414
gesucht. Auf Fayal wurde» 13 Häuser zerstört, 2 Schiffe stud gescheitert, auf Tercewa sind 27 Häuser zerstör: worden und ein Schiff ist gescheitert, 2 Sckiffe werden vermißt, fünf Personen wurden getötet.
London, 2. Sept. Das Unterhaus nahm mit 301 gegen 267 Stimmen in dritter Lesung die Home-Rule-Vorlage an. Dem Ergebnis folgte der lebhafteste Beifall der Nationalisten und Radikalen, die sich von den Sitzen erhebend Hüte und Tücher schwenkten. Beim Verlassen des Unterhauses wurden Glad- stone und seine Frau von einer großen Volksmenge begeistert begrüßt. Das Oberhaus nahm in 1. Lesung die Vorlage ebenfalls an.
New-Dork, 31. Ang. Frau Fiske, eine Witwe, welche mit der „Campania" nach Boston gefahren ist, bat dem Standard zufolge, nachihrerAnkunftdaselbst der Polizei nntgeteilt, daß am Tage vorher aus ihrer Kajüte eine Tasche mit Geld und Juwele» im Werte von 4000 Lst. und einem Kreditbrief auf 20000 Lst. gestohlen worden sei.
Untkrhalikndks.
Das Musikkorps der Gardedragoner auf -er Bahnhofsdrücke bei Rixdorf.
Humoreske nach A- Schröder und Chr. Wild.
Im deutschen Wirtshause von Barta, dem Aufenthalte der Berliner und zuweilen auch der alten Nixdorfee böhmischen Brüdergemeinde, wurde jüngst bei Gelegenheit der Feier des kaiserlichen Geburtstages die schwierige Frage aufgestellt, warum die Garde- dragoner niemals auf der Eiseiibahnbnicke zwischen Rixdorf und Britz blasen.
Mancherlei Antworten wurden meist schüchtern vorgebracht. Ein alter Feldwebel, der vom Kriegerverein zu Schmiegel her vielerlei Kenntnisse mitgebracht hatte, meinte, das Faktum bedürfe überhaupt erst der sachlichen Beobachtung und Feststellung, eine Mißachtung der Rixdorfer Einwohner in der Nähe des berühmte» Galgens sei jedenfalls nicht anzunehmen, falls die Thatsache richtig sei. Vielleicht käme es daher, weil die Musiker Britz nicht als selbständigen Vorort oder mit ihrem Einzugsmarsch begrüßen wollten. Der Amtmann von der Hasenhaide behauptete, auf dem Platze um das Jahndenkmal herum dürfe nach einer alten Verordnung auch nie geblasen werden, und ein Dritter behauptete, man solle einmal nach dem cu- riosen Grunde die alten Ortssachverständi- gen anfragen; etwas Unpassendes könne man nicht darin finden, ob Jemand einen Marsch dem Galgen blase oder auf den neuen Bahnhof pfeife.
Endlich entschied der Wirt.
„Die Musikanten blasen überhaupt nicht auf der Bahnbrücke, die blasen ja auf der Trompete."
Au! Au! Ein Schriftsteller, der auch unter der kalauernden Gesellschaft war, machte sich eine Notiz und sandte sie wirklich an das „Neue Rixdorfer Tageblatt/ d-ssen Redakteur beschloß, gelegentlich einmal bei dem Herrn Obersten anzufragen.
So kam die bescheidene Anfrage samt dem Galgen wieder einmal ins Blatt. Der Oberst war sehr ärgerlich, als er in der Zeitung las: Anfrage I Kann jemand Aufschluß darüber geben, warum das Musikcorps der Gardedragoner auf der Rixdorfer Bahnhofbrücke niemals zu blasen pflegt? Antwort folgt in nächster Nummer.
Der Oberst stand auf und schellte. Jean kam herein.
„Sofort Staabstrompctcr holen. Kehrt! Marsch."
„Zu Befehl, Herr Oberst." Jean verschwand.
Der Oberst stieg in die Stiefel und zog sich rasch an. In einer Stunde war der Staabstrompeter da — vorschriftsmäßig i» Helm und Säbel. Der Oberst war erregt, der Trompeter betroffen.
„Lesen Sie hiennal; — Unangenehme Geschichte! Habe nicht gern mit Käseblatt Streit! — Also, warum blase» wir nie auf der Rixdorfer Brücke?"
„Ist mir noch nie aufgefallen — zu Befehl!"
„Was? fällt doch sckon im Publikum auf! Erklärung wünsche ich oder das Donnerweiter soll ihn frikassieren!"
„Z—Z—u Befehl I Wahrscheinlich können meine Leute dort nicht blase», weil die Brücke zu eng ist!" stammelte der Trompeter.
„So, — so! — Gut, werde in die Zeitung setzen lassen."
Der Oberst schelUe.
„Jean — gehe einmal nach Rixboif! Da wohnt so'n Redakteur — Sckroff heißt er! Herr Schroff möge so freundlich sein, mich mit seinem Besuche zu heehren!
Noch am selben Nachmittage trat Herr Schroff an.
Jean meldete: „Herr Oberst, der Minsche ist haußen, der sie besuchen sollte."
„Herein lassen —" befahl der Oberst.
— Schroff erschien.
„Habe ich die Ehre, den Herrn Oberst von Soundso zu sprechen?"
„Mein Name ist von Soundso."
„Mein Name ist Schroff, — Redakteur."
„Angenehm," sagte der Oberst. Bitte setzen Sie sich!"
