Herkommen. Am Montag Morgen regnete es, und als der Regen am Nachmittage auf­hörte, setzte ein furchtbarer Sturm ein, der 8 Stunden lang über die Stadt und Umge­bung fegte. 12 Schiffe schleppten ihren An­ker und gerieten in einen Sumpf; wieder andere wurden noch über den Morast geschleift und stranderen 3 Icm weit von ihrem Anker­plätze. Ein Eifenbahnzug mit leeren Wagen wurde in die Höhe gehoben und in einen be- nachtbarten Wald geschleudert. Selbst die Werften wurden durch Wind und Wogen zerschmettert. Kaum waren diese Nachrichten telegraphisch ermittelt worden, so brach der letzte Draht und dann hörte man mehrere Stunden lang nichts mehr aus Savannah. Nachdem der telegraphische Verkehr zum Teil wieder hergestellt war, erfuhr man, daß in der Stadt Savannah die Straßen fast unpa- sierbar sind. Haufen von herabgefallenen Ziegel­steinen Trümmern von Dächern und umge- wehte Telegraphenpfähle hemmen den Weg. Fast k ein Haus ist unbeschädigt. Längs der ganzen atlantischen Küste hat der Sturm große Verheerungen angerichtet und viele Schiffe sind gestrandet. Ein Teil dieses westindischen Sturmes tiaf gestern Abend Newyork. Wie der Heraid mitteilt, erreichte der Wind, der die ganze Nacht hindurch heulte, eine Ge­schwindigkeit von 86 üm per Stunde. Noch nicht vollendete Häuser in Brooklyn und be­nachbarten Städten stürzten zusammen; in Brooklyn allein 29! Selbst in Chicago ver­spürte man den Orkan.

Präsident Grant starb um Zungen­krebs, auch Präsicent Cleveland ist an diesem entsetzlichen Uebcl erkrankt. Vorerst soll noch keine Gefahr bestehen, doch ist es bekannt, daß die Krankheit zwar langsam aber sicher tötet.

Chicago, 31. Aug. Aug. Gestern vormittag hielt eine große Menge Arbeits­loser eine Versammlung am Seeufer. Da die Menge zu Ausschreitungen geneigt schien, wurden 1500 Schutzleute zur Ausrechterhal­tung der Ordnung herbeigerufen. 500 Ita­liener zogen vor das Geschäft Rizzari, Ge­wehre verlangend. Rizzari verweigerte die Herausgabe von Gewehren, die Italiener kehrten darauf ans Seeufer zurück, wo die Aufregung wuchs. Die Menge griff die Polizei an, die aber durch rasches Vorgehen die Menge zerstreute.

Vermischtes.

(Bestrafte Tierquälerei.) Ber­liner Blätter berichten: Zwei 10jährige Kna­ben machten sich an einem Tage der ver­gangenen Woche ein besonderes Vergnügen daraus, daß sie eine große Hauskatze mit Steinen bewarfen, auf sie Jagd machten und sie schließlich in eine Ecke Hineintrieben. Hier schlugen sie nun mit Stöcken nach ihr. Plötz­lich nahm das gequälte Tier einen Ansatz und sprang dem einen Knaben ins Gesicht. Dort biß sich das Tier so fest, daß es erst von einem dazu gekommenen Hausbewohner mit Gewalt entfernt werden mußte. Der Knab.', dem das ganze Gesicht von der wütenden Katze buchstäblich zerfetzt worden war, wurde nun zunächst nach der elterlichen Wohnung getragen und von dort auf Veranlassung des herbeigerufenen Arztes schleunigst nach dem Krankenhause geschafft, wo er bald darauf unter unsäglichen Qualen an hinzugetretener Blutvergiftung gestorben ist.

Die ehrsamen Benediktiner-Väter in Fecamp, bekannt durch ihren guten Likör, sind um die Früchte ihres Fleißes gebracht worden. Diebe erbrachen den feuerfesten Schrank und stahlen 250 000 Franken in Wertpapieren.

