40L

Grade für militärische Hebungen. Mit Ver­wunderung werden so schreibt dieM. Mg. Ztg." die zum erstenmal« zur Ver-! Wendung gelangenden Civilfahrer in Uniform! betrachtet. Dieselben benützen ihre eigenen Fuhrwerke und Pferde und tragen eine Art von Uniform mit weißer gestempelter Binde auf dem rechten Oberam. Es sind Fuhrleute aus dem Elsaß und Baden, welche für den Geschütztransport vertragsmäßig bestellt sind und außer freiem Quartier und Verpflegung pro Tag 14 Mk. für Wagen und 3 Pferde erhalten.

Königsberg, 26. Aug. Die russischen Grenzwachen an der oflpreußischen Grenze werden Heuer zum ersten Male zu den Herbstmanövern herangezoqe» und während der Uebungszeit durch Dragoner ersetzt.

Luxemburg, 27 Aug. In dem Nach­barort Hesperingen ist durch eine Explosion die Kunstmühle Tesch cingestürzt und in Brand geraten. Die Arbeiter wurden verschüttet. Die Garnison rückte zur Hilfeleistung aus. Die Explosion war vermutlich durch Mehl­staub veranlaßt. Die Dächer des ganzen Häuserviertels wurden abgehoben. 9 Ar­beiter sind verwundet, darunter 3 lebensge­fährlich. 1 Arbeiter wird vermißt. Die Feuersbrunst dauerte am Abend noch fort Der Schaden beträgt 800 000 Fr.

Montpellier, 28. Aug. Während der Messe in der Kirche Saint Anne erschoß eine 60jährige Dame mit 4 Revolverschüffen den allgemein geachteten Notar Jean. Die Mörderin verweigerte jede Aufklärung. Es wird angenommen, daß der Notar der Mör­derin die Herausgabe des Geldes verweigerte, das jene als Eigentum beanspruchte.

Norderney, 28. Aug. Die Königin Charlotte von Württemberg nebst Gefolge ist soeben um 10 Uhr vormittags bei schönstem Wetter mit dem Regierungsdampfer nach vier­wöchigem Aufenhalt von hier abgereist. Zur Verabschiedung der Königin, deren Aussehen ein vortreffliches ist, hatten sich an Bord des Dampfers eingefunden der Badkommifsär v. Oeynhausen und Badeinspektor Gemberg, die ihr ein prachtvolles Bouquet von Marschall- Niel-Rosen überreichten. Die Königin reist zunächst zum Besuch des Grafen Bentheim nach Burgstein bei Hannover und trifft auf Marienwahl am 1. oder 2. Sept. ein. Dem gestrigen interessanten Wettrennen und Trab­fahren am Strande der hiesigen Insel, das veranstaltet war vom Oldenburger Rennverein, wohnte auch die Königin mit den Hofdamen und dem Oberhofmeister Frhrn. v. Reitzenstein an.

Aus Newyork, 24. Aug. wird über den erwähnten Wirbelsturm gemeldet: Gestern Abend ging ein von Westindien kommender Wirbelwind über Newyork. Der Orkan war von Regen begleitet, der so heftig war (3,82 Zoll), wie er auf dem hiesigen meteorologi­schen Bureau noch nie verzeichnet worden ist. Die Bai von Newyork war voller Schiffe, als der Sturm herankam und alles flüchtete stromaufwärts, so daß die Bai heute Morgen vereinsamt aussah. Ueber 50 unterseeische Kabel der Western-Union-Telegraphengesellschast sind zerrissen worden, und auch der an den oberirdischen Telegraphenleitungen angerichtete Schaden ist sehr bedeutend. In der Stadt Newyork wurden Bäume entwurzelt und eine Menge Fenster vom Sturm eingeschlagen. Der FischerschunerMary Kelly" ging heute Mor­gen auf der Höhe von Asbury Park unter, wobei 4 Mann ertranken.

Chicago, 25. Aug. Ein großes Feuer brach gestern Abend in dem südlichen Teile

!der Stadt aus. 250 hölzerne Gebäude und anvere Baulichkeiten wurden vernichtet. Zwei Personen kamen in den Flammen um, mehrere andere wurden verletzt und einige 1000 Men­schen sind obdachlos geworden. Der Schaden wird auf 1000000 Doll geschätzt. Das zer­störte Eigentum schließt die großen Kohlen­docks, die der Sunday Creek-Kohlengesellschaft gehört, und Becks Bauholzhöfe ein.

NntrrhattrnLts.

An den Unrechten gekommen

Humoreskevon Th. Müller-P latteusteiuer

(Schluß.)

(Nachdruck verboten.)

Nun denken Sir aber mal von meinen damaligen Mitkameraden, den Einjährigen, die mit mir abdienten, ist nicht einer hier geblieben wenn nun diese verfluchten Geschichten jetzt, wo ich Stadtverordneter brn und sonst noch ein halbes Schock Ehren­ämter auf dem Buckel habe, bekannt würden, wenn z. B. der alte Duseke, das Waschweib, so etwas erführe, wie mich der aufzöge . . . wie meine Frau den Respekt, den sie in so hohem Grade vor mir hat ..."

Na, da wird das Beste sein, Sie bieten dem von Ihnen so sebr verkannten Stande, den Sie ja gerade während des Feldzuges von einer Seite kcnnen gelernt haben müssen, an der nichts zu tadeln ist, die Hand zur Versöhnung?"

Ich kann aber doch so mir nichts dir nichts von meinem Prinzip . . .

Ach was. sagte der Lieutenant, sprang auf, schnallte sich den Säbel um, nahm den Helm, stellte sich vor den Rentier hin und sagte dann sehr ernst:Verehrter Herr Moser, ich erlaube mir hiemit um die Hand Ihrer Fräulein Tochter in aller Form an­zuhalten."