Schroff blieb sieben.
„Ich habe da in Ihrem wertgeschätzten Blatt eine Anfrage gelesen, welche mich interessiert, da sie mein Regiment betrifft. Bitte setzen sie sich!"
Schroff verneigte sich lächelnd.
Der Oberst fuhr fort: „Verehrter Herr Schroff! Es handelt sich um Ihre Anfrage, warum meine Trompeter auf Ihrer Brücke niemals blasen. Bitte setzen sie sich."
Schroff schwieg -
„Da habe ich meinen Stabstrompeter vernommen — — der Grund ist einfach
— auf Ihrer Brücke ist es absolut unmöglich zu blasen; sie ist nämlich zu eng."
Der Redakteur vermochte nicht mehr an sich zu halten und platzte los:
„Verzeihen Sie, Herr Oberst, rringefallen, auch reingefullen I"
Verblüfft fuhr der Oberst fort: Wie? reingefalln?"
»Ja — ist ja nur ein ganz gewöhnlicher Kalauer!"
„Kalauer?" fragte von Soundso.
»Ja, Herr Oberst. Die Antwort steht morgen in meinem Käseblättle: „Die Trompeter blase» nicht auf der Rixdorfer Brücke, sondern auf der Trompete."
Der Oberst schnappte nach Luft. „So," sagte er, „dann hätten wir wohl nichts weiter zu besprechen."
Schroff verstand diesen Zaunpfahlwink und verduftete mit einem gemütlichen I „Hab' die Ehr."
,,'n Morgen!" rief ihm der Oberst nach.
Auf einmal wurde am Glockenzug gerissen
„Jean, Jean, sofort den Stabstrompeter rufen, sonst —"
Jean lief Trab, Trab zum Stabstrompeter.
Nach einer Viertelstunde erschien das Opfer beim Herrn Oberst.
„Kerl! Himnielschockschwereuot-das
ist arg. Er will mit ieinem Oberst Kalauer treiben! Sofort zum Arrest gemeldet! Drei Tage Mittelarrest I"
„Zu Befehl!,,
„'s Manlhalten! Kehrt! Marscb! Verfluchte Bagage!"
L o k cr L e s.
ä^/ilclbscl, 6. 8spt. dsstsrii ndsnd kauä eins tzsisuvhtunA dss HurplutMS mit 6on?srt dsr Lmrkapsils statt. Ilm ^Mrsiosiss Dndlikum hatts sich siisrai sinAstundsn und dsvmndsrts dis präosi- tiASn DiehtvsrrnsriMASv mit rvsiosisn das LadAsbäuds mit Ladsiotsi und Llusikpa- villon Assolrmüelrt avarsn. Dinsn dsson- dsrs prüehtiASU ^.nbiiok Hot das LZl. LadAkbäuds mit ssmsn un^übliASN brmt- kardiZsu Diässrn, rvsiosis in Assohmask- voiisr äiVsiss arrauZiort dis ^.rosiitsktomk dss Osbäudss Lur sobönstsn OlsItrmA braositsu. Dis gsdisFSirsn VorträZs dsr Lmrkapslis trugen vsssutliosi nur Ilrböh- uuA dss Dsmissss hsi. Das abAsbrauuts Dsusrrvsrk tand aÜASMsmsn Lsila.11 und sudsts mit dsu kunstvoll darZsstsli- tsu luitialisu d. d. LI. LI., übsrraAt von dsr rvürtt. lüroirs und ds^lsitst von dsu hsrrlishsu LdriuZsu dsr LömAssi^mns.
Wildbad, 4. Sept. Zu Nutz und Beruhigung der Vielen, welche an Genuß von Honig gewöhnt sind, aber an der diesjährigen meist dunklen Farbe desselben Anstoß nehmen, sei hier bemerkt, daß die kolossale Hitze dieses Sommers die Blüten der Pflanzen, aus welchen die Bienen den Honig ziehen, dunkler färbte und deshalb der Honig anck dunkler ist. Dafür ist derselbe um so süßer, und bei den fortwährend steigenden Zucker- und Butterpreisen könnte man die Verwendung des Honigs als Zugabe zum Brote nur empfehlen.
Ber mischt es.
— Der Obmann des Wiener Vegetarier- Vereins, Lehrer Ferdinand Herber, hat sich am Donnerstag in Folge Geistesstörung aus seiner Wohnung im dritten Stockwerk gestürzt und ist sogleich tot geblieben. Er hatte fast nur von ungekochter Nahrung gelebt, spiritistische Sitzungen abgehalten und Naturheilmethode geübt. Als er ein Geschwür durch vielstün- dige „Sonnenbäder" heilen wollte, bekam er Krämpfe und Tobsuchtsanfälle, und bei einem solchen Anfall beging er ven Selbstmord.
— Die Beamten der Eisenbahnen in den russischen Ostseeprovinzen müssen sich im nächsten Dezember einer Prüfung in der ruff. Sprache unterziehen. Diejenigen unter ihnen, die keine genügende Kenntnis der russ. Sprache ausweisen können, sollen ihrer Stellungen enthoben werden.
— Ein 107 Jahre alter Selbstmörder. Budapester Journale melden: In Kishalmagy wurde dieser Tage der hundertsiebenjährige Greis Nikolaus Makawecz als Leiche aufgefunden. Durch die Obduktion wurde ermittelt, daß der Greis infolge eines Leidens, das ihn seit Jahren plagte, freiwillig in den Tod gegangen war.