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Einen unerwartetenErfolg" fand, wie dieDeutsche V. Ztg." berichtet, kürzlich eine Vorstellung von SchillersRäubern" in einem kleinen Tiroler Städtchen. Waren da aus den Bergen zwei Burschen in die Stadt zurKumedi" gekommen, der Sixt und der Hartl (Sixtus und Leonhard), welche der Aufführung des Scbiller'scken Werkes mit gespanntester Aufmerksamkeit folgten. Dem Sixt hatte es besonders die Amalie angethan, die er mit seinen Blicken förmlich verschlang.Die Amalie ist a teuf­lisch sauberes Weibl," sagte er einmal zu seinem Nachbar,und i mein' völli, der bug­gelte Franz! lasset sie g'scheiter in Ruh', wen» i ihm hall gut zu Rat bin." Je mehr die Handlung fortschntt, desto erregier wurde Sixt. Seine Augen funkelten, und seine Fäuste ballten sich. Er vergaß, daß er im Theater war. Nun kam der 3. Akt Franz und Amalie fstanden sich auf der Bühne einander gegenüber, und oben auf der Gallerie hing Sixt mit dem halben Leibe vorqebeugt über die Brüstung.Verzeihe mir, Franz," sprach Amalie, ihn scheinbar umarmend und dann seinen Degen aus der Scheide reißend:Siehst Du, Bösewicht, was ich aus Dir machen kann!"Stich nit, Diandl," brüllte Sixt auf der Gallerie in höchster Wut,stich nit, Diandl! Lass' mi abi zu dem Himmel-Herrgotts buggelten Grashupfer, zu dem fuchseten! Macht's Platz!" drängte er die Nebenstehenden zur Seite:Der Soffenbrugger Sixt kommt! I werd's dem Sakra schon lernen, Diandlen fetteren und Leut' schinden I" Ein unbeschreib­licher Lärm entstand. Der Vorhang mußte fallen, der Regisseur war ratlos auf eine Nasenbank gesunken, die Leute pfiffen, schrien, johlten, und die beiden Burschen wurden verhaftet. Daraus ein jeder Mann ersieht, so fügt das Blatt hinzu, welchen Eindruck der göttliche Schiller auf die durch literatur­geschichtliche Vorbereitungen noch nicht ver­derbten Gemüter zu machen im Stande ist.

(Das erschossene Gespenst.) In Groß-Topolya in Ungarn machte sich der Insasse Johann Mumper wiederholt den Spaß," zu Mitternacht, mit einem weißen Leintuche angethan, in de» Gaffen des Dorfes alsGespenst" herumzuschleichen und die nächtlichen Passanten zu schrecken. Die Be­völkerung war durch diesenGeisterspuk" in heillose Angst versetzt, und nur einige von den Aufgeklärten, argwöhnten, daß Mumber seine Hand dabei im Spiele habe. Einer der letzteren, in dessen Familie ein Mädchen vor Schleck schwer erkrankt war, Peter Rempel, beschloß dem Gespenst heimzuleuchten. Derselbe stellte sich aus die Lauer, und als richtig gegen 12 Ubre hinter dem Kruzifix auf dem Dorfplatze dasGespenst" hervor­kam, feuerte er dagegen aus einer Pistole einen Schuß ab. Mit markerschütterndem Aufschrei fiel der Angeschossene zu Boden, und die herbeieilenden Leute fanden nur mehr die in einem blutgetränktenLeintuche daliegende Leiche des Johann Mumber.

Der englische Humorist Jerome K. Jerome veröffentlicht eine Satire über das Eisenkahnreisen in Deutschland, der das Fol­gende entnommen ist. Die absichtlichen Ueber- treibungen wird jeder Leser herausfinden: Wa..n immer ein deutscher Eisenbahn-Kon­dukteur sich vereinsamt fühlt und nicht weiß, was er mit sich anfangen soll, unternimmt er einen Rundgang im Zug nud läßt sich von den Passagieren ihre Billets zeigen, worauf er erheitert und erfrischt auf seiner Platz zu­rückkehrt. Aber zuweilen kann man doch nicht

