hvonik.
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Urs. 102.
Samstag 2. September 1893.
29. taki'gang.
Sedan 1693.
Undwenn auch nichtmit festlichem Gepränge Wie's ehedem geschah, und mit Drom-
mettenschall
Wir Sedan feiern, und Kanonendonner Heut nicht mehr kündet unsrer Feinde Fall, Wenn auch bescheiden und in engen Grenzen Die Sedanfeier ab sich spielen mag,
Und wir nicht mehr in lauten Jubeltönen Begrüßen jenen sieggekrönten Tag, — Erinnerung wollen wir trotzdem bewahren, Der großen That vor 23 Jahren.
Wir wollen jene Stunden nie vergessen, Da uns auf blutgetränktem Feindesland Aus tausend Schmerzen und aus Todes-
wundcn
Ein einig deutsches Kaiserreich erstand. Und jener braven deutschen Heldensöhne, Die für das Vaterland ihr teures Blut Geopfert, wollen liebend wir gedenken, Und rühmend ehren ihren Heldenmut, Die für das Vaterland das Höchste hin-
gegeben,
Die ihren Sieg bezahlt mit ihrem Leben.
Denn wohl ist's angebracht, der Tapferkeit
zu denken,
Die Haus und Heerd geschirmt in schwerer
Zeit,
Gilt's doch vielleicht gar bald den Mut zu
zeigen
Dem drohenden Feinde wieder kampfbereit Sie rasseln längst schon mit den Waffen
wieder,
Die grimmenNachbarn all' in Ost' und West', Sie feiern, der Revanche voll im Herzen, Ihr unnatürliches Berbrüderungsfest. Drum heißt es immer auf der Wacht zu stehen, Der kommenden Zeitruhig in's Aug zu sehen
Auch heute hält am Sedanschlachteutage Germania die Wacht am deutschen Rhein, Und wenn sie ruft, dasBaterland zu schirmen, Dann wird ein Volk in Waffen Schützer sein. Dann wird sich die Begeisterung entflammen An jenem großen deutschen Waffentag, Da unserer Feinde Uebernmt gebrochen, Da ihre Herrlichkeit am Boden lag.
Dann wird ein neu' Geschlecht, das seiner großen Ahnen
Sich würdig zeigt, denWeg zumSiege bahnen.
Und wieder dann in deutscher Stämme
Mitte
Ein Kaiser Wilhelm steht, ein stolzer Held, Der, wie im Frieden er sein Volk geführet,! Es auch zum Siege führt im Schlachtenfeld.
Wenn einig sich um ihn die Deutschen
schaaren,
Dann drohtdem Reiche nimmermehr Gefahr, Und frei und hehr wird immer sich erheben. Des deutschen Reiches kaiserlicher Aar. So wird ein einig deutsches Volk zu allen
Zeiten
Der Feinde Schar ihr Sedan stets bereiten
Witr ttemberg.
Stuttgart, 31. Aug. (Beerdigung.) Die gestern Nachmittag auf dem Plagsried- Hofe stattgehabte Bestattung des in der Blüte der Jahre dahingerafften Wirtschaftsführers K. Fohmann zeigte, welcher Volkstümlichkeit sich der Verstorbene erfreut hatte. Eine ge- i wattige Menschenmenge umstand das offene Grab, Blumen ohne Zahl bedeckten den Sarg j und folgten demselben, gewidmet von Gesell« j schäften und Vereinen, so u. a. vom L>eder- ' kränze Stuttgart, von studentischen Verbindungen rc., welche der Künstler Fohmann j durch sein seelenvolles Spiel aus dem Waldhorn so oft entzückt hatte. Letzmals hat de>- sclbe vor kaum 4 Wochen im Licdeekranze gespielt, wo er noch mit jubelndem Beifalle überschüttet worden war. In Karl Fohmann, der auch den Feldzug 1870/71 mit Ehren mitgemacht, hatte das Andenken seines genialen Vaters, Hosmusikus Fohmann, den Sänger auf dem Waldhorn, fortgelebt; die Beliebtheit desselben war auf den Sohn übergegangen, der mit Erfolg bestrebt war, durch seine Liedervorträge den Namen Fohmann künstlerisch in Ehren zu halten. (M.)
