studenten,

8 Professoren und 5 Damen der Aristokratie seien verhaftet worden.