den Wunsch unterdrücken, daß die deutschen Eisenbahnbeamten ihrer Leidenschaft für Billete einige Schranken setzen möchten. Selbst der gutherzigste Mensch wird es müde. Tag und Nacht seine Fahrkarten vorzuweisen, uud die Mittte einer beschwerlichen Reise ist nicht die richtige Zeit für einen Mann, zu einem Wag­gonfenster zu kommen und Fahrkarten zu be­augenscheinigen. Sie sind müde und schläf­rig. Sie wissen nicht, wo sie ihr Billet haben. Sie h ben cs sehr sorgfältig verwahrt, in der Meinung, daß sie es für Stunden nicht benötigen würden, und nun haben Sie es vergesse», wo es ist. In dem Nock, den Sie anhabm, sind 11 Taschen, und noch 5 m dem Ueberrock, der im Netz liegt. Vielleicht befindet es sich in einer dieser Taschen. Wenn nicht, so ist es möglicherweise in einem der Handkoffer, oder in Ihrem Taschenbuch oder in Ihrer Börse. Sie beginnen zu suchen. Sie stehen auf und schütteln sich. Sie be­fühlen sich über und über. Sie blicken im Verlaufe dieser Prozedur um sich, und der Anblick der neugierigen Gesichter, die Sie be­obachten, und des Mannes in Uniform mit den ernst auf Sie gerichteten Augen bringt Sie in Ihrem Zustande der Konfusion auf die plötzliche Idee, daß dies eine Gerichtssaal- sczene sei und daß Sie, wenn das Billei bei Ihnen gefunden wird, sicherlich mindestens 5 Jahre bekommen würden. . . . Sehr hübsch und praktisch sind die Waschvorrichtungen auf den Zügen der deutschen Eisenbahnen. Es ist schwierig, sich in diesen kleinen Zellen zu waschen, weil der Waggon so sehr schüttelt. Und wenn Sie ihre Hände und Ihren halben Kopf in das Lavoir gekriegt haben und nun unfähig sind, sich zu verteidigen, so benützen die Seitenwände des Raumes, die Wasser­kanne, die Seifenschale und andere Dinge Ihre Hilflosigkeit, um sie zu stoßen und zu puffen, so gut als sie es können; und wenn Sie den Seitenwänden, der Wafser- kanne, der Seifenschale und anderen Dingen ausweichen, so geht die Thür auf und gibt Ihnen von rückwärts einen Klaps. Schließ­lich brachte ich es aber doch zu Wege, mich über und über naß zu machen, und dann brauchte ich ein Handtuch. Aber hier gab es kein Handtuch. Das ist der Trick. Die große Idee der deutschen Elsenbahnautoritäten ist die, harmlose Paffagiere zu ködern, indem man sie mit Seife und Wasser und Lavoir versieht, und nachdem sie sich gehörig eingewässert ha­ben, dämmert es ihnen auf, daß kein Hand­tuch vorhanden ist. Das halten die deutschen Eisenbahnautoritäten dann für einen Spaß! Ich dachte an die Taschentücher in meinem Handkoffer,ich hätte aber, um sie zu holen, Cou­päs passieren müssen, in denen sich Damen befanden, und ich war noch in früher Mor­gentoilette. So war ich denn gezwungen, mich mit einer Zeitung abzutrocknen, die ich in meiner Tasche fand, und ich muß sagen, daß es kein unbefriedigenderes Ding zum Ab­trocknen gibt, als eine alte Zeitungsnummer. Als ich in meinen Waggon zurückkam, weckte ich Bill und überredete ihn, sich zu waschen. Und als ich aus der Entfernung den Worten lauschte, die er bei der Entdeckung, daß kein Handtuch da sei, von sich gab, entschwand sanft die Erinnerung än meine eigene Unbe­quemlichkeit.

(Sonntagsruhe.) Landwirt:Sehen Sie, dieses Huhn, legt mir jede Woche sechs Eier, früher sogar sieben!" Bekannter: Das war jedenfalls vor Einführung der Sonn­tagsruhe."

(BetrunkeneWespen.) Der eng­lische Spezialist Lawson Tatt aus Birmingham