Stuttgart, 27. Aug. Vom Württ. Schutzvcrcin für Handel und Gewerbe wird folgende Warnung erlassen: In hiesiger Stadt und auch auf dem Lande suchen 2 hier an- säßige Geschäftsleute in folgender Weise das Publikum zu beschwindeln. Es erscheint ein Herr in der Wohnung des bester situierten Publikums; er spricht in geheimnisvoller Art von dem gegenwärtigen schlechten Geschäftsgang, der ihn nötige, demnächst seinen Konkurs anzuzeigen, jedenfalls aber seien ziemlich große Warenvorräte um jeden Preis zu Geld zu machen. Wird hieraus der Besucher nicht sofort mit aller Energie abgcwiesen, so bringt er seinen bereitgehaltenen Pack hervor und breitet die darin enthaltenen Abschnitte von je 3'/« Meter, zu einem kompletten Herrenanzug paffend, aus und seine Redegewandtheit bringt mit wenigen Ausnahmen ein Geschäft fertig. Es sind Fälle bekannt, wo er erklärte, unter 3 Anzügen werde nicht abgegeben, und wo er den Stoff zu 1 Anzug zu 42 Mk. als weit unter dem Selbstkostenpreis anbot. Als ihm für einen einzelne» Anzug
unvorsichtiger Weise 25 Mk. geboten wurde, mußte der Bieter auch den einzelnen Anzug behalten, und war noch teuerer mit der Qualität daran, als im reellen Laden. Auf dem Lande werden ähnliche Angebote auch in Weißzeug rc. von den gleichen Herrn gemacht. Die Sache dauert schon 6 Monate und der Konkurs ist imm-r noch nicht angezeigt, vielmehr scheinen die Herren ein behagliches Düse!» zu fristen. Die Frage nach Namen und Adresse wurde von diesen Hausierern so beantwortet, daß man sie nicht verstehen konnte. Wer nicht betrogen sein will, weise den Haust rcrn energisch die Thüre!
Untertürkheim, 28. Aug. Großes Aufsehen erregt hier die Nachricht, daß ein junger hiesiger Lehrer seit längerer Zeit sich verschiedener Verbrechen (Z 174 Str.G.B.) schuldig gemacht habe, eine Nachricht, die geeignet ist, Eltern, deren Kinder bei dem betr. Lehrer in die Schule gingen, in nicht geringe Aufregung zu versetzen. Der Betreffende ist seit Mitte vor. Woche verschwunden.
U ntrrtürkheim, 30. Aug. Gestern abend 10 Uhr wurde auf dem hiesigen Bahnhof ein gut gekleideter Herr, der sich auf die Schienen gelegt hatte, vom Zuge überfahren und war sofort tor.
Lud wig sdurg, 29. Aug. Nachdem Regierungspräsident v. Häberlen mit dem 1. Aug. von seinem hief. Amt zurückgetreten ist und die Vorstandsstelle der württ. Alters- u. J»validitätsversich?rungs-Aristatt übernommen bat, ist mit der stellvertretenden Führung der Vorstandsstelle der hiesigen Kreisregierung Oberreg.-Rat Holland betraut worden. Regierungspräsident v. Riekert befindet sich gegenwärtig in Urlaub und wird Mitte Sept. die Leitung der Kreisregierung endgiltig übernehmen.
Ludwigsburg, 29. Aug. Oberst v. Sautter, der frühere, mehrjährige Kommandeur des gelben Manenregimenls, ist am letzten Sonntag in Riva am Gardasee, wo er bei einem Freunde zu Besuch war, gestorben. Sautter gehörte seit 1863 dem württember- gischen Heere als tüchtiger und schneidiger Neiterosfizier an. Als solcher hat er die beiden Kriege von 1866 und 1870/71 mitgemacht. Im Winter dieses Jahres nötigte ihn ein schweres Herzleiden, seinen Abschied zu nehmen, der ihm unter Verleihung des Ehrenritterkreuzes des Kronordens huldvollst erteilt wurde.
Murr Hardt, 29. Aug. Gestern abend wollte der Fuhrmann Sch. einen durch seine exaltierten Streiche in der ganzen Umgehend bekannte» Schneider, der des Gute» zu viel gethan hatte, aus einem Wirishauslokol hinaus-