Moser sah sich den Lieutenant ganz per­plex an, als dieser aber in seinem Ernste verrharrte und er sich die jugendfrische, elastische Gestalt prüfend betrachtete, konnte er im Grunde seines Heizens dem Töchter- chen daheim nicht so unrecht geben aber er hatte doch noch eine Frage:

Sagen Sie doch mal Herr Lieutenant, Sie sprachen vorhin von Ihrer schriftstelle­rischen Thätigkeit, für was schreiben Sie denn eigentlich?"

Für militärische Fachblätter, Herr Mo­ser."

Wohl so kleine, hübsche Landwehrarli­kelchen, wie?" meinte Moser lauernd.

Nein, nein," entgegnete von Armin laut lachend,ich habe es nur mit der Tech­nik meiner Waffe zu thun ..."

So, das läßt sich eher Hören, dann," der Rentier erhob sich schwerfällig,sind Sie mir als Schwiegersohn willkommen . . . der Klügere giebt nach," setzte er vergnügt hinzu,denn den Teufelsjungen brächte ich doch nicht mehr los und so hat's doch den Anschein, als ob ich mir die Sache einfach anders überlegt hätte I"

Verehrter Herr Moser, bester Papa!" jubelte der Lieutenant,wollen wir diese glückliche Nachricht nicht gleich nach Hause, das beißt, in Ihr Haus tragen?"

Immer sachte," meinte aber der Rentier,mir ist von dem vielen Sprechen die Kehle trocken geworden, jetzt gehn wir erst mal zu Sander und trinken eine Pulle Sekt da sitzt das alte Weib, der Duseke,

dem Vertrauen wir unser Geheimnis da findet's sicher rasche Verbreitung."Ja, ja, ja, famose Idee; na, so kommen Sie."

Der arme Lieutenant mußte seine ge­schlagenen zwei Stunde» bei Sander unter den alten Hechten aushalten dann aber fuhren sie in einer Droschke zu Moser. Den Empfangach den erklärenden ersten Worten kann man sich denken mögen sich ihn die freundlichen Leser ausmalen!-

Frau Moser suchte nach ein paar Mo­naten mittelst Annonce eine zuverlässige Köchin für das Brautpaar d:e erste, die sich meldete, war ein hübsches blühendes Mäd­chen mitGrüaberln" in den Wangen und wir dürfen verraten, daß August, der Bursche des Lieutenants von Armin, nach Jahr und Tag dieses Mädchen mit dengrüaberln- behaftete» Wangen" auf sein kleines Land­gütchen heimführte.

Vermischtes.

Vaihingen a. E., 13. Aug. Der Magazinier eines hiesigen Geschäfts verzehrte nach dem Nachtesse« in einer Wirtschaft 15 Hühnereier in rohem Zustande und rühmte sich, er würde mit Leichtigkeit weitere 15 Stück austrinken. Gewiß eine starke, wenn auch nicht gerade schöne Leistung.

In Ren chen sollte dieser Tage eine Trauung stattfinden, die jedoch dadurch ver­hindert wurde, daß sich 2 Tage vorher der Storch zum Besuch einstellte und dem Braut­paar ein Zwillingspärchen verehrte.

Epp in gen, 22. Aug. Hier pasfirte folgendes lustige Manövcrstückiein. Ist da ein Tambour des Mannheimer Grenadier-Re­giments bei zwei nicht mehr der Jugend ange- hörizen Wittfrauen einquartirt. Wie es nun die Manöver-Ordnung vorschreibt, ist das Quartier eines Spielmanns durch eine« Strohkranz kennt­lich zu machen und unterließ es verjünge Vater­landsverteidiger nicht, dieser Vorschrift pünktlich nachzukommen. Die beiden Witwen glaubten nun, der Soldat treibe einen Scherz mit ihnen und hatten nichts Eiligeres zu thun, als das Symbol zu entfernen, indem sie unserem Vaterlands­verteidiger bedeuteten, sie brauchten keinen Jungfernkran; vor ihrem Hause, denn sie würden doch nicht mehr heirathen und von Soldaten ließen sie sich noch lange nicht utzen.

(Der Unteroffizier als Lehrer.) DasMilitär-Wochenblatt" hatte vorgeschlagen, ausgediente Unteroffiziere als Volksschullehrer zu verwenden. Nun entrollt ein Leser dieser Notiz ein Bild der Zukunfts-Schule, welches wir unverkürzt wiedergeben. Unteroffizier a. D. (tritt in die Schulstube. Der erste der Klasse kommandiert!Stillgeseffen!") Donnerwetter! Wer hat denn da noch mit die Füße zu scharren? Wenn Stillschweigen kommandiert wird, habt ihr die Beene über­haupt als überflüssig zu betrachten, ihr habt euch zu benehmen, als wenn ihr die Beene zu Hause gelaffen habt. Schulze, du Esel

-Stockschwerenot, wenn ichEsel"

sage, hast du aufzustehen! Warum klapperst Du noch mit den Augen. Die Augen sind ruhig zu halten, weil sie später für den Mili­tärdienst notwendig sind. Schmidt, wo blieben wir in den vorigen Stunden stehen?" Schmidt:Bei das Pferd." Unteroffizier: Richtig. Wodurch zeichnet sich das Perd aus?" Schmidt:Marr kann's effe." Unter­offizier:Schafskopp! Dadurch, daß es zu die Kavallerie gehört. Was ist das Pferd?" Schmidt:Es ißt Heu und Hafer." Unter­offizier:Setze Dir als Letzten, Du Karnikel.